"Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen.
Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst."
Friedrich Schiller
  Afrika

Warum wir den Kampf gegen Ebola verlieren

Von Debra Hanania-Freeman

Die Ebola-Seuche grassiert inzwischen völlig unkontrolliert in Guinea, Liberia und Sierra Leone. Ein Modellrechnung der Universität Oxford sagt voraus, daß sich die Epidemie wahrscheinlich noch auf 15 weitere afrikanische Länder ausbreiten werde.

Die tödliche Ebola-Epidemie in Westafrika überfordert inzwischen völlig die Möglichkeiten humanitärer Hilfsorganisationen und der bescheidenen staatlichen Gesundheitsstellen vor Ort, die Kranken zu behandeln und die Verbreitung des Virus zu stoppen. Tatsächlich ist bereits das Gegenteil eingetreten: Die Seuche breitet sich exponentiell weiter aus, mit entsprechend wachsenden Opferzahlen.

Letzte Woche haben die Weltgesundheitsorganisation, die amerikanischen Centers for Disease Control, das U.S. National Institute of Health, die Vereinten Nationen und die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen unabhängig voneinander festgestellt, daß der Ebola-Ausbruch außer Kontrolle geraten ist und auf eine Katastrophe zusteuert.

Die am schwersten betroffenen Ländern sind Guinea, Liberia und Sierra Leone, aber das Virus hat sich bereits auf weitere Länder ausgebreitet, und es besteht die wachsende Gefahr, daß sich aus diesen noch kleineren Ausbrüchen neue Infektionsherde herausbilden. So ist das Virus in Nigeria aufgetaucht, als eine Person, die sich in Liberia angesteckt hatte, nach Lagos geflogen ist. Ein Ausbruch in der Demokratischen Republik Kongo, der anfangs von den internationalen Behörden heruntergespielt wurde, muß jetzt neu bewertet werden. Die Fallzahlen dort haben sich in der letzten Woche mehr als verdoppelt, und über die Hälfte der Infizierten sind bereits gestorben.

Noch bedenklicher stimmt ein neues in der Zeitschrift eLife veröffentlichtes Modell der Universität Oxford, in dem vorausgesagt wird, daß sich die Epidemie wahrscheinlich auf 15 weitere Länder ausbreiten werde, darunter Nigeria und Kongo, wo bereits erste Fälle aufgetreten sind, sowie Kamerun, die Zentralafrikanische Republik, Ghana, Angola, Togo, Tansania, Äthiopien, Mosambique, Burundi, Madagaskar und Malawi.

Der Ursprung

Seit die Krankheit 1976 zum ersten Mal identifiziert wurde, unterscheidet man fünf Arten der Gattung Ebolavirus, wobei der für den jetzigen Ausbruch in Westafrika verantwortliche Zaire-Stamm der virulenteste ist. Drei weitere Stämme - Sudan, Tai Forest und Bundibugyo - haben in der Vergangenheit zu Ausbrüchen in Elfenbeinküste, Sudan und Uganda geführt, aber die Infektionsherde befanden sich in ländlichen Gebieten und wurden eingedämmt. Der fünfte Stamm, Reston, hat laut WHO noch keine Infektionen ausgelöst.

Bisher war Ebola in Westafrika nicht aufgetreten, und selbst nachdem das Virus jetzt außer Kontrolle geraten ist, ist den Fachleuten noch immer unklar, wie Ebola aus Zentralafrika, wo es früher Ausbrüche mit diesem Virusstamm gegeben hat, dorthin gelangen konnte. Forscher haben entdeckt, daß sich der für den jetzigen Ausbruch verantwortliche Ebola-Stamm offenbar bereits 2004 von einem in Zentralafrika gefundenen verwandten Stamm abgespalten hat und über ein Jahrzehnt lang weiter mutierte und an Virulenz gewonnen hat.

Diese Entdeckung liefert zwar einige wertvolle Informationen, mit denen sich auftretende Seuchenausbrüche zurückverfolgen lassen und Entscheidungen und Vorgehensweisen der Gesundheitsdienste unterstützt werden können, doch gleichzeitig wurde auch viel Geld und Zeit mit hochentwickelten genetischen Sequenzierungstechniken vergeudet, um den vermeintlichen „Erstpatienten“ (Fachjargon „Patient Zero“) zu ermitteln. Mit Hilfe dieser durchaus fragwürdigen Methode hat das National Institute of Health herausgefunden, daß eine einzelne Übertragung vom Tier auf den Menschen für den jetzigen Ebola-Ausbruch in Westafrika verantwortlich sei.

Tatsächlich ist die jetzige Seuchenlage, so katastrophal sie sein mag, keineswegs rätselhaft.

Eine harte Lektion

Bereits 1974 hat Lyndon LaRouche vor der Gefahr eines biologischen und ökologischen Holocaust infolge der brutalen Sparpolitik gewarnt, die der IWF und andere internationale Finanzorganisationen durchgesetzt haben, um ganze Regionen der Erde zu entvölkern.

In den 80er Jahren wurden die Folgen dieser Politik immer offensichtlicher, als mit der AIDS-Pandemie die Verwüstungen in Afrika begannen und gleichzeitig neue, virulentere Formen alter Krankheiten wiederentstanden. 1985 veröffentlichte die EIR-Arbeitsgruppe Biologischer Holocaust ihren ersten Sonderbericht, worin die möglichen Epidemien und Pandemien aufgeführt wurden, die sich im Zuge kollabierender Volkswirtschaften im Industrie- und Entwicklungssektor entwickeln würden.

Gleichzeitig setzten sich LaRouche und seine Mitarbeiter für großangelegte Wasser-, Energie- und Infrastrukturprojekte sowie den Aufbau umfangreicher moderner Gesundheits- und Hygienesysteme für Afrika und andere Regionen ein. Wenn dies nicht geschehe, so warnte er, würden sich diese Regionen wahrscheinlich in Brutstätten für potentiell menschheitsbedrohende Krankheiten verwandeln.

Ein typisches Beispiel hierfür war (und ist) HIV, aber genauso die jetzige Ebola-Krise in Westafrika. Guinea, Liberia und Sierra Leone sind drei außergewöhnlich arme benachbarte Länder mit völlig unzureichendem Gesundheitswesen und anderer Grundinfrastruktur. Durch Bürgerkriege und regionale Konflikte wurde die bereits verheerende Lage weiter verschärft. Man nimmt an, daß die ersten Ebola-Fälle in der Region bereits im Dezember 2013 aufgetreten sein könnten, doch ohne funktionierende Überwachungs- und Laborkapazitäten wurde ein erster bestätigter Fall erst vier Monate später, am 21. März 2014, gemeldet.

Die WHO, das führende internationale Gremium, das dafür verantwortlich ist, auf den Ausbruch von Krankheiten zu reagieren, ist seit langem in ihren Kapazitäten stark eingeschränkt. Aufgrund schrumpfender Budgets wurden erfahrene Mitarbeiter nach ihrem altersbedingten Ausscheiden nicht ersetzt, und internationale Gesundheitsfachleute haben festgestellt, daß die WHO im Grunde bankrott ist.

Die einzige große internationale Hilfsorganisation vor Ort ist die Organisation Ärzte ohne Grenzen, die über 300 Mitarbeiter in der Region eingesetzt hat. Ihre Anstrengungen gelten durchgehend als vorbildlich, doch sie hat längst die Kapazitätsgrenzen erreicht. Medizinische Hilfskräfte wurden gewalttätig angegriffen, infizierten sich selbst in großer Zahl mit dem Virus und kämpfen weiter mit völlig unzureichenden Schutzvorkehrungen. Über 250 von ihnen sind an Ebola gestorben.

Verarmung erzeugt Krankheiten

Doch selbst dieser Mangel an medizinischer Infrastruktur kann nicht erklären, wie sich diese Tragödie entfaltet hat. In der Oxford-Studie gibt es erste Anhaltspunkte für ein Verständnis des Geschehens, indem zunächst das tierische Reservoir des Ebolavirus betrachtet wird - Fruchtfledermäuse. Mehrere Fruchtfledermausarten sind Träger des Virus, ohne Krankheitssymptome zu zeigen. Anders als Menschen und Tiere, die mit großer Wahrscheinlichkeit an der Ebola-Infektion sterben, tragen die Fledermäuse den Krankheitskeim in sich und infizieren andere Feldermäuse und Tiere wie Affen und Nager, die in den dichten Wäldern leben, die sich über 22 Länder in der Region erstrecken.

Fledermäuse und auch andere Tiere, besonders Affen, sind eine Art „Wildfleisch“, das in diesen Ländern, wo anderes Fleisch knapp ist, zunehmend verzehrt wird. Es ist zwar unwahrscheinlich, daß sich das Virus durch den Verzehr von gegartem Wildfleisch verbreitet, doch durch die Jagd und die Zubereitung rohen Fleisches erhöht sich die Infektionswahrscheinlichkeit gewaltig. Dadurch ließen sich frühere Ausbrüche in abgelegeneren Gegenden gut erklären, aber warum das unheimliche Virus aus den Tiefen des afrikanischen Urwalds, wo es sich seit langem unter Tieren verbreitet hat, plötzlich in die dicht besiedelten Städte Afrikas vordringen konnte, läßt sich damit nicht erklären.

Die Antwort liegt sehr viel eher in der Ausplünderung und primitiven Akkumulation, die seit langem in diesen Regionen betrieben wird und die eine entscheidende Rolle beim Ausbruch von Zoonosen (Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen überspringen) spielen. Menschen dringen immer weiter in die afrikanischen Wälder vor und üben durch kleine Schürfanlagen für Gold, Diamanten und Mineralien, durch Abholzung und politische Konflikte immer mehr Druck auf die örtlichen Ökosysteme aus, wodurch sie in immer engeren Kontakt mit den tierischen Beständen kommen.

Über die Hälfte des liberianischen Urwalds wurde unter der jetzigen Regierung von Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf an industrielle Holzbetriebe verkauft. Auch in Sierra Leone wird durch Holzeinschlag, Brandrodung und den wachsenden Bedarf an Feuerholz, da keine anderen Brennstoffe verfügbar sind, die Entwaldung immer weiter vorangetrieben. Die Waldbestände sind dort auf nur noch 4% zurückgegangen. Nach Einschätzung des UN-Umweltprogramms (UNEP) wird der Urwald in Sierra Leone bis 2018 völlig verschwunden sein, wenn die Entwaldung mit der jetzigen Geschwindigkeit weitergeht. Eine Folge davon ist, daß die Fledermäuse, die praktisch überall in diesen bewaldeten Gegenden leben, vertrieben werden und sich neue Lebensräume in der Nähe menschlicher Siedlungen suchen müssen.

Der Ebolaausbruch 1994, bei dem 31 Menschen starben, ereignete sich in Goldgräberlagern mitten im Regenwald. Der Rohstoffabbau scheint auch bei dem jüngsten Ausbruch eine Rolle gespielt zu haben: Sein Epizentrum liegt im Südosten Guineas in der Nähe großer Eisenerzvorkommen.

Der Bergbau ist in den letzten Jahrzehnten zu einem wichtigem Lebensunterhalt in Sierra Leone, Liberia und Guinea geworden. Nach Einschätzung von Epidemiologen bedeutet dies nicht nur mehr Minen in den Urwäldern, sondern auch „immense Bewegung: Menschen gehen in den Minen jahreszeitlich ein und aus, kommen und gehen, junge Leute strömen aus dem gesamten Land dorthin.“ Guinea ist nach Darstellung von Reuters der weltgrößte Exporteur von Bauxit, das vor allem in der Aluminiumproduktion gebraucht wird.

Der Eisenerzabbau in Liberia nahm im letzten Jahr deutlich zu, nachdem staatliche und private Investitionen anzogen. Nach einem Bloomberg-Bericht bezieht das Land das meiste seines Einkommens aus dem Bergbau, wobei sich neben kleineren Gold- und Diamantenminen mehrere internationale Konzerne auf dem Markt befinden. Der Internationale Währungsfonds meldete, daß der Bergbau 2013 zu einem 20%igen Wachstum des BIP in Sierra Leone geführt habe, nachdem britische Firmen massiv in Eisenerz investiert hätten.

Die Entwaldung hat auch die Wetterlage in der Region verändert. Auch wenn die Entwicklungen weiter wissenschaftlich untersucht werden müssen, so kommt es in jüngerer Zeit vermehrt zu Dürren, starken Winden, Gewittern, Erdrutschen, Hitzewellen, Überflutungen und veränderten Niederschlagsmustern - all das dürfte die Fledermäuse vermehrt in Gegenden treiben, wo Menschen wohnen.

Ein weiterer, kaum erwähnter Faktor sind die 15 Jahre Bandenkrieg, der die Regierungen und Regierungsinstitutionen von Sierra Leone und Liberia praktisch zerstört hat. Um den Greueltaten von Barbaren wie Charles Taylor zu entgehen, sind viele Menschen in die Städte geflüchtet, wo sie ohne sanitäre Anlagen und sauberes Wasser in Slums zusammengepfercht leben und zunehmend auf den Verzehr von Wildfleisch angewiesen sind. Afrikaexperten von EIR haben festgestellt, daß sich die Karte mit den ersten Orten des Ebolaausbruchs sehr genau mit der Gegend deckt, wo Taylors Banden ihre primitiven Minen betrieben, mit deren Erlös sie ihre Untaten finanzierten.

Warum die Eindämmung von Ebola nicht funktioniert

Gängige Seuchenbekämpfungsmaßnahmen, mit denen Krankheiten wie SARS und die Pocken unter Kontrolle gebracht wurden, sind relativ einfach. Man muß alle Personen finden, die mit einem Infizierten in Kontakt waren, und sie 21 Tage lang in Quarantäne halten. Wenn eine dieser Kontaktpersonen an der fraglichen Krankheit erkrankt, wird sie von den übrigen isoliert, und das Aufspüren der Kontakte der Kontaktperson beginnt von neuem.

Aber diese Maßnahmen haben sich bei dem jüngsten Ebola-Ausbruch als völlig wirkungslos und ungeeignet erwiesen. Das liegt teilweise an der Eigenart der Krankheit selbst. Wenn jemand, der sich mit Ebola infiziert hat, erste Symptome zeigt, vergehen oft nur wenige Tage, bis er stirbt. Außerdem ähneln die Frühsymptome der Ebola-Infektion sehr stark denen der Malaria und einer Vielzahl anderer Krankheiten, die ebenfalls epidemisch verbreitet sind.

Doch selbst wenn ein Infizierter erkannt wird, gibt es in diesen Ländern kein System zur Ermittlung von Kontaktpersonen, und selbst dort, wo Datenbanken vorhanden sind, bedeutet der Mangel an funktionierender Infrastruktur, daß bestenfalls nur 20% der Kontaktpersonen zurückverfolgt werden.

Was die Durchsetzung verschienener Quarantänestadien angeht, so hat sich der Versuch, einen großen Slum in der liberianischen Hauptstadt Monrovia unter Quarantäne zu stellen, als fataler Fehlschlag erwiesen, der die Lage noch weiter verschlimmerte. Nach vielen Jahren blutiger Konflikte mißtrauen die Menschen dem Militär. Und die Regierung hatte keine Mittel und hat noch heute keine Mittel, um die Schutzbereiche mit Lebensmitteln und Nachschub zu versorgen. Den Hilfskräften fehlt oftmals die einfachste Schutzkleidung, wenn sie die Kranken pflegen, was die Krankenschwestern in Sierra Leona bereits in Streik treten ließ, um auf ihre verzweifelte Lage aufmerksam zu machen. Das einzige, woran es offenbar nicht mangelt, sind Horrorgeschichten über die Lage vor Ort.

Bisher sind die internationalen Reaktionen nicht nur unzureichend, sondern kriminell gewesen. Als Präsident Obama im August die Staats- und Regierungschefs von 50 afrikanischen Ländern zu seinem groß aufgemachten Afrika-Gipfel nach Washington einlud, eine Gelegenheit, bei der man zumindest ansatzweise eine Strategie zur Eindämmung der Katastrophe hätte diskutieren können, weigerte er sich, Ebola überhaupt auf die Tagesordnung zu setzen. Statt dessen fuhr er junge afrikanische Politiker an, sie seien „wehleidig“ und würden nichts tun, um sich selbst zu helfen.

Es ist zwar ein Rennen um die Entwicklung einer wirksamen Behandlung und Impfung gegen Ebola entbrannt, aber bisher ist keine wirkungsvolle Therapie bekannt. Etwa 800 Dosen eines experimentellen Impfstoffs (VSV_EBOV), von dem man nicht weiß, ob er gegen den Zaire-Stamm wirksam ist, wurde als Schenkung der kanadischen Gesundheitsbehörde an die zuständigen Stellen in Liberia übergeben, doch damit waren sämtliche Vorräte erschöpft.

Mapp Biopharmaceuticals übergab ebenso seinen gesamten Vorrat des experimentellen Medikaments ZMapp (das Arzneimittel, mit dem die zwei amerikanischen Ärzte, die man im letzten Monat in die USA zurückgebracht hatte, behandelt und offenbar geheilt wurden) der Regierung von Liberia. Unbestimmt blieb, wer mit diesen Medikamenten überhaupt behandelt werden sollte.

Letztlich gibt es bisher weder eine anerkannte oder wissenschaftlich belegte Behandlung für Ebola, noch einen Impfstoff. Ob die Krankheit unter primitiven Umständen oder in einem modernen Krankenhaus des entwickelten Sektors auftritt, die einzige unterstützende Behandlungsmöglichkeit für die Erkrankten ist: Flüssigkeitsersatz, Überwachung der Vitalzeichen und Reaktion auf akute Krisen. Welche Erfolgsaussichten hat eine Behandlung? Es gibt einen sehr großen Unterschied in der Wirksamkeit von experimentellen Medikamenten wie ZMapp in Kombination mit intensiver Pflege, wenn der Patient ein relativ gesunder amerikanischer Arzt ist, oder wenn das Immunsystem des Patienten bereits durch wiederholte Infektionen geschwächt ist, er schlecht ernährt ist und sich in einem schlechten Allgemeinzustand befindet. In beiden Fällen läßt sich die Epidemie mit diesen Maßnahmen nicht stoppen.

Was getan werden muß

Somit bleibt die Frage, ob es ein wirksames Vorgehen gibt.

Die Antwort lautet Ja. In der letzten Woche berichtete EIR über die Empfehlungen, die Dr. Joanne Liu, internationale Präsidentin von Ärzte ohne Grenzen, am 2. September bei einem speziellen Briefing bei den Vereinten Nationen vorgestellt hat.

Dr. Lius Aufruf zu einer internationalen Sofortmobilisierung war längst überfällig. Umfassende Anstrengungen zum Aufbau einer staatlichen Gesundheitsinfrastruktur sind unverzichtbar. Dazu gehören die Ausweitung von Isolationszentren, der Einsatz mobiler Labore zur Verbesserung der Diagnosemöglichkeiten, die Einrichtung von zweckbestimmten Luftbrücken, um Personal und Ausrüstungen nach und in Westafrika zu transportieren, und der Aufbau eines regionalen Netzes von Feldlazaretten sowie der Einsatz mobiler medizinischer Rettungseinheiten (MASH units), um infiziertes Pflegepersonal zu behandeln.

Timothy Flanigan, Infektiologe von der Brown University, hat es im amerikanischen Rundfunk am 11. September auf den Punkt gebracht: „Das US-Militär ist besonders geeignet, bei der Krankheit behilflich zu sein... Das Verteidigungsministerium unterhält ein hochentwickeltes Gesundheitswesen für seine eigenen Soldaten. Zu dessen Mitarbeitern gehören Fachleute für Infektionskrankheiten, Ärzte und Schwestern. Es kann fast überall große Feldlazarette einrichten. Zudem beherrscht das Militär die Logistik wie sonst niemand: Es kann Treibstoff, Lebensmittel und Nachschub en masse bewegen.“

Darüber hinaus haben alle Länder des entwickelten Sektors, insbesondere die Vereinigten Staaten, Rußland und Japan massiv in biologische Notfallmaßnahmen investiert. Das Militär in den USA und Rußland sowie wahrscheinlich in anderen Ländern verfügt über fortgeschrittene Fachkenntnisse zur Bekämpfung biologischer Gefahren in Reaktion auf eine etwaige Bedrohung durch biologische und/oder chemische Kriegführung. Diese Kräfte zusammen mit Katastrophenschutzteams mit entsprechenden hochentwickelten logistischen Kapazitäten müssen zum Einsatz kommen - natürlich in enger Abstimmung mit den souveränen Regierungen in der Region.

Nur mit einem Einsatz dieses Umfangs besteht Hoffnung, die Epidemie unter Kontrolle zu bekommen. Unterbleibt dies, droht eine unvorstellbare Katastrophe mit sozialen, sicherheitspolitischen und wirtschaftlichen Implikationen nicht nur für Afrika, sondern für die gesamte Welt.


Die Autorin ist Doctor of Public Health