"Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen.
Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst."
Friedrich Schiller
  Afrika

Wegbereitung für das Transaqua-Projekt

Interview mit Sanusi Abdullahi, Kommission für das Tschadseebecken

Diplom-Ingenieur Sanusi Abdullahi ist Geschäftsführender Sekretär der Tschadseebeckenkommission (franz. CBLT). Er wurde von Lawrence Freeman in der Hauptstadt der Republik Tschad, N’Djamena, am 20. November interviewt. Freeman ist zum Mitglied im Wissenschaftsbeirat der CLBT berufen worden.

    EIR: Diese Woche haben wir die Gründungsversammlung des internationalen Wissenschaftsbeirats für die CBLT abgeschlossen, die Sie ins Leben gerufen hatten. Könnten Sie zusammenfassen, was bei diesen Diskussionen erreicht wurde?

Abdullahi: Vielen lieben Dank, daß Sie mir dazu diese Möglichkeit geben. Lassen Sie mich sagen, daß es während der letzten Geberkonferenz für die Finanzierung des Fünfjahres-Investmentplans empfohlen wurde, einen internationalen Wissenschaftsbeirat zu gründen, um die Umsetzung dieses Plans zu leiten. Wir hatten auch dieselbe Idee, aber das Treffen unterstrich nochmals die Notwendigkeit dafür. Wir sind sehr glücklich, daß wir in dieser Initiative Menschen dabei haben, die einen großen Wissensschatz mitbringen, und die Diskussion stellte sich als äußerst fruchtbar heraus. Es wurde beschlossen, daß der Beirat seine Aktivitäten ab 2015 mit einem ausgearbeiteten Aktionsplan und spezifische Aufgaben intensivieren wird und es so der Kommission erlaubt, ihr Programm auf den neuesten Stand zu bringen.

    EIR: War das Treffen aus Ihrer Sicht erfolgreich?

Abdullahi: Das Treffen war wirklich äußerst erfolgreich, weil wir Teilnehmer aus den Vereinigten Staaten und Europa hier hatten und das zeigt ein Engagement, zumindest von den Leuten, die wir ausgesucht hatten - die Tatsache, daß sie sich die Zeit nahmen. Wir hatten Erfolg darin, daß vollständig alle eingeladenen Mitglieder anwesend waren.

    EIR: Es wurde während der Beratungsperiode die Notwendigkeit diskutiert, Wasser zum Tschadsee zu bringen; reine Wasserkonservierung wäre nicht genug. Das Transaqua-Projekt, das vor 30 Jahren entworfen wurde, um 100 Millionen Kubikmeter Wasser vom Flußbecken des Kongo zum Tschadseebecken zu transferieren, wurde im Treffen diskutiert. Allerdings wird es weder von den Geldgebern unterstützt, noch von den westlichen Institutionen. Was denken Sie zu der Notwendigkeit, den Transaqua-Vorschlag aufzunehmen?

Abdullahi: Vielen Dank für die Frage. Dazu möchte ich sagen, daß wir die Möglichkeit hatten, Herrn [Marcello] Vichi zu kontaktieren, Er war der führende Ingenieur für die Gestaltung des Transaqua-Programms. Dieser Kontakt wurde uns ermöglicht durch die Gründung des Wissenschaftsbeirats. Er trug zum Erfolg unseres Treffens bei und machte es noch wertvoller.

Das Thema des Wassertransfers vom Kongo zum Tschadsee ist meiner Ansicht nach der sicherste Weg, diese Region vor vielen anderen Problemen zu bewahren: Nicht nur der Klimawandel, sondern soziale und ökonomische Integration und noch mehr. Während der Geberkonferenz beschlossen die führenden Politiker, bei dem Tschadseeareal und seinen Zuläufen zu bleiben und dort die notwendigen Schritte einzuleiten, als eine Vorbedingung für einen umfassenden Plan zur Wasserüberleitung. Vom ingenieurtechnischen Standpunkt aus kann man die Wasserüberleitung vom Ubangifluß zum Tschadsee nicht beginnen, wenn man weiß, daß der Tschadsee dieses Wasser, so wie die Dinge derzeit liegen, nicht aufnehmen kann.

Ja, wir mögen einige Leute haben, die dies zu diesem Zeitpunkt nicht unterstützen, das hält uns trotzdem nicht ab. Wir sind in der Lage, gute Gründe aufzuzählen, um ihnen die Notwendigkeit aufzuzeigen, dieses Programm mit zu unterstützen. Wir versuchen, das Überleitungsprojekt vom Ubangi zum Tschadsee zur Priorität zu machen; wir werden die Details nennen und die Wirtschaftsanalyse aufführen, die es dem Projekt ermöglicht, sich durch die Mehreinnahmen wirtschaftlich selbst zu tragen. Aber im Augenblick sind wir mit den notwendigen Sofortmaßnahmen beschäftigt, gewissermaßen um die Voraussetzungen für die Wasseraufnahme zu schaffen.

    EIR: Gestern hatten meine Ehefrau und ich das Vergnügen, einen Bootsausflug auf dem Tschadsee zu machen; wir besuchten ein Fischerdorf, wo die Lebensbedingungen der Menschen leider nicht ausreichen, um die Gesellschaft fortzuentwickeln. Denken Sie, daß die Entwicklung von Transaqua die wirtschaftlichen Bedingungen dieser Kommunen, die vom See abhängig sind, verbessern würden?

Abdullahi: Dies ist eines der Themen, die wir wirklich angehen wollen, nämlich daß das Wasserzuführungsprogramm ein langfristiges Thema ist. Das Dorf, das Sie besuchten, ist eine „illegale Niederlassung“; es sollte eigentlich Teil des Sees sein. Deswegen machen wir jetzt eine Erhebung, um diese Orte zu erfassen, damit sie zukünftig verlegt werden können. Wir unternehmen Anstrengungen, um Neusiedlungen zu identifizieren und um zu sehen, ob sich alte verlagert haben; wir behalten sie im Auge. Letztendlich werden wir wissen, wie wir ihre Umsiedlung in umweltgerechter Weise und mit weniger sozialen Problemen vollziehen können, denn wenn wir erstmal Wasser einführen, müssen wir den Dorfbewohnern sagen, daß sie gehen müssen. Deshalb planen wir das jetzt.

Ich hatte ein Fernseh-Interview vor eineinhalb Jahren, dort erwähnte ich, daß wir die Menschen erfassen müssen, die gewissermaßen illegal auf dem [jetzt trockenen] Seeboden leben, und daß versucht werden muß, sie mit ihrer Zustimmung auf umweltgerechte Weise umzusiedeln, bevor mit der Wasserüberleitung begonnen wird. Wir unterstützen im Augenblick nicht mal die Infrastrukturentwicklung an diesen Orten, da wir die Menschen zuerst umsiedeln müssen. Wir wollen sicherstellen, daß die von uns vorgeschlagenen Orte für die Umsiedlung attraktiv genug sind, daß die Menschen es vorziehen werden, dorthin zu ziehen, als daß sie bleiben, wo sie jetzt sind.

    EIR: Wir bekamen einen Brief von Dr. Vichi, dem Autor von Transaqua, den er für das Treffen des internationalen Wissenschaftsbeirats schrieb, und er forderte die CLBT und ihre Mitglieder heraus, sich des Transaqua-Programms anzunehmen, weil es ein Wirtschaftsentwicklungsprogramm ist, welches nicht nur das Tschadseebecken, sondern auch das Kongobecken beeinflußt. Er schrieb in seinen Brief: „Es liegt in dem Interesse eurer Kinder und eurer Enkel“, diese Herausforderung anzunehmen. Ich frage mich, ob Sie etwas dazu sagen möchten.

Abdullahi: Ja, vielen Dank. Tatsächlich schreibe ich gerade eine Antwort an Dr. Vichi, um mich für sein Interesse und seine Hingabe für Transaqua und sein Überleitungsprojekt zu bedanken.

Die Realität spricht für sich. Seitdem ich an Bord gekommen bin, versuche ich, den Mann ausfindig zu machen. Ich traf in Washington, D.C. den ehrwürdigen Herrn Lawrence Freeman, der in der Lage war, den Prozeß zu katalysieren und mich daran zu beteiligen. Ich hoffe, daß ich zum Jahresende hin nach Italien gehen werde, um Dr. Vichi aufzusuchen, da ich ihn für den Schlüssel zu unserem Erfolg halte. Ich sehe ihn als großes „Wissensreservoir“, zu dem wir gehen sollten um darin zu schwimmen und davon zu trinken. Und ich bin mir sicher, daß es dem Fortschritt des Projekts dient und der Kommission helfen wird, ihn kennenzulernen.

    EIR: Haben Sie vielen Dank für dieses Interview, meine Frau und ich wünschen Ihnen größten Erfolg mit der Tschadseebeckenkommission, und wir denken, daß sie unter Ihrer Leitung in guten Händen ist, und wir freuen uns auf zukünftige Besuche und Ausflüge und die Zusammenarbeit mit Ihnen.

Abdullahi: Vielen Dank, senden Sie meine Grüße bitte an Executive Intelligence Review. Wir hoffen auf weitere Zusammenarbeit, und wir brauchen Sie, um unseren Fall bei allen Leuten bekanntzumachen, die bereit sind, zuzuhören und sie zu überzeugen, etwas beizusteuern. Und daß jetzt die Zeit dafür ist!