„Wenn China es kann, warum nicht auch wir?“
Von Dennis Small
Dennis Small ist Iberoamerika-Redakteur des Magazins Executive
Intelligence Review (EIR).
Guten Tag, mein Name ist Dennis Small, und mein heutiges Thema lautet: „Haben
Sie in letzter Zeit von guten Investitionen gehört?“ Haben Sie sich jemals
gefragt, was Sie mit einer Billion Dollar kaufen könnten? Das ist ein
interessantes Gedankenexperiment, eine interessante Übung. Lassen Sie uns das
kurz durchgehen.
Mit einer Billion Dollar könnte man zum Beispiel den gesamten Straßenwert des
internationalen Drogenhandels auf der Welt kaufen, der ungefähr soviel wert ist.
Das würde die Wall Street sehr glücklich machen; und auch die Londoner City,
denn sie sind es, die den Drogenhandel von oben steuern.
Oder man könnte mit einer Billion Dollar auch alles kaufen, was aus dem
Verteidigungshaushalt der Vereinigten Staaten in einem Jahr gekauft wird. Man
könnte Raytheon und Lockheed Martin bezahlen, die wiederum ihre Großaktionäre
State Street, BlackRock usw. auszahlen würden.
Oder man könnte mit einer Billion Dollar die jährlichen Zinsen für den
US-Bundeshaushalt bezahlen, der sich derzeit auf 36 Billionen Dollar beläuft,
Tendenz steigend. Auch das würde die Wall Street und die City glücklich machen.
Sie würden das als eine gute Investition bezeichnen, weil sie zu den größten
Inhabern dieser Finanzinstrumente gehören.
Auf der anderen Seite könnte man eine Billion Dollar in den Bau von 46.000
Kilometern Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnkorridore investieren, wie es China in
den letzten 15 Jahren getan hat. In China kostet das etwa 17-21 Millionen Dollar
pro Kilometer. In Europa liegen die Kosten dafür etwa 50% höher, und es ist
klar, daß es in China bei solchen Bauprojekten Größenvorteile gibt. Die Kosten
in den Vereinigten Staaten sind unbekannt, aus dem einfachen Grund, daß es dort
keine Hochgeschwindigkeitsbahn gibt.
Die Frage ist also: Sind das gute Investitionen? Was ist eine gute
Investition: in den Schienenverkehr oder in den Drogenhandel? Das hängt
tatsächlich davon ab, was man unter „gut“ versteht. Lyndon LaRouche hat sich als
der weltweit führende Wirtschaftswissenschaftler 50 Jahre lang mit dieser Frage
beschäftigt. Und damit möchte ich beginnen. In seiner 1984 erschienenen Schrift
The Science of the Human Mind („Die Wissenschaft des menschlichen
Geistes“) sagte LaRouche folgendes:
„Ein Mensch, der dazu beiträgt, die Gesellschaft gut zu machen, ist
tausendmal mehr wert als einer, der durchs Leben geht und nur einzelne gute
Taten ausstreut. Denn eine schlechte Gesellschaft wird das Gute, das ihre
einzelnen Mitglieder beitragen, zunichtemachen... Wer die Gesellschaft gut
macht, bewahrt also die Güter, die von Tausenden und Millionen von Individuen
beigetragen werden.“
Mit anderen Worten: Gutes tun ist auch wissenschaftlich gesehen die beste
wirtschaftliche Investition.
Die Welt befindet sich heute in einer systemischen Zusammenbruchskrise, die
an vielen verschiedenen Fronten die Gefahr eines Atomkrieges mit sich bringt.
Sie hat auch die physische Wirtschaft und das Finanzsystem der Welt an den Punkt
der Implosion gebracht und bedroht auf diese Weise auch Menschenleben.
Das hat unter anderem dazu geführt, daß eine Flüchtlingskrise in Europa und
den Vereinigten Staaten entstanden ist, deren Ursachen in den wirtschaftlichen
Verhältnissen und den Kriegen liegen, die dieses sterbende System verursacht. Es
war die Verwüstung der Länder des Globalen Südens, die die erzwungene Migration
von Millionen Menschen nach Europa und in die USA ausgelöst hat.
Die Lösung für alle diese Krisen liegt auf der Hand: Sie besteht in einer
Zusammenarbeit der Vereinigten Staaten und Europas mit China im besonderen und
mit den BRICS im allgemeinen, sowie mit der Gürtel- und Straßen-Initiative
(BRI), der sich bisher 151 Länder angeschlossen haben, um dem Süden beim Aufbau
seiner Volkswirtschaften zu helfen und eine kooperative Grundlage dafür zu
schaffen, anstatt sich gegen diese Länder zu stellen oder ihnen den Krieg zu
erklären. Wenn wir das tun, wird das zu einem massiven Aufschwung der
amerikanischen und europäischen Exporte von Investitionsgütern in diese Gebiete
führen, was wiederum für die Reaktivierung unserer eigenen Wirtschaft von
zentraler Bedeutung sein wird.
© EIR
Abb. 1: In den letzten 25 Jahren ist die Zahl der Armen auf der Welt von 3,1
Milliarden auf 1,1 Milliarden gefallen, die Hälfte dieses Rückgangs ist China
und seinen Erfolgen zu verdanken.
Abb. 2: Illegale Grenzübertritte nach Europa: Herkunftsländer der Migranten
© Frontex
Beginnen wir also mit der Frage der Armut und der erzwungenen Migration,
betrachten wir einige Einzelheiten. Schauen Sie auf Abbildung 1, die
Subsahara-Afrika und China vergleicht, und Sie werden feststellen: Im Jahr
2000 lebten weltweit 3,164 Milliarden Menschen in Armut. Ich möchte
klarstellen, daß ich damit nicht die extreme Armut meine, die von der UNO mit
einem Einkommen unter 2,15 Dollar pro Tag definiert ist. Es geht um den
allgemeinen UN-Parameter von 3,65 Dollar pro Tag, den sie als Armutsgrenze für
Länder mit mittlerem und niedrigerem Einkommen ansehen. Damals gab es
also über 3 Milliarden Arme auf der Welt, davon 497 Millionen in Afrika und
926 Millionen in China.
Heute, eine Generation später im Jahr 2024, ist die Zahl der Armen in Afrika
auf 718 Millionen Menschen angewachsen, 58% der Gesamtbevölkerung. Im gleichen
Zeitraum hat China die Zahl der Armen von 926 Millionen auf Null reduziert. Die
Gesamtarmut in der Welt ist von 3,1 Milliarden auf 1,1 Milliarden gesunken,
wobei etwa die Hälfte dieses Rückgangs auf China und seine Erfolge
zurückzuführen ist.
Wenn wir nun die Flüchtlingssituation betrachten, fällt bei den Armutszahlen
als erstes auf, daß es kein Wunder ist, wenn keine Flüchtlingswelle aus China
nach Europa oder in die USA kommt. Wenn wir uns eine Karte der illegalen
Grenzübertritte nach Europa im Jahr 2022 ansehen – die offizielle Karte von
Frontex (Abbildung 2) –, können wir sehen: Die drei Länder, aus denen es
die meisten illegalen Grenzübertritte gab, sind Syrien – wegen des Krieges –,
Afghanistan – ebenfalls Krieg – und Guinea-Bissau – erdrückende Armut. Wenn man
sich also mit der Frage der Migration befassen will, muß man sich mit den
zugrundeliegenden Problemen befassen.
Im Falle Amerikas ist das Problem recht ähnlich gelagert, denn in Mexiko und
Mittelamerika ist die Fähigkeit der Wirtschaft, die Bevölkerung zu versorgen –
d.h. die potentielle relative Bevölkerungsdichte dieser Länder –, faktisch
niedriger als die bestehende Bevölkerung. Es überrascht nicht, wenn infolge
dieses wirtschaftlichen Zusammenbruchs Millionen von Migranten auswandern, um am
Leben zu bleiben und ihren Familien Geld schicken zu können, die sie ebenfalls
am Leben erhalten. Die Proportionen sind erschütternd. Im Falle Mexikos leben
fast 9% der Bevölkerung als Einwanderer der ersten Generation in den Vereinigten
Staaten. In einem Land wie El Salvador liegt der Anteil eher bei 23%.
© EIR
Abb. 3: Mexiko: Nahrungsmittelproduktion pro Kopf, Vergleich
1981 und 2022
Wenn Sie wissen wollen, warum das so ist, werfen Sie einfach
einen Blick auf Abbildung 3 zur Nahrungsmittelproduktion pro Kopf in
Mexiko. Ich habe hier, unter Verwendung des Jahres 1981 als Index, die
physischen Einheiten pro Kopf genommen, Kilogramm oder Tonnen pro Kopf. Der Rest
der physischen Wirtschaft in Mexiko zeigt eine ähnliche Tendenz, und das erklärt
meiner Meinung nach genau, was die Hauptursache für die Migrationskrise ist, und
weist in die Richtung der Lösungen.
Was können wir nun gegen diese Verhältnisse tun? Wenn wir mit den
BRICS und mit China und der Neuen Seidenstraße zusammenarbeiten, dann können wir
mit ihnen im Süden investieren, um die Armut und die Arbeitslosigkeit auf der
Welt drastisch zu senken. Laut einer detaillierten Studie, die wir 2020
durchgeführt haben, lag die reale Arbeitslosigkeit 2019 weltweit bei 46%! Dabei
handelt es sich größtenteils um die sogenannte „informelle Wirtschaft“, wo die
Menschen nichts Nützliches produzieren, sondern ihren Lebensunterhalt irgendwie
durch Drogenproduktion, Prostitution, Betteln usw. bestreiten.
Allein um diesen Teil der Bevölkerung produktiv zu beschäftigen, bräuchte man
heute also 1,7 Milliarden Arbeitsplätze. Und wenn wir bedenken, wie stark die
Bevölkerung von heute bis zum Jahr 2050 wachsen wird – eine weitere Generation,
also 25 Jahre in die Zukunft –, dann wird die Bevölkerung von heute etwa 8,1
Milliarden auf knapp 10 Milliarden ansteigen. Übrigens wird 50% dieses
Bevölkerungswachstums in Afrika stattfinden. Das bedeutet also, daß die
Gesamtzahl der Arbeitsplätze, die von jetzt bis 2050 geschaffen werden müssen,
sich auf etwa 2,5 Milliarden neue Arbeitsplätze beläuft.
Können wir die Weltwirtschaft wirklich dermaßen umkrempeln? Läßt sich das in
einer Generation schaffen? Nun, wenn China es kann, warum nicht auch wir? Dies
gilt umso mehr, wenn wir das wirtschaftliche Potential der unterschiedlichen,
aber komplementären physischen Volkswirtschaften Chinas und Rußlands sowie der
Länder des Ostens und des Westens, einschließlich der USA und Europas,
kombinieren.
© EIR
Abb. 4: Der neue Tiefseehafen Chancay in Peru verkürzt den Seeweg nach
Shanghai in China von 35 auf 23 Tage; mit einer Hochgeschwindigkeitsbahn würde
der Transport nur noch drei Tage dauern.
Schauen wir uns einige Beispiele an. Am 14. November wurde in Peru der Hafen
von Chancay als gemeinsame Investition von Peru und China eingeweiht. Es handelt
sich um einen Tiefseehafen, der etwa 3,4 Milliarden Dollar gekostet hat. Er ist
voll automatisiert und kann die größten Containerschiffe der Welt mit 24.000
Einheiten abfertigen. Das sind eine Menge Container. Nicht jeder Hafen kann das
bewältigen, tatsächlich können es nur sehr wenige.
Wenn man von Chancay nach Shanghai auf der anderen Seite der Welt exportiert,
konnte man bisher keine Schiffe direkt fahren lassen, weil in Chancay keine
Schiffe dafür groß genug waren. Jetzt kann man es. Vorher mußte man z.B. den
Umweg über Long Beach in Kalifornien machen. Die ungefähre Fahrzeit betrug unter
den alten Bedingungen 35 Tage. Mit dem neuen Hafen von Chancay werden es nur
noch 23 Tage sein. Das ist eine Einsparung von 30% bei der Effizienz und
Produktivität, was angesichts des Umfangs der Weltschiffahrt enorm ist.
Baut man eine Hochgeschwindigkeitsstrecke durch ganz Südamerika,
Mittelamerika und Mexiko und mit einer Verbindung zu den Vereinigten Staaten
(die selbst viel mehr Schienenverbindungen benötigen) und weiter durch den
Beringstraßen-Tunnel mit einer Verbindung zur Eurasischen Landbrücke (die
bereits existiert und aufgebaut wird), beträgt die tatsächliche Reisezeit mit
der Hochgeschwindigkeitsbahn, die in diesem Gebiet gebaut werden könnte, etwa
drei Tage oder weniger. Drei Tage statt 23 – das ist eine enorme
Produktivitätssteigerung.
Außerdem kann man um Landkorridore herum etwas aufbauen, anders als bei
Meereskorridoren. Man kann einen ganzen Industriekorridor bauen, 100 Kilometer
auf jeder Seite dieser Bahnstrecken; das ist auf dem Meer heutzutage nicht so
einfach möglich.
Wenn man es dann in Südamerika noch so macht wie die Chinesen in ihrem Land
und eine Eisenbahnlinie baut, die den Pazifikhafen Chancay mit dem Atlantikhafen
Santos in Brasilien verbindet – das ist eine Strecke von etwa 5000 km –, dann
läßt sich der gesamte Kontinent für industrielle Entwicklung und Austausch und
Beteiligung an der BRI erschließen.
Die Gesamtkosten hierfür belaufen sich grob geschätzt auf etwas über 500
Milliarden US-Dollar, da wir von insgesamt etwa 25.000 Kilometern
Schienenstrecke sprechen; also etwa eine halbe Billion Dollar. Das ist eine gute
Investition. Warum sollte China das einzige Land sein, das von solchen Projekten
profitiert? Warum sollten nicht auch Amerikaner und Europäer an der Planung und
dem Bau dieser Projekte sowie am Export von Investitionsgütern,
Werkzeugmaschinen usw. beteiligt sein, um ihre Durchführung sicherzustellen?
Das gleiche gilt für die Großprojekte in Afrika, von denen ich nur ein oder
zwei nennen möchte.
In Afrika haben heute nach Angaben internationaler Behörden etwa 580
Millionen Menschen keinen Stromanschluß. Die installierte Leistung beträgt nur
246 Gigawatt. Um Afrika auf den europäischen Pro-Kopf-Standard zu bringen, ist
eine Steigerung dieser installierten Leistung um das Zehnfache erforderlich.
Was können wir also tun? Zum einen ist das der Bau von Gaskraftwerken und
Kohlekraftwerken, eine sehr gute Idee, und natürlich Kernenergie, die für den
gesamten Kontinent von entscheidender Bedeutung ist, um auf höhere
technologische Plattformen zu springen.
Zum anderen ist Wasserkraft eine sehr gute Idee. Der Grand-Inga-Staudamm ist
ein Projekt in der Demokratischen Republik Kongo, etwa 150 Kilometer
flußaufwärts von der Stelle, wo der Kongo in den Atlantik mündet. Dieser Damm
wird letztlich ein Wasserkraftpotential von mindestens 40 Gigawatt haben,
vielleicht sogar bis zu 70, und das wird ihn zum größten Kraftwerk der Welt
machen. Allein durch dieses Projekt wird sich die installierte Kapazität Afrikas
um etwa 25% erhöhen.
Die Leiterin der Neuen Entwicklungsbank (NDB) der BRICS, Dilma Rousseff,
sagte letztes Jahr über den Grand-Inga-Damm: „Er hat die dreifache Kapazität des
Itaipu-Damms in Brasilien und die doppelte Kapazität des Drei-Schluchten-Damms
in China. Der Grand-Inga-Damm kann als Energiequelle für einen ganzen Kontinent
dienen.“
In geographischer Nähe befindet sich das berühmte und wirklich großartige
Transaqua-Projekt für den Bau von Staudämmen an den rechten Nebenflüssen des
Kongo und dazu etwa 2400 Kilometer Wasserstraßen, die dazu beitragen würden, den
Tschadsee wieder aufzufüllen, der derzeit austrocknet, und das gesamte Gebiet
neu zu gestalten, um eine günstige Umgebung für die Entwicklung für etwa 50
Millionen Menschen zu schaffen.
All dies – Iberoamerika, Afrika, Asien, aber auch die Vereinigten Staaten und
Europa – schafft einen boomenden Markt für Investitionsgüter und
Technologieexporte aus den Vereinigten Staaten und Europa, der neue Aufträge in
Billionenhöhe umfaßt. Das würde in den USA etwa 50 Millionen neue Arbeitsplätze
in der Fertigung schaffen, die dringend benötigt werden, weil es in unserem Land
einen Zusammenbruch der Industriearbeitsplätze gab. Die Vereinigten Staaten
können den Mangel an industriellen Kapazitäten, den sie derzeit haben, selbst
überwinden, indem sie für den Export produzieren und ihre eigene industrielle
Basis wieder aufbauen. Wir schätzen, daß die Exporte von Maschinen und Anlagen
aus den USA im Jahr 2022 insgesamt nur 240 Milliarden Dollar betrugen. Das ließe
sich innerhalb von vier oder fünf Jahren auf etwa eine Billion pro Jahr
vervierfachen, und später noch mehr.
Die Lösung des Migrantenproblems durch die wirtschaftliche Entwicklung der
Länder, in denen die Bevölkerung jetzt gezwungen ist, zum Überleben nach Europa
und in die Vereinigten Staaten zu gehen, ist gleichzeitig die Grundlage für die
Lösung des Problems des wirtschaftlichen Zusammenbruchs bei uns im Westen.
An diesem Punkt der Diskussion fragen die Leute oft: „Gut, aber wo soll das
Geld für all das herkommen?“
Im Grunde genommen ist es ganz einfach, denn man braucht kein Geld. Was man
braucht, ist Kredit; und das sind zwei sehr verschiedene Dinge. Souveräne
Regierungen schaffen Kredit, dem sie Wert verleihen, indem sie Investitionen mit
diesem Kredit in Aktivitäten lenken, die die Produktivkräfte der Arbeit erhöhen,
indem sie Gutes tun. Nicht in Kriege investieren, nicht in den Schuldendienst
der 2 Billiarden Dollar-Spekulationsblase investieren und nicht in den
Drogenhandel; sondern in gute Dinge, wie wir sie gerade beschrieben haben.
Im Laufe eines halben Jahrhunderts schrieb Lyndon LaRouche viele Studien
darüber, wie ein solches neues System funktionieren könnte, und betonte dabei
vor allem, wie man zwischen guten und schlechten Investitionen unterscheiden
kann. In seiner Schrift „Warenkorb statt Währungskorb: Handel unabhängig vom
Wechselkurs“ vom Juli 2000 faßte er dies wie folgt zusammen:
„Einen Güter-Warenkorb, wie ich ihn hier umrissen habe, muß man also als
gemeinsame Verpflichtung verstehen, Gutes zu tun. Es geht demnach bei der
Wirtschaft nicht darum, welchen Preis man einer Ware im einzelnen gibt, sondern
um den guten Willen, der sich in der Methode ausdrückt, sich auf einen
vernünftig geschätzten fairen Preis zu einigen. Mit dieser Grundlage wird
ein vernünftiger Preis für eine Einheit des Güter-Warenkorbes auch in der Praxis
der richtige Preis sein.“
Das Konzept des Guten erinnert Sie vielleicht an das Zitat von LaRouche, das
ich ganz am Anfang gelesen habe, in dem er erklärte: „Wer die Gesellschaft gut
macht, bewahrt so das Gute, das Tausende und Millionen von Menschen beigetragen
haben.“ Gottfried Leibniz, den LaRouche als Begründer der wissenschaftlichen
physischen Ökonomie bezeichnete, schrieb 1694:
„Sie können so viel für ihr Glück tun, als hätten sie tausend Hände und
tausend Leben; ja, als würden sie tausendmal so lange leben wie jetzt. Denn so
viel ist unser Leben wert, wenn wir es als wahres Leben betrachten, wenn wir in
ihm Gutes tun. Wer jetzt in kurzer Zeit viel Gutes tut, ist dem gleich, der
tausendmal länger lebt; dies geschieht bei denen, die Tausende und Abertausende
von Händen mitarbeiten lassen können, durch die in wenigen Jahren mehr Gutes zu
ihrer höchsten Ehre und Freude geschehen kann, als es sonst viele hundert Jahre
bringen könnten.“
Gibt es eine bessere Definition von Produktivität als diese?
Dies bringt mich zu meiner Schlußfolgerung, die auch der Ausgangspunkt für
den Aufruf des Schiller-Instituts zu einer breiten Diskussion über die
Prinzipien war, die dem vorgeschlagenen Neuen Paradigma zugrunde liegen sollen.
Das war Helga Zepp-LaRouches Diskussionspapier vom 22. November 2022, Zehn
Prinzipien für eine neue internationale Sicherheits- und
Entwicklungsarchitektur; einschließlich ihres höchst umstrittenen zehnten
Prinzips:
„Zehntens: Die Grundannahme des neuen Paradigmas ist, daß der Mensch
grundsätzlich gut ist und fähig, die Kreativität seines Geistes und die
Schönheit seiner Seele unendlich zu vervollkommnen, und daß er die am weitesten
entwickelte geologische Kraft im Universum ist, was beweist, daß die
Gesetzmäßigkeit des Geistes und die des physischen Universums in Übereinstimmung
und Kohäsion stehen und daß alles Böse das Ergebnis eines Mangels an Entwicklung
ist und daher überwunden werden kann.“
Vielen Dank.
|