Wie Äthiopien gegen Armut und Rückständigkeit kämpft
In einem Exklusivinterview mit Larry Freeman von EIR in Addis Abeba
zog der äthiopische Regierungsberater Bereket Simon kürzlich eine Bilanz des
Denkens hinter der Politik seiner Regierung seit 2001, welches heute fester
Bestandteil der Kultur des Landes ist. Kurz zusammengefaßt sei das Ziel, das
Land zu entwickeln und das Potential seiner Menschen freizusetzen.
Bereket, der für die Befreiung Äthiopiens von der Diktatur Mengistus 1991
mitkämpfte und ein enger Verbündeter des 2012 verstorbenen Ministerpräsidenten
Meles Zenawi war, erklärte: „Die oberste Priorität der Regierung ist die
Entwicklung der Arbeitskräfte.“ Daß dies zu einem allgemeinen Optimismus in
der Bevölkerung führt, sah Freeman auch immer wieder in seinen Gesprächen vor
Ort bestätigt. Schon dem oberflächlichen Beobachter fallen die gewaltigen
Bauvorhaben in Addis Abeba auf, die neuen Wohngebäude, eine neue
Eisenbahnstrecke zig Meter über den verstopften Straßen sowie die neue,
mehrspurige Autobahn von der Hauptstadt in den Süden des Landes.
Neben äthiopischen Krediten werden viele dieser Infrastrukturmaßnahmen von
China finanziert. Insgesamt unterstützen die Äthiopier trotz der Armut und
Not, die eine Folge von Unterentwicklung und Neokolonialismus sind, die
Anstrengungen ihrer Regierung.
Bereket erklärte, die Regierungspartei EPRDF
(Revolutionäre Demokratische Front der Äthiopischen Völker) habe nach langer
interner Debatte 2001 einen neuen politischen Kurs eingeschlagen, gegen die
neoliberalen Rezepte von IWF und Weltbank und den damit verbundenen Glauben an
die „Entfesselung der Marktkräfte“. Statt dessen betonte die EPRDF unter
Zenawis Führung, daß der Staat eine notwendige und unersetzbare Funktion hat,
um Entwicklung zu garantieren, insbesondere bei Infrastruktur, Technologie und
Ausbildung der Arbeitskräfte.
Die Äthiopier sind stolz auf die Errungenschaften der letzten 13 Jahre, so
unter anderem:
- Zunahme der Studentenzahl von 2 auf 22 Millionen (von 96 Mio.
Einwohnern) und Gründung 30 neuer Universitäten;
- Steigerung der Stromerzeugung von 350 MW auf 2400 MW, hinzu kommen
1800 MW im nächsten Jahr sowie 2017 weitere 6000 MW;
- Verbesserung der Getreideproduktion von 10 Mio.t jährlich auf 25 Mio.t
im Regenfeldbau, dank der Ausbildung der Bauern in modernen Anbaumethoden
durch ein landesweites Programm mit 60.000 geschulten Mitarbeitern;
- Ein Plan zum Ausbau des Eisenbahnnetzes von bisher knapp 1000 km auf
4000-5000 km.
Bereket war zuversichtlich, daß die neuen wirtschaftlichen Kräfte um den
Globus und die Neue Entwicklungsbank der BRICS-Nationen auch größere
Möglichkeiten und Nutzen für Äthiopien und ganz Afrika schaffen.
eir