Friedrich Schiller Denkmal
Friedrich Schiller



Hauptseite
       

Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
Friedrich Schiller

 

Zum Gedenken an Lola Aleksi Gjoka

Eine kulturhistorische Persönlichkeit Albaniens

Von Feride Istogu Gillesberg

Lola Aleksi Gjoka (1910–1985) war Albaniens erste professionelle Konzertpianistin und spielte eine entscheidende Rolle bei der kulturellen Renaissance Albaniens. Dieser Text ist eine Würdigung ihres 115. Geburtstags und des 40. Jahrestags ihres Todes, um ihr Vermächtnis als kulturhistorische Persönlichkeit zu ehren.

Lola Aleksi Gjoka wurde am 22 Mai 1910 in Sewastopol/Rußland geboren und ist dort aufgewachsen. Ihre Eltern waren albanische Immigranten. Als Lola im Alter von sechs Jahren in die Grundschule kam, bekam sie Klavierunterricht. Mit neun Jahren qualifizierte sie sich für die Musikschule „Teknikumin Muzikor” in Sewastopol. Frau Karalowa, eine renommierte russische Pianistin und Pädagogin, erkannte von Anfang an das musikalische Talent von Lola, nahm sie unter ihre Fittiche und war bis 1929 ihre Klavierlehrerin.

Lola wuchs mit Klavierüben und Klavierspielen auf, und Musik war Teil des gesellschaftlichen Lebens ihrer Familie. Mit Lola am Klavier und ihrem Bruder Vaso, der Geige lernte, und Freunden wie Naum Prifti Doko, einem Amateurmusiker und Lehrer für albanische Sprache, gaben sie Hauskonzerte. Mit 18 Jahren war Lola Aleksi bereits als Solistin und Klavierbegleiterin im Kulturzentrum „Proletarskaja Kusnica” tätig, das für das kulturelle Leben von Sewastopol stand. Als die Sowjetunion Anfang 1932 ein Dekret erließ, das Einwanderern vorschrieb, entweder russische Staatsbürger zu werden und ihre Staatsangehörigkeit aufzugeben oder das Land innerhalb von 24 Stunden zu verlassen, beschloß die Familie Aleksi, die Sowjetunion zu verlassen, um nach Albanien zurückzukehren, das inzwischen seit 1912 unabhängig war.

Korça, die Wiege der Renaissance

In den 1930er Jahren kämpfte Albanien noch immer um seine Anerkennung als unabhängiger Nationalstaat und um die Befreiung von den kulturellen und sozialen Fesseln des Osmanischen Reiches. Albanien wurde 1912 nach 500 Jahren Besatzung durch das Osmanische Reich für unabhängig erklärt, aber die Anerkennung Albaniens durch die europäischen Nationen dauerte Jahrzehnte, da die europäischen Mächte durch ihre geopolitische Agenda in der Region an die Stelle des Osmanischen Reichs traten. Während der politische Kampf um die Anerkennung Albaniens weiterging, setzten sich einige albanische patriotische Intellektuelle und Künstler aktiv für die Förderung der Kultur der Nation ein.

Als die Familie Aleksi Anfang 1932 in Korça in Albanien ankam, begann Lola, Kindern aus aristokratischen Familien das Klavierspielen beizubringen, um ihre Familie finanziell zu unterstützen. Der Umzug aus einer großen Hafenstadt und Kulturmetropole wie Sewastopol in Rußland in die Stadt Korça in Albanien war in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung. Lola Aleksi, die eine sehr optimistische Lebenseinstellung hatte, nahm die Herausforderungen mit offenem Geist und warmem Herzen an.

Durch ihre Herkunft war Lola mit der Geschichte des albanischen Volkes vertraut, für das sie eine tiefe Liebe empfand. Der Dirigent und Manager Sotir Kosmo engagierte Lola Aleksi für ein Konzert, das er am 28. Mai 1932 für den lokalen Chor und das Orchester im Kino „Mazhestik” in Korca organisierte. Das Konzert wurde zu Lola Aleksis Debütkonzert als Konzertpianistin in Albanien. Sie spielte unter anderem Solostücke von Beethoven, Schumann, Chopin, Rachmaninow, Liszt und anderen. Das Kino war bis auf den letzten Platz mit Zuschauern aus allen Gesellschaftsschichten gefüllt, und das Publikum war voller Begeisterung und Enthusiasmus. Die Presse beschrieb ihr Klavierspiel als magisch, der den Geist in himmlische Sphären erhebend. Lola Aleksi wurde dafür gelobt, daß sie Albanien mit wunderschönen, unbekannten Klängen bescherte, die den Beginn eines frischen Windes markierten. Sotir Kosmo und Lola Aleksi entwickelten eine enge Verbindung, mit dem gleichen Ziel, die Schönheit der klassischen Musik zu verbreiten, um die Kultur ihres Landes zu bereichern.

Klassische Konzerte schaffen kulturellen Optimismus

Die Geschichte wollte es, daß Albaniens erste Konzertpianisten und seine ersten Opernsänger etwa zur gleichen Zeit (1932-1934) nach Albanien zurückkehrten. Unter ihnen waren Albaniens erste Sopranistin Jogina Filce, die in Rom studiert hatte, der Tenor Llambi Turtulli aus Mailand, Italien, der Geiger Thoma Bezhani aus Boston/Massachusetts in den USA, der lyrisch-dramatische Tenor Kristaq Antoniu aus Bukarest, die Sopranistin Marija Paluce (Kraja) aus Graz, Österreich, und die Sopranistin Tefta Tashko aus Paris. Vereint in ihrer Leidenschaft für klassische Musik und ihrem Bestreben, die Kultur ihres Landes zu bereichern, legten sie den Grundstein für eine kulturelle Renaissance, die mit ihren Konzerten schnell aufblühte und das Land mit ihrer Schönheit überwältigte, die mit Liebe und Begeisterung aufgenommen wurden. Neben Lola Aleksi als führender Konzertpianistin und Klavierbegleiterin leisteten auch der Pianist Tonin Guraziu und der französische Pianist und Musikprofessor Jaques Winkler ihren Beitrag.

Eines der ersten Konzerte mit den zurückgekehrten Künstlern fand im September 1933 in Korça statt, das Sotir Kosmo anläßlich der Gründung des Roten Kreuzes in Albanien organisiert hatte. Das Konzert wurde als großes Ereignis berichtet. Mit Lola Aleksi am Klavier sang die Sopranistin Jorgjina Filce (Truja) Arien aus Bellinis I capuleti e i Montecchi und Schuberts Serenade (auf Albanisch), der Tenor Llambi Turtulli Arien aus Puccinis Toska, Turandot und Manon, Beethoven-Romanzen für Violine und Klavier wurden mit dem Violinisten Thoma Bezhani und Lola Aleksi aufgeführt, und sie spielte Solostücke wie Variationen der Rigoletto-Ouvertüre von Liszt.

gemeinfrei

Lola Aleksi Jorgjina Gjoka am Piano und die Sängerin Jorgjina Filçe Truja.

Das Konzert war unter anderem mit offiziellen Persönlichkeiten gut besucht. Das Konzert löste Begeisterung und Optimismus aus, und der Jubel hielt bis zum Ende des Konzerts an. Die Begeisterung spiegelte sich in vielen Artikeln wider, in denen die Künstler für ihre Darbietung in den höchsten Tönen gelobt wurden. Man kann die Kraft der Belcanto-Sänger mit Schillers Gedicht „Die Macht des Gesangs” vergleichen.

Der damalige Premierminister Pandeli Vangjelli, der von der Begeisterung, die das Konzert ausgelöst hatte, bewegt war, erklärte, daß solche Konzerte auch in Tirana, der Hauptstadt Albaniens, stattfinden sollten. Dies wurde der Beginn vieler Konzerte in unterschiedlichen Besetzungen, bei denen Lola Aleksi am Klavier im Mittelpunkt stand. Zu diesen Konzerten gehörte auch eines im Kino „Gloria” im Oktober 1935 mit Tefta Tshko, die bereits eine bekannte Belcanto-Sängerin war, und Lola Aleksi. Anwesend waren der Premierminister und alle Minister mit ihren Familien, das diplomatische Corps und die Bevölkerung, die das Kino bis auf den letzten Platz füllten. Tefta Tashko und Lola Aleksi sangen und spielten unter anderem Arien aus Verdis La Traviata, Puccinis Madame Butterfly, La Bohème, Der Barbier von Sevilla, Mozarts Cosi Fan Tutte, Schuberts Serenade (auf Albanisch), Griegs Solvej-Lied und albanische Volkslieder, die von Lola Aleksi für Klavier arrangiert worden waren. Zeitungen wie Shqiperija e Re (Neues Albanien) und Drita (Das Licht) sowie andere Zeitungen berichteten begeistert und fasziniert über die Konzerte und schrieben, daß sich eine neue Kultur entfalte, die die Nation noch nie zuvor gesehen habe. Das Konzert löste eine Welle der Begeisterung aus. Es folgten viele Konzerte in Tirana, Shkodra, Durres, Vlora, Fier und anderen Städten und Gemeinden.

Im Laufe der Konzerte wurde Lola Aleksi zur Konzertmeisterin und Coach der Sänger und spielte eine entscheidende Rolle dabei, den hohen Standard der Aufführungen aufrechtzuerhalten. Bei der Organisation von Konzerten mußten viele Herausforderungen bewältigt werden, wie Lola Aleksi später in einem Interview sagte: „Ich erinnere mich, als wir Benefizkonzerte organisierten, um armen Menschen, Waisenkindern und Studenten zu helfen ...standen wir nicht nur vor der Herausforderung, einen Konzertort zu finden, sondern auch ein Klavier.“ Zu dieser Zeit waren Klaviere sehr selten, sie mußten den Transport der Klaviere organisieren, manchmal auch das Klavier von Lola. Mit dem Wunsch, Schönheit zu verbreiten, wurden viele Hindernisse überwunden.

Neben vielen Benefizkonzerten organisierten Lola Aleksi und Maria Paluca (Kraja) ein Konzert, um Spenden für das junge Talent, den Bariton Kistaq Koco, zu sammeln, damit er nach Italien gehen und Belcanto-Gesang studieren konnte, da es in Albanien noch kein Musikkonservatorium gab. Marija Paluca und Lola Aleksi traten zusammen mit Kristaq Koco bei diesem Konzert im Oktober 1937 in Tirana auf. Die Medien kündigten das Konzert im Voraus an, und alle Karten waren ausverkauft, sodaß Koco nach Italien reisen und studieren konnte.

Zu dieser Zeit war die Nachfrage nach Konzerten groß. Der Rundfunk begann, sie zu übertragen, und die Menschen versammelten sich um ein Radio in einer Bar, in einem Friseursalon oder wo immer es ein Radio gab, um zuzuhören, was auch bei diesem Konzert der Fall war. Die Zeitung Shtypi (Die Presse) berichtete über dieses Konzert wie folgt:

„Tausendmal Bravo! Lola Aleksi und Marija Paluca, diese beiden idealistischen Mädchen, haben sich bereit erklärt, ein Konzert für den neuen jungen talentierten Bariton Kristaq Koco zu geben, um ihm zu helfen, Mittel zu beschaffen, damit er im Ausland studieren und unser Land ehren kann, so wie es die jungen Damen im Inland getan haben... Marija sang bei dem Konzert wie eine Nachtigall, die die Botschaft eines neuen Frühlings verbreitet und die Seelen der Hunderten von Zuhörern in einem vollbesetzten Saal bewegte. Eine neue Landschaft entsteht durch eine kulturelle Renaissance, nicht nur die Bevölkerung wird in eine bessere Welt versetzt, sondern auch die Protagonisten der Künstler sitzen nicht mehr in Cafés, sondern am künstlerischen Kamin, umgeben von dem Geist, den nur Musik hervorbringen kann...”

Und Tajar Zavanlan, Journalist und Politiker, schrieb in der Zeitung Shtypi und drückte seine Begeisterung mit folgenden Worten aus: „Wir sind sehr glücklich, in einer Zeit musikalischer Magie zu leben, die durch diese lebendigen Künstler noch verstärkt wurde...“

Nach dem Konzert versammelten sich die Menschen am Ausgang, um die Künstler zu empfangen und zu loben, entflammt von einem Optimismus, der sich wie ein Lauffeuer verbreitet hatte.

Der Schatz der albanischen Volkslieder lebt wieder auf

Lola Aleksi kam 1932 durch Jorgjina Filce zum ersten Mal mit Volksliedern aus Korca in Berührung, von denen sie sehr begeistert war. Da Lola nicht in Albanien aufgewachsen war, kannte sie diese Volkslieder nicht. Sie waren eine Entdeckung für sie, und sie schloß sie in ihr Herz. Sie mußten in das Repertoire der klassischen Konzerte aufgenommen werden. Lola Aleksi bereitete sie für die Konzerte vor, indem sie sie in Notenschrift niederschrieb und die Klavierbegleitung arrangierte.

gemeinfrei

Lola in Shkodra. Nach ihrer Übersiedelung in den 1930er Jahren lernte Lola Aleksi den albanischen Lieder­schatz kennen, und begann, sie in Noten­schrift festzuhalten.

gemeinfrei
Von links:
Lola Gjoka, Tefta Tashko, Jorgjija Filçe, Maria Kraja, oben rechts , Sotir Kosmo – 1937.

gemeinfrei

Ankündigung eines Konzerts mit Lola Aleksi

Die Begeisterung für ihre Arrangements war groß, die Belcanto-Sänger liebten sie, und die Bevölkerung war hingerissen und überwältigt von ihrer Schönheit. „Haben wir wirklich solche Schönheit in unserer Nation?“ war eine häufige Reaktion. Die Nation wurde mit einem Liederschatz vertraut gemacht, von dem sie nicht wußte, daß sie ihn hatte.

Der Grund dafür ist die 500-jährige Besetzung durch das Osmanische Reich, das das Volk unterdrückte und isolierte, mit dem Ziel, seine nationale Identität auszulöschen. Lola Aleksi leistete Pionierarbeit, indem sie einen Liederschatz, der darauf wartete, entdeckt und bekannt gemacht zu werden, in Notenschrift festhielt. Mit Lola Aleksis Klavierarrangement wurde dieser Schatz der Nation in einer edlen Verpackung in Form ihres Klavierarrangements präsentiert. Lola Alexi beschreibt mit ihren eigenen Worten, wie ihre Arbeit mit den albanischen Volksliedern begann:

    „Als ich nach Korca kam, war Jorgja Truja die erste Künstlerin, die ich traf. Von ihr lernte ich die Lieder von Korca kennen. Weit weg von zuhause hatte ich keine Gelegenheit, diese Volkslieder kennenzulernen, außer einigen Hochzeitsliedern, die meine Eltern kannten. Nach zwei Jahren traf ich Marija, mit der ich eine enge musikalische Freundschaft schloß. Von Marija lernte ich Lieder aus Shkodra und Kosova kennen. Sie sang sie mir vor, und ich versuchte, sie in Noten für Klavier zu schreiben. Ich bemühte mich sehr, den 7/8-Takt zu übernehmen, den ich mit dem 3/8-Takt verwechselte, während ich das Jare von Shkodra notierte.

    Als Tefta kam, begann sie die Volkslieder zu singen, die Jorgjina und Marija sangen, obwohl sie von Zeit zu Zeit mit einem Lied aus Berat und Elbasan kam. Sie bestand immer darauf, neue Lieder zu lernen. Am Anfang war ich verwirrt, weil alle drei Künstlerinnen mehr Volkslieder verlangten. Meine Liebe zu den Volksliedern und mein tiefer Wunsch, etwas mit ihnen zu machen, gaben mir die Kraft, diese Arbeit zu tun. Niemand hatte diese Volkslieder zuvor niedergeschrieben...

    Mehrmals nahm ich Volksmusiker mit zu mir nach Hause, um von ihnen zu lernen, wie die Instrumentalisten die Sängerin begleiteten. Ich versuchte, die gleiche Methode auf das Klavier anzuwenden, ohne von der populären Intonation abzuweichen. Ich ging auch oft zu Hochzeiten, um so viele Volkslieder wie möglich kennenzulernen, in jeder möglichen Provinz. Ich erinnere mich noch gut daran, wie Tefta, die sehr hartnäckig war, mit neuen Liedern zu mir kam. Sie sagte hastig: ,Setz dich schnell ans Klavier, Lola, damit ich die Melodien nicht vergesse, den Text habe ich abgeschrieben.‘ So war es auch bei Marija...“

Marija Paluca (Kraja), die jahrzehntelang eng mit Lola Aleksi befreundet war und mit ihr musikalisch zusammenarbeitete, sagte über deren Herangehensweise an albanische Volkslieder:

    „Für Lola war es wichtig, den Charakter des Original-Liedes, seine melodische Kontur, die rhythmische Dynamik und Modalität zu bewahren“. Marija betonte: „Lolas oberstes Ziel bestand darin, das kulturelle Niveau ihres Heimatlandes zu heben, und sie sah ihre Arbeit mit den albanischen Volksliedern in diesem Zusammenhang.“

Marija Paluce gab viele Konzerte mit Lola Gjoka und machte die Nation mit diesem Schatz an Volksliedern bekannt. Ein Höhepunkt ihrer Zusammenarbeit war das Konzert, das Lola und Marija gemeinsam organisiert hatten und das den von Lola Aleksi arrangierten Volksliedern gewidmet war. Es fand am 1. März 1939 im Kino „Gloria“ in Tirana unter dem Titel „Manifestation alter Lieder” statt. Das Konzert fand in einer Zeit politischer Unruhen statt, die von Unsicherheit und Angst um die Zukunft geprägt war. Der bekannte albanische Schriftsteller Vedal Kokona schrieb in seinen Gedanken über das Konzert:

    „Beide Künstlerinnen betraten die Bühne in albanischer Tracht. Dieser Moment war wie eine frische Brise, die aus den albanischen Bergen durch das überfüllte Kino wehte. Wir atmeten diese sehnsüchtige Brise mit Durst ein. Was waren das für Lieder, die Marija so schön sang? Gab es wirklich eine solche Melodie in Albanien, die in Lolas Fingern vibrierte? Wo hatten sie diese Melodie gehört? Es war ein Lied, das unsere Bergbewohner und Bauern singen und das das Leben der Albaner zum Ausdruck bringt. Das Lied des kleinen Halit, das uns bewegt und unsere Seelen berührt, ein Beweis dafür, daß die Albaner ein echtes Gefühl haben, das wie Glut unter Asche in der Tiefe ihres Herzens verborgen ist. Marija und Lola mußten mit ihrem magischen Geist kommen und die verborgene Glut entdecken. Ihr flogt wie die Biene, die von Blume zu Blume fliegt, um Honig zu sammeln, ihr saugtet den Honig unserer Lieder auf und spielt für uns diese Melodien, die ihr in allen Ecken Albaniens gesammelt habt, diese Melodien, die uns aus unserem tiefen Schlaf weckten und unsere Augen für das wahre Leben öffneten.“

Marija Paluca und Lola Aleksi hatten 16 Volkslieder im Repertoire, aber das Konzert wurde aufgrund der überwältigenden Begeisterung des Publikums, das Zugaben forderte, bis Mitternacht verlängert. Am Ende gingen die Menschen auf die Bühne, um Marija und Lola zu umarmen, und Arm in Arm mit den Künstlerinnen begannen sie zu singen, während sie durch die Straßen von Tirana zogen, was sich zu einer Demonstration des Widerstands entwickelte.

Einen Monat später marschierte Italien in Albanien ein, gefolgt von der Besetzung durch Nazi-Deutschland im Jahr 1943. Marija Paluca (Kraja) schrieb in ihren Reflexionen, die Volkslieder von Lola Aleksi hätten die Flamme der Liebe zum Vaterland in der Bevölkerung entfacht und die Herzen der Menschen für die kommenden schweren Zeiten erwärmt.

Lola Aleksi – Lehrerin, Korrepetitorin, Konzertmeisterin, Choreographin

Als Aleksi und die Belcanto-Sänger nach Albanien zurückkehrten, hatte die Nation nicht die Mittel, ihre Künstler durch Konzerte zu unterstützen. Viele Konzerte wurden aus Leidenschaft für die Verbreitung von Schönheit in der Nation auf freiwilliger Basis gegeben. Als Lösung stellte der Kulturminister die Künstler ab 1934 als Lehrer an der Musikschule „Nana Mbretneshë” (Mutter Königin) in Tirana ein. Die Schule war auch der Treffpunkt der Künstler, um zu proben und sich auf ihre Konzerte vorzubereiten. Lola Aleksi arbeitete als Klavierlehrerin und war wie die anderen eine leidenschaftliche und engagierte Lehrerin.

gemeinfrei

Hamide Stringas Biographie von Lola Aleksi Gjoka

Später entsandte die Regierung in Tirana Lola Aleksi an die neu gegründete Musikschule für Mädchen, das „Fraueninstitut” in Tirana, wo sie Klavier und klassisches Ballett unterrichtete, das sie zwei Jahre lang in Sewastopol studiert und unterrichtet hatte. Sie war die erste Ballettlehrerin und erste Choreographin. Einige ihrer Schülerinnen wurden die ersten Ballett-Tänzerinnen am Nationalballett, so wie ihre kleine Schwester Liden. Lola Aleksi unterrichtete Klavier an der Mädchenschule „Donika Kastrioti” in Shkodra und an der ersten Musikhochschule „Jordan Misja” in Tirana, die 1946 gegründet wurde.

In der Zwischenzeit heiratete Lola Aleksi Ndoc Gjoka, und das Paar wurde mit einer Tochter, Juki Marija, gesegnet. Schließlich wurden 1956 die Nationaloper und das Nationalballett gegründet, und Lola Aleksi Gjoka hinterließ ihre Spuren als erste Korrepetitorin und Konzertmeisterin am Klavier in den ersten Opernaufführungen. Als 1962 das Musikkonservatorium Albaniens eröffnet wurde, war Lola eine der ersten Lehrerinnen für Opernsänger und Pianisten und widmete sich mit Hingabe dem Unterrichten.

Lola Aleksis Klavierstudentin Takuina Truja, die zu einer führenden Klavierlehrerin in Albanien wurde, faßte ihre Bekanntschaft mit Lola Aleksi mit folgenden Worten zusammen: „Durch ihr Vorbild wurde mir klar, daß ein großer Künstler ein bescheidener und liebevoller Mensch sein muß.“

Lola Aleksi Gjoka ist ein schönes Beispiel dafür, wie eine einzelne Person, die sich einer höheren Mission gewidmet hat, die Kultur und Geschichte einer Nation verändern kann. Lola Aleksi Gjoka hat Albanien nicht nur einen wunderschönen Schatz an Liedern hinterlassen, der das kulturelle Erbe der europäischen Kultur wie eine Perle bereichert. Sie hinterließ ihrem Volk auch das Vermächtnis einer kulturellen Renaissance, die von einer Handvoll junger Künstler geschaffen wurde, die sich in einer gemeinsamen Mission zusammengeschlossen hatten, um die Kultur ihres Volkes mit klassischer Musik zu bereichern, wobei sie eine Schlüsselrolle spielte.


Quellen

  • Hamide Stringa: „Lola Gjoka (Aleksi) Një jetë mbi tastierë”

  • Nicola Guy: „The Birth of Albania”

  • Eno Koco: „Kënga lirike qytetare shqiptare në vitet 1930”

  • Eno Koco: „Tefta Tashko Koco – Album”