Verteidigt die Ernährungssouveränität!
Zum Abschluß der zweiten Sitzung der Konferenz „Im Geiste
Schillers und Beethovens: Alle Menschen werden Brüder!“ zum 40jährigen Bestehen
des Schiller-Instituts am 7. Dezember 2024 sprachen Experten und Aktivisten über
Fragen der Landwirtschaft und Welternährung: Dr. Bedabrata Pain,
Filmregisseur und hochrangiger NASA-Forscher aus Indien, und die US-Amerikaner
Joe Maxwell, Mitgründer von Farm Action und ehemaliger Vizegouverneur von
Missouri, Mike Callicrate, Besitzer von Ranch Foods Direct und Callicrate
Cattle Co., sowie Robert Baker von der Landwirtekommission im
Schiller-Institut.
Dr. Bedrabrata Pain, Filmemacher
© Schiller-Institut
Dr. Bedabrata Pain
Zunächst möchte ich dem Schiller-Institut und Helga LaRouche danken.
Zu dem Film Déjà vu, Where the Past Meets the Future („Déjà vu – Wo
Vergangenheit und Zukunft zusammentreffen“): Es handelt sich um eine
Dokumentation über die Marktreformen in der Landwirtschaft in den USA und wie
sie sich auf Kleinbauern ausgewirkt haben. Der Hintergrund waren die großen
Proteste, die indische Bauern gegen ähnliche Reformen in Indien gestartet
hatten. Ich bin sicher, daß Sie den Film irgendwann einmal sehen werden, und ich
freue mich sehr, daß zwei der Personen, die wir interviewt haben, nach mir hier
sprechen werden.
Ich werde Ihnen also kurz erzählen, worum es in dem Dokumentarfilm geht: Es
geht um Marktreformen in der Landwirtschaft und darum, wie als Folge davon
Konzerne die Landwirtschaft übernommen und Kleinbauern dezimiert haben, ohne daß
die Verbraucher davon profitiert haben.
Tatsächlich sind die Probleme viel größer als die Landwirtschaft selbst. Es
geht darum, wie Unternehmensmonopole, Oligarchien und Kartelle unser Leben in
allen Bereichen übernommen haben. Das wichtigste ist, daß es heute kein einziges
Problem auf der Welt gibt, das zum Wohle der Menschen gelöst werden kann, ohne
die Unternehmensmonopole in ihre Schranken zu weisen und ihre Macht zu
beschneiden.
Das ist das Wichtigste, worüber ich sprechen möchte, und ich bin sicher, daß
wir noch Gelegenheit haben werden, mehr darüber zu sprechen. Vielen Dank.
Joe Maxwell, Mitbegründer von Farm Action und
ehemaliger Vizegouverneur von Missouri
© Schiller-Institut
Joe Maxwell
Vielen Dank für die Einladung, heute hier zu sein. Der Weg zum Frieden führt
über die Ernährungssouveränität. Die Globalisierungspolitik der Vereinigten
Staaten hat dazu geführt, daß die USA bei der Ernährung ihrer Bevölkerung von
anderen Ländern abhängig sind. Die Vereinigten Staaten stehen in diesem Jahr vor
einem Rekorddefizit im Agrarhandel von etwa 45 Milliarden US-Dollar. Die
Wahrheit ist, daß die globalistische Politik der USA die mächtige Agrarmacht der
USA in eine Lage gebracht hat, in der sie nicht einmal seine Bevölkerung
ernähren kann.
Die Welt sollte danach streben, einen Ort, eine Gemeinschaft zu schaffen, in
der die Landwirte und Produzenten eines Landes ihre Nachbarn über lokale und
regionale Lebensmittelsysteme ernähren dürfen und dabei unterstützt werden. Die
Regierungen auf der ganzen Welt sollten bereitstehen, um bei Dürren oder anderen
Naturkatastrophen, die die Fähigkeit zur Ernährung der eigenen Bevölkerung
beeinträchtigen, zu helfen. Wenn ein Land von einem anderen Land abhängig ist,
um sich und seine Bevölkerung zu ernähren, hat es seine Souveränität verloren;
seine Bevölkerung ist der harten Hand der Globalisten ausgeliefert und das Land
selbst dem Hungertod, wenn es sich der Globalisierung nicht unterwirft.
Wir dürfen nicht zulassen, daß Lebensmittel jemals als Waffe eingesetzt
werden. Wir dürfen niemals zulassen, daß Lebensmittel unter in die Hände und
unter die Kontrolle einiger weniger globaler Unternehmen und der mit ihnen
verbündeten Regierungen kommen.
Diese Konferenz bringt Redner aus einigen der mächtigsten Länder der Welt
zusammen. Länder, die weltweit in die Infrastruktur investieren, in Südamerika,
Afrika und anderen Orten. Sie bauen Eisenbahnen, Häfen, Straßen und verschiedene
Infrastruktur in diesen Ländern. Das sollte begrüßt werden.
Die meisten von ihnen verkaufen diesen Ländern jedoch die Botschaft, daß sie
da sind, um zu „helfen“. Unserer Meinung nach sind ihre Motive aber nicht rein.
Sie investieren nur in die Infrastruktur, die ihre Unternehmen, staatlichen
Betriebe und wohlhabendsten Bürger benötigen, um diesen Ländern, denen sie
angeblich helfen wollen, den Reichtum zu entziehen.
Es ist, wie wir auf dem Land in Amerika sagen, wie ein Wolf im Schafspelz.
Landwirte auf der ganzen Welt sollten fordern, daß sie ihre Nachbarn
unterstützen dürfen, indem sie sie ernähren. Ihre Regierungen sollten in die
Verarbeitungs- und Vertriebssysteme investieren, die die lokale und regionale
Wirtschaft unterstützen. Wenn man in einer Gemeinschaft wirklich wachsen will,
sollte man mit der Landwirtschaft und der Ernährung dieser Gemeinschaft
beginnen. Dieser Ansatz wird Wohlstand in der Gemeinschaft und im Lande
schaffen.
Als Landwirt arbeite ich in den Vereinigten Staaten mit unserer Organisation
Farm Action und dem Farm Action Fund zusammen, um zu fordern, daß die USA mir
und uns als amerikanischen Landwirten erlauben, unsere Nachbarn zu ernähren. Und
wir fordern und verlangen, daß sie anderen Ländern die Infrastruktur zur
Verfügung stellen, damit die Landwirte in diesen Ländern ihre Nachbarn ernähren
können. Wir möchten, daß unsere US-Regierung die Wünsche der Menschen in anderen
Teilen der Welt respektiert.
Ein Beispiel für etwas, das uns in unserem Land schockiert hat: Mexiko wollte
ein Verbot von gentechnisch verändertem Mais verhängen, aber unsere Regierung
forderte, daß Mexiko dieses Recht nicht haben sollte. Unsere Regierung in den
Vereinigten Staaten sollte niemals darüber urteilen, was für ein anderes Land
und seine Bevölkerung am besten ist. Wir sollten diese Entscheidungen
unterstützen und Möglichkeiten für friedliche Verhandlungs- und Handelswege
schaffen.
Wir von Farm Action sind der Meinung, daß es keinen Weltfrieden geben kann,
solange wir nicht alle zusammenarbeiten, um Gemeinschaften weltweit in die Lage
zu versetzen, sich selbst zu ernähren. Ich möchte Ihnen allen dafür danken, daß
Sie sich für unser Anliegen einsetzen, Menschen auf der ganzen Welt zu
unterstützen. Vielen Dank.
Michael Callicrate, Besitzer von Ranch Foods Direct und Callicrate Cattle
Co.
© Schiller-Institut
Michael Callicrate
Hallo, hier ist Mike Callicrate; ich lebe in Colorado Springs in Colorado.
Ich möchte dem Schiller-Institut und Helga [Zepp-LaRouche] für die Gelegenheit
danken, heute hier zu sprechen.
Was mich tatsächlich am meisten beunruhigt, ist die Konzentration von Macht
und Reichtum in den Händen einiger weniger. Präsident James Madison (1809-17)
sagte:
„Konzentrierter Reichtum wird unsere Nation zerstören, wenn sich die Gesetze
nicht ändern. Der Tag wird kommen, an dem unsere Republik zur Unmöglichkeit
wird, weil der Reichtum in den Händen einiger weniger konzentriert sein wird.
Wenn dieser Tag kommt, müssen wir uns auf die Weisheit der besten Elemente des
Landes verlassen, um die Gesetze der Nation neu anzupassen.“
Seit dieses Zitat von Präsident Madison ausgesprochen wurde, ging es mit uns
auf und ab. Wir haben die Ära der Räuberbarone erlebt, in der Monopolmacht und
-kontrolle herrschten. Nun sind wir wieder vollständig unter der Monopolmacht
und -kontrolle globaler Unternehmen und Globalisten im allgemeinen, die wirklich
Menschen gegen Menschen ausspielen.
Wenn wir darüber sprechen wollen, daß „alle Menschen Brüder werden“, dann
können wir das vielleicht mit dem Essen tun. Ich arbeite am Aufbau lokaler,
regionaler Lebensmittelketten. So kann ich sicher sein, daß wir immer etwas zu
essen haben werden.
Aber im Moment sieht es so aus, daß wir nie in der Lage sein werden,
friedlich miteinander zu leben, wenn wir nicht unser Nahrungsmittelsystem ändern
und die großen Konzerne wie Cargill unter Kontrolle bringen, die immer auf der
Suche nach den hungrigsten Menschen sind, die am billigsten arbeiten, und die
Ressourcen des Planeten ausbeuten. Wenn wir Menschen gegeneinander ausspielen
und dadurch Kriege verursachen, dann werden wir nie in der Lage sein, friedlich
miteinander zu leben.
Deshalb konzentriere ich mich auf Lebensmittel. Ich möchte lokale und
regionale Lebensmittelketten aufbauen und ich komme auf das zurück, was der
heilige Paulus sagte: „Der Landmann, der mühsam arbeitet, muß der erste sein,
der die Früchte genießt.“ Das steht in Stein gemeißelt über dem Hauptportikus
des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) in Washington. Doch diejenigen, die in
diesem Gebäude für das Ministerium arbeiten, wissen nicht, daß das dort steht,
und ehrlich gesagt, glauben sie nicht daran.
Ich weiß also nicht, was uns diese neue Regierung bringen wird. Als diese
Regierung mit Trump an der Spitze das letzte Mal an der Macht war, wurde alles
nur noch schlimmer. Aber wir werden sehen, was mit dieser nächsten Regierung
passiert.
Vielen Dank, daß ich heute hier reden durfte.
Bob Baker, Landwirtschaftssprecher des Schiller-Instituts
© Schiller-Institut
Bob Baker
Hallo und danke an alle. Als erstes möchte ich Sie bitten, daß Sie auf diesen
Bildschirm schauen und die Adresse von EIR News notieren:
LaRouchePub.com. Dort finden Sie im Archiv unter den Stichwörtern
„Landwirtschaft“ und „Amerikanisches System“ Hunderte von Artikeln über die
Geschichte des Kampfes um die Wirtschaftspolitik. Damit verstehen Sie den
Unterschied zwischen der Herrschaft kolonialer Monopole und der Herrschaft
souveräner Bürger. Das ist sehr wichtig. Es ist Ihre beste Quellensammlung.
Heute gibt es in der Ernährung und Landwirtschaft der Welt zwei Mängel, die
dringendes Handeln für ein neues Wirtschaftssystem erfordern:
Erstens: Die weltweite Gesamtproduktion an Nahrungsmitteln reicht
nicht aus! Viele wohlmeinende Menschen behaupten, es gäbe genug für alle, wenn
man es besser verteilt. Das stimmt nicht.
Nehmen Sie Getreide als Maßstab: Weizen, Mais, Reis, Sorghum. Wir sollten
davon über sechs Milliarden Tonnen pro Jahr haben. Wir haben kaum die
Hälfte!
Und schauen Sie genauer hin: Die Länder, die immer mehr Getreide anbauen,
sind Indien, Rußland, China und ein paar andere. Das ist gut!
Zu Afrika: Wir müssen die Getreideproduktion in Afrika und anderswo dringend
steigern. Die Getreidegürtel des Westens stecken in einer Wirtschaftskrise und
kommen nicht vom Fleck.
Zweitens: Wir müssen weg von den langen Export-Import-Wegen, die das
System der Globalisierung geschaffen hat. Das kommt von Monopolen wie Cargill,
JBS, Bunge, ADM, Danone, Walmart, Aldi, Carrefour und vielen anderen. Sie wollen
damit Geld verdienen, nicht Menschen mit Lebensmitteln versorgen.
Heute sind die USA ein Nettoimporteur von Lebensmitteln. Sie leben von
Kartell-Lieferungen von Lebensmitteln aus Guatemala, Honduras, Mexiko, Peru und
anderen Ländern.
In den Farmen in den USA geht es jetzt zu wie in Europa, es gibt
Massenentlassungen in den Agrar-Zulieferbetrieben. John Deere schließt Fabriken,
Cargill entlässt 8000 Arbeiter und Lebensmittelverarbeiter wie Tyson bauen
Tausende von Arbeitsplätzen ab. In den nächsten 20 Jahren werden 70% der
Landwirte in den USA in den Ruhestand gehen. Junge Landwirte werden nicht
zurückkommen.
Auf diesem Podium haben wir von den Projekten und Ansätzen gehört, die eine
Wende herbeiführen sollen. Die damit verbundenen Prinzipien sind aus der
Geschichte des Amerikanischen Systems bekannt. Denken Sie nur an Präsident
Abraham Lincolns Transkontinentale Eisenbahn im Jahr 1862.
Laßt uns jetzt die südamerikanische transkontinentale Eisenbahn bauen, sie
ist längst überfällig.
Laßt uns die Produktion überall steigern!
Schauen wir uns drei Punkte an, die Prinzipien für das neue Wirtschaftssystem
sind, in Bezug auf die Landwirtschaft:
1. Wir brauchen unabhängige Familienbetriebe. Warum? Um kreative Fähigkeiten,
Stolz und Kultur im Zusammenhang mit der Produktion von Nahrungsmitteln für die
Menschen zu entwickeln. Wir müssen sicherstellen, daß das Einkommen der
Bauernfamilien ausreicht und die Preise stabil und verläßlich sind.
2. Wir brauchen die Infrastruktur zur Unterstützung der
Lebensmittelproduktion: Wasser, Strom, Transport.
3. Wir müssen die Souveränität des Landes wahren. Es ist die Aufgabe der
Regierung, Monopole und den Finanzkomplex zu stoppen, der die Landwirtschaft,
die Lebensmittelversorgung, die Medizin und alles andere beherrscht.
Seit dem Herbst sind die Landwirte in Europa wieder auf der Straße und
protestieren. Am 19. November waren sie in London. Letzte Woche demonstrierten
die französischen Bauern. Sie fordern das Recht, Lebensmittel zu produzieren.
Wir haben die indischen Bauern massenhaft auf den Straßen gesehen. Wir haben die
Berichte der amerikanischen Landwirte gehört.
Laßt uns die moralische Verpflichtung übernehmen, alle Menschen auf der Erde
mit ausreichend Nahrung zu versorgen!
Und nehmen wir diese Konferenz als Ausgangspunkt, auf jede notwendige Art und
Weise zusammenzuarbeiten, um ein neues System zu schaffen.
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