Panel 3: „Wissenschaft als Motor“
für 3 Milliarden neue produktive Arbeitsplätze
Im Mittelpunkt des dritten Abschnitts der Konferenz am Samstagabend (New
Yorker Zeit) standen Videos mit Äußerungen von Lyndon LaRouche aus dem Jahr 2007
sowie des russischen Ökonomen Sergej Glasjew aus dem Jahr 2001. Darin betonten
sie die Notwendigkeit einer Kreditpolitik – im Gegensatz zu einer spekulativen
Geldpolitik –, um eine neue Ordnung der wirtschaftlichen Entwicklung aller
Nationen herbeizuführen, beginnend mit der sofortigen Entwicklung Südwestasiens
durch den Oasenplan, den LaRouche erstmals 1975 vorgeschlagen hatte.
Zu Beginn der Sitzung sang John Sigerson drei verschiedene Vertonungen von
Ludwig Uhlands Gedicht Frühlingsglaube aus dem Jahr 1812 – von Conradin
Kreutzer, Franz Schubert und Josephine Lang. Uhlands Frühlingsglaube
drückt den Optimismus angesichts der erwarteten Niederlage Napoleons und der
damit verbundenen Schaffung einer neuen Welt im Bild eines Frühlings aus, in dem
„alles blüht“ und sich „alles wenden“ muß. Anastasia Battle, Moderatorin
und Chefredakteurin des Kulturmagazins Leonore des Schiller-Instituts
sowie Mitinitiatorin der Internationalen Friedenskoalition zusammen mit Helga
Zepp-LaRouche, kommentierte nach der Aufführung, ein solcher Optimismus sei
notwendig, um das zu tun, was heute getan werden muß, um diese Welt wieder
aufzubauen.
Es folgte ein kurzes Video von Lyndon LaRouche, in dem er betonte, daß
Geld an sich keinen eigenen Wert habe, sondern daß sein Wert nur in der
Steigerung der Produktivität und der Kraft der Menschheit liege, die Natur zu
verändern. Die Frage nach wirtschaftlichem Wert laufe demnach auf die Frage
hinaus: „Erhöhen wir das potentielle relative Bevölkerungswachstum der
Menschheit auf diesem Planeten oder nicht?“ LaRouche führte damals ein Beispiel
für eine solche Wertveränderung an: Anstatt seine Billionen Dollar in
US-Staatsanleihen auf einer Bank zu deponieren, könnte China diese als Kredite
in den Aufbau der Infrastruktur anderer Länder in Südwestasien investieren. Dann
hätte dieses Geld einen Wert!
Harley Schlanger, Vizepräsident des amerikanischen Schiller-Instituts,
sagte zu Beginn seines Vortrags, einige hätten zwar gehofft, daß Präsident Trump
auf seiner jüngsten Nahost-Reise einen palästinensischen Staat anerkennen würde.
Nun stelle sich jedoch die Frage: Gibt es eine Alternative zu Netanjahus
„Endlösung“, die darin bestehe, die meisten Palästinenser zu töten und die
Überlebenden zu zwingen, das Land zu verlassen, um ein „Groß-Israel“ zu
schaffen?
LaRouche habe schon 1975 eine Alternative entwickelt, mit seinem Oasenplan
als Grundstein für eine neue Weltwirtschaftsordnung. Im Zusammenhang mit der
Gründung einer Internationalen Entwicklungsbank sollten Infrastrukturaufbau und
Produktivitätssteigerung durch den Einsatz von Werkzeugmaschinen finanziert
werden. Die Verwirklichung dieses Planes sei in all den Jahren seither daran
gescheitert, daß die meisten darauf beharrten, es müsse „zuerst Frieden
herrschen“, danach könne man sich „um die Wirtschaft kümmern“. Das habe
garantiert, daß niemals Frieden erreicht wurde und die Beteiligten von den
Briten gegeneinander ausgespielt wurden.
Jason Ross, wissenschaftlicher Berater des Schiller-Instituts,
betonte, der Oasenplan spiegele das höhere wissenschaftliche Prinzip wider, daß
Kreativität die Grundlage der physischen Wirtschaft ist – jeder Mensch sei als
„Ebenbild Gottes“ in der Lage, die Natur und somit das Universum durch die
Anwendung bestehender und verbesserter Ideen zu verändern. Er zitierte Albert
Einstein, um dieses Prinzip zu veranschaulichen: „Das ewig Unbegreifliche an der
Welt ist ihre Begreiflichkeit.“ Wir seien dazu bestimmt, das Universum zu
verbessern und unsere Macht über die Natur zu vergrößern. LaRouches
Zukunftsvision des Oasenplans bestehe darin, den Wasserfluß pro Flächeneinheit
und die Leistungsdichte pro Flächeneinheit zu erhöhen, so daß der Mensch seine
Produktivkraft und die Bevölkerungsdichte steigern kann.
LaRouche habe darauf bestanden, daß man den zahllosen Opfern der inszenierten
Kriege in Südwestasien einen Sinn geben müsse, indem man durch die
Entwicklungsstrategie des Oasenplans den gesamten Charakter der Region verändert
und die Kriege durch Zusammenarbeit für eine produktive Zukunft im Interesse
aller Beteiligten endlich überwindet. Ross schloß seinen Vortrag: „Die Frage,
die wir uns stellen müssen, lautet: Können wir dem Leben all derer, die gelitten
haben und umgekommen sind, einen Sinn geben?“
Anschließend wurde ein Ausschnitt aus einer Rede des russischen Ökonomen
Dr. Sergej Glasjew aus dem Jahr 2001 gezeigt, der damals Vorsitzender des
Wirtschaftsausschusses der Duma war und heute Staatssekretär der
Russisch-Weißrussischen Union und Mitglied der Akademie der Wissenschaften ist.
Darin erklärt Glasjew, er sei sehr glücklich, auf der Konferenz des
Schiller-Instituts sprechen zu dürfen, da er Lyndon LaRouche voll und ganz
zustimme, daß das westliche Finanzsystem vor dem Zusammenbruch steht und ein
neues Finanzsystem geschaffen werden muß, das auf der Stärkung der
Realwirtschaft basiert.
Was Glasjew damals forderte – nämlich die Schaffung neuer Kreditmechanismen,
durch die Länder mit ihren nationalen Währungen in die Realwirtschaft
investieren können –, hat heute, 24 Jahre später, mit dem Aufstieg Chinas und
der Zusammenarbeit Rußlands mit China sowie der zunehmenden Entwicklung der
BRICS-Staaten und Chinas Neuer Seidenstraße viel größere Chancen, verwirklicht
zu werden. Glasjew warf schon damals die auch heute noch sehr relevante Frage
auf, ob wir in der Lage sein werden, ein neues System zu schaffen, oder ob die
Finanzoligarchie nach dem Zusammenbruch des Systems durch Krieg und Terrorismus
ein eigenes System schaffen wird.
Paul Gallagher, Wirtschaftsredakteur des von LaRouche gegründeten
Magazins EIR, betonte, angesichts der Politik der Finanzoligarchie für
Krieg und Völkermord müsse unsere Organisation darauf hinarbeiten, das
notwendige neue Kreditsystem zu schaffen, um die Weltwirtschaft wieder
aufzubauen.
Gallagher wies darauf hin, daß die Vereinigten Staaten über kein eigenes
Kreditinstrument verfügen. Die von der Wall Street beherrschte Federal Reserve
verleihe kein Geld für Industrie, Landwirtschaft oder Infrastruktur, sondern
stelle nur den großen Wall-Street-Banken riesige Summen zur Verfügung. Diese
Großbanken hätten zwar ihre gesetzlich vorgeschriebenen Einlagen erhöht,
weigerten sich aber, Geld für produktive Zwecke zu verleihen. Das Verhältnis
ihrer Kredite zu Einlagen betrug im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts 85%,
sank aber im zweiten Jahrzehnt unter 60%. Die Einlagen in Hedgefonds belaufen
sich derzeit auf 3 Billionen Dollar, und allein die drei größten
Wall-Street-Banken haben 2 Billionen Dollar in Hedgefonds angelegt.
Woher sollen also die Kredite für Investitionen in neue Produktionsanlagen
oder Infrastruktur kommen? Sie müßten von einer umstrukturierten oder
verstaatlichten Federal Reserve kommen, die in eine Nationalbank im Sinne
Hamiltons umgewandelt werden müsse, um Kredite an die Realwirtschaft zu
vergeben. Das Problem bei der Wiederbelebung der Produktion sei nicht China, das
sein eigenes hohes Wachstum mit Hamiltonischen Krediten finanziere, sondern bei
der Federal Reserve, die jeglichen Kreditfluß in die Realwirtschaft unterbunden
habe, um die unhaltbare Spekulationsblase der Wall Street zu finanzieren.
William DeOreo, ein Bauingenieur mit langjähriger Erfahrung in der
Förderung der Wasserentsalzung in Jordanien, zeigte auf, wie die
Wasserversorgung in Jordanien und damit in ganz Südwestasien durch den Bau von
Thorium-Kernkraftwerken, die als Nebenprodukt auf natürliche Weise ohne
Anreicherung Uran 233 produzieren, massiv erhöht werden könnte. In Jordanien,
das über keine großen Wasserreserven verfüge, sei inzwischen ein Punkt erreicht,
an dem die Wasserversorgungskapazität pro Kopf der Bevölkerung, die zum Großteil
aus palästinensischen Flüchtlingen besteht, deutlich sinken wird, wenn nicht
sofort etwas unternommen wird.
Das Oak Ridge National Laboratory in Tennessee habe in den 1960er Jahren
einen funktionierenden Thoriumreaktor betrieben, diesen jedoch stillgelegt, weil
die US-Regierung Kernreaktoren zur Herstellung von Atomwaffen bauen wollte, was
mit Thorium nicht möglich ist. China hingegen habe jetzt einen funktionierenden
Thoriumreaktor gebaut. Die Bedeutung dieser Technologie für den Oasenplan sollte
offensichtlich sein. Auch hier stellt sich wieder die Frage, ob man die
potentielle Bevölkerungsdichte durch die Fähigkeit des Menschen, die Natur zu
verändern, erhöhen will, oder ob man durch Technologieverweigerung die
Bevölkerung reduzieren will.
Völkermord durch Kartellwirtschaft
Völkermord als bewußte Politik war ein zentrales Thema in der abschließenden
Diskussion über die Übernahme der Landwirtschaft im Westen durch oligarchische
Kartelle und deren Versuch, die weltweite Landwirtschaft durch eine
„verhängnisvolle Politik des komparativen Preisvorteils“ zu übernehmen. Damit
sollen die Nationen gezwungen werden, ihre Ernährungssicherheit aufzugeben,
indem sie Fleisch, Obst und Gemüse aus dem Ausland importieren, was zum Bankrott
der meisten Landwirte und zur vollständigen Übernahme der Landwirtschaft durch
Konzerne führen würde. Die auf dem Podium vertretenen Landwirte machten
deutlich, daß sie entschlossen sind, dies zu verhindern.
Bob Baker, Landwirtschaftskoordinator des Schiller-Instituts, forderte
nachdrücklich, die Kartellisierung der Landwirtschaft zu bekämpfen. Die
Strategie der Kartelle orientiere sich an der Politik der Britischen
Ostindiengesellschaft, sie ziele darauf ab, die Landwirtschaft und Industrie
anderer Länder zu ruinieren, um deren Bevölkerung zu reduzieren. Er stellte
dieser faschistischen Politik das von China übernommene „Amerikanische System“
gegenüber, bei dem die Produktivität der Landwirtschaft für die Bauern durch die
Entwicklung von neuem und verbessertem Saatgut, eine optimierte Wasserversorgung
und eine erhöhte Stromversorgung gesteigert wird. Baker wies auch auf die
Zusammenarbeit Rußlands mit Afghanistan hin, um das Land selbstversorgend zu
machen, sowie auf die Wasserprojekte Ägyptens im Nildelta, durch die Teile der
Wüste in Oasen verwandelt werden, wo man Nahrungsmittel anbauen kann. Er fragte:
„Wann haben die USA eigentlich das letzte Mal ein Wasserprojekt gebaut?”
Baker forderte anstelle der Übernahme von Farmen durch Großkonzerne und der
Reduzierung der Bevölkerung die Gründung von einer Million neuen bäuerlichen
Familienbetrieben. Dazu müsse die Bevölkerung neue produktive Kredite erhalten,
wie Paul Gallagher es skizziert hatte, und es müßten Kartellgesetze eingeführt
werden, um die Unternehmenskartelle aufzubrechen. Zudem müsse man Paritätspreise
einführen, um sicherzustellen, daß die Landwirte die Kosten für den Anbau von
Nahrungsmitteln finanzieren können. Er betonte auch, eine Rückkehr zur
Glass-Steagall-Bankentrennung für die Zerschlagung der Wall-Street-Banken sei
dringend erforderlich.
Anschließend lieferten führende Landwirtschaftsvertreter weitere Beweise für
die Übernahme von Familienbetrieben durch Konzerne und die Notwendigkeit, die
Bevölkerung zu mobilisieren, um die Politik zu ändern. Der langjährige
Landwirtschaftsaktivist Joe Maxwell aus Missouri, Präsident von Farm
Action und ehemaliger Vizegouverneur von Missouri, der 14 Jahre lang als
Abgeordneter im Landesparlament saß, machte deutlich, daß vier internationale
Fleischkartelle 80% der in den Vereinigten Staaten verarbeiteten
Rindfleischproduktion kontrollieren. Auch die Weizenmühlen, die
Getreideverarbeitung sowie die landwirtschaftlichen Betriebsmittel seien in den
Händen von Kartellen.
Mike Callicrate, Viehzüchter aus Kansas und Gründer von Ranch Foods
Direct in Colorado, erklärte, die Übernahme der Landwirtschaft durch Konzerne
habe Amerika zu einem Nettoimporteur von Lebensmitteln gemacht. Diese Politik
werde vom Landwirtschaftsministerium (USDA) gefördert, und die Trump-Regierung
tue nichts, um etwas daran zu ändern. Wir bräuchten eine andere
Regierungspolitik, um lokale und regionale Landwirte zu fördern, die Kartelle zu
zerschlagen und die lokale Regeneration des Bodens durch die Methoden der
traditionellen Familienbetriebe zu fördern, während die Konzernpolitik den Boden
kaputt mache. Landwirte müßten auch ihre eigenen lokalen Märkte aufbauen, um
ihre Produkte zu vermarkten, was von der Regierung unterstützt werden sollte,
betonte er.
Dann kam Alberto Vizcarra zu Wort, Sprecher der Nationalen Front zur
Rettung des Mexikanischen Landes, die sich aus Landwirten und Viehzüchtern aus
fünf mexikanischen Bundesstaaten zusammensetzt. Er sagte, da die
Freihandelspolitik zwischen den USA und Mexiko derzeit neu bewertet werde und
NAFTA unter Trump zerfallen sei, sei es nun an der Zeit, daß US-amerikanische
und mexikanische Landwirte sich beraten und eine gemeinsame Strategie zur
Bekämpfung der Kartelle ausarbeiten. „Es ist an der Zeit, die schädliche Politik
des komparativen Preisvorteils zu ersetzen“ erklärte er, und gemeinsam eine
Strategie zur Verbesserung der Wasserinfrastruktur auszuarbeiten, die die
Ökologie des Landes verändert und „Leben in die Große Amerikanische Wüste
bringt“!
Harley Schlanger erinnerte daran, daß Lyndon LaRouche schon früh
darauf bestand, daß die Fragen der Wasser- und Nahrungsmittelversorgung und des
Friedens Hand in Hand gehen müssen und fragte: „Wie kann man Frieden haben, wenn
man die Bevölkerung hungern läßt?“ Schlanger verwies auf die Massenhungersnot,
die in Gaza beendet werden müsse, machte aber deutlich, daß dies ein allgemeiner
Grundsatz ist, der bei der Schaffung einer neuen Wirtschaftsordnung gelten
müsse. Helga Zepp-LaRouche habe betont, daß diese neue Ordnung frei von allen
geopolitischen Prinzipien sein müsse.
gb/alh
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