Der Oasenplan und ein Vorschlag für Gaza
von einem ehemaligen Rabin-Berater
E.I.R. Strategic Alert, 8.5. 2025 – Das Schiller-Institut und die
Internationale Friedenskoalition (IPC) haben eine Mobilisierung gestartet, um
den „Oasenplan“ für Wiederaufbau und Entwicklung Palästinas auf die Tagesordnung
der UN-Sonderkonferenz über die Zweistaatenlösung für Israel und Palästina zu
setzen. Die Konferenz findet vom 2.-4. Juni in New York statt und wird von
Frankreich und Saudi-Arabien organisiert. Wie Helga Zepp-LaRouche auf der
IPC-Sitzung am 2. Mai erklärte, ist der Oasenplan des Schiller-Instituts, der
unseren Lesern gut bekannt ist, „die unabdingbare Zutat“, um nicht nur das
unmittelbare Problem in Gaza zu lösen, sondern auch die Voraussetzungen für
dauerhaften Frieden und Zusammenarbeit in der Region zu schaffen.
Ägypten hat Anfang März einen begrenzteren Vorschlag für den Wiederaufbau
Gazas vorgelegt, der von den arabischen Staaten gebilligt und gerade auch von
den BRICS unterstützt wurde. Einige Aspekte decken sich mit dem viel
umfassenderen Ansatz des Oasenplans. Aber der arabische Vorschlag kann nicht
funktionieren, wenn Israel praktisch alle Palästinenser aus dem Gazastreifen
vertreibt.
Viele Elemente eines Projekts wurden auch dem französischen Präsidenten
Macron vorgelegt; der Autor, Ofer Bronchtein, ist sein Gesandter für
israelisch-palästinensische Beziehungen. Bronchtein war Ehrengast bei der
IPC-Sitzung am 2. Mai (wir berichteten). Der ehemalige Berater des israelischen
Ministerpräsidenten Jitzhak Rabin und unermüdliche Friedensaktivist
(Staatsbürger von Frankreich, Israel und Palästina) ist auch Präsident des
Internationalen Forums für Frieden. Er sieht für die französisch-saudische
Initiative für eine Zweistaatenlösung gegenwärtig sehr gute Erfolgsaussichten.
Auf eine Frage nach dem Oasenplan antwortete er, auch Rabin habe verstanden, daß
die Wasserfrage für die Region wesentlich ist und daß es ohne eine Einigung
darüber „keinen Frieden gibt“.
Bronchtein hat Präsident Macron im Oktober 2024 einen 67seitigen Plan mit dem
Titel „Frieden anders“ vorgelegt. Der Plan war vertraulich, bis der Autor ihn
vor wenigen Tagen anderen zugänglich machte. Neben vielen anderen wichtigen
Punkten enthält der Plan folgende Komponenten:
„Einerseits im Bereich der Infrastruktur: ein Seehafen, der Wiederaufbau des
Flughafens, eine 40 km lange Eisenbahnlinie zur Verbindung des Südens und
Nordens von Gaza, eine weitere 70 km lange Strecke zwischen dem Norden Gazas und
dem südlichen Westjordanland, Entsalzungsanlagen und Kraftwerke. Krankenhäuser
und Schulen müssen wieder aufgebaut werden. Ein Industriegebiet an der Grenze
zwischen Gaza und Israel könnte Arbeit für Tausende Palästinenser schaffen. In
Absprache mit Ägypten könnte die Ausbeutung der Gas- und Ölfelder vor der Küste
der Enklave hohen finanziellen Gewinn bringen. Eine territoriale Erweiterung
Gazas (45 km²) in Richtung Sinai (60.000 km²) im Austausch gegen den Erlaß eines
Teils der Schulden Ägyptens könnte ausgehandelt werden.
Andererseits im Bereich der menschlichen Entwicklung: 2 Millionen Menschen in
Gaza sind traumatisiert. Da sie ihres eigenen Staates beraubt sind, benötigen
sie solide und kontinuierliche Unterstützung, um sich zu erholen und Bürger
statt Flüchtlinge zu werden. Um ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit zu sichern,
könnte ein universelles Grundeinkommen gewährt werden. Ein Jahr lang könnte die
Bevölkerung ein monatliches Einkommen erhalten, bis sie wieder produktiv
arbeiten kann. Dieser Plan würde natürlich internationale Hilfe erfordern, die
wir uns leisten können. Die Jugend Gazas muß eine zentrale Rolle beim Aufbau
einer widerstandsfähigen, inklusiven und nachhaltigen Gesellschaft spielen.“
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