"Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen.
Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst."
Friedrich Schiller
  Afrika

Cameron kündigt „generationenlangen“ Krieg an

Während die Europapolitik des britischen Premierministers David Cameron unzählige Kommentare auslöst, ist eine andere bedeutende Absichtserklärung von ihm fast völlig untergegangen: Am 21. Januar umriß Cameron in einer Rede vor dem Unterhaus auch die Pläne seiner Regierung zur Umsetzung der Blair-Doktrin für eine globale Diktatur in einer „post-westfälischen“ Welt, u.a. für langfristige Kriegführung in Nordafrika. Vorangegangen war am 20. Januar eine Sitzung der Notstandskommission der Regierung (COBR), am 22. Januar folgte ein von Camerons einberufenes Treffen des Nationalen Sicherheitsrates.

Offizieller Anlaß waren die Geiselkrise in Algerien und die damit zusammenhängenden Krise in Mali. Aber was Cameron in seiner Erklärung vor dem Unterhaus vorlegte, war ein Plan für einen langen, permanenten Krieg in der gesamten Region - einen Krieg, der vom Britischen Empire gesteuert, aber mit dem Muskel des US-Militärs geführt und mit saudischem Geld bezahlt werden soll (die Saudis erwähnte er natürlich nicht namentlich).

Cameron sagte, die Gefahr durch Terroristen in Afghanistan und Pakistan sei zwar verringert worden, dafür aber in Nordafrika und im Jemen gewachsen. „Wenn das eskaliert, kann es auch zu einem Anziehungspunkt für Dschihadisten aus anderen Ländern werden, die derselben schädlichen Ideologie anhängen.“ Deshalb müsse man international reagieren, und Großbritanniens Rolle sei es, den Regierungen der Region zu „helfen“, dieser Bedrohung zu begegnen. Das bedeute nicht nur Hilfe dabei, daß sie für Sicherheit sorgen können, sondern auch, „effektive und verantwortliche Regierungen“ in diesen Ländern zu fördern.

Er fuhr fort: „Zusammen mit unseren Partnern in der Region stehen wir inmitten eines generationenlangen Kampfes gegen eine Ideologie, die eine extreme Verzerrung des islamischen Glaubens ist und meint, Massenmord und Terror seien nicht nur akzeptabel, sondern notwendig. Wir müssen dieses vergiftende Denken hier bei uns und im Ausland angreifen und dem Versuch der Ideologen widerstehen, die Welt in einem Konflikt der Zivilisationen zu spalten.“

Großbritannien als derzeitiger Vorsitzender der G-8 werde sicherstellen, „daß diese Frage des Terrorismus und wie man darauf reagiert, ganz oben auf der Tagesordnung steht, wo sie hingehört. Kurz: Wir müssen die Terroristen durch unsere Sicherheit entmutigen, wir müssen sie militärisch schlagen, wir müssen den giftigen Darstellungen widersprechen, von denen sie zehren, wir müssen die unregierten Räume schließen, in denen sie gedeihen, und wir müssen uns mit den Anliegen befassen, die sie ausnutzen, um Unterstützung zu gewinnen. Das ist die Aufgabe, vor der unsere Regierung steht, und wir müssen die gleiche Entschlossenheit und Zielstrebigkeit demonstrieren, mit der sich frühere Generationen in diesem Haus und in diesem Land den Herausforderungen gestellt haben, vor denen sie standen.“

Der Daily Telegraph berichtete anschließend, Camerons Absichtserklärung habe „Mutmaßungen über eine Wende in seiner Außenpolitik hin zu einer interventionistischeren Haltung“ ausgelöst. Es gebe „Behauptungen, der Premier habe einen ,missionarischen Eifer’ für militärische Operationen entwickelt“.

Der US-amerikanische Verteidigungsminister Leon Panetta folgte in mehreren Interviews am 22. Januar, nach der zweiten Amtseinführung Präsident Obamas, Camerons Linie. Gegenüber dem CBS-News-Journalisten Scot Pelley sagte er, man müsse dafür sorgen, daß Al-Kaida in Afrika und anderswo keinen Unterschlupf finde. „Die Bemühungen der Franzosen, in Mali gegen Al-Kaida vorzugehen, sind also der erste Schritt, um sicherzustellen, daß sie dort keine Operationsbasis schaffen, von der aus sie unser Land angreifen können. Wir müssen uns an diesen Bemühungen beteiligen, und das werden wir auch.“ Zur selben Zeit landeten bereits die ersten amerikanischen C-17-Frachtflugzeuge mit französischen Soldaten und Ausrüstung in Malis Hauptstadt Bamako. Die Landung war nur die erste von vielen, um ein 600 Mann starkes französisches Panzerbataillon nach Mali zu bringen.

eir