Wegbereitung für das Transaqua-Projekt
Interview mit Sanusi Abdullahi, Kommission für das Tschadseebecken
Diplom-Ingenieur Sanusi Abdullahi ist Geschäftsführender
Sekretär der Tschadseebeckenkommission (franz. CBLT). Er wurde von
Lawrence Freeman in der Hauptstadt der Republik Tschad, N’Djamena, am 20.
November interviewt. Freeman ist zum Mitglied im Wissenschaftsbeirat der CLBT
berufen worden.
EIR: Diese Woche haben wir die Gründungsversammlung des
internationalen Wissenschaftsbeirats für die CBLT abgeschlossen, die Sie ins
Leben gerufen hatten. Könnten Sie zusammenfassen, was bei diesen Diskussionen
erreicht wurde?
Abdullahi: Vielen lieben Dank, daß Sie mir dazu diese
Möglichkeit geben. Lassen Sie mich sagen, daß es während der letzten
Geberkonferenz für die Finanzierung des Fünfjahres-Investmentplans empfohlen
wurde, einen internationalen Wissenschaftsbeirat zu gründen, um die Umsetzung
dieses Plans zu leiten. Wir hatten auch dieselbe Idee, aber das Treffen
unterstrich nochmals die Notwendigkeit dafür. Wir sind sehr glücklich, daß wir
in dieser Initiative Menschen dabei haben, die einen großen Wissensschatz
mitbringen, und die Diskussion stellte sich als äußerst fruchtbar heraus. Es
wurde beschlossen, daß der Beirat seine Aktivitäten ab 2015 mit einem
ausgearbeiteten Aktionsplan und spezifische Aufgaben intensivieren wird und es
so der Kommission erlaubt, ihr Programm auf den neuesten Stand zu bringen.
Abdullahi: Das Treffen war wirklich äußerst erfolgreich, weil
wir Teilnehmer aus den Vereinigten Staaten und Europa hier hatten und das
zeigt ein Engagement, zumindest von den Leuten, die wir ausgesucht hatten -
die Tatsache, daß sie sich die Zeit nahmen. Wir hatten Erfolg darin, daß
vollständig alle eingeladenen Mitglieder anwesend waren.
EIR: Es wurde während der Beratungsperiode die Notwendigkeit
diskutiert, Wasser zum Tschadsee zu bringen; reine Wasserkonservierung wäre
nicht genug. Das Transaqua-Projekt, das vor 30 Jahren entworfen wurde, um 100
Millionen Kubikmeter Wasser vom Flußbecken des Kongo zum Tschadseebecken zu
transferieren, wurde im Treffen diskutiert. Allerdings wird es weder von den
Geldgebern unterstützt, noch von den westlichen Institutionen. Was denken Sie
zu der Notwendigkeit, den Transaqua-Vorschlag aufzunehmen?
Abdullahi: Vielen Dank für die Frage. Dazu möchte ich sagen,
daß wir die Möglichkeit hatten, Herrn [Marcello] Vichi zu kontaktieren, Er war
der führende Ingenieur für die Gestaltung des Transaqua-Programms. Dieser
Kontakt wurde uns ermöglicht durch die Gründung des Wissenschaftsbeirats. Er
trug zum Erfolg unseres Treffens bei und machte es noch wertvoller.
Das Thema des Wassertransfers vom Kongo zum Tschadsee ist meiner Ansicht
nach der sicherste Weg, diese Region vor vielen anderen Problemen zu bewahren:
Nicht nur der Klimawandel, sondern soziale und ökonomische Integration und
noch mehr. Während der Geberkonferenz beschlossen die führenden Politiker, bei
dem Tschadseeareal und seinen Zuläufen zu bleiben und dort die notwendigen
Schritte einzuleiten, als eine Vorbedingung für einen umfassenden Plan zur
Wasserüberleitung. Vom ingenieurtechnischen Standpunkt aus kann man die
Wasserüberleitung vom Ubangifluß zum Tschadsee nicht beginnen, wenn man weiß,
daß der Tschadsee dieses Wasser, so wie die Dinge derzeit liegen, nicht
aufnehmen kann.
Ja, wir mögen einige Leute haben, die dies zu diesem Zeitpunkt nicht
unterstützen, das hält uns trotzdem nicht ab. Wir sind in der Lage, gute
Gründe aufzuzählen, um ihnen die Notwendigkeit aufzuzeigen, dieses Programm
mit zu unterstützen. Wir versuchen, das Überleitungsprojekt vom Ubangi zum
Tschadsee zur Priorität zu machen; wir werden die Details nennen und die
Wirtschaftsanalyse aufführen, die es dem Projekt ermöglicht, sich durch die
Mehreinnahmen wirtschaftlich selbst zu tragen. Aber im Augenblick sind wir mit
den notwendigen Sofortmaßnahmen beschäftigt, gewissermaßen um die
Voraussetzungen für die Wasseraufnahme zu schaffen.
EIR: Gestern hatten meine Ehefrau und ich das Vergnügen,
einen Bootsausflug auf dem Tschadsee zu machen; wir besuchten ein Fischerdorf,
wo die Lebensbedingungen der Menschen leider nicht ausreichen, um die
Gesellschaft fortzuentwickeln. Denken Sie, daß die Entwicklung von Transaqua
die wirtschaftlichen Bedingungen dieser Kommunen, die vom See abhängig sind,
verbessern würden?
Abdullahi: Dies ist eines der Themen, die wir wirklich
angehen wollen, nämlich daß das Wasserzuführungsprogramm ein langfristiges
Thema ist. Das Dorf, das Sie besuchten, ist eine „illegale Niederlassung“; es
sollte eigentlich Teil des Sees sein. Deswegen machen wir jetzt eine Erhebung,
um diese Orte zu erfassen, damit sie zukünftig verlegt werden können. Wir
unternehmen Anstrengungen, um Neusiedlungen zu identifizieren und um zu sehen,
ob sich alte verlagert haben; wir behalten sie im Auge. Letztendlich werden
wir wissen, wie wir ihre Umsiedlung in umweltgerechter Weise und mit weniger
sozialen Problemen vollziehen können, denn wenn wir erstmal Wasser einführen,
müssen wir den Dorfbewohnern sagen, daß sie gehen müssen. Deshalb planen wir
das jetzt.
Ich hatte ein Fernseh-Interview vor eineinhalb Jahren, dort erwähnte ich,
daß wir die Menschen erfassen müssen, die gewissermaßen illegal auf dem [jetzt
trockenen] Seeboden leben, und daß versucht werden muß, sie mit ihrer
Zustimmung auf umweltgerechte Weise umzusiedeln, bevor mit der
Wasserüberleitung begonnen wird. Wir unterstützen im Augenblick nicht mal die
Infrastrukturentwicklung an diesen Orten, da wir die Menschen zuerst umsiedeln
müssen. Wir wollen sicherstellen, daß die von uns vorgeschlagenen Orte für die
Umsiedlung attraktiv genug sind, daß die Menschen es vorziehen werden, dorthin
zu ziehen, als daß sie bleiben, wo sie jetzt sind.
EIR: Wir bekamen einen Brief von Dr. Vichi, dem Autor von
Transaqua, den er für das Treffen des internationalen Wissenschaftsbeirats
schrieb, und er forderte die CLBT und ihre Mitglieder heraus, sich des
Transaqua-Programms anzunehmen, weil es ein Wirtschaftsentwicklungsprogramm
ist, welches nicht nur das Tschadseebecken, sondern auch das Kongobecken
beeinflußt. Er schrieb in seinen Brief: „Es liegt in dem Interesse eurer
Kinder und eurer Enkel“, diese Herausforderung anzunehmen. Ich frage mich, ob
Sie etwas dazu sagen möchten.
Abdullahi: Ja, vielen Dank. Tatsächlich schreibe ich gerade
eine Antwort an Dr. Vichi, um mich für sein Interesse und seine Hingabe für
Transaqua und sein Überleitungsprojekt zu bedanken.
Die Realität spricht für sich. Seitdem ich an Bord gekommen bin, versuche
ich, den Mann ausfindig zu machen. Ich traf in Washington, D.C. den
ehrwürdigen Herrn Lawrence Freeman, der in der Lage war, den Prozeß zu
katalysieren und mich daran zu beteiligen. Ich hoffe, daß ich zum Jahresende
hin nach Italien gehen werde, um Dr. Vichi aufzusuchen, da ich ihn für den
Schlüssel zu unserem Erfolg halte. Ich sehe ihn als großes „Wissensreservoir“,
zu dem wir gehen sollten um darin zu schwimmen und davon zu trinken. Und ich
bin mir sicher, daß es dem Fortschritt des Projekts dient und der Kommission
helfen wird, ihn kennenzulernen.
EIR: Haben Sie vielen Dank für dieses Interview, meine Frau
und ich wünschen Ihnen größten Erfolg mit der Tschadseebeckenkommission, und
wir denken, daß sie unter Ihrer Leitung in guten Händen ist, und wir freuen
uns auf zukünftige Besuche und Ausflüge und die Zusammenarbeit mit Ihnen.
Abdullahi: Vielen Dank, senden Sie meine Grüße bitte an
Executive Intelligence Review. Wir hoffen auf weitere Zusammenarbeit,
und wir brauchen Sie, um unseren Fall bei allen Leuten bekanntzumachen, die
bereit sind, zuzuhören und sie zu überzeugen, etwas beizusteuern. Und daß
jetzt die Zeit dafür ist!