Warum wir den Kampf gegen Ebola verlieren
Von Debra Hanania-Freeman
Die Ebola-Seuche grassiert inzwischen völlig unkontrolliert in
Guinea, Liberia und Sierra Leone. Ein Modellrechnung der Universität Oxford
sagt voraus, daß sich die Epidemie wahrscheinlich noch auf 15 weitere
afrikanische Länder ausbreiten werde.
Die tödliche Ebola-Epidemie in Westafrika überfordert inzwischen völlig die
Möglichkeiten humanitärer Hilfsorganisationen und der bescheidenen staatlichen
Gesundheitsstellen vor Ort, die Kranken zu behandeln und die Verbreitung des
Virus zu stoppen. Tatsächlich ist bereits das Gegenteil eingetreten: Die
Seuche breitet sich exponentiell weiter aus, mit entsprechend wachsenden
Opferzahlen.
Letzte Woche haben die Weltgesundheitsorganisation, die amerikanischen
Centers for Disease Control, das U.S. National Institute of Health, die
Vereinten Nationen und die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen unabhängig
voneinander festgestellt, daß der Ebola-Ausbruch außer Kontrolle geraten ist
und auf eine Katastrophe zusteuert.
Die am schwersten betroffenen Ländern sind Guinea, Liberia und Sierra
Leone, aber das Virus hat sich bereits auf weitere Länder ausgebreitet, und es
besteht die wachsende Gefahr, daß sich aus diesen noch kleineren Ausbrüchen
neue Infektionsherde herausbilden. So ist das Virus in Nigeria aufgetaucht,
als eine Person, die sich in Liberia angesteckt hatte, nach Lagos geflogen
ist. Ein Ausbruch in der Demokratischen Republik Kongo, der anfangs von den
internationalen Behörden heruntergespielt wurde, muß jetzt neu bewertet
werden. Die Fallzahlen dort haben sich in der letzten Woche mehr als
verdoppelt, und über die Hälfte der Infizierten sind bereits gestorben.
Noch bedenklicher stimmt ein neues in der Zeitschrift eLife
veröffentlichtes Modell der Universität Oxford, in dem vorausgesagt wird,
daß sich die Epidemie wahrscheinlich auf 15 weitere Länder ausbreiten werde,
darunter Nigeria und Kongo, wo bereits erste Fälle aufgetreten sind, sowie
Kamerun, die Zentralafrikanische Republik, Ghana, Angola, Togo, Tansania,
Äthiopien, Mosambique, Burundi, Madagaskar und Malawi.
Der Ursprung
Seit die Krankheit 1976 zum ersten Mal identifiziert wurde, unterscheidet
man fünf Arten der Gattung Ebolavirus, wobei der für den jetzigen Ausbruch in
Westafrika verantwortliche Zaire-Stamm der virulenteste ist. Drei weitere
Stämme - Sudan, Tai Forest und Bundibugyo - haben in der Vergangenheit zu
Ausbrüchen in Elfenbeinküste, Sudan und Uganda geführt, aber die
Infektionsherde befanden sich in ländlichen Gebieten und wurden eingedämmt.
Der fünfte Stamm, Reston, hat laut WHO noch keine Infektionen ausgelöst.
Bisher war Ebola in Westafrika nicht aufgetreten, und selbst nachdem das
Virus jetzt außer Kontrolle geraten ist, ist den Fachleuten noch immer unklar,
wie Ebola aus Zentralafrika, wo es früher Ausbrüche mit diesem Virusstamm
gegeben hat, dorthin gelangen konnte. Forscher haben entdeckt, daß sich der
für den jetzigen Ausbruch verantwortliche Ebola-Stamm offenbar bereits 2004
von einem in Zentralafrika gefundenen verwandten Stamm abgespalten hat und
über ein Jahrzehnt lang weiter mutierte und an Virulenz gewonnen hat.
Diese Entdeckung liefert zwar einige wertvolle Informationen, mit denen
sich auftretende Seuchenausbrüche zurückverfolgen lassen und Entscheidungen
und Vorgehensweisen der Gesundheitsdienste unterstützt werden können, doch
gleichzeitig wurde auch viel Geld und Zeit mit hochentwickelten genetischen
Sequenzierungstechniken vergeudet, um den vermeintlichen „Erstpatienten“
(Fachjargon „Patient Zero“) zu ermitteln. Mit Hilfe dieser durchaus
fragwürdigen Methode hat das National Institute of Health herausgefunden, daß
eine einzelne Übertragung vom Tier auf den Menschen für den jetzigen
Ebola-Ausbruch in Westafrika verantwortlich sei.
Tatsächlich ist die jetzige Seuchenlage, so katastrophal sie sein mag,
keineswegs rätselhaft.
Eine harte Lektion
Bereits 1974 hat Lyndon LaRouche vor der Gefahr eines biologischen und
ökologischen Holocaust infolge der brutalen Sparpolitik gewarnt, die der IWF
und andere internationale Finanzorganisationen durchgesetzt haben, um ganze
Regionen der Erde zu entvölkern.
In den 80er Jahren wurden die Folgen dieser Politik immer offensichtlicher,
als mit der AIDS-Pandemie die Verwüstungen in Afrika begannen und gleichzeitig
neue, virulentere Formen alter Krankheiten wiederentstanden. 1985
veröffentlichte die EIR-Arbeitsgruppe Biologischer Holocaust ihren
ersten Sonderbericht, worin die möglichen Epidemien und Pandemien aufgeführt
wurden, die sich im Zuge kollabierender Volkswirtschaften im Industrie- und
Entwicklungssektor entwickeln würden.
Gleichzeitig setzten sich LaRouche und seine Mitarbeiter für großangelegte
Wasser-, Energie- und Infrastrukturprojekte sowie den Aufbau umfangreicher
moderner Gesundheits- und Hygienesysteme für Afrika und andere Regionen ein.
Wenn dies nicht geschehe, so warnte er, würden sich diese Regionen
wahrscheinlich in Brutstätten für potentiell menschheitsbedrohende Krankheiten
verwandeln.
Ein typisches Beispiel hierfür war (und ist) HIV, aber genauso die jetzige
Ebola-Krise in Westafrika. Guinea, Liberia und Sierra Leone sind drei
außergewöhnlich arme benachbarte Länder mit völlig unzureichendem
Gesundheitswesen und anderer Grundinfrastruktur. Durch Bürgerkriege und
regionale Konflikte wurde die bereits verheerende Lage weiter verschärft. Man
nimmt an, daß die ersten Ebola-Fälle in der Region bereits im Dezember 2013
aufgetreten sein könnten, doch ohne funktionierende Überwachungs- und
Laborkapazitäten wurde ein erster bestätigter Fall erst vier Monate später, am
21. März 2014, gemeldet.
Die WHO, das führende internationale Gremium, das dafür verantwortlich ist,
auf den Ausbruch von Krankheiten zu reagieren, ist seit langem in ihren
Kapazitäten stark eingeschränkt. Aufgrund schrumpfender Budgets wurden
erfahrene Mitarbeiter nach ihrem altersbedingten Ausscheiden nicht ersetzt,
und internationale Gesundheitsfachleute haben festgestellt, daß die WHO im
Grunde bankrott ist.
Die einzige große internationale Hilfsorganisation vor Ort ist die
Organisation Ärzte ohne Grenzen, die über 300 Mitarbeiter in der Region
eingesetzt hat. Ihre Anstrengungen gelten durchgehend als vorbildlich, doch
sie hat längst die Kapazitätsgrenzen erreicht. Medizinische Hilfskräfte wurden
gewalttätig angegriffen, infizierten sich selbst in großer Zahl mit dem Virus
und kämpfen weiter mit völlig unzureichenden Schutzvorkehrungen. Über 250 von
ihnen sind an Ebola gestorben.
Verarmung erzeugt Krankheiten
Doch selbst dieser Mangel an medizinischer Infrastruktur kann nicht
erklären, wie sich diese Tragödie entfaltet hat. In der Oxford-Studie gibt es
erste Anhaltspunkte für ein Verständnis des Geschehens, indem zunächst das
tierische Reservoir des Ebolavirus betrachtet wird - Fruchtfledermäuse.
Mehrere Fruchtfledermausarten sind Träger des Virus, ohne Krankheitssymptome
zu zeigen. Anders als Menschen und Tiere, die mit großer Wahrscheinlichkeit an
der Ebola-Infektion sterben, tragen die Fledermäuse den Krankheitskeim in sich
und infizieren andere Feldermäuse und Tiere wie Affen und Nager, die in den
dichten Wäldern leben, die sich über 22 Länder in der Region erstrecken.
Fledermäuse und auch andere Tiere, besonders Affen, sind eine Art
„Wildfleisch“, das in diesen Ländern, wo anderes Fleisch knapp ist, zunehmend
verzehrt wird. Es ist zwar unwahrscheinlich, daß sich das Virus durch den
Verzehr von gegartem Wildfleisch verbreitet, doch durch die Jagd und die
Zubereitung rohen Fleisches erhöht sich die Infektionswahrscheinlichkeit
gewaltig. Dadurch ließen sich frühere Ausbrüche in abgelegeneren Gegenden gut
erklären, aber warum das unheimliche Virus aus den Tiefen des afrikanischen
Urwalds, wo es sich seit langem unter Tieren verbreitet hat, plötzlich in die
dicht besiedelten Städte Afrikas vordringen konnte, läßt sich damit nicht
erklären.
Die Antwort liegt sehr viel eher in der Ausplünderung und primitiven
Akkumulation, die seit langem in diesen Regionen betrieben wird und die eine
entscheidende Rolle beim Ausbruch von Zoonosen (Krankheiten, die vom Tier auf
den Menschen überspringen) spielen. Menschen dringen immer weiter in die
afrikanischen Wälder vor und üben durch kleine Schürfanlagen für Gold,
Diamanten und Mineralien, durch Abholzung und politische Konflikte immer mehr
Druck auf die örtlichen Ökosysteme aus, wodurch sie in immer engeren Kontakt
mit den tierischen Beständen kommen.
Über die Hälfte des liberianischen Urwalds wurde unter der jetzigen
Regierung von Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf an industrielle Holzbetriebe
verkauft. Auch in Sierra Leone wird durch Holzeinschlag, Brandrodung und den
wachsenden Bedarf an Feuerholz, da keine anderen Brennstoffe verfügbar sind,
die Entwaldung immer weiter vorangetrieben. Die Waldbestände sind dort auf nur
noch 4% zurückgegangen. Nach Einschätzung des UN-Umweltprogramms (UNEP) wird
der Urwald in Sierra Leone bis 2018 völlig verschwunden sein, wenn die
Entwaldung mit der jetzigen Geschwindigkeit weitergeht. Eine Folge davon ist,
daß die Fledermäuse, die praktisch überall in diesen bewaldeten Gegenden
leben, vertrieben werden und sich neue Lebensräume in der Nähe menschlicher
Siedlungen suchen müssen.
Der Ebolaausbruch 1994, bei dem 31 Menschen starben, ereignete sich in
Goldgräberlagern mitten im Regenwald. Der Rohstoffabbau scheint auch bei dem
jüngsten Ausbruch eine Rolle gespielt zu haben: Sein Epizentrum liegt im
Südosten Guineas in der Nähe großer Eisenerzvorkommen.
Der Bergbau ist in den letzten Jahrzehnten zu einem wichtigem
Lebensunterhalt in Sierra Leone, Liberia und Guinea geworden. Nach
Einschätzung von Epidemiologen bedeutet dies nicht nur mehr Minen in den
Urwäldern, sondern auch „immense Bewegung: Menschen gehen in den Minen
jahreszeitlich ein und aus, kommen und gehen, junge Leute strömen aus dem
gesamten Land dorthin.“ Guinea ist nach Darstellung von Reuters der weltgrößte
Exporteur von Bauxit, das vor allem in der Aluminiumproduktion gebraucht
wird.
Der Eisenerzabbau in Liberia nahm im letzten Jahr deutlich zu, nachdem
staatliche und private Investitionen anzogen. Nach einem Bloomberg-Bericht
bezieht das Land das meiste seines Einkommens aus dem Bergbau, wobei sich
neben kleineren Gold- und Diamantenminen mehrere internationale Konzerne auf
dem Markt befinden. Der Internationale Währungsfonds meldete, daß der Bergbau
2013 zu einem 20%igen Wachstum des BIP in Sierra Leone geführt habe, nachdem
britische Firmen massiv in Eisenerz investiert hätten.
Die Entwaldung hat auch die Wetterlage in der Region verändert. Auch wenn
die Entwicklungen weiter wissenschaftlich untersucht werden müssen, so kommt
es in jüngerer Zeit vermehrt zu Dürren, starken Winden, Gewittern,
Erdrutschen, Hitzewellen, Überflutungen und veränderten Niederschlagsmustern -
all das dürfte die Fledermäuse vermehrt in Gegenden treiben, wo Menschen
wohnen.
Ein weiterer, kaum erwähnter Faktor sind die 15 Jahre Bandenkrieg, der die
Regierungen und Regierungsinstitutionen von Sierra Leone und Liberia praktisch
zerstört hat. Um den Greueltaten von Barbaren wie Charles Taylor zu entgehen,
sind viele Menschen in die Städte geflüchtet, wo sie ohne sanitäre Anlagen und
sauberes Wasser in Slums zusammengepfercht leben und zunehmend auf den Verzehr
von Wildfleisch angewiesen sind. Afrikaexperten von EIR haben
festgestellt, daß sich die Karte mit den ersten Orten des Ebolaausbruchs sehr
genau mit der Gegend deckt, wo Taylors Banden ihre primitiven Minen betrieben,
mit deren Erlös sie ihre Untaten finanzierten.
Warum die Eindämmung von Ebola nicht funktioniert
Gängige Seuchenbekämpfungsmaßnahmen, mit denen Krankheiten wie SARS und die
Pocken unter Kontrolle gebracht wurden, sind relativ einfach. Man muß alle
Personen finden, die mit einem Infizierten in Kontakt waren, und sie 21 Tage
lang in Quarantäne halten. Wenn eine dieser Kontaktpersonen an der fraglichen
Krankheit erkrankt, wird sie von den übrigen isoliert, und das Aufspüren der
Kontakte der Kontaktperson beginnt von neuem.
Aber diese Maßnahmen haben sich bei dem jüngsten Ebola-Ausbruch als völlig
wirkungslos und ungeeignet erwiesen. Das liegt teilweise an der Eigenart der
Krankheit selbst. Wenn jemand, der sich mit Ebola infiziert hat, erste
Symptome zeigt, vergehen oft nur wenige Tage, bis er stirbt. Außerdem ähneln
die Frühsymptome der Ebola-Infektion sehr stark denen der Malaria und einer
Vielzahl anderer Krankheiten, die ebenfalls epidemisch verbreitet sind.
Doch selbst wenn ein Infizierter erkannt wird, gibt es in diesen Ländern
kein System zur Ermittlung von Kontaktpersonen, und selbst dort, wo
Datenbanken vorhanden sind, bedeutet der Mangel an funktionierender
Infrastruktur, daß bestenfalls nur 20% der Kontaktpersonen zurückverfolgt
werden.
Was die Durchsetzung verschienener Quarantänestadien angeht, so hat sich
der Versuch, einen großen Slum in der liberianischen Hauptstadt Monrovia unter
Quarantäne zu stellen, als fataler Fehlschlag erwiesen, der die Lage noch
weiter verschlimmerte. Nach vielen Jahren blutiger Konflikte mißtrauen die
Menschen dem Militär. Und die Regierung hatte keine Mittel und hat noch heute
keine Mittel, um die Schutzbereiche mit Lebensmitteln und Nachschub zu
versorgen. Den Hilfskräften fehlt oftmals die einfachste Schutzkleidung, wenn
sie die Kranken pflegen, was die Krankenschwestern in Sierra Leona bereits in
Streik treten ließ, um auf ihre verzweifelte Lage aufmerksam zu machen. Das
einzige, woran es offenbar nicht mangelt, sind Horrorgeschichten über die Lage
vor Ort.
Bisher sind die internationalen Reaktionen nicht nur unzureichend, sondern
kriminell gewesen. Als Präsident Obama im August die Staats- und
Regierungschefs von 50 afrikanischen Ländern zu seinem groß aufgemachten
Afrika-Gipfel nach Washington einlud, eine Gelegenheit, bei der man zumindest
ansatzweise eine Strategie zur Eindämmung der Katastrophe hätte diskutieren
können, weigerte er sich, Ebola überhaupt auf die Tagesordnung zu setzen.
Statt dessen fuhr er junge afrikanische Politiker an, sie seien „wehleidig“
und würden nichts tun, um sich selbst zu helfen.
Es ist zwar ein Rennen um die Entwicklung einer wirksamen Behandlung und
Impfung gegen Ebola entbrannt, aber bisher ist keine wirkungsvolle Therapie
bekannt. Etwa 800 Dosen eines experimentellen Impfstoffs (VSV_EBOV), von dem
man nicht weiß, ob er gegen den Zaire-Stamm wirksam ist, wurde als Schenkung
der kanadischen Gesundheitsbehörde an die zuständigen Stellen in Liberia
übergeben, doch damit waren sämtliche Vorräte erschöpft.
Mapp Biopharmaceuticals übergab ebenso seinen gesamten Vorrat des
experimentellen Medikaments ZMapp (das Arzneimittel, mit dem die zwei
amerikanischen Ärzte, die man im letzten Monat in die USA zurückgebracht
hatte, behandelt und offenbar geheilt wurden) der Regierung von Liberia.
Unbestimmt blieb, wer mit diesen Medikamenten überhaupt behandelt werden
sollte.
Letztlich gibt es bisher weder eine anerkannte oder wissenschaftlich
belegte Behandlung für Ebola, noch einen Impfstoff. Ob die Krankheit unter
primitiven Umständen oder in einem modernen Krankenhaus des entwickelten
Sektors auftritt, die einzige unterstützende Behandlungsmöglichkeit für die
Erkrankten ist: Flüssigkeitsersatz, Überwachung der Vitalzeichen und Reaktion
auf akute Krisen. Welche Erfolgsaussichten hat eine Behandlung? Es gibt einen
sehr großen Unterschied in der Wirksamkeit von experimentellen Medikamenten
wie ZMapp in Kombination mit intensiver Pflege, wenn der Patient ein relativ
gesunder amerikanischer Arzt ist, oder wenn das Immunsystem des Patienten
bereits durch wiederholte Infektionen geschwächt ist, er schlecht ernährt ist
und sich in einem schlechten Allgemeinzustand befindet. In beiden Fällen läßt
sich die Epidemie mit diesen Maßnahmen nicht stoppen.
Was getan werden muß
Somit bleibt die Frage, ob es ein wirksames Vorgehen gibt.
Die Antwort lautet Ja. In der letzten Woche berichtete EIR über die
Empfehlungen, die Dr. Joanne Liu, internationale Präsidentin von Ärzte ohne
Grenzen, am 2. September bei einem speziellen Briefing bei den Vereinten
Nationen vorgestellt hat.
Dr. Lius Aufruf zu einer internationalen Sofortmobilisierung war längst
überfällig. Umfassende Anstrengungen zum Aufbau einer staatlichen
Gesundheitsinfrastruktur sind unverzichtbar. Dazu gehören die Ausweitung von
Isolationszentren, der Einsatz mobiler Labore zur Verbesserung der
Diagnosemöglichkeiten, die Einrichtung von zweckbestimmten Luftbrücken, um
Personal und Ausrüstungen nach und in Westafrika zu transportieren, und der
Aufbau eines regionalen Netzes von Feldlazaretten sowie der Einsatz mobiler
medizinischer Rettungseinheiten (MASH units), um infiziertes Pflegepersonal zu
behandeln.
Timothy Flanigan, Infektiologe von der Brown University, hat es im
amerikanischen Rundfunk am 11. September auf den Punkt gebracht: „Das
US-Militär ist besonders geeignet, bei der Krankheit behilflich zu sein... Das
Verteidigungsministerium unterhält ein hochentwickeltes Gesundheitswesen für
seine eigenen Soldaten. Zu dessen Mitarbeitern gehören Fachleute für
Infektionskrankheiten, Ärzte und Schwestern. Es kann fast überall große
Feldlazarette einrichten. Zudem beherrscht das Militär die Logistik wie sonst
niemand: Es kann Treibstoff, Lebensmittel und Nachschub en masse bewegen.“
Darüber hinaus haben alle Länder des entwickelten Sektors, insbesondere die
Vereinigten Staaten, Rußland und Japan massiv in biologische Notfallmaßnahmen
investiert. Das Militär in den USA und Rußland sowie wahrscheinlich in anderen
Ländern verfügt über fortgeschrittene Fachkenntnisse zur Bekämpfung
biologischer Gefahren in Reaktion auf eine etwaige Bedrohung durch biologische
und/oder chemische Kriegführung. Diese Kräfte zusammen mit
Katastrophenschutzteams mit entsprechenden hochentwickelten logistischen
Kapazitäten müssen zum Einsatz kommen - natürlich in enger Abstimmung mit den
souveränen Regierungen in der Region.
Nur mit einem Einsatz dieses Umfangs besteht Hoffnung, die Epidemie unter
Kontrolle zu bekommen. Unterbleibt dies, droht eine unvorstellbare Katastrophe
mit sozialen, sicherheitspolitischen und wirtschaftlichen Implikationen nicht
nur für Afrika, sondern für die gesamte Welt.
Die Autorin ist Doctor of Public Health