"Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen.
Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst."
Friedrich Schiller
  Afrika

Den Krieg beenden durch den Aufbau des Wirtschaftsgürtels der Seidenstraße

Teil 4a: Die Integration der Verkehrsinfrastruktur im Nilbecken

Von Hussein Askary und Dean Andromidas

Wenn wir Epidemien wie Ebola, Hungersnöte und Massenflucht aus Afrika in der Zukunft verhindern wollen, dann brauchen wir neben einer internationalen Mobilisierung gegen die schreckliche Ebola-Epidemie in Westafrika auch einen dauerhaften und umfassenden Entwicklungsansatz. Mit den Entwicklungen in Ägypten, Äthiopien und nun auch Nationen weiter südlich am Nil (siehe Teile 1-3, Neue Solidarität 37, 38 und 42-43/2014) sieht man jetzt in Ostafrika und am Nilbecken nach einer langen, finsteren Nacht einen Hoffnungsschimmer am Horizont. Aber dieser Prozeß muß aufrechterhalten und durch internationale Maßnahmen unterstützt werden, damit er nicht im Keim erstickt wird, so wie die großen Träume der Afrikaner von Unabhängigkeit und Entwicklung in den 1960er Jahren im Blut der afrikanischen Völker und ihrer besten Staatsmänner ertränkt wurden. Was danach kam, war eine endlose Abfolge von Bürgerkriegen, Hungersnöten, Epidemien und ein indirekter Massenmord des transatlantischen Systems an den Afrikanern durch das systematische Verweigern moderner Technik und medizinischer Versorgung. Gleichzeitig verlor Afrika Arbeitskräfte durch die Massenflucht nach Europa, Rohstoffe, für die im Austausch Waffen kamen, und enorme Geldsummen, die Diktatoren und Kriegsherren in britische und schweizerische Banken und Finanzinstitute schafften.

Nun aber entsteht mit den Initiativen der BRICS-Staaten (Brasilien, Rußland, Indien, China und Südafrika) die konkrete Aussicht auf die „neue, gerechte Weltwirtschaftsordnung“, für die sich Lyndon LaRouche und seine internationale Bewegung seit Jahrzehnten einsetzen, und Afrika ist nicht länger Geisel seiner alten Kolonialherren und deren heutigen Instrumenten der Versklavung, wie Weltwährungsfonds (IWF), Weltbank und „grüne“ Organisationen wie der World Wildlife Fund.

Mit der Neuen Entwicklungsbank (NDB) der BRICS-Staaten und der von China initiierten Asiatischen Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB) wurde ein neuer Entwicklungsansatz ins Leben gerufen, der ganz anders ist als der von Weltbank und IWF, dafür aber den besten amerikanischen und europäischen Traditionen (wie der von Franklin Roosevelt und von Charles de Gaulle) ähnlich ist.

Die Maßeinheit des Handelns

Die regionale Integration gehört seit den 1960er Jahren schon immer zur Strategie der afrikanischen Nationen für die wirtschaftliche Transformation, und es wurden dazu internationale Vereinbarungen geschlossen wie z.B. der Lagos-Aktionsplan (1980) und der Vertrag von Abuja (1991). Aber sie wurden nie verwirklicht. Das kann sich nun jedoch ändern. Für Afrika ist die Afrikanische Union (AU) die natürliche Einheit der infrastrukturellen und politischen Integration. Aber die regionalen Strukturen müssen Teil einer Vision der AU werden, die von realwirtschaftlichen Überlegungen ausgeht, nicht von ideologischen, religiösen, ethnischen, politischen oder auch finanziell-monetären.

Eine Strategie für wirtschaftliche Entwicklung muß die Fähigkeit der Region verbessern, eine „realwirtschaftliche Wirkungseinheit“ zu schaffen, wie Lyndon LaRouche es nennt. In seinem Aufsatz „Das Eine ist der Ursprung seiner Teile“ (Neue Solidarität 2/2008) erklärt LaRouche:


Abb. 1: Die drei Abschnitte des Nord-Süd-Korridors


Abb. 2: Die zehn Staaten des Nilbecken





































































„Die Maßeinheit des Handelns besteht dabei im relativen Anstieg oder Rückgang der potentiellen relativen Bevölkerungsdichte der jeweiligen einzelnen oder kombinierten Systeme als interagierendes Ganzes. Diese Wirkungseinheit ist im wesentlichen ,Wernadskijisch’, d.h. dies ist ein sowohl kultureller als auch physischer Anstieg oder Rückgang der potentiellen relativen Bevölkerungsdichte pro Kopf und pro Quadratkilometer der betreffenden nationalen, kontinentalen oder globalen Gesamtsysteme. Die entsprechende Handlungsweise liegt in jener Fähigkeit des individuellen menschlichen Geistes, die den menschlichen Geist von den Tieren unterscheidet und die Menschheit als eine Kategorie definiert, die in Begriffen der Noosphäre, nicht bloß der Biosphäre handelt.“

Dabei spielt die Infrastruktur im allgemeinen und die Verkehrsinfrastruktur im besonderen eine entscheidende Rolle. In diesem Teil unseres Berichtes beschreiben wir die entscheidende Triade der notwendigen Infrastrukturprojekte für den Verkehr: Straßen, Eisenbahnen und Wasserstraßen in der Region des Nilbeckens.

Schaffung einer starken Nord-Süd-Achse

Das Nilbecken und Ostafrika sind Teil einer potentiell sehr mächtigen Nord-Süd-Entwicklungsachse, welche die beiden am weitesten entwickelten, an den entgegengesetzten Enden des Kontinents liegenden Länder, nämlich Ägypten und Südafrika, miteinander verbinden könnte. Die natürlichen Umgrenzungen dieser Achse sind im Osten das Rote Meer und der Indische Ozean, im Nordwesten die Weiten der Sahara-Wüste, im Südosten das Kongobecken in Zentralafrika, im Norden Ägypten und im Süden Südafrika.

Diese Achse läßt sich in drei Abschnitte unterteilen (Abbildung1 und 2):

Die nördliche Region umfaßt Ägypten, Nord- und Südsudan und Äthiopien. Letzteres bildet die Ostgrenze des Nilbeckens und blickt auf das Rote Meer, den Golf von Aden und den Indischen Ozean, hat jedoch keinen direkten Zugang zu diesen Meeren, weil Eritrea, Dschibuti und Somalia dazwischen liegen. In Äthiopien liegt auch die Quelle des Blauen Nil am Tana-See.

Den zweiten Teil der Achse bildet Ostafrika mit Kenia und Tansania am Indischen Ozean und Uganda, der Demokratischen Republik Kongo, Ruanda und Burundi im Landesinnern. Diese Region bildet den sogenannten Östlichen Graben mit den Großen Seen Afrikas, von denen der größte, dem der Weiße Nil entspringt, leider immer noch nach der britischen Königin Victoria benannt ist.

Den dritten Abschnitt bildet die Ostflanke des südlichen Afrika mit Sambia, Mosambik, Simbabwe und Südafrika.

Mit seinem großen Reichtum an Wasser, fruchtbarem Land, Mineralien, Öl- und Gasvorkommen und ungenutztem Wasserkraftpotential sowie einer großen und jungen Bevölkerung ist das Nilbecken und Ostafrika gut aufgestellt, im 21. Jahrhundert zu einer bedeutenden wirtschaftlichen Kraft aufzusteigen. Bisher jedoch sind diese Ressourcen weitgehend ungenutzt, sie müssen besser organisiert, vereinheitlicht und vereint werden, um aus den verschiedenen Ressourcen den größtmöglichen Nutzen ziehen zu können.

So kann man beispielsweise mit einem „multimodalen“ Verkehrsnetz die Produktivität aller dieser Volkswirtschaften verbessern und den Aufwand an Zeit, Energie und Arbeitskraft verringern. Ein multimodales Verkehrsnetz ist eine Kombination von zwei oder mehr Verkehrsmitteln - Straßenverkehr, Eisenbahnen, Schiffsverkehr und/oder Lufttransport -, durch die eine integrierte Transportkette entsteht, welche die jeweiligen Vorteile der verwendeten Verkehrsmittel nutzt.

Das charakteristischste Element eines solchen Systems sind Umschlagsterminals, die ihm Schnelligkeit und Effizient verleihen, wenn die Fracht, beispielsweise Container (aber nicht Massengüter wie Öl, Holz oder Getreide) in kürzester Zeit und mit dem geringsten Aufwand vom Schiff auf den Zug oder einen LKW umgeladen werden. Darüber hinaus können Absender und Empfänger den Weg des Containers und seine Position über digitale Systeme aus der Ferne verfolgen. Man benötigt hierzu u.a. standardisierte Größen von Containern, Kränen und Bahnspurweiten, damit die Güter mit der Bahn durch verschiedene Länder und Terminals verfrachtet werden können. Darunter müssen auch Kühlcontainer und Kühllager sein - ein ganz wesentlicher Faktor für den Transport landwirtschaftlicher Güter in diesem Teil der Welt, weil bisher ein Großteil davon auf dem Weg zu den Märkten verdirbt.

Nichts davon ist im Becken des Nil vorhanden, außer in begrenztem Umfang in Ägypten, wo internationale Fracht umgeschlagen wird. Ägypten nimmt hier eine besondere Rolle ein, denn es ist sowohl ein Teil der Eurasischen Landbrücke als auch - durch den Suezkanal - ein Teil der Maritimen Seidenstraße, und es ist über das Mittelmeer mit Europa verbunden. Außerdem hat Ägypten über die Halbinsel Sinai eine Landverbindung nach Asien.

Das koloniale Erbe

Die bestehenden Verkehrsnetze in der Region wurden in der Kolonialära dazu geschaffen, den Reichtum dieser Länder an Mineralien und Agrarprodukten nach Übersee auszuführen, sie sollten aber keine Verbindungen zwischen diesen Ländern herstellen. Die Briten und anderen Kolonialherren benutzten die Eisenbahnen, um die Region zu plündern, und die Bahnen haben unterschiedliche Spurweiten, nicht bloß in verschiedenen Ländern, sondern oft auch innerhalb desselben Landes. Doch selbst diese, für die Entwicklung der Länder nur beschränkt nützlichen Bahnen wurden aus Mangel an Instandhaltung und Investitionen weitgehend aufgegeben. In Kenia ist nur noch die Hälfte von einst 2730 km Gleisanlagen in Betrieb.

Die Eisenbahn ist das kostengünstigste Verkehrsmittel für den Transport von Massengütern über größere Landstrecken, und sie ist gut geeignet für den Transport von Containern zwischen den Seehäfen und den Städten im Landesinneren. Die zehn Staaten des Nilbeckens haben zusammengenommen ein Eisenbahnnetz von 23.059 km. Indien hat im Vergleich dazu 115.000 km und China 103.000 km Eisenbahnstrecken (2013). In Burundi und Ruanda gibt es überhaupt keine Eisenbahn. Die Bahnen in der Region sind im allgemeinen sehr ineffizient, sie haben lange Fahr- und Wartezeiten und arbeiten weit unter ihrer Kapazität. Am häufigsten wird die Schmalspurweite von 1,067 m verwendet, außer in Ägypten, wo man die breite (europäische) Standardspurweite von 1,435 m nutzt. Die Bahnen haben meistens nur ein einziges Gleis mit einer beschränkten Achslast und niedrigen Geschwindigkeiten. Keines der nationalen Bahnnetze ist für Verbindungen über Landesgrenzen hinweg angelegt, sie sind also auch im besten Fall nur Inseln.

Alle diese Hindernisse und Unzulänglichkeiten und das koloniale Erbe verhinderten eine durch wirtschaftliche Verflechtungen geförderte politische Integration dieser Nationen. Damit gäbe es ganz andere Voraussetzungen für Konfliktlösung und Frieden, anstelle der grenzüberschreitenden Konflikte und Intrigen, die immer wieder zu furchtbaren Massakern an Menschen in der Region geführt haben.

Landeingeschlossen

Die Tatsache, daß die meisten Nationen im Nilbecken landeingeschlossen sind, hat die wirtschaftliche Entwicklung und die Integration dieser Nationen mit anderen Regionen behindert. Neben der von außen erzwungenen mörderischen Wirtschafts- und Militärpolitik leiden die Länder des oberen Nilbeckens vor allem unter den hohen Kosten des Straßenverkehrs und der Logistik, die ihre wirtschaftlichen Möglichkeiten stark einengen. Weil der Transport innerhalb und zwischen diesen Ländern meist mit Lastwagen über sehr schlecht gebaute und instandgehaltene Straßen abgewickelt wird, gehören die Transportkosten in dieser Region zu den höchsten weltweit.

Besonders groß sind die Herausforderungen für die Hälfte der Nationen des Nilbeckens, die landeingeschlossen sind: Ruanda, Burundi, Uganda, die Demokratische Republik Kongo, Südsudan und Äthiopien. So betragen beispielsweise die Kosten für den Transport eines Containers mit Düngemitteln von Singapur zum Hafen Alexandria in Ägypten 4000 $, zum Hafen Mombasa in Kenia 5000 $, nach Kampala in Uganda 8400 $, nach Kigali in Ruanda 10.400 $ und nach Bujumbura in Burundi 10.600 $ (Quelle: Maersk 2011/Nile Basin Initiative).

Noch wichtiger ist, daß der Handel und Transfer von Gütern und Maschinen zwischen Nachbarländern - der Integration und wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung fördert - enorm darunter leidet, daß die Verkehrsverbindungen zwischen diesen Nationen nicht standardisiert oder überhaupt nicht existent sind. Das Fehlen billiger und effizienter Nord-Süd- und Ost-West-Verbindungen durch Eisenbahn- und Schiffahrtswege hat die wirtschaftliche Integration in der Region des Nilbeckens massiv behindert.

So gehen beispielsweise zwei Drittel der ägyptischen Exporte in der Nilregion nach Sudan und Südsudan, aber nicht einmal 1% in die acht weiter flußaufwärts gelegenen Nationen! Von den Exporten des Sudan gehen nur 2,2% in diese Länder. Ähnlich machen die Importe aus den Nationen des Nilbeckens nach Ägypten nur 0,6% aller Importe aus - im Sudan sind es 12%, in Äthiopien 3%.

China baut Wirtschaftskorridore

Während einer Rundreise durch mehrere afrikanische Länder beschrieb Chinas Premierminister Li Keqiang im Mai 2014 eine optimistische Vision eines von China unterstützten industriellen und infrastrukturellen Wachstums auf dem afrikanischen Kontinent. Die Reise begann in Äthiopien und endete in Kenia, und sie führte durch Nigeria, Chinas drittgrößten Handelspartner in Afrika, und Angola, den größten afrikanischen Handelspartner. Anders als westliche Medien frustriert und nervös berichteten, ging es Li nicht in erster Linie darum, Rohstoffe einzukaufen. Er setzte sich vielmehr dafür ein, Chinas industrielle Investitionen und von China unterstützte Infrastrukturinvestitionen in Afrika auszuweiten - eine Politik, die den Lebensstandard heben und Afrika in eine neue wirtschaftliche Geometrie bringen wird.

In seiner Rede am Sitz der Afrikanischen Union im äthiopischen Addis Abeba betonte Li am 5. Mai, eines von Chinas Zielen sei die Verwirklichung des Traumes, alle afrikanischen Hauptstädte durch Hochgeschwindigkeitsbahnen miteinander zu verbinden, um die panafrikanische Kommunikation und Entwicklung zu fördern. China habe in dem Bereich Technik von Weltrang entwickelt, sagte Li, und sein Land sei bereit, mit Afrika zusammenzuarbeiten, um diesen Traum wahr zu machen. Direkt gegen alle diejenigen gerichtet, die solche Projekte für „utopisch“ halten, sagte er, mit Chinas Unterstützung sei dies sehr wohl ein machbares Ziel.

Dies ist das erste Mal, daß sich ein führendes Land der Welt für einen Plan zu einem schnellen industriellen und infrastrukturellen Aufbau Afrikas einsetzt, seit Lyndon LaRouche 1979 eine Studie erstellen ließ, in der ein schneller Aufbau von Infrastruktur - u.a. ein kontinentales Eisenbahnnetz, ehrgeizige Wasserprojekte und Kernkraftwerke - und Industrie in Afrika beschrieben und gefordert wurde.

Wie wir in diesem Bericht zeigen werden, bildet China tatsächlich die Speerspitze beim Ausbau der Verkehrsinfrastruktur im Nilbecken.

Das bedeutendste Ereignis während Lis Rundreise war die Unterzeichnung eines Abkommens in Kenia am 11. Mai 2014 zwischen der chinesischen Delegation und den Staatschefs der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) über den Bau einer Eisenbahn in Kenia von der Hafenstadt Mombasa am Indischen Ozean zur Hauptstadt Nairobi für umgerechnet 3,8 Mrd.$. Dies ist aber nur der erste Abschnitt einer Strecke, die letztlich nach Uganda, Ruanda, Burundi und Südsudan weiterführen wird. Unter der Vereinbarung finanziert Chinas Export-Import-Bank 90% der Kosten dafür, die verfallenen Gleise aus der britischen Kolonialzeit durch eine 609 km lange Bahnstrecke mit Standardspurweite zu ersetzen. Kenia wird die übrigen 10% finanzieren. Der Bau soll unter der Leitung der China Communications Construction Co. (CCCC) noch in diesem Jahr beginnen und nach dreieinhalb Jahren fertiggestellt werden.

Die Reisezeit auf der neuen Linie Mombasa-Nairobi soll sich damit von derzeit zwölf Stunden Fahrt auf überlasteten, von Schlaglöchern übersäten Straßen auf etwa vier Stunden reduzieren. Güterzüge sollen die bisher rund 36 Stunden lange Fahrt in nur noch 8 Stunden bewältigen können, was auch bedeutet, daß die Frachtkosten um 60% sinken werden.

Wenn die Strecke Mombasa-Nairobi fertiggestellt ist, sollen die Bauarbeiten weitergehen, um die größte Volkswirtschaft Ostafrikas mit den Hauptstädten Kampala (Uganda), Kigali (Ruanda), Bujumbura (Burundi) und Juba (Südsudan) zu verbinden.

An der feierlichen Unterzeichnung nahmen neben Li und dem kenianischen Präsidenten Uhuru Kenyatta auch Ugandas Präsident Yoweri Museveni, Ruandas Präsident Paul Kagame, Südsudans Präsident Salva Kiir und hochrangige Vertreter Burundis und Tansanias teil. „Dieses Projekt demonstriert, daß es eine gleichberechtigte Kooperation zum gegenseitigen Nutzen zwischen China und den ostafrikanischen Ländern gibt, und die Eisenbahn ist ein sehr wichtiger Teil der Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur“, sagte Premierminister Li. Präsident Kenyatta sagte, das Projekte „beruht auf gegenseitigem Vertrauen“, Kenia habe „in China einen ehrenwerten Partner gefunden“. Und mit einem Seitenhieb auf die westlichen Nationen sagte Museveni: „Wir sind froh, zu sehen, daß sich China auf die eigentlichen Inhalte der Entwicklung konzentriert... Sie halten uns keine Vorträge darüber, wie wir vor Ort unsere Regierungen führen sollen.“

Das Abkommen ist Teil einer ganzen Serie von Vereinbarungen, die China geschlossen hat, um Entwicklungskorridore zu schaffen, die Ostafrikas Volkswirtschaften ins 21. Jahrhundert katapultieren. Diese Projekte sind der Korridor vom Hafen Lamu nach Südsudan und Äthiopien (LAPSSET-Projekt), der schon erwähnte Nordkorridor und der Zentralkorridor. Sie alle gehören zum „Ostafrikanischen Eisenbahn-Generalplan“, einem Vorschlag zur Erneuerung bestehender Bahnen in Tansania, Kenia, Uganda und ihrer Verlängerung nach Burundi, Ruanda, Südsudan und Äthiopien, sowie weiterer Verbindungen nach Nord- und Westafrika durch die Demokratische Republik Kongo, den Sudan und Ägypten (Abbildung 3).



Karte: EAC/CPCS Transcom

Abb. 3: Die Projekte des Ostafrikanischen Eisenbahn-Generalplans

Karte: ERC

Abb. 4: Die Projekte des Fünfjahresplans für Wachstum und Transformation der äthiopischen Regierung

Der Abschlußbericht über diesen Generalplan, den die Ostafrikanische Gemeinschaft in Auftrag gegeben hatte, wurde 2009 vom kanadischen Unternehmen CPCS Transcom aus Ottawa erstellt. Aber wie viele andere Projekte in Afrika blieb er in der Schublade liegen, weil die westliche Welt keine Unterstützung und Finanzierung geben wollte - bis dann China auftrat. Die Kosten dieser Projekte - bis zu 40 Mrd. $, vielleicht noch mehr - übernehmen nun offensichtlich weitgehend China und andere BRICS-Staaten wie Indien, das ebenfalls Interesse daran zeigt, die Entwicklung Ostafrikas zu unterstützen. Und alle Projekte sollen schon 2018 vollendet sein! Das bedeutet, daß Ostafrika in den kommenden Jahren eine der größten Baustellen der Welt sein wird, mit neuen Industrie- und Wirtschaftszonen und Handelszentren, die als Ableger dieser Hauptprojekte entstehen werden.

China wird in mehreren Ländern gleichzeitig Eisenbahnen mit Standardspurweite bauen. 2013 unterzeichnete die staatliche China Harbor Engineering Co. (CHEC) einen 8-Mrd.-$-Auftrag der ugandischen Regierung für Modernisierung und Ausbau der bestehenden Strecken von Malaba an der Grenze zu Kenia nach Kampala (von Osten nach Westen) sowie von Malaba nach Gulu mit Verlängerung nach Nimule an der Grenze zum Sudan (von Südosten nach Norden). Die Bahn hat die Standardspurweite, wo der Abstand zwischen den Innenkanten der Gleise 1,435 m beträgt. Von dort soll das Bahnnetz nach Juba im Südsudan verlängert werden. Das Projekt ist Teil des Nordkorridors der EAC. Als Teil des Vertrags wird die CHEC eng mit dem Pionierkorps der ugandischen Armee zusammenarbeiten, das sich an der Ausführung der Arbeiten beteiligt, und sie wird auch in Uganda eine Technische Hochschule zur Ausbildung weiterer Armeeangehöriger als Ingenieure und Techniker aufbauen.

Die CHEC hat bekanntgegeben, daß auch die Regierung des Südsudan das Unternehmen ausgewählt hat, das Eisenbahnnetz des Landes zu modernisieren und erweitern.

Auch Äthiopien hat chinesische Unternehmen engagiert, um sein Eisenbahnnetz in Standardspurweite auszubauen. Innerhalb von 3-5 Jahren will Äthiopien eines der modernsten Bahnnetze Afrikas haben. 2011 schloß die staatliche Äthiopische Eisenbahngesellschaft (ERC) zwei Vereinbarungen mit chinesischen Unternehmen, um ein Streckennetz von 4744 km Länge aufzubauen. Dieses Netz wird 50 städtische Zentren in allen Bundesstaaten Äthiopiens sowie an den Grenzen zu Sudan, Kenia und Dschibuti miteinander verbinden. Das Vorhaben ist Teil des Fünfjahresplans für Wachstum und Transformation (GTP) der äthiopischen Regierung (Abbildung 4).

Im Dezember des gleichen Jahres unterzeichnete die ERC einen Vertrag mit der China Civil Engineering Construction Co. (CCECC) über den Bau der 339 km langen Eisenbahnstrecke Mieso-Dire Dawa-Dewele als Teil des Eisenbahnprojekts Addis-Abeba-Dire Dawa- Dschibuti. Die Verlegung der Gleise begann im Mai dieses Jahres und die Strecke soll schon 2015 fertiggestellt werden. Die Gesamtlänge der elektrifizierten Eisenbahnstrecke beträgt 740 km, und sie wird den Transport von Gütern und Passagieren von der äthiopischen Hauptstadt zum Hafen Tadjoura im benachbarten Dschibuti ermöglichen. Die Reisezeit zwischen den beiden Endpunkten wird sich bei einer vorgesehenen Reisegeschwindigkeit von 120 km/h auf weniger als zehn Stunden halbieren. In der Anfangsphase werden 540 km der Strecke zunächst nur eingleisig gebaut.

Dschibuti ist heute das wichtigste Tor Äthiopiens zu den internationalen Märkten, weil dieses durch den Eritreisch-Äthiopischen Krieg, der 1998 begann, seinen Zugang zum eritreischen Hafen Assab am Roten Meer verloren hat. Aber der Bau der Eisenbahn bedeutet nicht bloß die Schaffung eines Handelsweges, sondern er ist Teil eines Entwicklungsplans für das äthiopische Hinterland. Indien, ein weiteres Mitglied der BRICS, hat sich im Juni 2013 durch eine 300-Mio.-$-Kreditlinie der indischen Export-Import-Bank an diesem äthiopisch-dschibutischen Projekt beteiligt.

Im Juni 2012 haben die ERC und die CCCC auch einen 1,5-Mrd.-$-Vertrag über den Bau einer 268 km langen Bahnstrecke im Norden Äthiopiens unterzeichnet. Die Strecke wird von Mekelle-Woldya nach Hara Gebeya führen. Das Projekt verbindet den Norden des Landes mit der Strecke Addis Abeba-Dschibuti.

Alle diese Fortschritte im Nilbecken und in Ostafrika zeigen, daß tatsächlich der Wille besteht, in friedlicher Zusammenarbeit zwischen diesen Nationen einen wirklichen Entwicklungsprozeß in Gang zu setzen. Dank der Beteiligung Chinas sind auch die notwendigen Mittel vorhanden, dies zu verwirklichen. Und deshalb man muß auch nicht um die Erlaubnis oder die Finanzierung des Weltwährungsfonds, der Weltbank, der USA oder der EU bitten, die bei der gegenwärtigen Einstellung des Westens auch gar nicht bereit wären, sich an einem so großen Aufbauprogramm zu beteiligen.

Straßennetz

Derzeit ist der Straßenverkehr die vorherrschende Transportart in der Nilregion. 80% des Güterverkehrs und 90% des Passagierverkehrs in der Region werden über Straßen abgewickelt. Bei den über Straßen transportierten Gütern handelt es sich meist um landwirtschaftliche Produkte und lokal hergestellte Waren, wie etwa Mais und anderes Getreide, Mehl, Zucker, Reis, Bier, Kaffee, Tee, Tabak, Salz, Gips, Kalkstein, Zement, Erdölprodukte, Silikate und gewalztes Eisen. Im internationalen Verkehr exportiert man Waren wie Kaffee, Leder und Felle, Fisch, Tabak, Baumwolle, Ölsaaten, Getreidemehl, Mineralien und Gemüseprodukte auf die Weltmärkte, aus dem Ausland kommen Erdölprodukte, Zement, Weizen, Palmöl, Eisen und Stahl, Kleidung, Zucker, Keramikfliesen und Motorfahrzeuge. Der Transport erfolgt meistens durch Lastwagengespanne und Tankfahrzeuge. Wie schon erwähnt, ist dies mit hohen Transportkosten verbunden und sehr ineffizient.

In der Nilregion gibt es etwa 650.000 km Straßen, was sieben Straßenkilometer pro 100 km2 entspricht. Das ist sehr wenig im Vergleich zu anderen Entwicklungsregionen wie Lateinamerika (12 km je 100 km2) und Asien (18 km je 100 km2). Noch dramatischer ist der hohe Anteil der unbefestigten Straßen: der Südsudan hat nur 7000 km Straßen, und davon sind ganze 1% befestigt. Ruanda hat 12.000 km Straßen, davon 8% befestigt, Uganda 41.000 km (4%), Kenia 160.000 km (7%). Den höchsten Anteil befestigter Straßen hat Ägypten mit 73% von insgesamt 65.000 km Straßen. In der ganzen Region sind nur 86.600 km Straßen befestigt.

Das wachsende Frachtvolumen auf großenteils unzureichenden Verkehrswegen führt zu immer größerer Überlastung der Wege und einem weiteren Verfall der ohnehin schon schlechten Straßen. Die meisten Straßen werden nur sehr schlecht instandgehalten, weshalb viele in der Regenzeit unpassierbar sind. Der Südsudan, wo es jedes Jahr zu großen Überschwemmungen kommt, hat den größten Anteil an Straßen, die in der Regenzeit nicht benutzbar sind. Die Zahl der Verkehrsunfälle in der Region ist sehr hoch. Außerdem leidet der Straßenverkehr auch daran, daß die zulässige Achslast der LKW oft überschritten wird, was den Verfall der Straßen noch weiter beschleunigt, zudem an Verzögerungen insbesondere in den Seehäfen, an Fahrzeugwaagen, Grenzkontrollstellen und Umschlagsplätzen im Landesinneren, was alles die Transportkosten erhöht.

Die Kosten des Straßentransports von Massengütern (pro 1000 km gerechnet) liegen um das Drei- bis Vierfache über den Kosten des Transports mit Eisenbahnen oder Binnenschiffen - zum Teil sogar noch höher. Außerdem sind die Möglichkeiten, die Kosten durch Mengensteigerung zu verringern, sehr begrenzt. All dies behindert die Industrialisierung der Länder und die Effizienzsteigerung ihrer Landwirtschaft.

wird fortgesetzt