Wir müssen den Strom- und Wasserverbrauch vervielfachen
Von Dr. Kelvin Kemm
Dr. Kelvin Kemm ist Kernphysiker und ehemaliger Vorsitzender
der South African Nuclear Energy Corporation. Im zweiten Abschnitt der
Konferenz zum Oasenplan am 13. April sagte er folgendes. (Übersetzung aus dem
Englischen, die Zwischenüberschriften wurden hinzugefügt.)
Wenn es etwas gibt, das über viele Jahrhunderte hinweg politische Konflikte
überdauert hat, dann ist es die Wissenschaft. Wissenschaftler, die in Zeiten
von Konflikten weiter miteinander reden, sind sehr wichtig.
Wir müssen uns jetzt etwas ansehen, nämlich die direkte Korrelation
zwischen dem BIP eines Landes und seinem Stromverbrauch. Es gibt ein recht
bekanntes Diagramm in der Wirtschaftswissenschaft, das belegt, daß es eine
ganz direkte Korrelation gibt – eine gerade Linie. Es gibt keine Länder, die
nicht auf dieser Linie oder mindestens nahe an ihr liegen. Wenn man das
Einkommen eines Menschen verdoppeln will, dann muß man den Stromverbrauch des
Landes verdoppeln. Punktum. Niemand verdient Geld ohne Strom, er ist das
Lebenselixier eines Landes. Es ist das Lebenselixier, das alles am Laufen
hält. Genauso wie Ihr ganzer Körper nicht mehr funktioniert, Leber, Magen und
alles andere, wenn Ihr Herz aufhört zu schlagen, genauso geht ein Land
zugrunde, wenn dort der Strom ausfällt.
Die Technik an sich verändert die Menschheit. Es kommen nicht nur neue
Geräte auf den Markt, Küchenmaschinen, Mikrowellenherde usw., es werden auch
immer mehr Menschen durch Dinge wie Facebook, E-Mail, das Internet usw.
individuell beeinflußt. So können Menschen, die noch vor ein paar Jahren im
Hintergrund standen, jetzt weltweit bekannt werden, indem sie ins Internet
gehen, usw.
Aber das geht jetzt noch weiter. Elon Musk hat zum Beispiel Tausende von
Starlink-Satelliten gestartet. Starlink-Satelliten werden es den Menschen
ermöglichen, direkt im Internet zu kommunizieren, ohne über einen lokalen
Dienstanbieter zu gehen, was bedeutet, daß man nicht durch die Politik seines
Landes eingeschränkt wird – es sei denn, diese beschließt, die Übertragung zu
blockieren, was passieren kann.
Es bekommen also immer mehr Menschen immer mehr individuellen Einfluß. Das
hat eine gute Seite, aber leider gibt es, wie so oft, auch eine schlechte
Seite. Denn, ob es uns gefällt oder nicht, jede Gesellschaft braucht sozialen
Zusammenhalt und soziale Disziplin.
Es gibt jetzt Teenager, die in T-Shirts herumlaufen, auf denen steht „No
Rules“ – „keine Regeln“. Das macht sich großartig, wenn man sagt, „ich mache
einfach mein eigenes Ding, ich halte mich nicht an die Regeln der
Gesellschaft“, als junger Mensch fühlt es sich gut an, diese Meinung zu
haben.
Aber leider funktioniert die Gesellschaft nicht so. Helga (Zepp-LaRouche)
hat uns vorhin gesagt, daß die Linksgrünen in Deutschland sehr diktatorisch
geworden ist. Einige dieser Linken sagen, sie hätten eine Version der
Gesellschaft, die wie diese „freie Version“ der Gesellschaft ist, ohne Regeln
usw. Sie sind der Meinung, daß das die beste Gesellschaft ist. Aber dann
kommen sie an und sagen: „Jetzt werdet ihr tun, was wir sagen. Ihr werdet euer
Leben so führen, wie wir es sagen.“ So machen sie daraus ihre Regeln, die sie
allen anderen aufzwingen.
Das ist sehr besorgniserregend. Es verletzt die Freiheit der anderen, die
nicht mitmachen wollen. Meiner Meinung nach ist das eine Kraft in der Welt,
die im Moment sehr besorgniserregend ist. Ich denke, daß einige der Kommentare
von Lyndon LaRouche, die wir vorhin gesehen haben, direkt darauf
zutreffen.
Diese Leute kommen an und sagen, ihr Plan für das Leben sei es, daß wir
„einfach leben“. Der einzelne soll nicht mehr durch Kapitalismus usw. mächtig
werden. Jeder soll ein einfaches Leben haben. Aber man kann die Gesellschaft
nicht mit Solarzellen auf jedem Dach betreiben. Man kann einen elektrischen
Zug nicht über Hunderte von Kilometern mit Solarzellen betreiben. Es ist ja
schön und gut, wenn man ein Solarpanel hat, das einem hilft, seine
Stromrechnung zu senken. Aber mit Solarzellen und Windkraft kann man keine
Länder versorgen. Man kann die Menschen nicht zu diesem sogenannten einfachen
Leben zwingen.
Was also passiert, ist, daß dieses linke Element diese Gesellschaft ohne
Regeln haben will, aber unter der Annahme, daß alles weiter funktioniert: Die
Straßen sollen funktionieren, die Eisenbahnen, die Telefonverbindungen, das
Fernsehen würde weiter funktionieren. Dies und das, alles soll funktionieren,
aber es soll keine Regeln geben.
Nachfrage nach Elektrizität und Wasser wird weiter wachsen
So funktioniert es aber leider nicht. Schauen Sie sich zwei der kritischen
Dinge an, über die wir gesprochen haben: Strom und Wasser. Strom und Wasser
sind in unserer modernen Welt sozusagen zu einer Verlängerung der
grundlegenden Menschenrechte geworden. Es kann kein Recht in dem Sinne sein,
daß niemand dafür bezahlen muß, aber Strom und Wasser sind lebenswichtig.
Dabei muß man beachten, daß die Gesamtmenge an Wasser auf der Erde
feststeht. Es wird kein Wasser verbraucht und kein Wasser hinzugefügt, was die
Anzahl der Moleküle auf dem Planeten angeht. Was passiert, ist, daß wir sie
umher bewegen. Mutter Natur wird die Niederschlagsmenge auf dem Planeten nicht
verdoppeln. Niederschlag ist Wasser, das verdunstet, in die Luft aufsteigt,
Wolken bildet, sich in eine bestimmte Richtung bewegt und dann wieder
herunterkommt.
Aber wenn man sich die wachsende Gesellschaft anschaut, nimmt nicht nur die
Bevölkerung des Planeten stark zu, es erwarten auch immer mehr Menschen, daß
ihre Häuser mit Strom und Wasser versorgt werden usw. Wir müssen uns also
darüber im klaren sein, daß wir große Steigerungen brauchen. Wenn man sich den
Anstieg der Elektrizität ansieht, hat sich der weltweite Stromverbrauch in den
letzten 25 Jahren verdoppelt. Und es gibt keinen Grund anzunehmen, daß er sich
in den nächsten 25 Jahren nicht wieder verdoppelt. Ich glaube sogar, daß es
viel schneller gehen wird; ich denke, daß er sich in 20 Jahren oder früher
verdoppeln wird, weil es immer mehr elektrische Geräte gibt und viele Menschen
Stromanschluß bekommen. Es ist bekannt, daß es in Afrika immer noch etwa 600
Millionen Menschen gibt, die keinen Stromanschluß haben. Sie wünschen sich
Elektrizität. Wir müssen also mit einem Anstieg des Stromverbrauchs um 100%
rechnen. Und wenn das erreicht ist, wird es weitere 100% geben, und danach
weitere 100%.
Diese phantasievollen Vorstellungen, daß jeder Solarpaneele auf dem Dach
hat und sich dann alles irgendwie stabilisiert, um angeblich den Planeten zu
retten, und daß es keine weitere Industrialisierung geben wird usw., sind
schlicht und einfach Unsinn. Wir müssen den Stromverbrauch verdoppeln, also
müssen wir auch die Stromerzeugung verdoppeln.
Das gleiche gilt für Wasser. Der Wasserverbrauch auf unserem Planeten wird
sich verdoppeln und dann nochmals verdoppeln. Aber Mutter Natur wird nicht
mehr Wasser produzieren. So wird Wasser zu einem Problem der Elektrizität, zu
einem Energieproblem. Wir müssen das Wasser viel mehr transportieren, also
brauchen wir viel mehr Entsalzung, wir brauchen viel mehr Pumpen, Kanäle und
alle möglichen wissenschaftlichen Methoden, um das Wasser zu
transportieren.
Mein Vorredner hat sehr eloquent über die Situation der Wasserverteilung in
der Nahost-Region gesprochen – einige haben dort mehr als andere, usw. Was wir
tun müssen, ist nun, mehr Wasser aus dem Meer zu holen, es zu entsalzen, es
auf das Land zu bringen und es umzuleiten und zu recyceln. Das ist also eine
technologische Frage.
Um auf meinen Ausgangspunkt zurückzukommen: Wissenschaft und Technik sind
tendenziell immer mehr gewesen als Funktionen der Politik. Wir brauchen das.
Wenn man sich die Konflikte auf der Welt ansieht, und wie viele Menschen
sterben, dann ist das Traurige, daß die Menschen, die sterben, nicht
diejenigen sind, die den Konflikt ausgelöst haben. Sie sind das Kanonenfutter,
das dort geopfert wird – junge Männer, Frauen, Kinder –, nachdem die Kämpfe
begonnen haben.
Wir brauchen also eine Gesellschaft, in der es Regeln gibt und eine
Struktur. Wir dürfen nicht zulassen, daß diese extremen Linksgrünen
daherkommen und so viel Schaden anrichten, wie sie es jetzt tun. Wir müssen
den Stromverbrauch verdoppeln und den Wasserverbrauch verdoppeln. Und das
bedeutet Dinge wie Entsalzung in großem Maßstab.
Die notwendige technische Zusammenarbeit
Ich denke, es ist daher auch sehr wichtig, daß es eine starke technische
Zusammenarbeit zwischen den Ländern gibt. Wenn wir diese großen Wasserprojekte
umsetzen wollen, dann kann das nicht nur innerhalb der politischen Grenzen
eines Landes geschehen. Man muß in der Lage sein, Wasser aus dem Meer durch
ein Entsalzungssystem zu leiten, das weit vom Ursprungsort entfernt ist.
Wir in Südafrika haben uns mit diesen Herausforderungen befaßt. Wir haben
hier in Pretoria einen kleinen modularen Kernreaktor entwickelt. Südafrika war
das erste Land der Welt, das mit der Entwicklung eines kommerziellen kleinen
modularen Reaktors (SMR) begonnen hat. Wir haben jetzt einen einsatzbereiten
Reaktor, der 100 MW Wärme oder 35 MW Strom erzeugt.
Damit ändert sich die Psychologie, wie die Energie genutzt werden kann. Die
kleinen modularen Reaktoren können im Besitz eines Staates, aber auch einer
Gemeinde oder einzelner Unternehmen sein, wie Bergbauunternehmen oder
landwirtschaftliche Genossenschaften. Es ist nicht mehr notwendig, daß die
Stromversorgung dem Staat untersteht. Man braucht kein nationales Stromnetz
mehr. Einen kleinen modularen Reaktor kann man überall aufstellen, wo man
möchte. In Afrika kann man weit weg von den vorhandenen Übertragungsleitungen
einen Kernreaktor aufstellen, mit einem Netz mit 2-3 km Durchmesser, das
völlig unabhängig vom nationalen Netz ist. Wir müssen uns also mit einer
völlig anderen Art der Energieversorgung befassen.
Ähnlich verhält es sich mit Dingen wie dem Transport von Wasser, der
Entsalzung von Wasser und dem Pumpen von Wasser über sehr weite Strecken. All
das ist technisch machbar.
Hier in Südafrika ist es jedes Jahr ein bißchen ein Glücksspiel, wie beim
Roulette im Kasino, ob wir eine gute Maisernte haben werden oder nicht. Wenn
der Regen zur richtigen Zeit kommt, die richtige Menge Wasser über die
richtige Anzahl von Tagen, dann gibt es eine reiche Maisernte, und wir
exportieren Mais in die ganze Welt und verdienen etwas daran. Im nächsten Jahr
kommt das Wasser nicht zur richtigen Zeit, dann gibt es eine Maisknappheit und
wir müssen ihn importieren. Das ist alles nur wegen des Regens. Wenn wir das
Wasser dorthin pumpen und die Wasserversorgung jedes Jahr garantieren könnten,
dann gäbe es jedes Jahr eine reiche Maisernte, und wir würden viel mehr Mais
produzieren, um viel mehr Menschen zu ernähren.
Wir haben hier Pipelines, die Benzin und Diesel von der Küste bis hierher,
wo ich lebe, nach Pretoria pumpen. Als das vor Jahren vorgeschlagen wurde, war
das eine ziemlich erstaunliche Sache – die Entfernung beträgt 600 km. Sie
füllen Benzin in die Pipeline und pumpen es ins Landesinnere. Und ob Sie es
glauben oder nicht, sie setzen ein Trennstück in die Pipeline, dieses
Metallteil läuft mit entlang, und direkt dahinter wird Diesel eingefüllt, und
danach, gleich hinter einem weiteren Trennstück, wird eine andere Benzinsorte
eingefüllt. Das Benzin und der Diesel fließen alle durch die 600 km lange
Pipeline und kommen in der Region Johannesburg-Pretoria wieder heraus. Wenn
wir Benzin und Diesel über 600 km durch dieselbe Pipeline pumpen können, dann
gibt es keinen Grund, warum wir nicht auch Wasser über große Entfernungen von
einem Entsalzungspunkt zu dem Ort pumpen können, an dem es benötigt wird.
Entscheidend ist, wie wir technische Zusammenarbeit erreichen und wie wir
Dinge wie unsere kleinen modularen Reaktoren in weiten Gebieten einsetzen
können. Ich könnte hier stundenlang weitermachen, aber das werde ich nicht
tun. Wir würden zum Beispiel in ganz Afrika kleine modulare Reaktoren in jedem
Land einsetzen.
Aber um einen Kernreaktor zu betreiben, muß man mit der Internationalen
Atomenergiebehörde zusammenarbeiten; man braucht eine nationale
Atomaufsichtsbehörde. Südafrika hat eine der ältesten nationalen
Atomaufsichtsbehörden der Welt; sie ist jetzt 40 Jahre alt. Man kann nicht von
jedem Land erwarten, daß es eine hochentwickelte Atomaufsichtsbehörde
entwickelt, um einen Atomreaktor besitzen zu können.
Deshalb haben wir ins Auge gefaßt, alle diese Reaktoren sozusagen über das
Internet miteinander zu verbinden. Von einem zentralen Kontrollpunkt aus kann
man dann eine ganze Reihe von Reaktoren in verschiedenen Ländern sehen. Man
kann die Drücke und die Durchflußraten beobachten, man kann viele Dinge tun
und eine ganze Reihe von Kooperationen eingehen. Wenn etwas schief geht,
können die Aufsichtsbeamten in ein Flugzeug steigen, das dann schnell mit
Geigerzählern und ähnlichem zur Überprüfung dorthin fliegt.
Diese technische Zusammenarbeit ist notwendig, um den Menschen einen guten
Lebensstandard zu ermöglichen. Denn wie ich bereits sagte, hängt das
BIP-Wachstum direkt mit der Elektrizität zusammen, die wiederum eine
Technologie ist.
Deshalb müssen wir irgendwie über dieses politische Gezänk an den Grenzen
hinwegkommen und versuchen, einen höheren Intellekt zu finden, der sich damit
befaßt, wie wir die moderne Technologie im Makromaßstab einsetzen, und das auf
eine insgesamt viel kooperativere Art und Weise. Dabei müssen wir bedenken,
daß der einzelne jetzt immer mehr Macht hat, z.B. die Möglichkeit, über die
Starlink-Satelliten u.ä. direkt ins Internet zu gehen. Immer mehr
Einzelpersonen bekommen Möglichkeiten, die sie vor ein paar Jahrzehnten noch
nicht hatten.
Der Nachteil dabei ist, daß auch immer mehr dieser Menschen von der
extremen Linken oder den radikalen Grünen, über die wir gerade gesprochen
haben, ihre Fantasiepläne umsetzen können, die nicht funktionieren werden. Wir
brauchen realistische Menschen, die in der Lage sind, die richtigen
Rahmenbedingungen zu schaffen, damit wir mit Hilfe der Technik das Beste für
die Menschheit erreichen können.
Ich denke, das ist alles möglich, aber es ist eine intellektuelle
Herausforderung, eine ziemlich große Herausforderung für alle Beteiligten.
Aber ich bin sicher, daß es mit dem richtigen Blickwinkel möglich ist, das
Problem zu lösen. Ich danke Ihnen.
|