Bevor ich auf einige Besonderheiten der physischen wirtschaftlichen
Entwicklung der Region eingehe und darlege, wie eine Perspektive, die diesen
Ansatz einbezieht, das Potential für Frieden und breitere politische Erfolge
verändert, möchte ich an einige allgemeine Gedanken aus der vorangegangenen
Sitzung anknüpfen. Die wenigen Elemente des Hintergrundes, die ich hervorheben
möchte, sind:
Der dritte Aspekt, den ich nur kurz erwähnen möchte, ist die Rolle
Großbritanniens bei der Einleitung dieses Konflikts. (Auch dieser Aspekt wurde
in der ersten Sitzung ausführlicher behandelt.) Denken Sie an die britische
Operation „teile und herrsche“ – Menschen gegeneinander aufbringen. Die Briten
haben viel Erfahrung mit der Kolonisierung großer Teile der Welt, und ein
wesentlicher Aspekt ihres Erfolges dabei war es, dafür zu sorgen, daß lokale
Gruppen sich gegenseitig bekämpften, statt gegen die Briten zu kämpfen.
Ich glaube, das spielt auch heute noch eine Rolle, wo es in Israel und
Palästina viel Haß gibt – das ist nicht die einzige Emotion, aber er ist
sicherlich vorhanden. Ich denke, wir müssen diejenigen ins Visier nehmen, die
dieses ganze Spiel inszenieren, bei dem man die Menschen in der Region wie
Schachfiguren benutzt.
Wir brauchen also eine politische Lösung. Wir brauchen Frieden. Und wir
müssen auch mehr darüber reden, welche Zukunftsperspektive einen solchen
Frieden tatsächlich möglich macht, und dabei alles zusammenbringen: die
politischen Diskussionen, die militärischen Diskussionen, die wirtschaftlichen
Diskussionen, die Diskussionen über Entwicklung.
Der letzte wichtige Aspekt, den ich in diesem Zusammenhang ansprechen
möchte, ist die chinesische Belt and Road-Initiative („Gürtel und Straße“,
BRI) und im weiteren Sinne die wachsende weltweite Rolle der BRICS-Staaten und
ihrer Institutionen, wie zum Beispiel der Neuen Entwicklungsbank (NDB). Die
Tatsache, daß wir uns in einem internationalen Umfeld befinden, in dem es
mehrere Finanzierungsquellen für Projekte wie dieses gibt, nicht mehr nur die
Weltbank, verändert meiner Meinung nach wirklich das Potential dessen, was
erreicht werden kann.
Die Bedeutung des Menschen
Beginnen wir mit einem Blick von oben herab: Was bedeutet es, ein Mensch zu
sein? Ich möchte mit einem kurzen Zitat von Albert Einstein beginnen. Er
sagte: „Das ewig Unbegreifliche an der Welt ist ihre Begreiflichkeit.“
Was hat er damit gemeint? In gewissem Sinne sind wir so sehr an die Idee
der menschlichen Vernunft gewöhnt – und daran, daß wir, anders als die Tiere,
unser Verhältnis zur Natur verändert haben –, daß wir manchmal vergessen, was
für ein gewaltiges Wunder es ist, daß diese Gedanken, die wir in unserem Geist
haben, physische Macht über die Welt um uns herum haben und unser Verhältnis
zu ihr sich durch sie ihr verändern läßt. Das ist eine sehr tiefgründige
Überlegung.
Ich möchte dazu auch ein Zitat von Lyndon LaRouche vorlesen. Es stammt aus
einem Aufsatz von 1995 mit dem Titel What is God, that Man is in his
Image („Was ist Gott, wenn der Mensch sein Ebenbild ist“):
„Jeder Mensch ist mit einem intellektuellen Potential ausgestattet, das
kein Tier hat, mit der Macht, sich nicht nur Naturzustände vorzustellen, die
es im Universum noch nie gegeben hat, sondern diese Ideen auch dem Universum
unter bestimmten Bedingungen allgemein wirksam aufzuzwingen. Die Voraussetzung
dafür ist, daß diese Vorstellungskraft mit der universellen Gesetzmäßigkeit in
Einklang gebracht wird. Die so definierte Kreativität stellt den Intellekt des
einzelnen Menschen dar, der nach dem Bild des wirksam schöpferischen
Intellekts Gottes geschaffen wurde... Auf diese Weise ist man in der Lage,
unter den eigenen wirksamen Formen intellektueller Zustände eine Qualität zu
erkennen, die ein Abbild Gottes ist.“
LaRouche setzte diese Sichtweise in seinem Buch Es gibt keine Grenzen
des Wachstums um, das eine Antwort auf die Veröffentlichung des Club of
Rome Die Grenzen des Wachstums war.
Der Club of Rome hatte gesagt, die Menschheit sei praktisch dem Untergang
geweiht, egal was wir tun, weil uns entweder die Ressourcen ausgehen oder uns
die Umweltverschmutzung überwältigt, oder riesige Menschenmassen, die
nirgendwo leben können. Die Lösung, die der Club of Rome vorschlug, bestand
darin, die Wachstumsraten zu verringern, die Bevölkerung zu reduzieren und den
Lebensstandard zu senken, um diese „unvermeidliche“ Katastrophe
hinauszuzögern.
LaRouche sagte: Vergessen Sie das! Das ist der falsche Ansatz. Die einzigen
Grenzen des Wachstums sind die, die wir uns selbst auferlegen. Die Grenzen,
denen die Menschheit gegenübersteht, sind in gewisser Weise Naturgesetze, vor
allem aber die Grenzen unseres unvollkommenen Wissens über diese Naturgesetze.
Wir schaffen Ressourcen – Tiere nutzen Ressourcen. Wir nutzen Ressourcen, aber
wir schaffen sie auch, darin sind wir grundlegend anders.
Diese Auffassung vom Unterschied zwischen Mensch und Natur wird heute in
der Herangehensweise an die Ökologie und verwandte Themen völlig auf den Kopf
gestellt. Es gibt eine axiomatische Annahme, wonach das ganz falsch ist, wenn
wir so etwas tun – daß es eine Art Sünde ist, unsere Fähigkeiten zu nutzen, um
die Natur zu verändern. Es sei besser, die Natur in Ruhe zu lassen, ohne daß
wir eingreifen.
Grüne Idiotie
Ich zeige Ihnen dazu einen kurzen Videoclip von Lyndon LaRouche, der sich
zu dieser Sichtweise äußert.
„Lyndon LaRouche: Alle Grünen, die sich als Wissenschaftler
ausgeben, müssen aus dem Beruf ausgeschlossen werden, weil sie einen Betrug
begehen. Jeder Grüne, der sagt, er sei Wissenschaftler, begeht allein schon
dadurch einen Betrug.
Ross: Wir wissen, daß es eine Grundlage für die Wissenschaft gibt,
die menschliche Entwicklung einschließen muß. Wenn man das also ausschließt
oder sagt, das sei etwas Böses, dann kann man kein Wissenschaftler sein.
LaRouche: Nein, das ist man nicht. So jemand ist ein Schwindler. Wer
an die grüne Politik glaubt, der ist als Wissenschaftler ein Fälscher. Jeder,
der an die grüne Politik glaubt, ist ein Schwindler, wenn er behauptet,
wissenschaftliche Fähigkeiten zu haben. Wenn sie sagen wollen, daß sie dumm
sind, dann sagt ihnen: „Gut, Sie sind dumm, das ist wahr.“
Creighton Jones: Sie behaupten, daß sie versuchen, die Existenz in
einem Universum aufrechtzuerhalten und fortzusetzen, obwohl sie leugnen, daß
es darin ein Prinzip der fortdauernden Existenz gibt.
LaRouche: Das ist alles Unsinn; das ist einfach nur Geschwätz. Es
ist nicht wahr, wahrlich nicht. Zu jedem solchen Professor muß man sagen: ,Sie
sind ein Idioten-Professor. Sie haben eine Professur für Idiotie…‘“
Die grüne Ideologie ist ein echtes Hindernis für die Verwirklichung des
Oasenplans und die Art von Entwicklung, für die er steht. Das sollte man im
Hinterkopf behalten.
Sprechen wir nun ein wenig mehr darüber, was die menschliche Gattung
einzigartig macht. Tiere machen manchmal Dinge, von denen Sie vielleicht
gehört haben, daß nur Menschen sie tun, wie zum Beispiel Werkzeuge benutzen.
Ein Affe benutzt einen Stock, um Käfer zu sammeln; ein Otter knackt Muscheln
an seiner Brust mit einem Stein. Tiere benutzen zwar Werkzeuge, aber nicht so
wie wir.
Das Besondere der menschlichen Gattung kommt sehr deutlich in der
griechischen Geschichte von Prometheus zum Ausdruck, der dem Menschen das
Feuer bringt. Aischylos erzählt diese Geschichte in einer Trilogie von
Theaterstücken, von denen nur das erste erhalten ist. In diesem ersten Stück
erzählt Aischylos, wie Prometheus das Feuer vom Himmel holte und es den
Menschen schenkte, und was Prometheus sonst noch getan hat, damit der Mensch
sich von den Tieren unterscheidet. Prometheus sagt:
„…Doch hört, was meine Schuld
An den Menschen ist, die, Träumer sonst und stumpfen Sinns,
Des Geistes mächtig und bewußt ich werden ließ!
Nicht einer Schuld zu zeihn die Menschen, sag ich das,
Nur um die Wohltat meiner Gabe darzutun.
Denn sonst mit offnen Augen sehend sahn sie nicht,
Es hörte nichts ihr Hören, ähnlich eines Traums
Gestalten mischten und verwirrten fort und fort
Sie alles blindlings…
Von keinem Merkmal wußten sie für Winters Nahn
Noch für den blumenduftgen Frühling, für den Herbst,
Den erntereichen; sonder Einsicht griffen sie
Alljedes Ding an, bis ich ihnen deutete
Der Sterne Aufgang und verhülltren Niedergang;
Die Zahlen, aller Wissenschaften trefflichste,
Der Schrift Gebrauch erfand ich und die Erinnerung,
Die sagenkundige Amme aller Musenkunst.
Dann spannt ins Zugjoch ich zum erstenmal den Ur…“
Prometheus erklärt, daß er durch seine Gabe des Feuers – seine Gabe des
Wissens – die Fähigkeiten der Menschheit verändert hat.
Infrastruktur und neue Arten von „Feuer“
Ich möchte kurz darauf eingehen, welche Formen des Feuers wir Menschen
verwendet haben.
Als erstes unterschied sich die Menschheit von den Tieren dadurch, daß sie
einfaches Holzfeuer benutzte. Das ermöglicht uns verschiedene Dinge: es
ermöglicht uns, Essen zu kochen, wodurch es besser schmeckt und uns nicht
umbringt; es ermöglicht uns, Materialien zu bearbeiten; und es hilft, uns vor
Tieren zu schützen, indem es sie vertreibt – um nur einige Beispiele zu
nennen.
Die wichtigste nächsthöhere Form des Feuers war die Entwicklung der
Holzkohle. Holzkohle wurde hergestellt, indem man große Holzstapel nahm, sie
mit Erde bedeckte und sie dann verbrannte. Was kam dabei heraus? Holzkohle.
Was konnte man mit Holzkohle machen? Man konnte sie verbrennen, und sie
erzeugte viel weniger Rauch als Holz; sie hatte eine höhere Energiedichte und
lieferte genügend Wärme und Energie, um uns den Einstieg in die Welt der
Metallurgie zu ermöglichen.
Abb. 1: Mithilfe von Holzkohle kann man aus Malachit (rechts) Kupfer (links) gewinnen.
Auf Abbildung 1 ist das grüne Gestein auf der rechten Seite ein
Mineral namens Malachit, auf der linken Seite sehen Sie einen kleinen Klumpen
Kupfer. Dieses Kupfer wurde aus einem Stück dieses Malachits hergestellt.
Kohle ermöglicht es uns, mehr Elemente des Periodensystems zu verwenden, und
verschafft uns mehr Möglichkeiten.
Indem wir von Bäumen auf Kohle umgestiegen sind, konnten wir enorme Mengen
an Energie freisetzen. Dampfmaschinen veränderten die Produktion, indem sie
Waren, die zuvor nur für wenige erhältlich gewesen waren, für die breite Masse
verfügbar machten. Und die Kohle veränderte unser Gefühl für Entfernungen,
Raum und Zeit, indem sie den Antrieb von Zügen ermöglichte, die riesige
Entfernungen überwinden und Gemeinschaften, Menschen, Güter, Ressourcen und
Zwischenprodukte näher zueinander bringen konnten, was die Produktionsweise in
einer Region völlig veränderte.
Eine der höchsten Formen des Feuers, die wir heute nutzen, ist das
elektrische Feuer. Mit ihm können wir Dinge tun, die mit einer Dampfmaschine
nicht möglich wären. Man kann Maschinen zur Metallbearbeitung mit einer
mechanischen Dampfmaschine antreiben, aber mit einem Laser erzielt man viel
bessere Wirkung.
Die höchste Form des Feuers ist die nukleare. Die Verbrennung eines
Moleküls Methan erzeugt acht Energieeinheiten. Vergleichen Sie das mit der
Kombination von Deuterium und Tritium in einer Kernfusionsreaktion. Dabei
werden über 14 Millionen Energieeinheiten erzeugt, also über eine Million
Mal mehr Energie. Das ist die Kraft des Atomkerns.
Das Konzept, das Lyndon LaRouche verwendet, um dies zusammenzufassen, nennt
er „Energieflußdichte“. Das ist nicht dasselbe wie der Energiefluß selbst, die
transportierte Energie; LaRouche sagt, entscheidend sei nicht nur die Menge
der Energie, sondern ihre Qualität.
Abb. 2: Energie- und Stromverbrauch in China in kWh (1985-2020)
Obere Kurve: Energieverbrauch pro Kopf, untere Kurve Stromverbrauch pro
Kopf.
Quelle: U.S. Energy Information Administration (2023); Energy Institute,
Statistical Review of World Energy (2023); Bevölkerungszahl: verschiedene
Quellen, 2023)
Ich veranschauliche dies mit zwei Diagrammen über Chinas Entwicklung
(Abbildung 2).
Die obere Kurve zeigt den Energieverbrauch aller Energieformen pro Person
in China. Sie können sehen, daß im Zeitraum von 1985 bis 2022 ein enormer
Anstieg zu verzeichnen ist, es hat sich in diesem Zeitraum mehr als
verfünffacht.
Die untere Kurve zeigt speziell den Stromverbrauch pro Person in China.
Elektrizität ist eine Teilmenge der Gesamtenergie. Bei der Elektrizität ist
ein noch stärkerer Anstieg zu verzeichnen.
Kombiniert man diese beiden, so sieht man, daß der Anteil der elektrischen
Energie am Gesamtenergieverbrauch in China von etwa 5-6% auf 20% gestiegen
ist. Die Art der genutzten Energie ist von höherer Natur.
Dies ist von entscheidender Bedeutung für die Möglichkeiten, die uns die
Energie bietet, und wir werden von anderen Rednern hören, welche Auswirkungen
der Besitz leistungsstarker Energiequellen auf das Wasser hat.
Abb. 3: Produktion von gebundenem Stickstoff, weltweit (blau-grüne Kurve) und in den USA (rote Kurve)
Nehmen wir als Beispiel für die Materialproduktion den Stickstoff
(Abbildung 3). Durch den Einsatz des energieintensiven
Haber-Bosch-Verfahrens können wir Stickstoff – den das Leben braucht und der
einen Großteil der Atmosphäre ausmacht – in eine organische Form umwandeln.
Das können wir viel besser als die Biosphäre allein.
Ein weiteres Beispiel dafür ist die Aluminiumproduktion, die im letzten
Jahrhundert um mehr als 3800% gestiegen ist. Wie war das möglich? Sie
erfordert enorme Mengen an Elektrizität, und wir verändern damit unsere
Beziehung zu Materialien.
Soviel allgemein zum Konzept der Infrastruktur. Hier ist noch ein Zitat von
Lyndon LaRouche aus dem Jahr 2010:
„Der Mensch als Schöpfer nach dem Ebenbild des großen Schöpfers drückt sich
darin aus, daß die Menschheit die ,künstlichen Umgebungen‘ schafft, die wir
manchmal ,Infrastruktur‘ nennen.“
Diese Infrastruktur nimmt verschiedene Formen an. Die Verkehrsinfrastruktur
verändert unsere räumlichen Beziehungen. Die Infrastruktur eines Energienetzes
und dessen Verfügbarkeit und Beständigkeit verändern völlig die Art der
Produktionsprozesse, die man durchführen kann. Sie verändert völlig, welche
Art von Fabrik man errichten und erwarten kann, daß sie einen
wirtschaftlichen, physischen Gewinn abwirft. Wir schaffen auch künstliche oder
synthetische Umgebungen auf soziale Weise. Schaffen wir ein Umfeld, in dem
Frieden möglich ist? Schaffen wir ein Umfeld, in dem ein höherer
Lebensstandard erreicht werden kann, der eine wachsende Bevölkerung reichlich
ernähren kann?
Der Fall Südwestasien
© CC/Jacques Descloitres (links), Israeli Meteorological Service (rechts)
Abb. 4 (oben): Satellitenaufnahme von Israel und Palästina, 2003. Die satte
Grünfärbung Israels zeigt, daß dort viel mehr Wasser zur Bewässerung in der
Landwirtschaft eingesetzt wird als in den besetzten Gebieten.
Abb. 5 (unten): Durchschnittliche jährliche Niederschläge (1981-2010, in
mm) in verschiedenen Regionen Israels und der Palästinensischen Behörde.
Wenden wir uns nun Südwestasien zu. Hier sehen Sie eine Karte von
Israel und Palästina, (Abbildung 4). Sie stammt direkt aus Google Earth
oder einem vergleichbaren Produkt und ist nicht retuschiert. Wenn Sie einen
Blick darauf werfen, werden Sie feststellen, daß der Gazastreifen und das
Westjordanland im Vergleich zu den israelisch verwalteten Gebieten direkt
daneben nicht so grün aussehen. Das ist keine Einbildung. Das Wasser und die
Wasserknappheit sind in diesem Gebiet ein gewaltiger Faktor.
Betrachtet man den Wasserverbrauch pro Person, so zeigt sich eine enorme
Diskrepanz zwischen Israelis, denen 247 Liter pro Person und Tag zur Verfügung
stehen (einschließlich der Siedler im Westjordanland), und Palästinensern im
Westjordanland mit 82,4 Litern. Palästinenser im Westjordanland, die nicht an
das Wassernetz angeschlossen sind, haben einen individuellen Tagesverbrauch
von nur 26 Litern. Dies liegt weit unter dem von der
Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Minimum. Wie kann es eine
Zweistaatenlösung geben, wenn ein Staat wegen Wassermangels nicht lebensfähig
ist?
Dies ist eine Karte der Niederschlagsmenge (Abbildung 5). Ich möchte
anmerken: Wenn ich diese Karte verwende, will ich damit die Golanhöhen nicht
als Teil Israels anerkennen; die Statistiken stammen einfach von dort. Sie
können sehen, daß es im Norden regnet, im Süden jedoch nur sehr wenig.
Betrachtet man die Menge an sogenanntem „natürlichem“ Wasser, die den
Menschen in der Region zur Verfügung steht, so stellt man fest, daß die Türkei
(4500 m³), der Irak (4400 m³) und der Libanon (3000 m³) über eine Wassermenge
verfügen, die von den weltweiten Behörden als ausreichend angesehen wird.
Syrien (1300 m³) und Ägypten (1200 m³) verfügen über weit weniger, etwa das
Doppelte dessen, was als Untergrenze für die Wasserversorgung pro Person
angesehen wird. Das Schlußlicht bilden Israel (300 m³), Jordanien (300 m³) und
die Palästinensische Autonomiebehörde (160 m³), deren Wassermenge unter oder
sogar weit unter dem erforderlichen Niveau liegt.
Was wäre also zu tun? Was man tun, um aus dieser wasserarmen Region ein
Land des Überflusses, einen Brotkorb zu machen? Und wie wird das die Politik
verändern?
© CC/NielsF
Abb. 6: Das Einzugsgebiet des Jordan (oben),
Abb. 7: Die nationale Hauptwasserleitung Israels (unten).
Dies ist eine Karte des Einzugsgebiets des Jordan (Abbildung 6). Die
helleren Bereiche, ein Flußeinzugsgebiet, zeigen an, aus welchem Gebiet Regen,
der dort fällt, in einem bestimmten Fluß landet. Sie können östlich des Sees
von Galiläa im Norden den Jarmuk und andere Flüsse in Syrien sehen.
Israels Sorge ist, daß diese Flüsse aufgestaut werden könnten und das
Wasser nie den See Genezareth erreicht. Das Wasser könnte dann nicht in
Israels nationales Wasserversorgungsnetz gelangen, das Wasser aus dem See
Genezareth entnimmt.
Die Frage der Golanhöhen ist also nicht nur eine politische Frage. Es geht
nicht nur um die Höhen und den Abschuß von Raketen aus einem bestimmten
Gebiet, es geht auch um Wasser. Wie könnte die Lösung des Territorialstreits
auf dem Golan erleichtert werden, wenn es nicht ein so großes Risiko für
Israel gäbe, ohne die Kontrolle über die Golanhöhen den Zugang zu Wasser zu
verlieren?
Dies ist eine Karte der nationalen Hauptwasserleitung Israels (Abbildung
7). Das Wasser kommt aus dem Norden vom See Genezareth, und wird dann
durch Kanäle, Tunnel usw. in den Süden geleitet. Wie Sie sehen können, teilt
es sich im linken Bildbereich in mehrere Zweige. Dieses Wasser ermöglicht zu
einem großen Teil die landwirtschaftliche Produktivität Israels. Israel nutzt
sein Wasser auch sehr intensiv, indem es Tröpfchen-Bewässerung und andere
Technologien einsetzt, um das Beste aus jedem Tropfen Wasser herauszuholen.
Israel hat auch Entsalzungsanlagen gebaut. Insgesamt reicht die israelische
Produktion von entsalztem Meerwasser aus, um den größten Teil des Trinkwassers
in den israelischen Städten zu liefern, sie macht bereits ein Viertel des
israelischen Wasserverbrauchs aus. Das verringert zwar den Druck auf den
nationalen Wasserversorger und den See Genezareth, aber die derzeitigen
Entsalzungskapazitäten reichen für die Aufgaben nicht aus.
© EIR
Abb. 8: Im Oasenplan vorgeschlagene Infrastrukturprojekte zur Verbesserung
der Wasserversorgung und zur Erschließung und Einbindung der Region in das
globale Infrastrukturnetz der Weltlandbrücke.
Was wäre, wenn diese Produktionszahl höher wäre? Was würde sich dadurch für
das Wasser verändern, das den anderen Ländern in der Region zur Verfügung
steht?
Seit Jahrzehnten macht man sich Gedanken über den Ausbau der
Wasserressourcen in der Region – darunter natürlich auch Lyndon LaRouche mit
dem Oasenplan aus den 1970er Jahren (Abbildung 8). Es gibt verschiedene
Vorschläge für Kanäle, die das Mittelmeer entweder direkt mit dem Toten Meer
verbinden oder weiter flußaufwärts entlang des Jordan den Zufluß zum Toten
Meer zu erhöhen, was den gleichen Effekt hätte. Es gibt auch Vorschläge für
eine Wasserleitung vom Roten Meer durch Jordanien hinauf zum Toten Meer. Ich
werde nur wenig dazu sagen, ich weiß, daß wir in diesem Gremium einen Experten
[William DeOreo] haben, der viel mehr dazu sagen kann.
Einer der Vorschläge ist eine direkte Verbindung vom Mittelmeer im Westen
zum Toten Meer im Osten. Bei diesem Szenario würde man den erheblichen
Höhenunterschied zum Toten Meer nutzen und dort ein Wasserkraftwerk bauen.
Ähnlich gibt es einen Vorschlag für eine Route vom Roten Meer zum Toten
Meer, die durch das Königreich Jordanien führt. Dazu würde man Wasser aus dem
Golf von Akaba, dem Roten Meer, pumpen. Man pumpt es aufwärts und entsalzt es,
um neue Gemeinden in diesem Gebiet mit Wasser zu versorgen. Durch die
Entsalzung entsteht Süßwasser, aber man muß auch etwas mit dem Salz machen.
Dabei entstehen keine Salzblöcke, sondern sehr salzhaltiges Wasser. Wir würden
dieses stark salzhaltige Wasser getrennt halten, es nicht wieder
hineinmischen. Wir können es zum Toten Meer bringen, dem das zusätzliche Salz
nichts ausmacht.
Auf dem Weg des Wassers zum Toten Meer kann man mehr entsalzen, mit
Wasserversorgung bis nach Amman in Jordanien, einer Stadt, die unter
erheblicher Wasserknappheit leidet. Während die Sole und das zusätzliche
Wasser ins Tote Meer fließen, wird Strom erzeugt. Die notwendige Energiemenge,
um den Durchfluß des Jordan zu verdoppeln und die Wasserversorgung der
Menschen in dieser Region drastisch zu verbessern, ist eigentlich gar nicht so
groß.
Ich möchte noch ein Wort dazu sagen, was der Oasenplan nicht ist.
Einer der Vorschläge für diese Region war der sog. Ben-Gurion-Kanal. Das
sollte eine schiffbare Wasserstraße sein, die das Mittelmeer mit dem Roten
Meer verbindet, mit anderen Worten, eine Alternative zum Suez-Kanal. Das ist
nicht das, was wir vorschlagen. Der Suezkanal hat genügend Kapazität für die
Schiffahrt. Uns geht es hier um das Wasser.
Ein höheres Konzept von Frieden
Nimmt man all dies zusammen mit den geplanten Eisenbahnlinien und anderen
Verkehrsverbindungen und denkt an die weitere Region in einem Rahmen wie der
Gürtel- und Straßeninitiative, dann sehen wir einen Teil der Welt, der ein
natürlicher Knotenpunkt der Konnektivität ist. Hier treffen die Kontinente
zusammen: Europa, Asien, Afrika. Es ist ein fantastischer Standort. Mit
ausreichend Wasser, einer friedlichen Entwicklung und Transportmöglichkeiten
würde dieses Gebiet wirklich blühen und gedeihen.
© Wikimedia Commons/cc-by-sa 3.0
Abb. 9: Ländergrenzen in Deutschland zur Zeit des Westfälischen Friedens.
Die Beendigung des Dreißigjährigen Krieges gelang durch ein höheres Konzept
des Friedens.
Das letzte Thema, das ich ansprechen möchte, ist der Westfälische Frieden,
der zum Abschluß des Dreißigjährigen Krieges von 1618 bis 1648
unterzeichnet wurde. Dies ist eine Karte des Heiligen Römischen Reiches zu
dieser Zeit – eine sehr komplexe politische Situation (Abbildung 9).
Wenn Sie dachten, Sie hätten schon einmal schwierige Ländergrenzen
gesehen, dann schauen Sie sich diese hier an. Diskontinuierlich, ein Chaos,
nicht wahr? Eine Menge Schwierigkeiten. In diesem Krieg sind acht
Millionen Menschen umgekommen. Der Krieg wurde zum großen Teil
zwischen Protestanten und Katholiken ausgetragen. In vielen Gebieten
wurde mehr als ein Drittel der Bevölkerung, in einigen sogar zwei Drittel und
mehr ausgelöscht.
Wie wurden diese Kämpfe beendet? Der Westfälische Frieden verfolgte einen
zukunftsorientierten Ansatz. Ich möchte zum Abschluß dieses Vortrags einige
Zitate aus diesem Vertrag vorlesen, weil ich denke, daß sie für unsere
heutigen Bedürfnisse relevant sind.
Aus Artikel I des Westfälischen Friedens:
„Es soll dieser [Friede] aufrichtig und ernstlich eingehalten und beachtet
werden, auf daß jeder Teil des anderen Nutzen, Ehre und Vorteil fördere…“
Jede Seite soll zum Nutzen der anderen Seite handeln; Wohlwollen.
Und aus Artikel II:
„Beide Seiten gewähren einander immerwährendes Vergessen und Amnestie
(perpetua oblivio et amnestia) alles dessen, was seit Beginn der
Kriegshandlungen an irgendeinem Ort und auf irgendeine Weise von dem einen
oder anderen Teil, hüben wie drüben, in feindlicher Absicht begangen worden
ist… Vielmehr sollen alle insgesamt und einzeln auf beiden Seiten – sowohl vor
dem Kriege als auch im Kriege – mit Worten, Schriften oder Taten zugefügten
Beleidigungen, Gewalttaten, feindselige Handlungen, Schäden und Unkosten ohne
Ansehen der Person oder Sachen in der Weise gänzlich gegeneinander aufgehoben
sein, auf daß alles, was dieserhalb die eine von der anderen Partei fordern
könnte, immerwährendem Vergessen anheimgegeben sei.“
Ich schließe mit einem kurzen Zitat von Lyndon LaRouche aus dem Jahr 1979.
Er sagte:
„Das einzig Menschliche ist, dem Leben und Leiden der Toten einen Sinn zu
geben. Nicht nur durch die Schaffung von Frieden im Nahen Osten, sondern durch
die Schaffung der Grundlage für einen Frieden, der dem Leben der gegenwärtigen
und zukünftigen Generationen der Palästinenser und anderer Araber einen Sinn
gibt, und damit dem heiligen Leben der Toten einen Sinn und eine Erfüllung.“
Das gilt natürlich auch für die Israelis.
Fragen Sie sich: Wie verändert eine zukunftsorientierte Politik, bei der
die Wasserknappheit mit einer internationalen Perspektive der regionalen und
globalen Entwicklung überwunden wird, das politische Umfeld? Welche Art von
Frieden kann erreicht werden?