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Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
Friedrich Schiller

 

Kein Frieden in Afrika bedeutet:
nirgendwo ist Frieden

Von Prof. Mariano Nguema Esono Medja

Mariano Nguema Esono Medja ist Professor für Internationale Beziehungen an der Nationalen Universität Äquatorialguinea. Im zweiten Abschnitt der Pariser Konferenz der Solidarité et Progrès (S&P) und des Schiller-Instituts am 8. November sagte er folgendes. (Übersetzung aus dem Spanischen.)

Sehr geehrte Teilnehmer dieser Konferenz in Paris,

zunächst einmal möchte ich dem Schiller-Institut von ganzem Herzen dafür danken, daß es diese Konferenz der Rolle Afrikas und dem aktuellen Stand des Friedens gewidmet hat. Dieses Unterfangen erforderte große Anstrengungen und Engagement, um so viele denkende Köpfe zusammenzubringen und unsere Denkfähigkeit auf die Herausforderungen anzuwenden, vor die uns die Welt heute stellt.

Es ist mir eine Ehre, mit Ihnen allen einige kurze Überlegungen zu teilen, warum wir hier in Paris zusammengekommen sind, auch wenn mir ein Visum verweigert wurde. Aber Gott sei Dank ermöglicht uns die Technologie, uns auch aus der Ferne sehr nah zu fühlen. Dieser Prozeß wird sicherlich nicht aufgehalten werden.

Wir sind zusammengekommen, um unter dem Titel „Afrika, eine globale Mehrheit, gemeinsam für Frieden und Emanzipation“ Überlegungen auszutauschen, die zu tiefen Reflexionen führen, die auf einem klaren Gewissen und gesundem Menschenverstand beruhen, da wir soziale Wesen sind, die dazu bestimmt sind, zusammenzuleben.

Die einfachste Frage, die wir uns heute stellen können – für viele vielleicht unbedeutend – lautet vielleicht: Warum ist es so schwer, in Frieden zu leben?

Die Menschheit durchläuft einen Globalisierungsprozeß, den ich oft als ein Phänomen beschreibe, bei dem alles jeden betrifft und wir alle an allem beteiligt sind. Anders ausgedrückt: Diese Globalisierung, die die Menschheit durchläuft, ist ein Phänomen, bei dem nichts jemandem gehört und die Menschheit die einzige und ausschließliche Domäne der Menschen ist.

Auf die Frage, ob es schwierig ist, in Frieden zu leben, ist die Antwort ebenso einfach: Nein. Es ist nicht schwierig, in Frieden zu leben.

Wenn dem so ist, fragen wir uns doch einmal, warum es dann nicht möglich ist, in Frieden zu leben? Die Antwort ist wiederum einfach: Weil wir nicht an den Frieden glauben, oder weil viele nicht an den Frieden glauben. Als Folge dieser fehlenden Kultur des Friedens geraten wir in Konfliktsituationen, wie sie die Welt heute erlebt. Hier kommt die Verantwortung Afrikas als Ganzes ins Spiel, Frieden und Emanzipation zu einer wirksamen und lebendigen Realität zu machen.

Wenn ich über Afrika spreche, beginne ich damit, daß die Globalisierung keine Grenzen kennt: globale Phänomene sind universell, auch wenn ihre Auswirkungen von Region zu Region unterschiedlich sein mögen. Aber wenn es um Afrika geht, besteht kein Zweifel daran, daß viele, die sich mit afrikanischen Angelegenheiten befassen, dies fälschlicherweise nicht als Ganzes tun, sondern als etwas Isoliertes, als ein einzelnes Land, ohne Rücksicht auf die große Vielfalt, die aus dem Herzen Afrikas als Kontinent hervorgeht.

Was die Bevölkerung angeht, ist Afrika nach Asien der zweitbevölkerungsreichste Kontinent. Das ist eine große Sache. Das sollte uns die Augen öffnen und uns bewußt machen, welche Auswirkungen dies auf den Globalisierungsprozeß haben kann, je nach Fall positiv oder negativ, insbesondere wenn es um den Weltfrieden und die Emanzipation geht.

Wir alle kennen die Hindernisse für die Entwicklung, die Afrika zurückhalten, seine internen Probleme, seinen Bedarf an guter Regierungsführung und die Notwendigkeit transparenter und für die Bürger zugänglicher Institutionen. Hinzu kommen bewaffnete Konflikte, die für viele Menschen Unsicherheit bedeuten, ethnische Probleme verschiedener Art, die Verzweiflung einiger Menschen, die sich bessere Lebensbedingungen wünschen, Hunger, Armut und Korruption in vielen Ländern.

Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die Mindestlöhne in vielen Teilen Afrikas nicht ausreichen, um die grundlegenden menschlichen Bedürfnisse zu decken, und es für den durchschnittlichen afrikanischen Bürger utopisch erscheinen mag, an Geschichten von Frieden, Emanzipation usw. zu glauben. Wenn dem so ist, sollten wir uns fragen: Was ist falsch an den Organisationen, die wir gegründet haben und denen wir beigetreten sind? Berücksichtigen sie diese Probleme nicht? Und so viele andere Fragen, die wir vielleicht haben.

Wenn die Antworten auf diese Fragen nicht positiv sind, dann müssen wir davon ausgehen, daß die Ideale gut sind, aber wir müssen härter daran arbeiten, sie zu erreichen. Das bedeutet, daß der Frieden und die Emanzipation, die wir alle für Afrika anstreben, vorerst nur ein Wunsch sind und nichts weiter.

Wenn dem so ist, müssen wir davon ausgehen, daß wir alle Teil einer Welt sind, und es ist höchste Zeit, daß wir einen genauen Blick auf unsere Brüder im globalen Süden werfen, die diesen Weg bereits vor Jahren und Jahrzehnten gegangen sind. Wir müssen uns fragen: Was haben sie getan? Wie haben sie es getan?

Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir uns anderen Kontinenten – Asien, Amerika, Europa – zuwenden, aber mit Demut und dem Mut, uns mit unseren Brüdern an einen Tisch zu setzen, mit denen wir über die Dinge sprechen können, die wir brauchen, über die Werte, die wir vertreten, und vor allem darüber, wie wir uns gegenseitig die Hände reichen und Lösungen für die Probleme finden wollen, die uns derzeit plagen. Es stimmt, daß in dieser Hinsicht bereits viele Initiativen ergriffen wurden, aber ich möchte noch einmal betonen, wie wichtig es ist, daß sich Afrika dem Globalen Süden mit Überzeugung und der Bereitschaft zur Zusammenarbeit anschließt.

Die Rolle der Universitäten

Nachdem ich das gesagt habe, möchte ich nun auf die Rolle eingehen, die die Universitäten übernehmen müssen. Als Professor für Internationale Beziehungen an der Nationalen Universität von Äquatorialguinea bin ich der Meinung, daß wir an den Hochschulen eine gemeinsame Verantwortung gegenüber dem afrikanischen Kontinent und der ganzen Welt tragen. Wir müssen ein kritisches Bewußtsein für die Bedeutung des menschlichen Lebens in der Gesellschaft schaffen.

Studenten müssen nicht nur fachlich, sondern auch in menschlichen Werten ausgebildet werden, damit die grundlegenden Fragen, die wir Tag für Tag aufwerfen, mit Menschlichkeit angegangen werden können, in dem vollen Bewußtsein, daß es unter den heutigen Umständen nicht mehr nur Probleme des Friedens und der Emanzipation in Afrika gibt, sondern weltweit. Denn wenn Afrika nicht emanzipiert und in Frieden lebt, wird es niemals Frieden auf der Welt geben, weil die Afrikaner gezwungen sein werden, ihre Heimat zu verlassen und anderswohin zu gehen, was wiederum andere Probleme mit sich bringt, die aus der Flucht aus ihren Ländern resultieren.

Deshalb lege ich immer großen Wert auf Kultur und Werteerziehung, wie Frieden und Respekt für den Einzelnen, unabhängig von seiner Herkunft, Ethnie, Stammeszugehörigkeit oder Religion, mit dem Fokus darauf, daß sie Menschen sind, egal ob Afrikaner, Europäer, Asiaten, Amerikaner usw. Wie wir in unserer ethnischen Gruppe in Äquatorialguinea sagen: „Menschen sind ein Spiegelbild dessen, was sie geben“, und daher ist die Welt ein Spiegelbild der Menschen, die in ihr leben.

Wenn wir unsere Jugend in den Werten des Friedens, der Emanzipation und der Solidarität erziehen, wird nicht nur Afrika, sondern die ganze Welt in Frieden leben, und ein friedliches Zusammenleben der Menschen wird möglich sein. Was wir brauchen, ist daran zu glauben, dafür zu arbeiten und dafür zu erziehen. Kurz gesagt: Um unsere Ziele in einer Welt zu erreichen, in der friedliches Zusammenleben und Respekt vor den Menschen oberste Priorität haben, müssen wir alle in unseren jeweiligen Kompetenzbereichen danach streben, drei wesentliche Fähigkeiten zu erwerben:

  • zu wissen, wie man ein Mensch ist;

  • zu wissen, wie man in der Gesellschaft lebt;

  • und zu wissen, wie man Dinge im Dienste der Menschheit tut.

Ich danke Ihnen allen für Ihren Beitrag und Ihre Bemühungen, Frieden in einer Welt zu verwirklichen, in der er nur wenigen vorbehalten zu sein scheint.