Zum Gedenken an Lola Aleksi Gjoka
Eine kulturhistorische Persönlichkeit Albaniens
Von Feride Istogu Gillesberg
Lola Aleksi Gjoka (1910–1985) war Albaniens erste professionelle
Konzertpianistin und spielte eine entscheidende Rolle bei der kulturellen
Renaissance Albaniens. Dieser Text ist eine Würdigung ihres 115. Geburtstags und
des 40. Jahrestags ihres Todes, um ihr Vermächtnis als kulturhistorische
Persönlichkeit zu ehren.
Lola Aleksi Gjoka wurde am 22 Mai 1910 in Sewastopol/Rußland geboren und ist
dort aufgewachsen. Ihre Eltern waren albanische Immigranten. Als Lola im Alter
von sechs Jahren in die Grundschule kam, bekam sie Klavierunterricht. Mit neun
Jahren qualifizierte sie sich für die Musikschule „Teknikumin Muzikor” in
Sewastopol. Frau Karalowa, eine renommierte russische Pianistin und Pädagogin,
erkannte von Anfang an das musikalische Talent von Lola, nahm sie unter ihre
Fittiche und war bis 1929 ihre Klavierlehrerin.
Lola wuchs mit Klavierüben und Klavierspielen auf, und Musik war Teil des
gesellschaftlichen Lebens ihrer Familie. Mit Lola am Klavier und ihrem Bruder
Vaso, der Geige lernte, und Freunden wie Naum Prifti Doko, einem Amateurmusiker
und Lehrer für albanische Sprache, gaben sie Hauskonzerte. Mit 18 Jahren war
Lola Aleksi bereits als Solistin und Klavierbegleiterin im Kulturzentrum
„Proletarskaja Kusnica” tätig, das für das kulturelle Leben von Sewastopol
stand. Als die Sowjetunion Anfang 1932 ein Dekret erließ, das Einwanderern
vorschrieb, entweder russische Staatsbürger zu werden und ihre
Staatsangehörigkeit aufzugeben oder das Land innerhalb von 24 Stunden zu
verlassen, beschloß die Familie Aleksi, die Sowjetunion zu verlassen, um nach
Albanien zurückzukehren, das inzwischen seit 1912 unabhängig war.
Korça, die Wiege der Renaissance
In den 1930er Jahren kämpfte Albanien noch immer um seine Anerkennung als
unabhängiger Nationalstaat und um die Befreiung von den kulturellen und sozialen
Fesseln des Osmanischen Reiches. Albanien wurde 1912 nach 500 Jahren Besatzung
durch das Osmanische Reich für unabhängig erklärt, aber die Anerkennung
Albaniens durch die europäischen Nationen dauerte Jahrzehnte, da die
europäischen Mächte durch ihre geopolitische Agenda in der Region an die Stelle
des Osmanischen Reichs traten. Während der politische Kampf um die Anerkennung
Albaniens weiterging, setzten sich einige albanische patriotische Intellektuelle
und Künstler aktiv für die Förderung der Kultur der Nation ein.
Als die Familie Aleksi Anfang 1932 in Korça in Albanien ankam, begann Lola,
Kindern aus aristokratischen Familien das Klavierspielen beizubringen, um ihre
Familie finanziell zu unterstützen. Der Umzug aus einer großen Hafenstadt und
Kulturmetropole wie Sewastopol in Rußland in die Stadt Korça in Albanien war in
vielerlei Hinsicht eine Herausforderung. Lola Aleksi, die eine sehr
optimistische Lebenseinstellung hatte, nahm die Herausforderungen mit offenem
Geist und warmem Herzen an.
Durch ihre Herkunft war Lola mit der Geschichte des albanischen Volkes
vertraut, für das sie eine tiefe Liebe empfand. Der Dirigent und Manager Sotir
Kosmo engagierte Lola Aleksi für ein Konzert, das er am 28. Mai 1932 für den
lokalen Chor und das Orchester im Kino „Mazhestik” in Korca organisierte. Das
Konzert wurde zu Lola Aleksis Debütkonzert als Konzertpianistin in Albanien. Sie
spielte unter anderem Solostücke von Beethoven, Schumann, Chopin, Rachmaninow,
Liszt und anderen. Das Kino war bis auf den letzten Platz mit Zuschauern aus
allen Gesellschaftsschichten gefüllt, und das Publikum war voller Begeisterung
und Enthusiasmus. Die Presse beschrieb ihr Klavierspiel als magisch, der den
Geist in himmlische Sphären erhebend. Lola Aleksi wurde dafür gelobt, daß sie
Albanien mit wunderschönen, unbekannten Klängen bescherte, die den Beginn eines
frischen Windes markierten. Sotir Kosmo und Lola Aleksi entwickelten eine enge
Verbindung, mit dem gleichen Ziel, die Schönheit der klassischen Musik zu
verbreiten, um die Kultur ihres Landes zu bereichern.
Klassische Konzerte schaffen kulturellen Optimismus
Die Geschichte wollte es, daß Albaniens erste Konzertpianisten und seine
ersten Opernsänger etwa zur gleichen Zeit (1932-1934) nach Albanien
zurückkehrten. Unter ihnen waren Albaniens erste Sopranistin Jogina Filce, die
in Rom studiert hatte, der Tenor Llambi Turtulli aus Mailand, Italien, der
Geiger Thoma Bezhani aus Boston/Massachusetts in den USA, der
lyrisch-dramatische Tenor Kristaq Antoniu aus Bukarest, die Sopranistin Marija
Paluce (Kraja) aus Graz, Österreich, und die Sopranistin Tefta Tashko aus Paris.
Vereint in ihrer Leidenschaft für klassische Musik und ihrem Bestreben, die
Kultur ihres Landes zu bereichern, legten sie den Grundstein für eine kulturelle
Renaissance, die mit ihren Konzerten schnell aufblühte und das Land mit ihrer
Schönheit überwältigte, die mit Liebe und Begeisterung aufgenommen wurden. Neben
Lola Aleksi als führender Konzertpianistin und Klavierbegleiterin leisteten auch
der Pianist Tonin Guraziu und der französische Pianist und Musikprofessor Jaques
Winkler ihren Beitrag.
Eines der ersten Konzerte mit den zurückgekehrten Künstlern fand im September
1933 in Korça statt, das Sotir Kosmo anläßlich der Gründung des Roten Kreuzes in
Albanien organisiert hatte. Das Konzert wurde als großes Ereignis berichtet. Mit
Lola Aleksi am Klavier sang die Sopranistin Jorgjina Filce (Truja) Arien aus
Bellinis I capuleti e i Montecchi und Schuberts Serenade (auf Albanisch),
der Tenor Llambi Turtulli Arien aus Puccinis Toska, Turandot und
Manon, Beethoven-Romanzen für Violine und Klavier wurden mit dem
Violinisten Thoma Bezhani und Lola Aleksi aufgeführt, und sie spielte Solostücke
wie Variationen der Rigoletto-Ouvertüre von Liszt.
gemeinfrei
Lola Aleksi Jorgjina Gjoka am Piano und die Sängerin Jorgjina Filçe Truja.
Das Konzert war unter anderem mit offiziellen Persönlichkeiten gut besucht.
Das Konzert löste Begeisterung und Optimismus aus, und der Jubel hielt bis zum
Ende des Konzerts an. Die Begeisterung spiegelte sich in vielen Artikeln wider,
in denen die Künstler für ihre Darbietung in den höchsten Tönen gelobt wurden.
Man kann die Kraft der Belcanto-Sänger mit Schillers Gedicht „Die Macht des
Gesangs” vergleichen.
Der damalige Premierminister Pandeli Vangjelli, der von der Begeisterung, die
das Konzert ausgelöst hatte, bewegt war, erklärte, daß solche Konzerte auch in
Tirana, der Hauptstadt Albaniens, stattfinden sollten. Dies wurde der Beginn
vieler Konzerte in unterschiedlichen Besetzungen, bei denen Lola Aleksi am
Klavier im Mittelpunkt stand. Zu diesen Konzerten gehörte auch eines im Kino
„Gloria” im Oktober 1935 mit Tefta Tshko, die bereits eine bekannte
Belcanto-Sängerin war, und Lola Aleksi. Anwesend waren der Premierminister und
alle Minister mit ihren Familien, das diplomatische Corps und die Bevölkerung,
die das Kino bis auf den letzten Platz füllten. Tefta Tashko und Lola Aleksi
sangen und spielten unter anderem Arien aus Verdis La Traviata, Puccinis
Madame Butterfly, La Bohème, Der Barbier von Sevilla,
Mozarts Cosi Fan Tutte, Schuberts Serenade (auf Albanisch), Griegs
Solvej-Lied und albanische Volkslieder, die von Lola Aleksi für Klavier
arrangiert worden waren. Zeitungen wie Shqiperija e Re (Neues Albanien)
und Drita (Das Licht) sowie andere Zeitungen berichteten begeistert und
fasziniert über die Konzerte und schrieben, daß sich eine neue Kultur entfalte,
die die Nation noch nie zuvor gesehen habe. Das Konzert löste eine Welle der
Begeisterung aus. Es folgten viele Konzerte in Tirana, Shkodra, Durres, Vlora,
Fier und anderen Städten und Gemeinden.
Im Laufe der Konzerte wurde Lola Aleksi zur Konzertmeisterin und Coach der
Sänger und spielte eine entscheidende Rolle dabei, den hohen Standard der
Aufführungen aufrechtzuerhalten. Bei der Organisation von Konzerten mußten viele
Herausforderungen bewältigt werden, wie Lola Aleksi später in einem Interview
sagte: „Ich erinnere mich, als wir Benefizkonzerte organisierten, um armen
Menschen, Waisenkindern und Studenten zu helfen ...standen wir nicht nur vor der
Herausforderung, einen Konzertort zu finden, sondern auch ein Klavier.“ Zu
dieser Zeit waren Klaviere sehr selten, sie mußten den Transport der Klaviere
organisieren, manchmal auch das Klavier von Lola. Mit dem Wunsch, Schönheit zu
verbreiten, wurden viele Hindernisse überwunden.
Neben vielen Benefizkonzerten organisierten Lola Aleksi und Maria Paluca
(Kraja) ein Konzert, um Spenden für das junge Talent, den Bariton Kistaq Koco,
zu sammeln, damit er nach Italien gehen und Belcanto-Gesang studieren konnte, da
es in Albanien noch kein Musikkonservatorium gab. Marija Paluca und Lola Aleksi
traten zusammen mit Kristaq Koco bei diesem Konzert im Oktober 1937 in Tirana
auf. Die Medien kündigten das Konzert im Voraus an, und alle Karten waren
ausverkauft, sodaß Koco nach Italien reisen und studieren konnte.
Zu dieser Zeit war die Nachfrage nach Konzerten groß. Der Rundfunk begann,
sie zu übertragen, und die Menschen versammelten sich um ein Radio in einer Bar,
in einem Friseursalon oder wo immer es ein Radio gab, um zuzuhören, was auch bei
diesem Konzert der Fall war. Die Zeitung Shtypi (Die Presse) berichtete
über dieses Konzert wie folgt:
„Tausendmal Bravo! Lola Aleksi und Marija Paluca, diese beiden idealistischen
Mädchen, haben sich bereit erklärt, ein Konzert für den neuen jungen
talentierten Bariton Kristaq Koco zu geben, um ihm zu helfen, Mittel zu
beschaffen, damit er im Ausland studieren und unser Land ehren kann, so wie es
die jungen Damen im Inland getan haben... Marija sang bei dem Konzert wie eine
Nachtigall, die die Botschaft eines neuen Frühlings verbreitet und die Seelen
der Hunderten von Zuhörern in einem vollbesetzten Saal bewegte. Eine neue
Landschaft entsteht durch eine kulturelle Renaissance, nicht nur die Bevölkerung
wird in eine bessere Welt versetzt, sondern auch die Protagonisten der Künstler
sitzen nicht mehr in Cafés, sondern am künstlerischen Kamin, umgeben von dem
Geist, den nur Musik hervorbringen kann...”
Und Tajar Zavanlan, Journalist und Politiker, schrieb in der Zeitung
Shtypi und drückte seine Begeisterung mit folgenden Worten aus: „Wir sind
sehr glücklich, in einer Zeit musikalischer Magie zu leben, die durch diese
lebendigen Künstler noch verstärkt wurde...“
Nach dem Konzert versammelten sich die Menschen am Ausgang, um die Künstler
zu empfangen und zu loben, entflammt von einem Optimismus, der sich wie ein
Lauffeuer verbreitet hatte.
Der Schatz der albanischen Volkslieder lebt wieder auf
Lola Aleksi kam 1932 durch Jorgjina Filce zum ersten Mal mit Volksliedern aus
Korca in Berührung, von denen sie sehr begeistert war. Da Lola nicht in Albanien
aufgewachsen war, kannte sie diese Volkslieder nicht. Sie waren eine Entdeckung
für sie, und sie schloß sie in ihr Herz. Sie mußten in das Repertoire der
klassischen Konzerte aufgenommen werden. Lola Aleksi bereitete sie für die
Konzerte vor, indem sie sie in Notenschrift niederschrieb und die
Klavierbegleitung arrangierte.
gemeinfrei
Lola in Shkodra. Nach ihrer Übersiedelung in den 1930er Jahren lernte Lola
Aleksi den albanischen Liederschatz kennen, und begann, sie in Notenschrift festzuhalten.
gemeinfrei
Von links: Lola Gjoka, Tefta Tashko, Jorgjija Filçe, Maria Kraja, oben
rechts , Sotir Kosmo – 1937.
gemeinfrei
Ankündigung eines Konzerts mit Lola Aleksi
Die Begeisterung für ihre Arrangements war groß, die Belcanto-Sänger liebten
sie, und die Bevölkerung war hingerissen und überwältigt von ihrer Schönheit.
„Haben wir wirklich solche Schönheit in unserer Nation?“ war eine häufige
Reaktion. Die Nation wurde mit einem Liederschatz vertraut gemacht, von dem sie
nicht wußte, daß sie ihn hatte.
Der Grund dafür ist die 500-jährige Besetzung durch das Osmanische Reich, das
das Volk unterdrückte und isolierte, mit dem Ziel, seine nationale Identität
auszulöschen. Lola Aleksi leistete Pionierarbeit, indem sie einen Liederschatz,
der darauf wartete, entdeckt und bekannt gemacht zu werden, in Notenschrift
festhielt. Mit Lola Aleksis Klavierarrangement wurde dieser Schatz der Nation in
einer edlen Verpackung in Form ihres Klavierarrangements präsentiert. Lola Alexi
beschreibt mit ihren eigenen Worten, wie ihre Arbeit mit den albanischen
Volksliedern begann:
„Als ich nach Korca kam, war Jorgja Truja die erste Künstlerin, die ich traf.
Von ihr lernte ich die Lieder von Korca kennen. Weit weg von zuhause hatte ich
keine Gelegenheit, diese Volkslieder kennenzulernen, außer einigen
Hochzeitsliedern, die meine Eltern kannten. Nach zwei Jahren traf ich Marija,
mit der ich eine enge musikalische Freundschaft schloß. Von Marija lernte ich
Lieder aus Shkodra und Kosova kennen. Sie sang sie mir vor, und ich versuchte,
sie in Noten für Klavier zu schreiben. Ich bemühte mich sehr, den 7/8-Takt zu
übernehmen, den ich mit dem 3/8-Takt verwechselte, während ich das Jare
von Shkodra notierte.
Als Tefta kam, begann sie die Volkslieder zu singen, die Jorgjina und Marija
sangen, obwohl sie von Zeit zu Zeit mit einem Lied aus Berat und Elbasan kam.
Sie bestand immer darauf, neue Lieder zu lernen. Am Anfang war ich verwirrt,
weil alle drei Künstlerinnen mehr Volkslieder verlangten. Meine Liebe zu den
Volksliedern und mein tiefer Wunsch, etwas mit ihnen zu machen, gaben mir die
Kraft, diese Arbeit zu tun. Niemand hatte diese Volkslieder zuvor
niedergeschrieben...
Mehrmals nahm ich Volksmusiker mit zu mir nach Hause, um von ihnen zu lernen,
wie die Instrumentalisten die Sängerin begleiteten. Ich versuchte, die gleiche
Methode auf das Klavier anzuwenden, ohne von der populären Intonation
abzuweichen. Ich ging auch oft zu Hochzeiten, um so viele Volkslieder wie
möglich kennenzulernen, in jeder möglichen Provinz. Ich erinnere mich noch gut
daran, wie Tefta, die sehr hartnäckig war, mit neuen Liedern zu mir kam. Sie
sagte hastig: ,Setz dich schnell ans Klavier, Lola, damit ich die Melodien nicht
vergesse, den Text habe ich abgeschrieben.‘ So war es auch bei Marija...“
Marija Paluca (Kraja), die jahrzehntelang eng mit Lola Aleksi befreundet war
und mit ihr musikalisch zusammenarbeitete, sagte über deren Herangehensweise an
albanische Volkslieder:
„Für Lola war es wichtig, den Charakter des Original-Liedes, seine melodische
Kontur, die rhythmische Dynamik und Modalität zu bewahren“. Marija betonte:
„Lolas oberstes Ziel bestand darin, das kulturelle Niveau ihres Heimatlandes zu
heben, und sie sah ihre Arbeit mit den albanischen Volksliedern in diesem
Zusammenhang.“
Marija Paluce gab viele Konzerte mit Lola Gjoka und machte die Nation mit
diesem Schatz an Volksliedern bekannt. Ein Höhepunkt ihrer Zusammenarbeit war
das Konzert, das Lola und Marija gemeinsam organisiert hatten und das den von
Lola Aleksi arrangierten Volksliedern gewidmet war. Es fand am 1. März 1939 im
Kino „Gloria“ in Tirana unter dem Titel „Manifestation alter Lieder” statt. Das
Konzert fand in einer Zeit politischer Unruhen statt, die von Unsicherheit und
Angst um die Zukunft geprägt war. Der bekannte albanische Schriftsteller Vedal
Kokona schrieb in seinen Gedanken über das Konzert:
„Beide Künstlerinnen betraten die Bühne in albanischer Tracht. Dieser Moment
war wie eine frische Brise, die aus den albanischen Bergen durch das überfüllte
Kino wehte. Wir atmeten diese sehnsüchtige Brise mit Durst ein. Was waren das
für Lieder, die Marija so schön sang? Gab es wirklich eine solche Melodie in
Albanien, die in Lolas Fingern vibrierte? Wo hatten sie diese Melodie gehört? Es
war ein Lied, das unsere Bergbewohner und Bauern singen und das das Leben der
Albaner zum Ausdruck bringt. Das Lied des kleinen Halit, das uns bewegt und
unsere Seelen berührt, ein Beweis dafür, daß die Albaner ein echtes Gefühl
haben, das wie Glut unter Asche in der Tiefe ihres Herzens verborgen ist. Marija
und Lola mußten mit ihrem magischen Geist kommen und die verborgene Glut
entdecken. Ihr flogt wie die Biene, die von Blume zu Blume fliegt, um Honig zu
sammeln, ihr saugtet den Honig unserer Lieder auf und spielt für uns diese
Melodien, die ihr in allen Ecken Albaniens gesammelt habt, diese Melodien, die
uns aus unserem tiefen Schlaf weckten und unsere Augen für das wahre Leben
öffneten.“
Marija Paluca und Lola Aleksi hatten 16 Volkslieder im Repertoire, aber das
Konzert wurde aufgrund der überwältigenden Begeisterung des Publikums, das
Zugaben forderte, bis Mitternacht verlängert. Am Ende gingen die Menschen auf
die Bühne, um Marija und Lola zu umarmen, und Arm in Arm mit den Künstlerinnen
begannen sie zu singen, während sie durch die Straßen von Tirana zogen, was sich
zu einer Demonstration des Widerstands entwickelte.
Einen Monat später marschierte Italien in Albanien ein, gefolgt von der
Besetzung durch Nazi-Deutschland im Jahr 1943. Marija Paluca (Kraja) schrieb in
ihren Reflexionen, die Volkslieder von Lola Aleksi hätten die Flamme der Liebe
zum Vaterland in der Bevölkerung entfacht und die Herzen der Menschen für die
kommenden schweren Zeiten erwärmt.
Lola Aleksi – Lehrerin, Korrepetitorin, Konzertmeisterin, Choreographin
Als Aleksi und die Belcanto-Sänger nach Albanien zurückkehrten, hatte die
Nation nicht die Mittel, ihre Künstler durch Konzerte zu unterstützen. Viele
Konzerte wurden aus Leidenschaft für die Verbreitung von Schönheit in der Nation
auf freiwilliger Basis gegeben. Als Lösung stellte der Kulturminister die
Künstler ab 1934 als Lehrer an der Musikschule „Nana Mbretneshë” (Mutter
Königin) in Tirana ein. Die Schule war auch der Treffpunkt der Künstler, um zu
proben und sich auf ihre Konzerte vorzubereiten. Lola Aleksi arbeitete als
Klavierlehrerin und war wie die anderen eine leidenschaftliche und engagierte
Lehrerin.
gemeinfrei
Hamide Stringas Biographie von Lola Aleksi Gjoka
Später entsandte die Regierung in Tirana Lola Aleksi an die neu gegründete
Musikschule für Mädchen, das „Fraueninstitut” in Tirana, wo sie Klavier und
klassisches Ballett unterrichtete, das sie zwei Jahre lang in Sewastopol
studiert und unterrichtet hatte. Sie war die erste Ballettlehrerin und erste
Choreographin. Einige ihrer Schülerinnen wurden die ersten Ballett-Tänzerinnen
am Nationalballett, so wie ihre kleine Schwester Liden. Lola Aleksi
unterrichtete Klavier an der Mädchenschule „Donika Kastrioti” in Shkodra und an
der ersten Musikhochschule „Jordan Misja” in Tirana, die 1946 gegründet
wurde.
In der Zwischenzeit heiratete Lola Aleksi Ndoc Gjoka, und das Paar wurde mit
einer Tochter, Juki Marija, gesegnet. Schließlich wurden 1956 die Nationaloper
und das Nationalballett gegründet, und Lola Aleksi Gjoka hinterließ ihre Spuren
als erste Korrepetitorin und Konzertmeisterin am Klavier in den ersten
Opernaufführungen. Als 1962 das Musikkonservatorium Albaniens eröffnet wurde,
war Lola eine der ersten Lehrerinnen für Opernsänger und Pianisten und widmete
sich mit Hingabe dem Unterrichten.
Lola Aleksis Klavierstudentin Takuina Truja, die zu einer führenden
Klavierlehrerin in Albanien wurde, faßte ihre Bekanntschaft mit Lola Aleksi mit
folgenden Worten zusammen: „Durch ihr Vorbild wurde mir klar, daß ein großer
Künstler ein bescheidener und liebevoller Mensch sein muß.“
Lola Aleksi Gjoka ist ein schönes Beispiel dafür, wie eine einzelne Person,
die sich einer höheren Mission gewidmet hat, die Kultur und Geschichte einer
Nation verändern kann. Lola Aleksi Gjoka hat Albanien nicht nur einen
wunderschönen Schatz an Liedern hinterlassen, der das kulturelle Erbe der
europäischen Kultur wie eine Perle bereichert. Sie hinterließ ihrem Volk auch
das Vermächtnis einer kulturellen Renaissance, die von einer Handvoll junger
Künstler geschaffen wurde, die sich in einer gemeinsamen Mission
zusammengeschlossen hatten, um die Kultur ihres Volkes mit klassischer Musik zu
bereichern, wobei sie eine Schlüsselrolle spielte.
Quellen
-
Hamide Stringa: „Lola Gjoka (Aleksi) Një jetë mbi tastierë”
-
Nicola Guy: „The Birth of Albania”
-
Eno Koco: „Kënga lirike qytetare shqiptare në vitet 1930”
-
Eno Koco: „Tefta Tashko Koco – Album”
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