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Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
Friedrich Schiller

 

„Die Wahrheit hat immer das letzte Wort“

Von Diane Sare

Diane Sare ist Präsidentin der LaRouche-Organisation (TLO) in den Vereinigten Staaten und war mehrfach unabhängige Kandidatin im Bundesstaat New York für den US-Senat. Den folgenden Vortrag hielt sie in der Berliner Konferenz des Schiller-Instituts am 12. Juli. (Übersetzung aus dem Englischen.)

Guten Tag!

Wir befinden uns in einer ungewöhnlichen Zeit, eine Zeit der menschlichen Entwicklung und gleichzeitig eine Zeit großer Qualen, wenn wir das extreme Leid so vieler Menschen betrachten: die unvorbereiteten ukrainischen Soldaten, die verschleppt und an die Front geschickt werden; die hungernden Menschen – besonders Kinder – in Gaza, die vor den Augen der Welt sterben; und das Leid der Menschen, die wir nicht sehen, im Sudan, in Haiti und direkt vor unserer Nase in den angeblich zivilisierten Ländern des „Gartens“, in den Vereinigten Staaten und Westeuropa.

Die Fähigkeit des Menschen, grausam zu anderen Menschen zu sein, scheint keine Grenzen zu kennen – aber tatsächlich gibt es diese Grenzen. Nicht weil die Opfer die Macht haben, sich zu verteidigen, sondern weil es ein höheres Prinzip im Universum gibt, das letztendlich den Lauf der Dinge bestimmt.

Wir sind es gewohnt, unseren Erfolg anhand willkürlicher Maßstäbe zu messen, wie der Anzahl der Stimmen, der Likes oder Views in den sozialen Medien, der Höhe des Gehalts usw. Aber wie mißt das Universum „Erfolg“?

Wir wissen eigentlich sehr wenig über unsere eigene Erde! Wie kommt es, daß wir hier festsitzen, 150 Millionen Kilometer von einem riesigen Ball aus geschmolzenem Plasma entfernt, uns um unsere eigene Achse drehen und die Sonne so umkreisen, daß wir das perfekte Klima für das Leben haben? Wir verstehen nicht einmal vollständig die Beziehung zwischen unserer Umlaufbahn, verschiedenen Magnetfeldern und wahrscheinlich noch unbekannten anderen Faktoren, die zusammen dafür sorgen, daß wir hier bei diesem Treffen zusammensitzen können, ohne befürchten zu müssen, daß unser Planet vor den nächsten Milliarden Jahren oder mehr von der Sonne verschluckt und verbrannt wird!

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, daß unser Überleben als Gattung davon abhängen könnte, daß Sie verstehen, warum das so ist?

Ein Seemann, der weiß, daß die Erde kugelförmig ist und sich um ihre eigene Achse dreht, während sie die Sonne umkreist, wird wahrscheinlich eher sein Ziel erreichen als ein Seemann, der glaubt, die Erde sei flach.

Warum ist das wichtig? Was hat das mit all dem Leid in der Welt zu tun, dem wir uns manchmal machtlos ausgeliefert fühlen?

Weil wir einem Feind gegenüberstehen, der glaubt, die Prinzipien der Schöpfung des Universums, einschließlich der Natur des Menschen, mißachten zu können. Der verschrumpelte Club der Milliardäre glaubt, daß er allein durch die Kontrolle der „Narrative” die globale Vorherrschaft erlangen kann. Sie glauben, daß sie unser Verhalten kontrollieren können, indem sie uns erzählen, die Wirtschaft floriere, auch wenn wir uns kein Haus leisten können; unser Bildungssystem sei ausgezeichnet, obwohl unsere Kinder nicht lesen können; das Fahren von Autos mit Benzinmotor und der Verzehr von Rindfleisch verursache die Überschwemmungen in Texas; und Israel „verteidige“ sich nur gegen unbewaffnete Säuglinge in Gaza.

So beschloß irgendein Genie, Israel zum Thema der demokratischen Vorwahlen zum Bürgermeister von New York City zu machen, und in der Abgeschiedenheit der Wahlkabinen wurde klar, daß in einer Stadt mit der größten jüdischen Bevölkerung außerhalb Israels Hunderttausende von Wählern nicht bereit sind, die Ermordung von Kindern in Gaza weiter zu unterstützen. Laut der New York Post haben sogar Tausende jüdische New Yorker ihre Parteizugehörigkeit zu „Demokraten“ geändert, nur um ihre Stimme bei den demokratischen Vorwahlen abgeben zu können. Haben sie alle für Zohran Mamdani gestimmt? Ich weiß es nicht, aber aus den Ergebnissen wissen wir, daß es viele von ihnen getan haben.

Als Donald Trump 2016 gegen alle Erwartungen der etablierten Presse und Parteibonzen die Schreibtisch-Mörderin Gaddafis [Hillary Clinton] besiegte, lachte Lyndon LaRouche, als ich ihm sagte: „Sie haben das Gift gemischt und dann selbst getrunken.“

Wer das Narrativ kontrolliert, gewinnt nicht den Krieg. Die Wahrheit hat immer das letzte Wort, auch wenn wir den genauen Zeitpunkt nicht vorhersagen können.

Wo stehen wir also jetzt? Seit anderthalb Jahren sage ich: Die Kinder von Gaza werden Amerika retten. Warum?

Weil es kein Massenstreik ist, wenn Menschen nur gegen ein Unrecht protestieren, das ihnen selbst angetan wurde, sondern wenn Menschen bereit sind, ihre eigene Sicherheit für andere zu riskieren – wenn sie gegen Unrecht protestieren, das jemandem angetan wurde, den sie nie getroffen haben oder der noch nicht einmal geboren ist und dessen Zukunft in Gefahr ist.

Das ist es, was die jungen Menschen bewegt, die gegen die mörderische Politik ihrer Regierungen in der gesamten westlichen Welt protestieren.

Die Kraft der Kinder von Gaza liegt in ihrer körperlichen Schwäche – daß sie sich nicht verteidigen können, und diese Erkenntnis verleiht jedem, der noch ein Gewissen hat, neue Energie.

Das Gemetzel muß ein Ende haben! Aber was dann?

Was ist mit Rußland, der Ukraine, dem Sudan, Haiti, Jackson/Mississippi?

Was ist mit der Menschheit, daß sie sich das nie wieder antut?

Wir müssen jetzt eine tiefere Quelle finden, die auf unserer historischen Identität basiert.

Jede Kultur, die überlebt hat, hat das: China, Indien, Persien – ich kann unmöglich so vielen historischen Beiträgen in einer Rede gerecht werden. Ich will niemanden ausschließen, aber da ich Amerikanerin bin und die meisten von Ihnen Europäer sind, werde ich mich darauf beschränken.

Was war der Sinn der Amerikanischen Revolution oder besser gesagt des Amerikanischen Unabhängigkeitskriegs? War da wirklich nur eine Gruppe reicher alter weißer Männer [auf der Mayflower], die eine Kreuzfahrt machten? So wie die Frauen der Milliardäre, die in einer privaten Rakete in die Luft steigen und die Erde umkreisen, nur um Publicity zu bekommen? Ist die Mayflower in die Neue Welt gesegelt, damit ein perverser Adliger, der nichts besseres zu tun hatte, Menschen vergewaltigen, plündern und versklaven konnte? Nein!

In Europa tobte ein Kampf zwischen den oligarchischen Familien aus Venedig, Holland und Großbritannien und den Dichtern, Musikern, Malern, Wissenschaftlern, und vergessen wir nicht die Bildhauer. Sokrates! Die Debatte drehte sich um das Menschenbild: Waren wir dumme wilde Tiere, die von einer willkürlichen Gruppe genetisch „überlegener“, nur untereinander verheirateter Royals beherrscht werden mußten? Oder gab es etwas Kostbares mit unbegrenztem Potential – eine genieartige Eigenschaft, die jedem Menschenkind angeboren war?

Wie Sokrates wiederholt demonstrierte, gibt es in jedem Menschen eine angeborene Eigenschaft, die ihn in der Lage versetzt, zwischen Recht und Unrecht, zwischen Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit zu unterscheiden, die ihn bildungsfähig macht und ihn damit befähigt, an der Weiterentwicklung des Universums als Ganzes mitzuwirken und sich selbst zu regieren.

Das waren die Beiträge von Nikolaus von Kues, Jeanne d'Arc, Johannes Kepler, Leonardo da Vinci, Leibniz, aber auch von Bach, Beethoven, Schiller und vielen anderen.

Der von Cusa, Leibniz und Konfuzius inspirierte Durchbruch Benjamin Franklins und Alexander Hamiltons bestand darin, eine Regierungsform zu schaffen, die sowohl die wirtschaftlichen Bedingungen als auch die Freiheit fördern sollte, die notwendig sind, damit die Bürger ihre individuellen Talente entfalten können, in einer Gesellschaft, die ihre Entdeckungen und Erfindungen assimilieren kann, um ihre Lebensbedingungen von einer Generation zur nächsten zu verbessern.

Diese universellen Prinzipien wurden in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und Verfassung zum Ausdruck gebracht. War die Umsetzung fehlerfrei? Nein. Auch wenn sich jeder von uns eine perfekte Kugel vorstellen kann, tauchen bei der Herstellung einer solchen Kugel in der realen Welt alle möglichen Hindernisse auf, sodaß das konstruierte Objekt hinter dem Bild in unserem Kopf zurückbleibt. Das bedeutet aber nicht, daß wir ein wahres Prinzip aufgeben sollten.

Als Amerikanerin möchte ich daher vorschlagen, daß wir nicht den barbarischen Horden der Kreuzzüge nacheifern, der spanischen Inquisition, der faschistischen Geißel, die wir vor 80 Jahren besiegt haben, oder dem modernen „Globalen Britannien” von König Charles, sondern den Geist der italienischen Renaissance, der deutschen Klassik, der französischen École Polytechnique und der amerikanischen intellektuellen Tradition – ja, die gibt es – wiederbeleben, unsere ungerechtfertigte Arroganz überwinden und uns mit der Globalen Mehrheit verbünden, deren Engagement für den Fortschritt der Menschheit in perfekter Harmonie mit unseren eigenen Idealen steht.