„Die Wahrheit hat immer das letzte Wort“
Von Diane Sare
Diane Sare ist Präsidentin der LaRouche-Organisation (TLO) in den
Vereinigten Staaten und war mehrfach unabhängige Kandidatin im Bundesstaat New
York für den US-Senat. Den folgenden Vortrag hielt sie in der Berliner Konferenz
des Schiller-Instituts am 12. Juli. (Übersetzung aus dem Englischen.)
Guten Tag!
Wir befinden uns in einer ungewöhnlichen Zeit, eine Zeit der menschlichen
Entwicklung und gleichzeitig eine Zeit großer Qualen, wenn wir das extreme Leid
so vieler Menschen betrachten: die unvorbereiteten ukrainischen Soldaten, die
verschleppt und an die Front geschickt werden; die hungernden Menschen –
besonders Kinder – in Gaza, die vor den Augen der Welt sterben; und das Leid der
Menschen, die wir nicht sehen, im Sudan, in Haiti und direkt vor unserer Nase in
den angeblich zivilisierten Ländern des „Gartens“, in den Vereinigten Staaten und
Westeuropa.
Die Fähigkeit des Menschen, grausam zu anderen Menschen zu sein, scheint keine
Grenzen zu kennen – aber tatsächlich gibt es diese Grenzen. Nicht weil die Opfer
die Macht haben, sich zu verteidigen, sondern weil es ein höheres Prinzip im
Universum gibt, das letztendlich den Lauf der Dinge bestimmt.
Wir sind es gewohnt, unseren Erfolg anhand willkürlicher Maßstäbe zu messen,
wie der Anzahl der Stimmen, der Likes oder Views in den sozialen Medien, der Höhe
des Gehalts usw. Aber wie mißt das Universum „Erfolg“?
Wir wissen eigentlich sehr wenig über unsere eigene Erde! Wie kommt es, daß
wir hier festsitzen, 150 Millionen Kilometer von einem riesigen Ball aus
geschmolzenem Plasma entfernt, uns um unsere eigene Achse drehen und die Sonne so
umkreisen, daß wir das perfekte Klima für das Leben haben? Wir verstehen nicht
einmal vollständig die Beziehung zwischen unserer Umlaufbahn, verschiedenen
Magnetfeldern und wahrscheinlich noch unbekannten anderen Faktoren, die zusammen
dafür sorgen, daß wir hier bei diesem Treffen zusammensitzen können, ohne
befürchten zu müssen, daß unser Planet vor den nächsten Milliarden Jahren oder
mehr von der Sonne verschluckt und verbrannt wird!
Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, daß unser Überleben als Gattung
davon abhängen könnte, daß Sie verstehen, warum das so ist?
Ein Seemann, der weiß, daß die Erde kugelförmig ist und sich um ihre eigene
Achse dreht, während sie die Sonne umkreist, wird wahrscheinlich eher sein Ziel
erreichen als ein Seemann, der glaubt, die Erde sei flach.
Warum ist das wichtig? Was hat das mit all dem Leid in der Welt zu tun, dem
wir uns manchmal machtlos ausgeliefert fühlen?
Weil wir einem Feind gegenüberstehen, der glaubt, die Prinzipien der Schöpfung
des Universums, einschließlich der Natur des Menschen, mißachten zu können. Der
verschrumpelte Club der Milliardäre glaubt, daß er allein durch die Kontrolle der
„Narrative” die globale Vorherrschaft erlangen kann. Sie glauben, daß sie unser
Verhalten kontrollieren können, indem sie uns erzählen, die Wirtschaft floriere,
auch wenn wir uns kein Haus leisten können; unser Bildungssystem sei
ausgezeichnet, obwohl unsere Kinder nicht lesen können; das Fahren von Autos mit
Benzinmotor und der Verzehr von Rindfleisch verursache die Überschwemmungen in
Texas; und Israel „verteidige“ sich nur gegen unbewaffnete Säuglinge in Gaza.
So beschloß irgendein Genie, Israel zum Thema der demokratischen Vorwahlen zum
Bürgermeister von New York City zu machen, und in der Abgeschiedenheit der
Wahlkabinen wurde klar, daß in einer Stadt mit der größten jüdischen Bevölkerung
außerhalb Israels Hunderttausende von Wählern nicht bereit sind, die
Ermordung von Kindern in Gaza weiter zu unterstützen. Laut der New York
Post haben sogar Tausende jüdische New Yorker ihre Parteizugehörigkeit zu
„Demokraten“ geändert, nur um ihre Stimme bei den demokratischen Vorwahlen
abgeben zu können. Haben sie alle für Zohran Mamdani gestimmt? Ich weiß es nicht,
aber aus den Ergebnissen wissen wir, daß es viele von ihnen getan haben.
Als Donald Trump 2016 gegen alle Erwartungen der etablierten Presse und
Parteibonzen die Schreibtisch-Mörderin Gaddafis [Hillary Clinton] besiegte,
lachte Lyndon LaRouche, als ich ihm sagte: „Sie haben das Gift gemischt und dann
selbst getrunken.“
Wer das Narrativ kontrolliert, gewinnt nicht den Krieg. Die Wahrheit hat immer
das letzte Wort, auch wenn wir den genauen Zeitpunkt nicht vorhersagen
können.
Wo stehen wir also jetzt? Seit anderthalb Jahren sage ich: Die Kinder von Gaza
werden Amerika retten. Warum?
Weil es kein Massenstreik ist, wenn Menschen nur gegen ein Unrecht
protestieren, das ihnen selbst angetan wurde, sondern wenn Menschen bereit sind,
ihre eigene Sicherheit für andere zu riskieren – wenn sie gegen Unrecht
protestieren, das jemandem angetan wurde, den sie nie getroffen haben oder der
noch nicht einmal geboren ist und dessen Zukunft in Gefahr ist.
Das ist es, was die jungen Menschen bewegt, die gegen die mörderische Politik
ihrer Regierungen in der gesamten westlichen Welt protestieren.
Die Kraft der Kinder von Gaza liegt in ihrer körperlichen Schwäche – daß sie
sich nicht verteidigen können, und diese Erkenntnis verleiht jedem, der noch ein
Gewissen hat, neue Energie.
Das Gemetzel muß ein Ende haben! Aber was dann?
Was ist mit Rußland, der Ukraine, dem Sudan, Haiti, Jackson/Mississippi?
Was ist mit der Menschheit, daß sie sich das nie wieder antut?
Wir müssen jetzt eine tiefere Quelle finden, die auf unserer historischen
Identität basiert.
Jede Kultur, die überlebt hat, hat das: China, Indien, Persien – ich kann
unmöglich so vielen historischen Beiträgen in einer Rede gerecht werden. Ich will
niemanden ausschließen, aber da ich Amerikanerin bin und die meisten von Ihnen
Europäer sind, werde ich mich darauf beschränken.
Was war der Sinn der Amerikanischen Revolution oder besser gesagt des
Amerikanischen Unabhängigkeitskriegs? War da wirklich nur eine Gruppe reicher
alter weißer Männer [auf der Mayflower], die eine Kreuzfahrt machten? So
wie die Frauen der Milliardäre, die in einer privaten Rakete in die Luft steigen
und die Erde umkreisen, nur um Publicity zu bekommen? Ist die Mayflower in
die Neue Welt gesegelt, damit ein perverser Adliger, der nichts besseres zu tun
hatte, Menschen vergewaltigen, plündern und versklaven konnte? Nein!
In Europa tobte ein Kampf zwischen den oligarchischen Familien aus Venedig,
Holland und Großbritannien und den Dichtern, Musikern, Malern, Wissenschaftlern,
und vergessen wir nicht die Bildhauer. Sokrates! Die Debatte drehte sich um das
Menschenbild: Waren wir dumme wilde Tiere, die von einer willkürlichen Gruppe
genetisch „überlegener“, nur untereinander verheirateter Royals beherrscht werden
mußten? Oder gab es etwas Kostbares mit unbegrenztem Potential – eine genieartige
Eigenschaft, die jedem Menschenkind angeboren war?
Wie Sokrates wiederholt demonstrierte, gibt es in jedem Menschen eine
angeborene Eigenschaft, die ihn in der Lage versetzt, zwischen Recht und Unrecht,
zwischen Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit zu unterscheiden, die ihn
bildungsfähig macht und ihn damit befähigt, an der Weiterentwicklung des
Universums als Ganzes mitzuwirken und sich selbst zu regieren.
Das waren die Beiträge von Nikolaus von Kues, Jeanne d'Arc, Johannes Kepler,
Leonardo da Vinci, Leibniz, aber auch von Bach, Beethoven, Schiller und vielen
anderen.
Der von Cusa, Leibniz und Konfuzius inspirierte Durchbruch Benjamin Franklins
und Alexander Hamiltons bestand darin, eine Regierungsform zu schaffen, die
sowohl die wirtschaftlichen Bedingungen als auch die Freiheit
fördern sollte, die notwendig sind, damit die Bürger ihre individuellen Talente
entfalten können, in einer Gesellschaft, die ihre Entdeckungen und Erfindungen
assimilieren kann, um ihre Lebensbedingungen von einer Generation zur nächsten zu
verbessern.
Diese universellen Prinzipien wurden in der amerikanischen
Unabhängigkeitserklärung und Verfassung zum Ausdruck gebracht. War die Umsetzung
fehlerfrei? Nein. Auch wenn sich jeder von uns eine perfekte Kugel vorstellen
kann, tauchen bei der Herstellung einer solchen Kugel in der realen Welt alle
möglichen Hindernisse auf, sodaß das konstruierte Objekt hinter dem Bild in
unserem Kopf zurückbleibt. Das bedeutet aber nicht, daß wir ein wahres Prinzip
aufgeben sollten.
Als Amerikanerin möchte ich daher vorschlagen, daß wir nicht den barbarischen
Horden der Kreuzzüge nacheifern, der spanischen Inquisition, der faschistischen
Geißel, die wir vor 80 Jahren besiegt haben, oder dem modernen „Globalen
Britannien” von König Charles, sondern den Geist der italienischen Renaissance,
der deutschen Klassik, der französischen École Polytechnique und der
amerikanischen intellektuellen Tradition – ja, die gibt es – wiederbeleben,
unsere ungerechtfertigte Arroganz überwinden und uns mit der Globalen Mehrheit
verbünden, deren Engagement für den Fortschritt der Menschheit in perfekter
Harmonie mit unseren eigenen Idealen steht.
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