Oligarchie ist die Degeneration der Demokratie
Benoît Odille ist Ingenieur und Kandidat der Solidarité et
Progrès für die französischen Parlamentswahlen. Im ersten Abschnitt der Pariser
Konferenz der Solidarité et Progrès (S&P) und des Schiller-Instituts am 8.
November sagte er folgendes. (Übersetzung aus dem Französischen.)
Hallo zusammen, mein Name ist Benoît Odille und ich bin Kandidat bei den
Parlamentswahlen für den 5. Bezirk von Essonne [südlich von Paris].
Mein Ziel ist es, die Franzosen, die noch mit offenen Augen durch die Welt
gehen, zu vereinen und Frankreich aus den Fängen der Oligarchie zu befreien.
Denn in einer Oligarchie kann man nicht gedeihen: Eine Familie zu gründen ist
schwierig. Die Früchte seiner Arbeit zu genießen, wird sehr schwer. Ein langes
und gesundes Leben zu führen, ist in einer Oligarchie ein Wunder. Die Schönheit
der eigenen Seele zum Ausdruck zu bringen, ist gefährlich.
Oligarchie ist die Degeneration der Demokratie, wie Sokrates und Platon vor
2500 Jahren gezeigt haben. Sie entsteht, wenn eine kleine Gruppe von Personen
beschließt, ihren Einfluß, ihre Netzwerke und ihr Geld einzusetzen, um sich
selbst einen Platz an der Sonne zu sichern, zum Nachteil der Mehrheit. Und die
Suche nach der Wahrheit ist in der Öffentlichkeit nicht mehr erlaubt.
Um ihre Position zu behaupten, versucht diese kleine Gruppe, die tatsächlich
eine winzige Minderheit ist, Informationen zu kontrollieren, die Aufmerksamkeit
von ihren eigenen Machenschaften abzulenken, das Volk mit Spielen abzulenken,
Dissidenten, die populär werden könnten, einzuschüchtern und zu verleumden, das
Volk in unversöhnliche Sekten zu spalten, die Debatte so weit wie möglich zu
dogmatisieren, um Reflexion und Einheit unter den Franzosen zu verhindern, und
permanente Zwietracht zu säen.
Goscinny und Uderzo haben das perfekt verstanden, als sie ihre Figur Detritus
[Tullius Destructivus in Streit um Asterix] nannten. Das ist es, was
sie sind. Wir sollten diese Oligarchie weder respektieren noch fürchten. Sie
sind mittelmäßig und haben das bewiesen, indem sie Frankreich in den Bankrott
getrieben haben.
Ich persönlich habe keine Angst vor ihnen, aber ich habe Angst davor, wohin
sie die Welt führen. Ich befürchte, daß die Menschheit ihretwegen in einem
Atomkrieg untergehen wird, und das treibt mich zum Handeln an.
Wir befinden uns an einem Wendepunkt der Geschichte. Deshalb habe ich 2024
kandidiert, um den Weltkrieg zu verhindern, und schon Jahr 2022, um die
Kontrolle über Finanzen und Währung zurückzugewinnen. Denn Krieg und Finanzen
sind die Lieblingswaffen der Oligarchie. 2008 hat man eine Finanzkatastrophe
knapp vermieden, ohne daraus zu lernen, sondern das Problem sogar noch
verschlimmert. 2022 standen wir kurz davor, gegen eine Atommacht in den Krieg zu
ziehen, weil wir die neuen Dynamiken in den Ländern des Globalen Südens nicht
verstanden haben, die heute die Mehrheit der Weltbevölkerung bilden und die wir
[S&P und das Schiller-Institut] heute vertreten.
Wir haben zugelassen, daß die Oligarchie unsere Realwirtschaft zerstört hat,
unsere Industrie, unsere wissenschaftliche und künstlerische Kultur, unsere
Arbeits- und Rentenbedingungen sowie unsere Fähigkeit, uns angemessen zu
versorgen, zu pflegen und zu ernähren.
Wir müssen uns unserer politischen Unreife stellen
Sicherlich sind diese Menschen verachtenswert. Aber wir dürfen nicht ständig
nur außerhalb von uns selbst nach Feinden zu suchen. Das Schlimmste wäre es,
wenn wir es nicht schaffen, uns unserer eigenen politischen Unreife als Volk zu
stellen.
Die Abschaffung der Oligarchie wird unsere Probleme nicht lösen. Sie wird
lediglich ein Signal für unsere Entschlossenheit zur Veränderung sein. Wir
werden weiterhin untereinander über die wichtigen Fragen diskutieren müssen, mit
denen Frankreich konfrontiert ist. Wir werden über die Realwirtschaft sprechen
müssen, über die Kontrolle der Währung, den Haushalt, die Auflösung der
Europäischen Union, Krieg und Frieden sowie die internationale
Zusammenarbeit.
Wir müssen eine neuartige gemeinsame Suche nach der Wahrheit schaffen, die
nicht von Böswilligkeit, Arroganz und Selbstherrlichkeit geprägt ist. Wir müssen
Aufrichtigkeit und Neugier wieder in den Mittelpunkt der Debatten stellen: mit
rigorosen Methoden, die auf nachweisbaren Fakten basieren, aber auch, indem wir
die vielen Hypothesen und Vermutungen der Menschen zirkulieren lassen und
Debatten anregen.
Seit der Gelbwesten-Bewegung, der COVID-Krise und dem Krieg in der Ukraine
ist klar, daß die Franzosen nach Antworten suchen. Jetzt ist es an der Zeit,
eine neue Methode für eine Regierung mit voller Souveränität vorzuschlagen. Dazu
gehören natürlich Bürgerinitiativen, um politische Parteien zu umgehen. Auf
diese Weise können Bürger mit unterschiedlichem politischem Hintergrund, wenn
sie sich auf etwas einigen, gemeinsam ein Gesetz vorschlagen, ohne auf die
Verzögerungen und Zögerlichkeiten der gewählten Vertreter warten zu müssen.
Das Bürgerinitiative-Referendum (RIC) setzt jedoch voraus, daß die Bürger
nach der Wahrheit suchen. Deshalb schlage ich die Einrichtung eines neuen
demokratischen Instruments vor: die nationale Volksdebatte. Damit werden die
Voraussetzungen für eine ruhige und aufrichtige Auseinandersetzung mit Ideen
geschaffen, die auf nachweisbaren Fakten basiert, mit Argumentationen, die
manchmal komplex, aber immer zugänglich sind, und bei denen man sich Zeit nimmt,
um abweichende Meinungen anzuhören.
Die wichtigsten Themen werden offen diskutiert, wobei Bürgerjurys die
Ehrlichkeit der Teilnehmer sicherstellen. Tägliche Debatten, die im Fernsehen
und im Internet übertragen werden, ohne Einmischung mächtiger Finanzinteressen,
werden es uns ermöglichen, wieder eine konstruktive Bürgerdebatte
aufzubauen.
Wir dürfen nicht länger zulassen, daß der Markt die öffentliche Debatte
diktiert. Wenn 95% der Medien im Besitz von neun Milliardären sind, wenn
YouTube-Algorithmen sogenannte „offizielle” Informationen bevorzugen, wo
bleibt dann die Gedankenfreiheit?
Auf dieser solideren Grundlage können wir uns mit den konkreten Problemen
befassen, mit denen wir konfrontiert sind. Ich habe sicherlich Vorschläge, aber
sie müssen alle Gegenstand einer nationalen öffentlichen Debatte sein, bevor sie
angenommen werden können!
Die Ära der parlamentarischen „Vertretung”, in der ein gewählter Vertreter
seine Meinung durchsetzen konnte, ohne die Wähler zu konsultieren, neigt sich
dem Ende zu. Jetzt wird die Hauptaufgabe eines Parlamentsabgeordneten darin
bestehen, Diskussionen zu moderieren und das kollektive Wissen der Nation
zusammenzuführen, um das zu finden, was der Wahrheit, Schönheit und
Gerechtigkeit am nächsten kommt. Die Zeit des Dogmatismus ist vorbei.
Schließen Sie sich meiner Kampagne an, um der Oligarchie ein Ende zu setzen
und die Menschheit wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit.
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