5% des BIP für die Rüstungskonzerne
Eine Umverteilung des nationalen Reichtums – eine Überforderung der
Gesellschaft?
Von Achim Bonatz
Achim Bonatz ist Vizepräsident des Ostdeutschen Kuratorium von
Verbänden (OKV). In der internationalen Konferenz „Der Mensch ist nicht des
Menschen Wolf!“, die am 12.-13. Juli stattfand und vom Schiller-Institut, dem
OKV und der Académie de Géopolitique de Paris in Berlin veranstaltet wurde,
hielt Bonatz den folgenden Vortrag.
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bedanke mich bei Frau Zepp LaRouche, daß ich vor diesem Gremium im Rahmen
der Konferenz des Schiller-Instituts meine Gedanken zur kommerziellen Seite von
Kriegen äußern darf, und habe als Einstieg das Zitat von Friedrich Schiller (in
„Demetrius, Fragment“, 1804/1805) gewählt: „Der beste Kaufmann ist der Krieg.
Er macht aus Eisen Gold.“
Dabei beziehe ich mich auf den jüngsten NATO-Gipfel vom 25. Juni 2025. Dieser
entschied, vorbei an den nationalen Parlamenten, 5% des BIP der NATO-Staaten für
die Rüstung auszugeben. Mein Mathematiklehrer in der Abiturzeit meinte des
öfteren, man darf nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Dies wird hier bewußt zur
Täuschung der Bevölkerung getan: 5% des Bruttoinlandsproduktes machen fast 50%
des Staatshaushaltes eines Staates aus. Damit wird massiver Zwang ausgeübt, alle
anderen Haushaltsposten, besonders die Sozialausgaben für die Bevölkerung, zu
kürzen.
Um dem Bürger das Geld abzupressen, bedarf es einer Begründung. Das sind die
äußeren Feinde. Im konkreten Fall wird Rußland genannt, welches 2028/29 die
NATO-Staaten angreifen wolle.
Dazu zitiere ich Carl Peter Fröhling (geb. 1933, deutscher Philosoph):
„Machtgier und Furcht waren zu allen Zeiten die Totengräber der Freiheit und
damit auch des Friedens.“
In Deutschland betrug 2024 das BIP 4,31 Billionen Euro. 5% davon sind 215
Milliarden Euro, zu denen sich Deutschland verpflichtet hat, innerhalb eines
einzigen Jahres für Kriegsrüstung auszugeben. Jedes Jahr!
Wie groß war 2024 der Staatshaushalt Deutschlands, aus dem das zu begleichen
ist? Der Staatshaushalt betrug 476,8 Milliarden Euro.
Der Staatshaushalt 2025 ist bisher noch nicht beschlossen.
In meinem zweiten Studium, welches ich als Diplomkaufmann mit magnum cum
laude abschloß, habe ich die Korrelationen zwischen BIP, Staatshaushalt und
den sich ändernden Rahmenbedingungen (innerhalb des Staates z.B. durch
gesetzliche Rahmenbedingen, Steuern, Steuererleichterungen, bewußte Steuerung
der Teuerungsraten, etc. sowie den äußeren, wie Forderungsausfällen,
Geldstabilität, Zölle, Rahmenbedingungen des Marktes) kennengelernt. Damit
möchte ich Sie hier verschonen. Tatsache ist, es bestehen Korrelationen zwischen
BIP und Staatshaushalt.
Bleiben wir bei den Rüstungsausgaben.
Marcus Tullius Cicero (geb. 106 vor unserer Zeit, gest. 43 vor unserer Zeit,
römischer Politiker und Philosoph): „Die Kraft des Krieges sind unbegrenzte
Geldmittel.“
Die beschlossenen 215 Milliarden Euro finden in den realen Planungen des
Staatshaushaltes keine Entsprechung.
Deutschland will die Wehrpflicht wieder einführen und schaut auf Dänemark,
welches per 1.7.2025 gesetzlich die Wehrpflicht sowohl für Männer als auch
Frauen entschieden hat. Bau und Ausstattung der Kasernen, Ausrüstungen, Gehälter
beeinflussen die Kosten für das Militär. Zugleich will man die Reservisten
einbinden, was wiederum Ausrüstung etc. bedarf. Man will die Armee auf die
moderne Drohnenkriegsführung umstellen und kennt die Parameter nicht. Mehr als
1000 Leopard-2-Panzer, Flotte, Raketenproduktion etc. stehen auf dem
unbestimmten Wunschzettel.
2020 war zwischen Deutschland und Frankreich das Projekt FCAS (Future Air
Combat System) vereinbart und begonnen worden. Geplant waren modernste
Angriffsflugzeuge begleitet durch unbemannte Flugzeuge sowie durch
Drohnenschwärme. Veranschlagt waren 500 Milliarden Euro. Nach US-Stopp wird es
wieder aufgelegt. Solche und viele andere Pläne sind wieder da. Zudem existieren
weitere Fässer ohne Boden. Die bedingungslose Unterstützung der Ukraine mit
deutschen Steuergeldern ohne irgendwelche parlamentarischen Abstimmungen zu den
Einzelgeschenken, wie wir verwundert konstatieren müssen.
Diese gliedern sich in drei Teile.
1. Unmittelbare finanzielle Subventionen. Aktuell fordern die Grünen eine
deutliche Erhöhung.
2. Warenlieferungen sowohl für das Leben der Menschen in der Ukraine als auch
militärische Güter aller Art.
3. Hinzu kommen das Leeren der Arsenale der Bundeswehr und der warenseitigen
Staatsreserven.
Um das zu finanzieren, hat sich die abgewählte Regierung noch vor Amtsantritt
der neuen Regierung hergegeben und dem Volk eine zusätzliche Schuldenlast für
Krieg in Höhe von 1 Billion Euro aufgebürdet. Per 31.12. 2024 hatte jedoch
Deutschland als Staat (ohne die Schulden der Länder und Gemeinden) eine
Schuldenlast in Höhe vom 2,509 Billionen Euro. Mit der weiteren Kreditaufnahme
von einer Billion Euro sprang die Schuldenlast auf 3,509 Billionen – und ein
Ende ist nicht abzusehen.
Wer ist in der Lage, dem deutschen Staat solche immensen Geldmittel zu
leihen? Unter den 10 größten Vermögensverwaltern der Welt befinden sich 8 in den
USA. An der Spitze steht Black Rock. Zufälligerweise war Herr Friedrich Merz von
2016 bis 2020 Vorsitzender des Aufsichtsrats der BlackRock Asset Management
Deutschland Aktiengesellschaft.
Im normalen Fall orientiert sich der Zins an der Einstufung des Schuldners
(um so unsicherer, um so höher) sowie am Markt (Inflationsraten und
Gewinnmöglichkeiten in anderen Anlageformen). Rechnen wir auf die Dauer nur mit
5% Zins, so beträgt der jährlich zu zahlende Zins in Höhe von 5% aus den rund
3,5 Billionen Euro Krediten 175 Milliarden Euro. 215 Mrd. für Rüstung plus 175
Zins ergeben 390 Milliarden Euro. Da ist noch kein Cent der Schuld getilgt!
Zudem sind die Pensionen, die aus dem Staatshaushalt zu finanzieren sind, zu
beachten. 2024 betrugen diese 54,67 Milliarden Euro. Hinzu kommen die Gehälter
der Beamten und Angestellten des Staates. Ohne zu recherchieren, ist die Annahme
trivial, daß diese deutlich höher als die Pensionen sind (vor allem wenn
Deutschland die Wehrpflicht einführen will). Der Einfachheit nehme ich als
Kosten dafür nur Pensionshöhe von rd. 55 Mrd. an.
So ergeben sich in Summe 500 Milliarden Ausgaben. Zur Erinnerung: Der
Staatshaushalt umfaßte 2024 jedoch 476,8 Milliarden Euro.
Keine andere Haushaltsposition, wie Renten, Bildung, weitere Sozialkassen
etc. dabei ist berücksichtigt! Neue Schuldenaufnahmen sind programmiert im
Interesse der Geldverleiher. Denn bei unsicherer Rückzahlung sind Zinserhöhungen
legitim, was aus Vorgenanntem zu erwarten ist. Der Haushaltsentwurf 2025
Klingbeils konnte die Neuschuldenaufnahme trotz aller Tricks nicht
verbergen.
Das bringt uns zu der Erkenntnis, daß die anderen Positionen des
Staatshaushaltes massiv gekürzt werden müssen und der Staat trotzdem maßlos
überfordert ist, seinen Verpflichtungen nachzukommen. Rüstung und Zinsdienste
fressen alle anderen Etats auf.
Die oben angegebenen Zahlen sind im Internet recherchierbar. In
Bundestagssitzungen werden andere Zahlen genannt. In jedem Fall jedoch ist in
den Planungen eine neue weitere Schuldenaufnahme vorgesehen.
Der französische Marschall Gian Giacomo Trivulzio (geb. 1442, gest. 1518):
„Zum Krieg führen sind drei Dinge nötig: Geld (Kredite), Geld (Kredite) und
nochmals Geld (Kredite).“
Mit diesen kleinen Quälereien, die ich Ihnen mit Zahlen zugemutet habe,
wollte ich verdeutlichen, daß der Staatshaushalt wie oben behauptet, überfordert
ist. In der Folge sollen die weiteren finanzpolitischen Themen nur angerissen
werden.
Die Statistiken der anderen NATO-Staaten besagen: Von den großen NATO-Staaten
USA, Frankreich, GB, Deutschland, Italien, Spanien und Kanada hatten nur die USA
Rüstungsausgaben von etwas mehr als 3% des BIP. Die anderen bewegten sich ab
2006 bis 2024 zwischen 1,0 bis 2,4%.
Alle diese Staaten sind schon hochverschuldet. Schaut man alle NATO-Staaten
an, so ist sogar die Aussage, 2025 werden die 2,0% von allen NATO-Staaten
erreicht, sehr fragwürdig. Portugal wird wohl nur mit Tricks die 1,5% des BIP
erreichen. Steigern alle anderen NATO-Staaten, außer die USA, ihre
Rüstungsausgaben auf 5%, so wäre die Summe immer noch um 11% niedriger als die
derzeitigen Rüstungsausgaben der USA.
Unter Zugrundelegung dieser Entwicklungen ist zu befürchten, daß in
absehbarer Zukunft das beschlossene Ziel von 5% nicht ausreichen und weiter
erhöht werden wird.
Zu den Erzählungen der Bedrohung allein aus finanzieller Sicht ist folgende
Relation interessant. 2024 betrugen der Ausgaben der NATO-Staaten für Rüstung
das Zehnfache der Rüstungsausgaben aller BRICS-Staaten plus Nordkoreas. Schon
aus diesem Aspekt sieht man, wer wen bedroht. Die anderen Fakten, wie das
Heranrücken der NATO an Rußland, wer Kriege in den vergangenen Jahrzehnten gegen
Drittstaaten führte, wer Regime Change umsetzte und weiter betreibt, sind
Gegenstand anderer Beiträge. Alle NATO-Staaten kürzen Etats zugunsten der
Rüstung und sind Schuldner.
Benjamin Franklin (geb. 1706, gest. 1790, US-Staatsmann, Verleger):
„Kriege werden nicht in Kriegszeiten bezahlt, die Rechnung kommt
später.“
Weitere zu beachtende Fakten in dem Zusammenhang sind
- die Finanzmacht des Dollars als weltweite Reservewährung, die es der USA
ermöglicht, weit über die eigene Wirtschaftskraft hinaus Schulden aufzunehmen.
Im Netz werden für die USA 37,36 Billionen Dollar Schulden ausgewiesen. Die
Zinslasten der USA sind höher als die Rüstungsausgaben. Das Lösen dieses
Konfliktes ist eines der Ziele der Trump-Regierung.
- Der MIK der USA ist ein Machtfaktor, welcher unersättlich Futter (neue
Aufträge, neue Profitmöglichkeiten) sucht. Weltweit ist die USA seit mehr als
100 Jahren ein bedeutsamer Lieferant von Rüstungsgütern. Mit den 5% der
Steuergelder der NATO-Staaten für Rüstung wird dem MIK der USA die Chance
gegeben, diese abzufassen.
- Ressourcenraub in dem globalen Süden zur Deckung der Schulden und
Sicherung des Machterhalts der Regierung: Mit der Macht des Dollars sowie dem
Patentrecht erfolgte in den zurückliegenden Jahrzehnten die Umverteilung vom
globalen Süden in Richtung der „goldenen Milliarde“. BRICS als Antwort auf
dieses Unrecht ist ein neues Feindbild. In den Medien findet der Zusammenhang
wenig Beachtung. Der Stellvertreterkrieg Israels gegen Iran kann als eines der
Beispiele gesehen werden.
Zu diesem Gesamtzusammenhang möchte ich den ehemaligen US-Präsident Dwight
David Eisenhower (geb. 1890, gest. 1969, US-General, US-Präsident) zitieren:
„Jedes Gewehr, das produziert wird, jedes Kriegsschiff, das vom Stapel läuft,
jede Rakete, die abgefeuert wird, bedeutet letztlich einen Diebstahl an denen,
die Hunger leiden und nicht mit Nahrung versorgt werden.“
Nun steht die Frage, was könnten Lösungen sein. Auch hier will ich nur
zitieren.
- Frederic Joliot-Curie (geb. 1900, gest. 1958, franz. Physiker): „Kein
Volk, kein Mensch allein kann den Krieg verhindern. Nur wenn die Völker aller
Staaten gemeinsam handeln, können sie dieses Ziel erreichen.“
- IG-Metall, 20.9.2014 „Resolution der Delegiertenkonferenz in Stuttgart“:
„Langfristig wäre wünschenswert, Rüstungsproduktion und Rüstungsexporte ganz
abzuschaffen. Denn: Rüstungsproduktion ist menschenverachtend sowie eine
ungeheure unnütze Verschwendung von Ressourcen aller Art.“
- Albert Einstein (geb. 1879, gest. 1955, deutscher Physiker): „Frieden
kann nicht durch Gewalt erhalten werden. Er kann nur durch Verständnis erreicht
werden.“
Das Verständnis, daß 5% des BIP eine Umverteilung des nationalen Reichtums
darstellt und die Gesellschaft überfordert, hoffe ich Ihnen hier mit dem
Beispiel Deutschlands erreicht zu haben. Dies gilt für jeden Staat mit solcher
Verpflichtung. So erwägt Slowenien aktuell ein Referendum mit den Alternativen
Austritt aus der NATO oder deutlich mehr Geld für die NATO.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit.
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