"Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen.
Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst."
Friedrich Schiller
  Afrika

Eine Explosion an BRICS-Initiativen: Juli-September 2014

Der folgende Beitrag stammt aus der neuen EIR-Studie „The New Silk Road Becomes The World Land-Bridge”.

Im unmittelbaren Vorfeld, während und nach der 6. Jahreskonferenz der BRICS-Nationen (Brasilien, Rußland, Indien, China und Südafrika) vom 14.-16. Juli im brasilianischen Fortaleza gab es eine Fülle von Ankündigungen neuer Vereinbarungen über Infrastruktur-Großprojekte und Kreditinstitutionen, die zusammengenommen einen Dreh- und Angelpunkt schaffen, um eine neue Ebene der Entwicklung auf der ganzen Erde zu erreichen. Die folgende Übersicht gibt, wenn auch nicht vollständig, einen Überblick über die neue Welt, welche im Entstehen ist. Sie ist unterteilt in einen Abschnitt über neue Kreditvereinbarungen und einen über konkrete Bauprojekte.

I. Neue Kreditinstitutionen

Die Neue Entwicklungsbank und das Notfall-Reserve-Arrangement der BRICS: Die „Erklärung von Fortaleza“ beinhaltet die bahnbrechende Ankündigung, daß die BRICS-Nationen übereingekommen sind, die Neue Entwicklungsbank (NDB) zu gründen, um Infrastruktur- und andere Entwicklungsprojekte in den BRICS-Nationen und anderen aufstrebenden Volkswirtschaften zu finanzieren. Die Bank wird ihren Sitz in Shanghai haben. Die erste (rotierende) sechsjährige Präsidentschaft wird Indien innehaben. Die NDB wird anfangs über ein autorisiertes Kapital von 100 Mrd. $ verfügen, wovon zunächst 50 Mrd. $ gezeichnet sind, die zu gleichen Teilen von den Gründungsmitgliedern getragen werden.

Die BRICS-Staaten fordern in der Erklärung von Fortaleza „eine internationale Finanzarchitektur... die geeigneter ist, Entwicklungsherausforderungen zu überwinden“.

Der Notfall-Reservefonds der BRICS (CRA) mit einem Umfang von zunächst 100 Mrd. $ soll dazu dienen, „Ländern zu helfen, kurzfristigen Liquiditätsdruck zu verhindern“. Außerdem soll er das globale finanzielle Sicherheitsnetz stärken und bereits bestehende Arrangements ergänzen.

China-CELAC-Kooperation zur Finanzierung von Infrastrukturentwicklung: Das Treffen der Staatsoberhäupter und Sondergesandten der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (CELAC) mit dem chinesischem Präsidenten Xi Jinping thematisierte die Vertiefung ihrer Beziehungen auf Grundlage von „Gleichheit und gegenseitigem Vorteil, wechselseitiger Zusammenarbeit und gemeinsamer Entwicklung“. Die Präsidenten Brasiliens und Chinas, die gegenwärtigen Mitglieder des Führungsquartetts der CELAC (Costa Rica, Kuba, Ekuador und Antigua und Barbuda) sowie Vertreter aller übrigen südamerikanischen Nationen nahmen an dem Gipfeltreffen teil. Sie vereinbarten, ein China-Lateinamerika-Karibik-Forum zu gründen, um einen chinesisch-lateinamerikanisch-karibischen Kooperationsplan für 2015-19 zu erstellen.

Präsident Xi schlug drei Mechanismen zur Finanzierung des Projektes vor: 1. ein Sonderfonds zur Finanzierung von Infrastrukturprojekten mit einem Anfangskapital von 10 Mrd. $, der 2015 seine Arbeit aufnehmen und später auf 20 Mrd. $ aufgestockt werden soll; 2. Vorzugs-Kreditlinien an die CELAC durch eine chinesische Bank, die bis zum Umfang von 10 Mrd. $ ausgedehnt werden könnten; und 3. ein Chinesisch-Lateinamerikanisch-Karibischer Fond für Zusammenarbeit in einer Höhe von 5 Mrd. $, dessen Investmentbereiche noch definiert werden sollen.

Die inhaltlichen Formulierungen zu diesen Fonds und Projekten in der Erklärung von Fortaleza stellen eine radikale Abkehr von den Bedingungen des IWF und der Weltbank dar.

BRICS-Energieverbund: Am 15. Juli gab Wladimir Putin in Brasilia den Plan bekannt, einen BRICS-Energieverbund zu schaffen. Dieser wird eine Reservebank für nukleare Brennstoffe und ein Institut für Energiepolitik beinhalten.

II. Großprojekte

Süd-und Mittelamerika

Nikaraguakanal: Am 7. Juli gab Nikaraguas Präsident Daniel Ortega die Streckenführung des Großen Interozeanischen Kanals bekannt, ein Großprojekt, das den Pazifik mit der Karibik verbinden wird und ein zentraler Knotenpunkt für die Entwicklung des gesamten Beckens sein wird. Chinesische Spitzenfirmen für Wassermanagement, Eisenbahnbau, Luftfahrt, Häfen und die Institutionen, die den Drei-Schluchten-Damm konstruierten, werden Partner in diesem Projekt sein. Gleich in den Wochen danach begann die Arbeit an den Gutachten, das Projekt stand bald im Mittelpunkt des nationalen Interesses. Im Dezember fand eine feierliche Zeremonie zum ersten Spatenstich statt.

Kooperation Rußland-Nikaragua: Auf seinem Weg zum BRICS-Gipfel legte Rußlands Präsident Putin am 11. Juli einen Zwischenaufenthalt in Nikaragua ein, bei dem die Lieferung landwirtschaftlicher Ausrüstung, die Installation des russischen GLONASS-Systems (ein weltraumgestütztes Satelliten-Navigationssystem ähnlich dem GPS) und Zusammenarbeit in anderen Bereichen besprochen wurde.

Kooperation Rußland-Kuba: Am 11. Juli unterzeichnete Präsident Putin auch zehn Abkommen mit der kubanischen Regierung. Diese beinhalten u.a. die Modernisierung des Hafens in Mariel, den Bau eines modernen Flughafens, den Bau von vier Kraftwerksblöcken in den Wärmekraftwerken in Maximo Gomez und Osthavanna sowie die Erkundung von Offshore-Ölfeldern.

Erweiterung der Kooperation Rußland-Argentinien: Während seines Staatsbesuches in Argentinien am 12. Juli unterzeichneten Putin und die argentinische Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner Abkommen zur Zusammenarbeit in den Bereichen Energie, Luft- und Raumfahrt, Kommunikation und Rüstung. Von besonderer Bedeutung sind Verträge im Bereich der Kernenergie, darunter ein Abkommen, das den Entwurf, Bau, Betrieb und Rückbau von Kernkraftwerken und Forschungsreaktoren sowie „Anlagen zur Wasserentsalzung“ vorsieht.

Transkontinentales Schienennetz Peru-Brasilien: Am 17. Juli vereinbarten China, Brasilien und Peru die Erstellung von Machbarkeitsstudien zum Bau eines transkontinentalen Schienennetzes, welches Brasiliens Atlantikküste mit Perus Pazifikküste verbinden soll. Technische Teams sollen die Gutachten vor Ort ausführen, und jedes Land muß seine Herangehensweise, die vorhandenen Mittel und den Zeitrahmen des Projektes definieren.

Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff berichtete, sie und Präsident Xi hätten besonders darauf geachtet, daß China ein Angebot für den Bau des brasilianischen Streckenteils „der Brasilien-Peru-Bahn, die für die Integration Südamerikas und die brasilianischen Exporte nach Asien von grundlegender Bedeutung ist“, vorlegen kann. Die Teilstrecke der transozeanischen Route Lucas do Rio Verde-Mato Grosso-Campinorte-Goais wird in der Erklärung als eines der Projekte genannt, bei denen staatliche und private Investoren beider Länder zur Beteiligung ermuntert werden sollten.

Am 6. August berichtete Boliviens Präsident Evo Morales, daß auch Bolivien China um Hilfe gebeten hat, eine alternative transkontinentale Schienenverbindung Brasilien-Bolivien-Peru zu entwickeln

Kooperation China-Kuba: Während des Staatsbesuches von Präsident Xi auf der Insel Kuba vom 23.-24. Juli unterzeichneten kubanische und chinesische Regierungsvertreter 29 Verträge für Zusammenarbeit in den Bereichen Energie, Verkehr, Wissenschaft, Landwirtschaft, Telekommunikation und sonstiger Infrastrukturentwicklung. Eine Schlüsselrolle kommt dabei folgenden Abkommen zu: ein Kredit für den Bau eines multifunktionellen Terminals am Hafen von Santiago de Kuba, die Schaffung eines Rahmens für die Beteiligung der Chinese National Oil Co. an der Erschließung des Seboruco-Ölfeldes und eine gemeinsame Absichtserklärung (MoU) der Industrieministerien beider Länder über die Entwicklung der kubanischen Industrie.

Kooperation Rußland-Bolivien im Nuklearsektor und in der Infrastrukturentwicklung: Präsident Putin bot Bolivien am 16. Juli eine Zusammenarbeit zur Entwicklung eines „umfassenden Kernenergieprogramms“ für friedliche Zwecke an. Die Zusammenarbeit beinhaltet Technologietransfer und die regelmäßige Fortbildung bolivianischen Personals für die verschiedenen Stufen des Programms. Rußland wird auch dabei helfen, Wasser- und Wärmekraftwerke zu bauen, und russische Firmenvorstände werden sehr bald Bolivien besuchen, um dies zu diskutieren. Auch Vertreter der russischen Ölfirma Rosneft werden Bolivien besuchen, um Investitionen in bolivianische Ölprojekte zu diskutieren.

Weltraumkooperation China-Bolivien: Am 16. Juli bot Präsident Xi Präsident Morales chinesische Hilfe beim Bau des zweiten bolivianischen Satelliten an. Chinas Great Wall Industry Corp. baute bereits den ersten bolivianischen Satelliten Tupac Katari, der im Dezember 2013 von China aus gestartet wurde.

Kooperation Brasilien-Rußland im Handel, Militär und Nuklearsektor: Während eines Treffens am 14. Juli in Brasilia unterschrieben die Präsidenten Putin und Rousseff einen Vertrag, der das Handelsvolumen zwischen den beiden Ländern auf 10 Mrd $ jährlich fast verdoppeln soll. Die sieben bilateralen Verträge beinhalten u.a. ein Boden-Luft-Abwehrsystem; die brasilianischen und russischen Streitkräfte werden gemeinsam das russische Flugabwehrsystem Panzir-S1 nutzen, das Brasilien anschaffen will. Ein weiterer Vertrag sieht den Ausbau von Einrichtungen für Rußlands GLONASS-Satelliten-Navigationssystem in Brasilien vor.

Am 15. Juli unterschrieben Rußlands Vertreter für nukleare Angelegenheiten Dschomart Alijew und die brasilianische Firma Camargo Corrêa eine Absichtserklärung zur Erweiterung der bilateralen Zusammenarbeit im Kernkraftbereich, u.a. durch die Einrichtung eines Zwischenlagers für gebrauchte Brennstäbe, den Bau von Maschinen und anderen technischen Anlagen auf dem Gelände des brasilianischen Kernkraftwerkes Angra und eine Partnerschaft beim Bau neuer Kernkraftwerke.

Kooperation Brasilien-China in Infrastrukturentwicklung, Wissenschaft und Militär: Bei einem Treffen am 17. Juli vertieften die Präsidenten Xi und Rousseff eine „wahrlich strategische Partnerschaft“, indem sie mehrere bilaterale Übereinkünfte unterzeichneten. Diese enthalten u.a. Projekte zum Bau und zur Finanzierung von Infrastruktur in Brasilien, die Vertiefung der Zusammenarbeit im Raumfahrtbereich, eine gemeinsame Kooperation mit Afrika im Satellitenbereich, den Verkauf brasilianischer Düsenflugzeuge an China, intensivierten Bildungs- und Wissenschaftsaustausch und den chinesischen Bau des brasilianischen Wasserkraftwerkes Rio Tapajos.

Geplant ist, das Chinesisch-Brasilianische Erderkundungs-Satellitenprogramm CBERS (China-Brazil Earth Resources Satellite) fortzusetzen und einen neuen Satelliten hinzuzufügen; für die Zukunft werden weitere Satelliten in Betracht gezogen. Beide Nationen haben eine Serie von vier Satelliten zur Fernerkundung der Erde gestartet, dabei baute Brasilien die Sonden und China die Trägerraketen.

Kooperation Argentinien-China in Infrastrukturentwicklung und im Nuklearsektor:

Während seines Besuches in Argentinien vom 18.-21. Juli unterschrieb Präsident Xi mit Präsidentin Fernández eine Übereinkunft für eine „Umfassende Strategische Allianz“ zwischen den beiden Nationen. Es wurden 19 Verträge in den Bereichen Kernenergie, Infrastruktur, Kommunikation, Verkehrswesen und Landwirtschaft geschlossen. Teil dieser Verträge ist u.a. die Finanzierung von 4,7 Mrd. $ für das Wasserkraftwerk Néstor Kirchner-Jorge Cepernic in Santa Cruz, ein Kredit von 2,5 Mrd. $ für die Modernisierung der Bahnverbindung Belgrano-Cargas und eine Devisenswap-Vereinbarung im Umfang von 11 Mrd.$ zwischen den beiden Zentralbanken. Am 2. September unterschrieben der Vorsitzende der China National Nuclear Corp. (CNNC) und der Vorsitzende der argentinischen Nucleoeléctrica Argentina in Peking einen Vertrag im Wert von 2 Mrd. $, nach dem China eine Vorzugsfinanzierung für Argentiniens vierten Kernreaktor, den 760-MW-Reaktor Atucha III, zur Verfügung stellen wird.

Kooperation Venezuela-China in Wirtschaft, Energie und Infrastruktur: Während Präsident Xis Besuch in Caracas wurden beim 13. Treffen der Hochrangigen gemischten Kommission 38 bilaterale Abkommen im Zusammenhang der „Umfassenden Strategischen Allianz“ zwischen beiden Nationen unterzeichnet.

Teil dieser Abkommen sind Erkundungen von Ölfeldern, Landwirtschaft, Investitionen in Industrie, Wissenschaft und Technologie, um die „sozioökonomische Entwicklung beider Nationen“ zu fördern. China schloß auch eine Übereinkunft, Venezuela einen zweiten VRSS-Erderkundungssatelliten zu liefern, nachdem bereits 2012 ein Satellit ausgeliefert wurde.

Kooperation China-Mexiko beim Bau des Hafens Nayarit und der Schienenverbindung Nayarit-New Mexico: Am 5. September gab César Duarte, der Gouverneur des mexikanischen Bundesstaats Chihuahua, bekannt, daß Chinas Entwicklungsbank 1 Mrd. $ zur Finanzierung der Bahnverbindung Nayarit-Chihuahua-New Mexico zur Verfügung stellen würde. Der Bau soll Ende 2014 beginnen. Diese Schienenstrecke ist Teil des mexikanischen „Wirtschaftskorridors des Nordens“, der auch den Bau des Hafens Nayarit vorsieht, der nach der Fertigstellung in etwa drei Jahren der größte Tiefseehafen Iberoamerikas sein wird. Die lokale Regierung von Nayarit erwartet, daß Xi und Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto im Winter persönlich den Grundstein für das Projekt als „erstes Projekt der Mexiko-China-Allianz“ legen werden.

Eurasien

Gemeinsame wirtschaftliche Projekte Chinas und Indiens: Während des chinesischen Staatsbesuches in Indien vom 17.-20. September schlossen Chinas Präsident Xi und der indische Premierminister Narendra Modi mehr als zehn bedeutende Wirtschaftsverträge ab und verpflichteten sich gegenseitig, die lange andauernden Grenzstreitigkeiten beizulegen. Zu den Projekten gehört die Zusammenarbeit in der Kernforschung, insbesondere die Entwicklung von Kernreaktoren für die Nutzung von Thorium als Brennstoff. Indien plant die Herstellung eines Prototyps für einen Thorium-Reaktor mit 300 MW Leistung bis zum Jahr 2016; danach soll die Leistung erhöht werden. China arbeitet daran, 2024 einen 100-MW-Kugelhaufenreaktor vorzustellen, der dann bis 2035 voll entwickelt werden soll. Neben anderen Initiativen soll auch eine schnellere Bahnverbindung von Mysore über Bengaluru nach Chennai geschaffen werden, damit mehr indische Produkte Indiens (z.B. Pharmazeutika) nach China gelangen können.

Gegenstand der Gespräche war auch der Handelskorridor Bangladesch-China-Indien-Myanmar, der den indischen Hafen Kolkata mit Kunming, der Hauptstadt der chinesischen Provinz Yunnan, verbinden würde. Diskutiert wurde auch über den gemeinsamen Aufbau des Wirtschaftsgürtels der Seidenstraße und der Maritimen Seidenstraße, die beide 2013 von Präsident Xi angekündigt worden waren.

Entwicklungsprogramm Rußland-Nordkorea-Südkorea: Am 18. Juli eröffneten Vertreter Rußlands, Nord- und Südkoreas den Hafen Rajin, der von Rußland auf dem neuesten Stand der Technik gebaut wurde und über die erst kürzlich fertiggestellte Bahnstrecke von Rajin (in Nordkorea) nach Rußland an das eurasische Eisenbahnnetz angeschlossen ist.

Kerntechnische Zusammenarbeit Rußland-China: Am 28. Juli unterzeichnete die Exportabteilung der russischen Atomenergiebehörde Rosatom eine Grundsatzvereinbarung mit China, die beiden Nationen auf dem Weg zur gemeinsamen Entwicklung der Technologie schwimmender Kernkraftwerke näher zusammenzubringen. Rußland arbeitet an der Fertigstellung des ersten Modells - später soll eine ganze Flotte folgen - eines solchen Kernreaktors, der auf einen Lastkahn montiert ist und zur Stromerzeugung und Meerwasserentsalzung dient. Bei Gesprächen ging es um sechs dieser Einheiten. Wie der Direktor von Rosatom Overseas, Dschomart Alijew, betonte, können diese kleinen Reaktoren „zuverlässige Stromversorgung nicht nur für abgelegene Siedlungen, sondern auch für große Industrieanlagen wie z.B. Ölbohrtürme” liefern.

Sibirische Gasleitungen Rußland-China: Am 1. September nahmen die Präsidenten Putin und Xi an einer Zeremonie in der Nähe von Jakutsk teil, mit der die Bauarbeiten für das erste Segment der Pipeline „Kraft Sibiriens“ von Ostsibirien nach China (Ostroute) eröffnet wurden, ein 4000 km langes Megaprojekt, das während des russisch-chinesischen Gipfeltreffens zwischen Putin und Xi am 21. Mai beschlossen wurde. Am 17. September kündigte Rußland für November einen weiteren Vertrag über den Bau der Pipeline von Westsibirien nach China (Westroute) und Erdgaslieferungen über 30 Jahre an.

Hochgeschwindigkeitsbahn Moskau-Kasan: Die russische Eisenbahngesellschaft gab am 31. Juli bekannt, daß sie mit chinesischen Investment- und Bauunternehmen über eine Partnerschaft zum Bau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Moskau und Kasan verhandelt. Zu den potentiellen Partnern des Projektes gehört die China Investment Corp., die neben der Beteiligung an der Strecke Moskau-Kasan auch erwägt, sich am Gesamtprojekt des Baus des Eurasischen Hochgeschwindigkeitskorridors Rußland-China (Moskau-Beijing) zu beteiligen.

Indien bekommt Hochgeschwindigkeitszüge aus Japan: Am 1. September unterzeichnete Indiens Premierminister Narendra Modi in Tokio ein Abkommen mit Japans Premierminister Shinzo Abe, auf dessen Grundlage Indien von Japan finanzielle, technische und operationelle Unterstützung bei der Einführung des japanischen „Superexpress“ erhalten wird. Abe versprach darüber hinaus, Japan werde während der nächsten fünf Jahre 35 Mio.$ investieren, womit sich die japanischen Investitionen in den öffentlichen und den privaten Sektor Indiens verdoppeln werden. Die beiden Länder verhandeln auch über die Möglichkeit des Verkaufs japanischer Amphibienflugzeuge an die indische Marine.

Wasserkraft-Abkommen Indien-Nepal: Am 19. September unterzeichneten Indien und Nepal ein Abkommen, nach dem das indische Infrastrukturunternehmen GMR ein Wasserkraftwerk mit 900 MW Leistung am nepalesischen Fluß Karnali errichten wird. Die Stromerzeugung soll 2021 beginnen und beiden Ländern dienen. Mit diesem Abkommen endet ein jahrelanger Streit über die Nutzung des Wassers. Nepal hat ein Potential von 40.000 MW Wasserkraft, wovon jedoch bisher weniger als 500 MW genutzt werden. Dieser Durchbruch kam nach Modis Besuch am 3. und 4. August in Nepal zustande, wo er sich zu einem Plan für den Bau von Autobahnen, Informationsinfrastruktur und anderer Transportwege in Nepal verpflichtete. Nepal wird zunächst 27% des Kapitals an dem neuen Damm halten, welcher dann nach 25 Jahren vollständig in nepalesischen Besitz übergeht. Nepal bezieht 12% des erzeugten Stroms kostenfrei, der Rest wird nach Indien und möglicherweise nach Bangladesch exportiert.

Rußland befürwortet SCO-Mitgliedschaft Indiens und Pakistans: Wie Kreml-Sprecher Juri Uschakow am 12. September bekanntgab, will die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) bei ihrem Gipfeltreffen 2015 Indien und Pakistan als Vollmitglieder aufnehmen. Das Treffen wird am 9. und 10. Juli 2015 in der russischen Stadt Ufa stattfinden, wo zur selben Zeit auch der 7. BRICS Gipfel stattfinden wird - beide unter russischem Vorsitz. Präsident Putin sagte: „Zu den Prioritäten unseres Vorsitzes gehört es, die Rolle der Organisation als effizienten regionalen Sicherheitsmechanismus zu verstärken, wichtige multilaterale und humanitäre Verbindungen aufzubauen und gemeinsame Herangehensweisen an dringende und globale Fragen zu entwickeln.“

Süd- und Südostasien

China-ASEAN-Treffen in Myanmar: Am 10. August trafen sich die Außenminister der Staaten des Verbandes Südostasiatischer Nationen in Myanmar, wo sie auch mit Vertretern von China, Indien, Rußland, USA, EU, Japan, Südkorea und Australien zusammenkamen. Wie die pakistanische Daily Times berichtete, einigten sich China und die ASEAN-Mitgliedstaaten (Brunei, Thailand, Singapur, Kambodscha, Laos, Indonesien, Malaysia, Philippinen, Vietnam und Myanmar), ihre strategische Partnerschaft zu vertiefen und gemeinsam an Chinas Maritimer Seidenstraße für das 21. Jahrhundert und an Projekten in der Mekong-Entwicklungsregion zu arbeiten. China lud alle zehn ASEAN-Länder ein, sich als Gründungsmitglieder an der Asiatischen Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB) zu beteiligen, was die meisten annahmen.

Maritime Seidenstraße - China-ASEAN-Ausstellung in Nanning: Vom 16.-19. September fand in Nanning, der Hauptstadt der chinesischen Provinz Guanxi, die 11. jährliche China-ASEAN-Ausstellung (CAEXPO) statt. Das Thema der Ausstellung, an der 4600 Aussteller beteiligt waren, lautete „Die Maritime Seidenstraße für das 21. Jahrhundert gemeinsam bauen“. Aus den zehn ASEAN-Staaten, deren Handel mit China jährlich um 10% wächst, kamen 1259 Aussteller.

Neuer südostasiatischer Großdamm am Saluen: Am 16. September schloß die China Three Gorges Corporation einen Vertrag mit der myanmarischen Firma IGE über den Bau des größten Dammes in Asien am Saluen.

BRICS-Forum junger Wissenschaftler: Indiens Premierminister Modi schlug bei seiner Rede am 15. Juli in Fortaleza die Einrichtung eines solchen Forums vor. Die BRICS sollten sich „über Gipfeltreffen hinaus“ entwickeln. Die Jugend der BRICS-Länder solle eine führende Rolle dabei spielen, den Kontakt zwischen den Völkern auszuweiten. Das Forum würde Schulen und Hochschulen errichten, die „Sprachtraining in jeder unserer Sprachen anbieten“ und Möglichkeiten der Gründung einer BRICS-Universität erkunden.

Wirtschaftskorridor China-Singapur: Der erste Gipfel zwischen Denkfabriken für dieses Projekt fand am 12. September statt. Parallel zu Verhandlungen über verwandte Aspekte der Neuen Maritimen Seidenstraße bei der diesjährigen China-ASEAN-Ausstellung in der autonomen Region Guangxi, einem der Tore zu Südostasien, trafen sich Bürgermeister von Städten entlang der Route und einigten sich auf die Initiative.

Das Konzept sieht vor, daß der Eisenbahn-, Autobahn- und Entwicklungskorridor in Nanning und Kunming in China beginnt und dann nach Süden durch die Indochinesische Halbinsel führt und damit China, Vietnam, Laos, Kambodscha, Thailand, Malaysia und Singapur verbindet. Thailand und China haben bereits der Errichtung von Schienenverbindungen zwischen Bangkok und dem Nord-Nordosten Thailands, einem Teil des größeren China-Singapur-Korridors, zugestimmt. China steht mit Laos in Verhandlungen, um den laotischen Teil des Projektes zu bauen.

Afrika

Ausweitung des Handels Rußland-Ägypten: Seit dem Treffen zwischen Rußlands Präsident Putin und Ägyptens Präsident Al-Sisi am 12. August in Sotschi verstärkt sich die Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern. Ein Schwerpunkt des Treffens war der Handel mit Nahrungsmitteln. Putin brachte außerdem die Bereitschaft Rußlands zum Ausdruck, Ägypten beim Bau des Kernkraftwerkes El Dabaa zu unterstützen. Am 10. September reiste eine ägyptische Delegation aus der Agrar- und Nahrungsmittelbranche unter Führung des ägyptischen Ministers für Handel, Industrie, kleine und mittlere Unternehmen, Monir Fakhri, nach Rußland.

Südafrikas Handel mit Rußland: Am 28. August trafen sich die Präsidenten Rußlands und Südafrikas, Putin und Zuma, in Nowo-Ogarjowo bei Moskau, um vor allem über Handel und Investitionen zu sprechen. Angesichts Präsident Zumas Ankündigung vom Juni, Südafrika werde sein Kernkraftprogramm stark ausweiten, bot Rußland Unterstützung beim Aufbau einer umfassenden Kernkraftindustrie in Südafrika an.

Stahlwerk-Projekt Südafrika-China: Am 12. September bestätigte der südafrikanische Industrie- und Handelsminister Dr. Rob Davies, daß die chinesische Hebei Iron and Steel (HBIS) gemeinsam mit der staatlichen südafrikanischen Industrial Development Corporation (IDC) in der Nähe der Stadt Phalaborwa in der südafrikanischen Provinz Limpopo, wo es sehr große Magnetit-Vorkommen gibt, Kapazitäten zur Stahlerzeugung aufbauen wird. Baubeginn ist 2015. Anfänglich sollen 3 Mio. t jährlich produziert werden. Bis zum Jahr 2019 sollen es dann jährlich bis zu 5 Mio. t werden, der größte Teil davon Baustahl. Mit diesem Abkommen bekommt Südafrika wieder eine eigene unabhängige Kapazität zur Stahlerzeugung, nachdem es diese während der Privatisierungsjahre zwischen 2001 und 2004 verloren hatte. Damals war die staatliche Iron and Steel Corporation (ISCOR) an ArcelorMittal verkauft worden, ein Kartell des britischen Commonwealth. Bei dem Geschäft mit China behält IDC 49% der Anteile.

Abkommen Simbabwe-China: Am 25. August trafen sich Präsident Xi und der simbabwische Präsident Mugabe in China und unterzeichneten eine Reihe von Vereinbarungen zur Zusammenarbeit.

Agrarkooperation Indien-Südafrika: In einer Stellungnahme am 11. September forderte Südafrikas Landwirtschaftsminister Senzeni Zokwana die Landwirte Südafrikas auf, die Vorteile der BRICS-Entwicklungsbank in der Landwirtschaft und bei der Verarbeitung von Nahrungsmitteln zu nutzen. Zokwana machte seine Äußerungen während der ersten Indien-Südafrika-Woche in Indien. Das einwöchige Seminar begann am 9.-10. September in Mumbai und ging dann am 11.-12. in Gurgaon weiter. Südafrika stellte dort Technologien aus der Landwirtschaft und Verarbeitung von Nahrungsmitteln vor. Zokwana traf sich mit dem indischen Landwirtschaftsminister Shri Radha Moodan Singh, um über eine Finanzierung von Landwirtschafts- und Ernährungsprojekten durch die BRICS zu sprechen.