"Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen.
Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst."
Friedrich Schiller
  Afrika

Obama sagt Afrikas Jugend: „Zahlt eure Schulden!“

Arroganz. Anstatt den afrikanischen Staaten Unterstützung bei der Entwicklung ihrer Wirtschaft zu gewähren, fordert US-Präsident Obama den Abbau von Schulden.

Daß Präsident Obamas Afrikagipfel keine Kehrtwende in der Afrikapolitik der USA hin zu wirtschaftlicher Entwicklung durch Infrastrukturaufbau bringen würde, war schon vorher allen aufmerksamen Beobachtern klar. Letzte Sicherheit brachte dann ein von Microsoft und Mastercard finanzierter Gipfel mit Nachwuchs-Führungskräften aus Afrika in Washington am 28. Juli, auf dem Obama als Redner auftrat.

Unter Obama werden die USA weiter alles tun, um das bankrotte britische Finanzimperium zu verteidigen und um zu verhindern, daß die afrikanischen Nationen sich dem neuen System anschließen, das nun von den BRICS-Nationen (Brasilien, Rußland, Indien, China und Südafrika) aufgebaut wird und der Welt die einzige Chance für einen Ausweg bietet. Wenn Afrika mit den BRICS-Ländern zusammen eine eigene Industrie aufbaut, würde das Empire diesen Kontinent als sein privates Rohstoffreservat verlieren.

In seinen Antworten auf die Fragen der jungen Afrikaner überging Obama völlig die wahren Gründe für die Unterentwicklung, sondern wiederholte die alte Leier, Afrikas hausgemachte Probleme seien daran schuld. Er behauptete sogar unverfroren, sobald Afrika diese Probleme gelöst hätte, würde es sich auch entwickeln. In dem Zusammenhang meinte er auch, die afrikanischen Länder sollten sich nicht ständig über ihre zu hohe Schuldenlast beschweren, sondern zahlen, ohne zu murren.

Damit bleibt die BRICS-Gruppe für den Aufbau einer afrikanischen Infrastruktur die einzige Option. China ist dabei schon seit einiger Zeit Afrikas bevorzugter Partner. Im letzten Jahr betrugen Chinas Investitionen auf dem Kontinent über 200 Mrd.$, mehr als das doppelte der USA.

Seit dem BRICS-Gipfel in Brasilien im vergangenen Monat wird nun die Gründung der BRICS-Entwicklungsbank mit 50 Mrd.$ und des finanziellen Reservefonds von 100 Mrd.$ für Länder in finanziellen Schwierigkeiten mit hohem Tempo vorbereitet. Der Ausbau der Infrastruktur in Afrika ist dabei eines der schon seit längerem ins Auge gefaßten Ziele. Die BRICS-Gruppe steht bereit, Afrika zu entwickeln, und das wäre das Ende der Vorherrschaft des Empire auf dem Kontinent. Ein spezielles Regionalbüro der Entwicklungsbank soll in Südafrika eingerichtet werden.

Die Schaffung von Stromerzeugung, Straßen und Eisenbahnen in großem Maßstab ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem, was entstehen wird, wenn BRICS die Pläne erfolgreich umsetzt. Studien zufolge haben 70% der Afrikaner keine zuverlässige oder überhaupt keine Stromversorgung.

Obama verteidigt die Schuldenpolitik

Ein junger Gast aus Kenia stellte Präsident Obama bei der Veranstaltung in Washington die berechtigte, treffende Frage:

    „Afrika verliert seine Menschen durch Hunger und Krankheiten, die eigentlich heilbar sind. Und ein wesentlicher Grund dafür ist, daß unsere Regierungen riesige Schulden bei den G-8-Ländern machen. Wann werden die Vereinigten Staaten als Anführer in der Familie der Nationen den anderen G-8-Ländern mit gutem Beispiel vorangehen und Afrika diese Schulden erlassen, damit unsere Regierungen in der Lage sind, unseren Menschen wesentliche Dienstleistungen wie Soziales, Gesundheitswesen und Aufbau der Infrastruktur zu bieten und zu liefern?“

Obama drückte sich vor den Themen Hunger und Krankheiten und behauptete einfach, im Gesundheitswesen gebe es Fortschritte, ohne etwas darüber zu sagen, wie der Mangel an Kanalisation und sauberem Wasser die Lebenszeit der Menschen in Afrika verkürzt. Dann fuhr er fort:

    „Ich widerspreche der Vorstellung, daß der Hauptgrund für das Fehlen solcher Dienstleistungen in Afrika an einer vom Westen auferlegten erdrückenden Schuldenlast liege. Irgendwann muß man aufhören, woanders nach Lösungen zu suchen, und man muß in sich selbst nach Lösungen suchen...

    Aber glauben Sie nicht, daß [Schulden] gegenwärtig das Haupthindernis sind, dessentwegen man in vielen Ländern nicht mehr Fortschritte sieht, denn es gibt im Inland genug Ressourcen, um es besser zu machen, als das häufig der Fall ist, auch wenn die Schulden bedient werden.“

Tatsächlich gilt bei den Staatsschulden für Afrika das gleiche wie für Südamerika und andere: Der allergrößte Teil der Schulden wäre längst bezahlt, wenn die westliche Politik und Finanzwelt nicht mit unfairen Mitteln wie erzwungenen Währungsabwertungen die Schuldenlast künstlich immer weiter vergrößert hätten.

Konflikt schüren

Obama stellte eine Liste angeblich hausgemachter Probleme vor, die die größten Hindernisse für Afrikas Entwicklung seien: schlechte Verwaltung, mangelnde Rechtsstaatlichkeit, Korruption und Unterdrückung der Frauen. Das sind aber alles Probleme, die sich im Zuge wirtschaftlicher Entwicklung lösen lassen.

Obama folgt hier der uralten Taktik des Empire, die Bevölkerung anderer Staaten gegen ihre Regierungen aufzustacheln.

Dabei ist es eine Unverschämtheit, wenn ausgerechnet Obama mehr Korruptionsbekämpfung fordert. Einmal davon abgesehen, daß Leute wie George Soros Obama im Wahlkampf 2008 mit Millionen von Drogendollars halfen, sind die Summen, die Afrika durch interne Korruption verliert, minimal im Vergleich zu dem, was westliche Konzerne dort illegal an sich reißen, ganz besonders im Rohstoffsektor.

Und wie afrikanische Beobachter richtig anmerken, wird afrikanischen Regierungen „Korruption“ vorgeworfen, wenn sie Gesetze zur Wirtschaftsförderung beschließen wollen, aber wenn in Washington über die berüchtigten Firmen der Washingtoner „K Street“ Milliarden in die Politik fließen, um diese zu beeinflussen, dann heißt das nicht „Korruption“, sondern „Lobbyarbeit“.

Und was die Unterdrückung der Frauen betrifft: In Afrika müssen 70% der Nahrungsmittel von Frauen mit primitivsten Hilfsmitteln erzeugt werden, während ihre Männer irgendwo versuchen, mit Gelegenheitsjobs und Kleinhandel ein paar Dollars zu verdienen.

Obama drängte die jungen Leute, diese „Beschwerdeliste“ abzuarbeiten. Angeblich würde dann die wirtschaftliche Entwicklung hinterher wie von selbst folgen. Afrika hat die größte junge Bevölkerung weltweit, und offensichtlich möchten das Empire und Obama sie in Destabilisierungen hineinziehen, ähnlich wie in den letzten Jahren beim „Arabischen Frühling“. Mit Hilfe von Milizen und Terrorgruppen als Handlangern werden Konflikte und Destabilisierungen geschürt, und das dient dann wiederum als Vorwand für Waffenlieferungen und französische und US-Militärinterventionen, in deren Umfeld der Aufbau von Infrastruktur und Wirtschaft unmöglich ist. Beispiele dafür aus der letzten Zeit sind die radikalen Milizen in Nordmali, Boko Haram in Nigeria und die Schabaab-Dschihadisten in Somalia, die auch Kenia bedrohen.

Douglas de Groot