EIR-Vertreter spricht bei Konferenz zum 50jährigen Bestehen der OAU
Eine Konferenz in New York City am 28. Mai erinnerte an die
Gründung und die Ziele der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU). Ein
Redner von der LaRouche-Bewegung stieß dort eine Debatte über Hamiltonische
Kreditpolitik und Infrastruktur-Großprojekte an.
Vor 50 Jahren, am 25. Mai 1963, versammelten sich die Vertreter von 32
neugegründeten Staaten Afrikas im äthiopischen Addis Abeba, um die
Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) zu gründen. Der Präsident Ghanas,
Kwame Nkrumah, einer der Gründerväter der OAU, beschrieb dort eine klare und
zwingende Vision eines Afrika, das durch gemeinsame Ziele wie unabhängiges
Bankenwesen, wirtschaftliche Zusammenarbeit und große Infrastrukturprojekte
geeint ist. Diese Vision hat der Afrika-Redakteur des Executive
Intelligence Review (EIR), Lawrence Freeman, in einer Rede am
Hauptquartier der OAU in New York City am 28. Mai 2013 aufgegriffen; sein
Vortrag hatte den Titel „Afrikas großes Defizit: Infrastrukturverfall, Frieden
und wirtschaftliche Entwicklung als Herausforderungen“.
Die Konferenz, der „Africa@50 Summit“, wurde vom Zentrum für Medien- und
Friedensinitiativen (Center for Media and Peace Initiatives, CMPI)
veranstaltet, um an die Gründung der OAU, den Vorläufer der Afrikanischen
Union, zu erinnern. Der Präsident und Gründer des CMPI, Dr. Uchenna Ekwo,
hatte Freeman eingeladen, im Rahmen der ersten Vortragsrunde „Demokratie,
Entwicklung und Verteidigung“ zu sprechen. Freeman nutzte die Gelegenheit,
einige der Infrastruktur-Großprojekte vorzustellen, die EIR für Afrika
vorgeschlagen hat, und löste damit eine intensive Diskussion über die
Kreditpolitik des ersten US-Finanzministers Alexander Hamilton aus.
Freeman erinnerte seine Zuhörer an die barbarische Mentalität des
berüchtigtsten britischen Imperialisten, Cecil Rhodes, den Oberaufseher über
„die Plünderung der reichen Ressourcen des Kontinents unter der Erde und in
Verbindung damit den Mord an zig Millionen ,Eingeborenen’ auf der Erde“.
Leider laufe diese Politik heute, 50 Jahre nach der OAU-Gründung, immer noch
weiter.
Für diese Politik gegen Afrika würden zwei Methoden benutzt:
„Erstens wird systematisch verhindert, daß regionale und transkontinentale
Infrastrukturprojekte in lebenswichtigen Bereichen gebaut werden, wie
Kraftwerke, Kanäle und Eisenbahnen, und zweitens werden ethnische und
religiöse Konflikte manipuliert, geschürt und gefördert. Die vollauf
beabsichtigte Folge sind anfällige oder schwache Staaten auf dem gesamten
Kontinent. Weil nicht genug Mittel zum Überleben da sind, fallen die
verzweifelten Menschen übereinander her und töten ihre Brüder und Schwestern,
um an Nahrungsmittel, Land oder Wasser zu kommen oder schlicht nur am Leben zu
bleiben. Wir sehen diese Lage heute im Sudan und im Südsudan, in der
Zentralafrikanischen Republik, der Demokratischen Republik Kongo, Nigeria und
Mali.“
Bild: NASA
Abb. 1: Auf diesem Satellitenbild ist gut zu sehen: Das nördliche Drittel
Afrikas ist sehr trocken, während es im Kongobecken sehr viel Wasser gibt
Bild: www.transaquaproject.com
Abb. 2: Im Rahmen des Transaqua-Projektes soll ein Kanal entstehen, der
Wasser aus dem Becken des Kongo nach Norden leitet, um den derzeit immer mehr
austrocknenden Tschadsee wiederaufzufüllen
Bild: http://www.facebook.com/#!/aiman.rsheed
Abb. 3: Parallel zum Bahnkorridor soll im Rahmen des Africa-Pass-Projekts
ein Kanal entstehen, der quasi als zweiter Nil Wasser aus Zentralostafrika
durch die Sahara zum Mittelmeer leitet und so den Bau neuer Städte ermöglicht,
wo jetzt nur Wüste ist
Nkrumahs Vision
Wie kann man diese Konflikte, Kriege, Aufstände und Hungersnöte beenden?
Man muß die eigentlichen Ursachen beseitigen, betonte Freeman, und dazu müsse
die Wirtschaftspolitik auf eine andere Grundlage gestellt werden, nämlich ein
Hamiltonisches Kreditsystem und eine Zusammenarbeit auf dem ganzen Kontinental
zur Verwirklichung großer Infrastrukturprojekte. Dieses Konzept ist für die
OAU nichts neues, denn schon bei der Gründungskonferenz 1963 sagte Nkrumah
ähnliches:
„Es ist wahr, daß wir jetzt das Joch des Kolonialismus abwerfen, so schnell
wir es können, aber unserem Erfolg in dieser Richtung stehen die nicht weniger
intensiven Bemühungen von Seiten der Imperialisten entgegen, die Ausbeutung
unserer Ressourcen fortzusetzen, indem sie Spaltungen unter uns
schaffen...
Es war vor allem der Kolonialismus, der uns daran hinderte, effektiv
Kapital aufzubauen; aber wir selbst haben es versäumt, unsere Macht der
Unabhängigkeit ganz zur Mobilisierung unserer Ressourcen zu nutzen. Nur indem
wir unsere produktiven Kapazitäten und die daraus resultierende Produktion
vereinen, können wir Kapital ansammeln. Und wenn wir einmal damit angefangen
haben, wird sich dieser Impuls verstärken. Wenn wir unser Kapital in unseren
eigenen Banken haben und zu unserer eigenen, wahren industriellen und
landwirtschaftlichen Entwicklung nutzen, dann werden wir unseren Fortschritt
machen. Wir werden Maschinen haben und Stahlwerke, Eisengießereien und
Fabriken gründen; wir werden die verschiedenen Staaten unseres Kontinents
durch Verkehrswege miteinander verbinden; wir werden die Welt vor unseren
Wasserkraftwerken erstaunen machen; wir werden Morast und Sümpfe trockenlegen,
verseuchte Gebiete säubern, die Hungernden nähren und unsere Menschen von
Parasiten und Krankheiten befreien. Wissenschaft und Technik eröffnen die
Möglichkeit, durch landwirtschaftliche und industrielle Entwicklung sogar die
Sahara zu einem riesigen Feld mit üppiger Vegetation erblühen zu lassen.“
Eine glänzende Zukunft
Wie man die Sahara erblühen lassen kann, das zeigte Freeman dann dem
Publikum anhand von Karten von vier großen Infrastrukturprojekten - zwei
Vorschläge zum Ausbau der Wasserinfrastruktur, nämlich das Transaqua-Programm
und den Kanal vom Kongo zur Kattarasenke, sowie zwei Verkehrskorridore: Africa
Pass und die Ost-West-Eisenbahn.
Ein Satellitenbild Afrikas (Abbildung 1) zeigt das Problem sehr
deutlich: Es gibt sehr viel Wasser im Kongobecken, aber auch extrem trockene
Wüstenregionen, die sich ausbreiten, wie man am zunehmenden Austrocknen des
Tschadsees sieht. Transaqua1 würde einen schiffbaren Kanal vom
mächtigen Kongofluß nach Norden zum Obangui und von dort durch die
Zentralafrikanische Republik zum Chari schaffen, um dem Tschadsee Wasser
zuzuführen (Abbildung 2). Dies würde die Lebensbedingungen für mehr als
50 Millionen Menschen im Tschad, in Kamerun, im Niger und in Nigeria
verbessern und neues wirtschaftliches Potential für die gesamte Sahelregion
schaffen. Auch der Kanal vom östlichen Kongo zur Kattarasenke2
beginnt am Kongo und soll durch die Zentralafrikanische Republik, den
Südsudan, den Sudan und Ägypten führen (Abbildung 3). Diese beiden
Verkehrswege würden mehr als 20 Staaten des Kontinents miteinander
verbinden.
Freeman sprach dann auch über die Jugend Afrikas - des Kontinents „mit der
am schnellsten wachsenden Bevölkerung zwischen 15 und 24 Jahren weltweit, die
20% der Bevölkerung des Kontinents, das sind 200 Millionen, ausmacht, und 60%
der Arbeitslosen. Der Bau dieser Infrastrukturprojekte wird nicht nur der
effizienteste Weg sein, der ,Welle der Jugend’ Arbeit als Arbeiter, Ingenieure
und Wissenschaftler zu geben, sondern auch Bildungs- und Ausbildungsprogramme
für zig Millionen junge Menschen erfordern. Diese Vorgangsweise wird eine
glänzende Zukunft für alle Afrikaner schaffen und der gesamten Welt
nützen.“
Lyndon LaRouche habe gewarnt, das gegenwärtige globale Finanzsystem befinde
sich in einem Prozeß der Auflösung und die Vereinigten Staaten müßten nun der
Vorreiter sein, indem sie das Glass-Steagall-Trennbankengesetz wieder
einführen und zu einem Hamiltonischen Kreditsystem zurückkehren.
Gerade diese Konzepte lösten besonders intensive Gespräche mit den übrigen
Konferenzgästen aus. Ein Teilnehmer, der sich als Nachfahre Alexander
Hamiltons zu erkennen gab, forderte alle auf, sich Hamiltons Denkmal an der
Wall Street anzuschauen und seine Schriften zu studieren, um zu verstehen, wie
Amerika sich vom Britischen Empire befreien konnte, indem es eine neuartige
Bank gründete. Damit war die Frage „Wie sollen wir diese Projekte denn
bezahlen?“ beantwortet.
Einer der Sprecher des Nachmittags begann seinen Vortrag mit einem Bezug
auf Freemans Rede und berichtete dann kurz über die Geschichte der
Hamiltonischen Methode der Kreditschöpfung durch eine Nationalbank. Seine
improvisierten Erläuterungen endeten mit der Forderung, sofort die Erste
Nationalbank von Afrika zu gründen. Die Gründerväter der OAU und der
Vereinigten Staaten würden dem sicherlich beipflichten.
DonielleDeToy
Anmerkungen
1. Siehe Dr. Marcello Vichi, „Wassertransfer vom Kongo zum Tschad: das
Transaqua-Projekt“, Neue Solidarität 32/2011.
2. Siehe Aiman Rscheed, „Africa Pass - Ein bahnbrechendes Konzept für
Afrika und den Mittelmeerraum“, Neue Solidarität 52/2012.