"Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen.
Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst."
Friedrich Schiller
  Afrika

Russisch-ägyptische Zusammenarbeit wird rasch ausgeweitet

Nach dem Gipfeltreffen zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem neugewählten ägyptischen Präsidenten Al-Sisi Anfang August wird die russisch-ägyptische Zusammenarbeit schnell ausgeweitet. Ägyptens Minister für Handel, Industrie und kleine und mittlere Unternehmen, Mounir Fakhry Abdel Nour, wird eine Delegation ägyptischer Unternehmer leiten, die am 10. September nach Rußland reisen wird, u.a. Vertreter von Nahrungs- und Lebensmittelbetrieben. Die Ausweitung des Nahrungsmittelhandels war einer der wichtigsten Punkte bei den Gesprächen zwischen den beiden Präsidenten in Sotschi.

Wie die Cairo Post berichtete, erteilten die russischen Behörden Ägypten erstmals die Erlaubnis, eine eigene Gesellschaft in Moskau zu gründen, die den Journalisten Mazen Abbas zu ihrem Vorsitzenden wählte und einen Vorstand bildete. Die nun vom russischen Justizministerium offiziell zugelassene „Ägyptische Vereinigung“ solle die Interessen der in Rußland lebenden Ägypter vertreten und werde einen Notfonds aufbauen, um in Not geratene Ägypter in Rußland zu unterstützen, erklärte Abbas am 18. August gegenüber Youm7. Der Verein wurde am 15. August gegründet, unmittelbar nach Al-Sisis Besuch in Rußland.

Ein wichtiger Bereich russischer Beteiligung in Ägypten ist die Kernkraft. Ibrahim El-Osery, Berater der ägyptischen Atomenergiebehörde und früherer Chefinspektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), erläuterte dies kürzlich in einem Interview in der Cairo Post. Osery sagte, Präsident Putin habe in seiner gemeinsamen Pressekonferenz mit Al-Sisi in Moskau am 12. August erklärt, beide Länder seien übereingekommen, bei der friedlichen Nutzung der Kernenergie zu kooperieren.

„Der Präsident [Al-Sisi] sagte uns, bei dem Besuch würden verschiedene Themen behandelt, darunter auch der Nuklearsektor... Ich hoffe, der Präsident hat eine Einigung erreicht, das Projekt zu starten“, sagte Osery. Das vorgeschlagene Kraftwerk soll zwischen 900 und 1600 MW Elektrizität liefern. Osery erinnerte daran, daß Al-Sisi in seiner Amtsantrittsrede am 8. Juni versprochen hatte, in seiner Amtszeit das Dabaa-Projekt wieder aufzugreifen. „Wir werden an zwei Achsen arbeiten: der Verwirklichung des Suezkanal-Entwicklungsprojektes und dem Bau des Kernkraftwerks Dabaa, neben einem Solarenergie-Projekt“, hatte Al-Sisi gesagt.

Osery sagte, ein Vertrag mit Rußland ohne Ausschreibung würde mindestens ein Jahr Zeit sparen. Die Atomenergiebehörde sei aber auch bereit, eine internationale Ausschreibung durchzuführen. Zu den Bedingungen einer solchen Ausschreibung gehöre, daß das ausländische Atomunternehmen in Ägypten Ausbildungskurse für Fachpersonal organisiert und 85% der Kosten des Projekts - bis zu 4 Mrd.$ - finanziert. Für den Bau werden zwei Jahre veranschlagt.

Ägypten möchte Osery zufolge einen Leichtwasser-Druckreaktor verwenden, wie er in vielen Teilen der Welt genutzt wird. Vertreter von sechs Ländern hätten bereits Ägypten besucht, um ihre Angebote zu unterbreiten: Südkorea, Rußland, die Vereinigten Staaten, Frankreich, China und Japan.

eir