Die Stimme der Globalen Mehrheit
Von Dr. Naledi Pandor
Naledi Pandor, ehemalige Ministerin für internationale
Beziehungen und Zusammenarbeit der Republik Südafrika, sandte der Konferenz die
folgende Grußbotschaft.
Dr. Zepp-LaRouche, Mitarbeiter des Schiller-Instituts, eminente Redner und Diskussionsteilnehmer, meine Damen und Herren,
herzliche Grüße an Sie alle. Ich möchte zunächst Dr. Zepp-LaRouche und ihrem
Konferenzteam für die Einladung zur Teilnahme an dieser wichtigen Berliner
Konferenz danken. Ich bedaure, daß ich bei diesem wichtigen Treffen in Berlin
nicht persönlich anwesend sein kann. Für Afrikaner kann der Gedanke an eine
Berliner Konferenz1 eine beängstigende Erinnerung an unsere koloniale
Vergangenheit sein und an die Rolle, die Berlin bei der Sanktionierung des
Kolonialismus gespielt hat.
Ich lobe daher das Schiller-Institut dafür, daß es die Stimme der Freiheit,
der Gerechtigkeit, des Friedens und der Sicherheit nach Berlin bringt.
Das Schiller-Institut hat die sehr wichtige Aufgabe übernommen, neue
Gespräche über unsere heutige Welt zu führen. Alle hier Anwesenden sind sich
darüber bewußt, daß wir uns hinsichtlich des Ausbruchs eines unkontrollierbaren
globalen Krieges am oder nahe am Kippunkt befinden.
Die Initiative des Instituts zum Aufbau einer Internationalen
Friedenskoalition (IPC) wird einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung neuer
globaler Partnerschaften und eines neuen Ansatzes für den Multilateralismus
leisten.
Unser Kontinent, Afrika, unterstützt alle Initiativen für den Frieden. Afrika
leidet nach wie vor unter einer schlechten oder unzureichenden Infrastruktur,
einem niedrigen Industrialisierungsgrad, geringen Produktionskapazitäten und dem
Fehlen technologischer Innovationen, die den Reichtum Afrikas an natürlichen
Ressourcen verwerten können.
Darüber hinaus verursachen interne Konflikte, mangelnde Demokratie und
schwache Menschenrechtspraktiken und -institutionen weitere Probleme.
Glücklicherweise hat Afrika begonnen, sich auf Lösungen zu konzentrieren.
Digitale Technologien und Innovationen fassen Fuß in afrikanischen
Volkswirtschaften wie Kenia, Nigeria und Südafrika. Auch verstärkte
Investitionen in die Landwirtschaft und in grundlegende Dienstleistungen wie
Gesundheit und Bildung sorgen für bedeutende Fortschritte.
Die wichtigste Entwicklung ist die von der Afrikanischen Union geleitete
Agenda 2063, der Rahmen für die vorrangigen Sektoren für das Afrika, das wir uns
bis 2063 wünschen.
Die Afrikanische Union steuert diese Agenda und arbeitet gemeinsam mit
internationalen Partnern an den 17 vorrangigen Initiativen.
Der Konflikt im Sudan und die verzögerte Rückkehr zur Demokratie in mehreren
anderen Staaten haben den Fortschritt bei der Umsetzung der Agenda verzögert.
Nichtsdestotrotz handelt es sich um ein Konzept, das auf dem Kontinent weit
verbreitet ist.
Der Oasenplan, den das Schiller-Institut veröffentlicht hat, ergänzt die
Bestrebungen Afrikas, und es sollte eine Zusammenarbeit bei der Umsetzung dieser
Entwicklungspläne geben. Außerdem sind die Pläne sehr gut mit den UN-Zielen für
nachhaltige Entwicklung verwoben. Diese Entwicklungspläne sollten im Mittelpunkt
der globalen Gemeinschaft stehen, und es ist wichtig, daß diese Konferenz Wege
findet, die Regierungen der G7, der BRICS und der G20 zu erreichen, um sie davon
zu überzeugen, daß man mehr Wachstum, mehr Entwicklung und mehr Sicherheit
erreichen könnte, wenn diese Pläne zum Kern des globalen Handelns würden.
Das negative und giftige geopolitische Umfeld, in dem militärische Macht und
wirtschaftliche Tyrannei dominieren, wird nicht dazu beitragen, eine bessere
Welt zu schaffen. Die Bemühungen um eine globale Zusammenarbeit sollten
intensiviert werden, und die verstärkte Beachtung des Multilateralismus und die
Achtung des Völkerrechts sind die einzigen Wege zur Schaffung einer Welt, in der
Ungleichheit, Armut und Ausgrenzung bekämpft werden können.
Diese Konferenz muß zu Schlußfolgerungen kommen, die die Zusammenarbeit
bekräftigen, Investitionen in die Schwachen und Ausgegrenzten unterstützen und
Konflikte und zunehmenden Militarismus entschieden ablehnen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihren Beratungen und freue mich auf die
Schlußfolgerungen, die sich aus unseren Diskussionen ergeben werden.
Anmerkung
1. Die Berliner Konferenz oder Kongokonferenz 1884-85 bereitete die Aufteilung Afrikas unter den europäischen Kolonialmächten vor.
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