Die Bedeutung der Neuen Seidenstraße für Südwestasien und Afrika
Von Hussein Askary
Die folgende Rede hielt Hussein Askary auf dem EIR-Seminar „Mit
der Neuen Seidenstraße die Wirtschafts- und Flüchtlingskrise lösen!“ in
Frankfurt/Main am 23. März 2016.
Mein Name ist Hussein Askary; ich bin Mitglied des Schiller-Instituts und
Mitarbeiter des Executive Intelligence Review, die dieses Seminar
veranstalten. Ich bin vor zwei Tagen von einem einwöchigen Besuch in Ägypten
zurückgekehrt, mit dem die arabische Übersetzung des EIR-Sonderberichts The
New Silk Road Becomes the World Land-Bridge (Die Neue Seidenstraße wird
zur Weltlandbrücke) vorgestellt wurde. Ich hatte zusammen mit einigen
anderen entschieden, daß Ägypten am besten geeignet wäre, um von dort aus die
arabische Übersetzung dieses gewaltigen globalen Entwicklungskonzepts zu
verbreiten, weil Ägypten eine ganz besondere Bedeutung hat. Ägypten ist das
wichtigste arabische Land, aber auch eines der wichtigsten Länder in
Afrika.
Zudem wurden die Idee des Berichts und die Beteiligung an der Seidenstraße
auf der höchsten Ebene der ägyptischen Regierung sehr begrüßt. Man hat dort
nämlich jetzt erkannt, daß dies die einzige Lösung für die schwere
Wirtschaftskrise in Ägypten ist, aber auch für ganz Südwestasien, den sog.
Nahen Osten und Afrika: daß man sich mit China und den BRICS-Ländern
zusammentut, um diese von innen zu entwickeln, indem man die Verbindung
herstellt zur Entwicklung der Weltwirtschaft mit der Entwicklungsdynamik, die
China mit der Idee der Neuen Seidenstraße eingebracht hat.
Helga (Zepp-LaRouche) erwähnte den jüngsten saudischen Bombenangriff in
Jemen. In diesem Augenblick findet heute ein ähnliches Seminar in der
Hauptstadt Jemens statt, in Sanaa, wo eine Gruppe jemenitischer Experten und
Patrioten ebenfalls die arabische Übersetzung vorstellt, sie haben die
arabische Version gedruckt.
Das Seminar wird von unserem Freund Fouad al-Ghaffari organisiert und von
einem der besten zeitgenössischen jemenitischen Dichter, Abdulasis Al-Makaleh,
geleitet. Direkt unter dem saudischen Bombardement gründeten sie ein Komitee
für die Koordination mit den BRICS, und jetzt werben sie für die Idee der
Neuen Seidenstraße und wie Jemen davon profitieren wird. Und das inmitten
dieser saudischen Bombenangriffe! (Applaus)
Hier sind einige der Ideen, die ich in Ägypten vorgestellt habe. Die
Buchvorstellung wurde vom ägyptischen Verkehrsministerium veranstaltet, unter
der persönlichen Anwesenheit des Verkehrsministers, Saad el-Geyoushi. Ich
betonte dort, daß unsere Idee nicht nur ist, die Neue Seidenstraße aufzubauen
- die Idee der Neuen Seidenstraße haben wir schon vor 25 Jahren vorgestellt,
wie Helga schon sagte, und China hat sie als seine Politik angenommen -;
sondern unsere Idee ist, von der Neuen Seidenstraße zur Weltlandbrücke
voranzuschreiten, indem man Afrika und die Amerikas mit der Eurasischen
Landbrücke verbindet. Das ist die Grundidee.
Karte: EIR
Abb. 1: Die Infrastrukturkorridore der Weltlandbrücke
Die roten Linien auf der Karte (Abbildung 1) zeigen, wo es ein
Defizit an Infrastruktur und Entwicklung gibt. Man sieht da vieles, was uns
auf der Weltkarte noch fehlt, aber es fehlt heute auch vieles in Amerika,
sogar in Nordamerika, und in Europa.
Das ist das neue Konzept: Es ist nicht bloß die Neue Seidenstraße, es ist
die Weltlandbrücke. Wir können alle Nationen der Welt um das Konzept
wirtschaftlicher Entwicklung und Zusammenarbeit herum vereinen.
Ich habe die Ehre, schon seit 1996 beim Schiller-Institut und EIR
mitzuwirken, als es erstmals um die Eurasische Landbrücke oder Neue
Seidenstraße ging. Ich habe mit Helga und anderen zusammengearbeitet. Ich war
damals noch ein junger Mana, aber die Idee hat mich völlig verwandelt.
Der Grund, warum ich mich 1994 dem Schiller-Institut anschloß, ist
folgender: Ich lebte damals in Norwegen, und das Schiller-Institut kam nach
Oslo, wo Arafat und Rabin und Peres sich trafen, und die Leute vom
Schiller-Institut sagten: „Wenn wir nicht die Wirtschaft der Palästinenser
entwickeln, der Jordanier, der Libanesen und der Israelis, dann wird es keinen
Frieden geben.“ Da machte ich sofort mit, weil das genau die richtige
Herangehensweise ist.
Es gibt Probleme im Nahen Osten und Afrika, und manche Leute sagen: „Das
Problem ist das Regime, und wenn wir das Regime loswerden, dann wird alles
gut.“ Man müsse die Politik verändern, dann werde sich das mit der Wirtschaft
von selbst lösen. Aber das ist eine große Lüge. In diese Richtung kommt der
Druck Europas und der Vereinigten Staaten.
Abb. 2: LaRouche 2002 bei einer Konferenz in Abu Dhabi
Die Leute in Ägypten haben sehr gut verstanden, daß es bei der Neuen
Seidenstraße nicht bloß um Handel geht, darum, Güter von A nach B zu
transportieren. Die Idee ist, Entwicklungskorridore aufzubauen, um das gesamte
Gebiet zwischen A und B zu entwickeln. Das ist das Konzept eines
Entwicklungskorridors. All diese Korridore sollten 100-150 km breit sein, mit
Verkehr, Energie, Strom, Öl und Gas, Wasser, und dem Bau neuer
Landwirtschafts- und Industriezentren.
Lyndon LaRouche war 2002 in Abu Dhabi in einer Konferenz über Öl und Gas,
vier Ölminister waren dort (Abbildung 2). Hier sieht man den Ölminister
der Vereinigten Arabischen Emirate. Und Herr LaRouche schockierte alle
Anwesenden, indem er sagte, die Golfstaaten sollten nach und nach damit
aufhören, Rohöl zu exportieren - sie sollten das Öl lieber als Grundstoff in
der Industrie verwenden, für petrochemische und chemische Produkte, Plastik
und vieles mehr. Dann wäre der Wert eines Fasses Öl, aus dem man ein
Industrieprodukt herstellt, um ein Vielfaches höher, als wenn man das Rohöl
verkauft oder verbrennt. Und LaRouche sagte auch, sie sollten ihre Lage als
Wegkreuzung der Welt nutzen.
Und das ist genau der Punkt, wofür wir in Südwestasien werben. Denn es ist
wirklich eine einzigartige Region. Kein anderer Ort auf der Erde besitzt die
einzigartigen Eigenschaften dieser Region. Sie liegt zwischen drei
Kontinenten. Dort sind mehr als zwei Drittel der Öl- und Gasvorkommen der
Welt. Aber noch wichtiger, dort leben mehr als 450 Millionen Menschen, und die
meisten von ihnen sind unter 30 Jahre alt. Sie haben also noch die ganze
Zukunft vor sich. Sie haben auch natürliche Rohstoffe. Aber es sind auch sehr
alte Nationen mit uralten Kulturen: Ägypten, Äthiopien, Iran, Irak, Syrien.
Diese Menschen haben eine sehr klare Vorstellung ihrer Kultur und ihrer
Zivilisation. Und sie wissen, daß Entwicklung aus Wissenschaft kommt und daß
Entwicklung der Weg in die Zukunft ist.
Leider wurden aber all die Vorteile dieser Region in Nachteile verwandelt,
sie ist heute das Zentrum der globalen Konflikte und Stellvertreterkriege.
Trotzdem schlagen wir für diese Region in dem arabischen EIR-Bericht die
Gründung einer Arabischen Infrastruktur-Investitionsbank vor. Die Nationen der
Region, die Golfstaaten, haben nicht nur Öl, die Staatsfonds dieser
Golfstaaten haben etwa 2,5-3 Billionen Dollar in harten Währungen, die sie auf
den Finanzmärkten einsetzen oder auf dem Immobilienmarkt in London, in der
Schweiz, New York usw. Sie sollten lieber eine gemeinsame Entwicklungsbank
gründen, so wie die Chinesen es mit der Asiatischen
Infrastruktur-Investitionsbank tun. Diese Region hat einzigartige
Voraussetzungen, um sich sehr schnell wirtschaftlich radikal zu verändern. Sie
sollten dazu aber der Idee der Neuen Seidenstraße folgen.
Helga erwähnte den Besuch von Präsident Xi Jinping im Januar in Ägypten,
dem Iran und Saudi-Arabien. Iran und Saudi-Arabien standen in dem Moment kurz
davor, Krieg gegeneinander zu führen, und die Chinesen intervenierten mit der
Idee der Neuen Seidenstraße. Es war nicht direkt eine Warnung, aber sie
sagten: „Was zum Teufel tut ihr da? Ihr werdet die Weltwirtschaft runieren!
Das ist keine Lösung, diese verrückten religiösen Konflikte! Ihr solltet
zusammenarbeiten. Wir werden dabei helfen, eure Länder aufzubauen, und auch
helfen, für Entwicklung zu kooperieren.“
In Ägypten etwa hieß es jahrelang über den Vorschlag der Neuen
Seidenstraße, die Seidenstraße wäre eine Konkurrenz zum Verkehr auf dem
Suezkanal. So wurde die Neue Seidenstraße in Ägyptens Politik und Medien
totgeschwiegen. Nun aber hat Präsident Xi Jinping die Idee der Neuen
Seidenstraße wieder auf die Tagesordnung gesetzt als etwas, was tatsächlich
ein großer Vorteil für Ägypten ist. Das läßt sich schnell erklären.
In der arabischen Version des Reports steht der Wiederaufbauplan für
Syrien. Wie ich sagte und Helga sagte, wird es keinen Frieden geben, kein Ende
des Terrorismus, kein Ende politischer Unterdrückung, wenn wir diese Region
nicht wirtschaftlich entwickeln. So könnte ironischerweise ausgerechnet Syrien
der am besten geeignete Ort sein, um die neuen ökonomischen Ideen, die wir in
diesem Bericht entworfen haben, einzuführen und zu praktizieren - wobei man
Syriens geographische Position als Kreuzung zwischen Afrika, Europa und Asien
nutzt, aber auch ausnutzt, daß es ein Land ist, das gerade einen Krieg hinter
sich hat und in keiner Weise verpflichtet ist, auf den IMF, die Weltbank, die
EU, die USA oder irgendjemand anderes zu hören! Sie können ihre eigene
Entwicklungsbank gründen und ihren eigenen Kredit ausgeben, sie müssen
gegenwärtig keine Schulden zurückzahlen.
Dies versetzt Syrien in eine perfekte Ausgangslage, um eine ganz neue
Wirtschaftspolitik anzufangen. Und dann kann man von Syrien tatsächlich die
Idee in viele andere Nationen projizieren: Wenn ihr Syrer Erfolg habt, dann
werden es viele andere Länder genauso machen.
Wir werden hier nicht allzu sehr in Einzelheiten gehen, weil die Zeit knapp
ist, aber auch in Ägypten gibt es das ägyptische Modell, das ein Vorbild
werden kann. Denn Ägypten ist ein sehr wichtiges Land. Und seit Präsident
Al-Sisi an die Macht kam, veränderte Ägypten sehr stark sein Selbstverständnis
und die Vorstellung, was es tun soll, um die über 30 Jahre angehäuften
wirtschaftlichen und sozialen Probleme zu überwinden. Sie sind sich dort aber
noch nicht einig, ob sie lieber auf kleine Lösungen hier und dort setzen
sollen, oder auf die ganz große Veränderung. Heute denke ich, daß Ägyptens
Präsident und Staatsführung, so wie ich es sehe, sich für die große
Veränderung entscheiden, anstatt für kleinere Projekte hier und da, mit Hilfen
von NGOs, Zuschüssen der EU usw.
Abb. 3: Verteilung der Bevölkerung in Ägypten: 95% der Ägypter leben auf
nur 5% der Fläche des Landes
Abb. 4: Die wichtigsten Infrastrukturprojekte der ägyptischen Regierung
Abb. 5: Der von dem ägyptischen Wissenschaftler Farouk el-Baz vorgeschlagene
Entwicklungskorridor westlich des Nils, von Wadi Halfa nach El-Alamein. In den
eingekreisten Regionen im Westen des Landes will die ägyptische Regierung 4
Mio. ha Land neu erschließen.
Abb. 6: Der geplante ostafrikanische Verkehrskorridor Kairo-Kapstadt
Abb. 7: Das Afrika-Pass-Projekt sieht die Schaffung von
Infrastrukturkorridoren von der ägyptischen Mittelmeerküste nach Süden in die
Region der großen Seen und an die ostafrikanische Küste vor.
Sie werden statt dessen auf Megaprojekte setzen, so wie den neuen
Suezkanal, den sie innerhalb eines Jahres statt in acht Jahren bauten. Sie
werden neue agro-industrielle Zonen in der Wüste aufbauen und Ägyptens Wüste
für demographische Expansion zurückgewinnen. Sie werden Hochtechnologie
einsetzen. Sie haben eine neue Vereinbarung über den Bau von Kernkraftwerken
mit Rußland, das den ersten Reaktor errichten wird, aber auch
Hochgeschwindigkeitsbahnen usw. Sie werden also nicht bei null anfangen,
sondern von dem ausgehen, was China und andere Nationen erreicht haben, und
diese Technologie nutzen, statt ganz von vorne anzufangen.
Dazu kommt die Idee der eigenen Finanzierung: Der neue Suezkanal wurde vom
ägyptischen Volk gebaut, das von seiner Regierung mobilisiert wurde, das Geld
dazu im Inland aufzubringen - 8 Mrd.$, um das Projekt innerhalb eines Jahres
zu vollenden. Genauso macht es Äthiopien mit den Staudammprojekten, dem
Millennium-Damm und anderen Entwicklungsvorhaben, und das ist das richtige
Konzept.
Es gibt aber noch eine Auseinandersetzung darüber, wie man mit den anderen
Projekten verfahren soll: ob mit ägyptischer Finanzierung, oder ob man
ausländische Investitionen braucht oder Kredite von IWF und Weltbank. Es gibt
also in Ägypten noch eine Auseinandersetzung darüber, welchen Weg man wählt,
aber sie haben im Grunde die richtige Idee.
Und natürlich steht jetzt auf der Tagesordnung - besonders nach meinem
Besuch -, Ägyptens Lage zwischen Asien, der arabischen Welt und Afrika zu
nutzen.
Diese Karte (Abbildung 3) zeigt die verheerenden demographischen
Verhältnisse in Ägypten: 90 Millionen Menschen, davon leben 95% auf nur 5% des
Landes, und 95% des Landes sind leer. Dabei haben die USA Milliarden von
Dollars ausgegeben, um durch Programme zur Familienplanung und ähnliches
Ägyptens Bevölkerung zu verringern. Man dachte nicht daran, neue Gebiete zu
erschließen, wo die Bevölkerung leben könnte! Die Lösung sei, Ägyptens
Bevölkerung zu reduzieren, hieß es. Das haben der IWF, die Weltbank, die UN
und the USA mit Milliarden über Milliarden Dollars vorangetrieben, anstatt
neue Entwicklungsprojekte zu bauen.
Aber die Ägypter denken anders. Hier sieht man einige ihrer wesentlichen
Projekte (Abbildung 4), wie den Neuen Suezkanal. Um den Suezkanal herum
wird eine Industriezone gebaut, und er wird als Entwicklungskorridor für den
ganzen Sinai benutzt. Aber auch östlich von Kairo gibt es neue Industrie.
Wir fügten dem noch das Konzept hinzu, das der ägyptische Verkehrsminister
selbst so beschrieb: Wir machen die Erweiterung nach Afrika, wir erweitern das
nach Nordafrika, und wir müssen jetzt auch daran denken, es mit der Arabischen
Halbinsel zu verbinden, und dabei die Gebiete entlang der Strecke zu
entwickeln.
Hier (Abbildung 5) ist eine Idee des ägyptischen Wissenschaftlers
Dr. Farouk el-Baz, der bei der NASA gearbeitet hat, für ein Entwicklungsgebiet
parallel zum Nil, um die Bevölkerungskonzentration vom Niltal zu einem Neuen
Niltal zu verlagern. Dazu sollen Eisenbahnen und Straßen als Verbindung
zwischen den großen Städten gebaut werden.
Ich habe noch die grünen Zonen hinzugefügt, wo die ägyptische Regierung 4
Mio. Hektar Land neu erschließen will, das man jungen Menschen und Unternehmen
für die Ansiedlung zur Verfügung stellt. Es werden Häuser für sie gebaut, die
Infrastruktur, und sie bekommen einen Kredit für die ersten drei Jahre, damit
sie Nahrungsmittel anbauen und andere kleine Betriebe gründen können. Der
Entwicklungskorridor sollte also etwas weiter in die Wüste verlaufen, damit
man die demographische und wirtschaftliche Situation in Ägypten grundlegend
verändern kann.
Dazu kommt dann die Idee, Ägypten mit ganz Afrika zu verbinden
(Abbildung 6). Es gibt Projekte, die schon seit den 70er Jahren geplant
werden, etwa im Lagos-Plan, aber niemand hat etwas getan, um sie tatsächlich
zu bauen. Das haben aber jetzt die ägyptische Regierung und die
südafrikanische Regierung vor, sie möchten den Plan vorantreiben, ganz
Ostafrika in Nord-Süd-Richtung zu verbinden: das ist die Eisenbahn
Kairo-Kapstadt. Darüber wird nun ernsthaft nachgedacht. Dies verläuft
natürlich durch Äthiopien, Sudan, Länder ohne Meereszugang, Kenia hat eine
Küste, aber nicht Uganda, Ruanda, Burundi, der östliche Kongo, usw. Alle diese
Nationen müssen an das neue Verkehrsnetz angeschlossen werden, damit sie
Zugang zum Weltmarkt haben.
Dann könnte man den Nil und die anderen Flüsse in Afrika miteinander
verbinden, als Nord-Süd-Wasserkorridor, ähnlich wie heute Rhein, Main und
Donau für den Transport zwischen Ost- und Westeuropa verbunden sind. Die
Grundidee ist die gleiche.
Wir haben einen Freund, einen Ingenieur in Ägypten, der einen Plan
entworfen hat, den er „Afrika Pass“ nennt (Abb. 7), das verläuft nahe
der libyschen Grenze. Heute ist dort nur Wüste, aber es gibt dort gewaltige
Wasserresourcen, es gibt fruchtbares Land, und es gibt keinen Grund, diesen
Teil Ägyptens nicht zu entwickeln. Wenn man sich dann noch bemüht,
Abzweigungen zu den Ländern in der Region der Großen Seen zu schaffen, für
Export und Importe von Gütern wie von Technologien, dann erschließt man diese
ganze Region für Entwicklung.
Abb. 8: Der Ost-West-Korridor von Port Sudan am Roten Meer nach Dakar am
Atlantik
Im Gespräch ist auch an eine Ost-West-Verbindung, von Port Sudan im Sudan
oder Dschibuti nach Dakar im Senegal, um die ganze Sahelzone mit moderner
Infrastruktur zu vernetzen (Abbildung 8). Diese Idee wird von der
Organisation der Islamischen Konferenz unterstützt, aber es wurde noch keine
Finanzierung bereitgestellt.
Nun jedoch kommt China ins Bild und verändert völlig die Lage. Die Chinesen
sagen: Hier ist ein enormes wirtschaftliches Entwicklungspotential. Das Gebiet
ist reich an Rohstoffen. Es hat auch eine große Bevölkerung, Landwirtschaft,
jeden Aspekt, den man in der Region entwickeln kann, aber es fehlt die
Infrastruktur. Deshalb bieten die Chinesen an, diese Verkehrskorridore zu
bauen, von den Häfen in Mombasa und Lamu am Indischen Ozean aus, und alle
diese landeingeschlossenen Länder zu erschließen: Äthiopien, Südsudan, Kongo,
Uganda, Ruanda und Burundi. Diese Nationen müssen einfach nur Infrastruktur
bauen und Arbeitskräfte ausbilden. Die Chinesen bilden sogar Ugandas Armee
aus, um daraus ein Pionierkorps zu machen, so daß sie, statt Menschen zu
schlagen oder auf sie zu schießen, die Eisenbahnen bauen können!
Und dann gibt es das Transaqua-Projekt, dazu werde ich nicht viel sagen,
denn (der anwesende) Dr. Vichi ist der Mann, der sich das ausgedacht hat. Aber
das ist die Art von Plänen, die ich in Ägypten vorgestellt habe.
Ich sagte damit: Die Zeit der Megaprojekte ist wieder gekommen! Die
Chinesen haben es bewiesen. Ihr könnt diese riesigen Infrastruktur- und
Entwicklungsprojekte bauen, die vom Westen mit dem Argument sabotiert wurden,
diese Megaprojekte seien nur Träume. Wenn ein Militärdiktator in die
Geschichte eingehen will, baut er ein riesiges Fußballstadion und nennt es
„Präsident So-und-so-Stadion“. Statt dessen sollte man lieber die Megaprojekte
bauen. Megaprojekte sind wieder in, es gibt die Möglichkeit, sie alle zu
verwirklichen. Und das (Transaqua) ist die Idee, wie man den Tschadsee
rettet.
Abb. 9: Ägyptens Verkehrsminister Dr. Saad el-Geyoushi (links) bei der
Vorstellung der Studie, rechts Hussein Askary.
Abb. 10: Hussein Askary überrecht dem Leiter der Suezkanalbehörde, Admiral
Mohab Mamisch, ein Exemplar der Studie über die Weltlandbrücke.
Abb. 11: Der frühere ägyptische Ministerpräsident Essam Scharaf (Bildmitte)
sprach im ägyptischen Fernsehen über die EIR-Studie und den chinesischen
Vorschlag der „Neuen Seidenstraße“.
Dann kann Afrika vom kolonialen System zum modernen System einer
Gemeinschaft souveräner Nationen umgewandelt werden.
Dies ist aus dem Videobericht der Konferenz in Kairo (Abbildung 9);
hier ist der Verkehrsminister Ägyptens, Dr. Saad el-Geyoushi. Er hat von sich
aus gesagt: „Ich muß diesen Bericht dem ägyptischen Volk vorstellen.” Er
kündigte in der Pressekonferenz aber auch zum erstenmal an, daß Ägypten in the
nächsten 14 Jahren eine Billion Ägyptische Pfund (EGP), das sind etwa 100 Mrd.
$, in Straßen, Eisenbahnen und Logistikzentren investieren will. Er kündigte
auch an, daß Ägypten mit anderen Ländern in Afrika darüber spricht, ein Netz
von 50.000 km Straßen und Bahnen zu bauen, darüber wird verhandelt. Diese
Information wurde zum erstenmal bekannt. Er sagte aber auch, wir
beabsichtigen, Ägyptens Vision für unsere Entwicklung im Inneren - sie haben
dazu einen Plan bis 2030 - mit der Idee der Neuen Seidenstraße zu kombinieren.
Das sind eindeutige Absichten.
Wir wurden auch von der Suezkanalbehörde eingeladen; hier ist Admiral Mohab
Mamisch (Abbildung 10). Das ist der Mann, ein Marineadmiral und enger
Freund von Präsident Al-Sisi, der damit beauftragt wurde, sicherzustellen, daß
der neue Suezkanal innerhalb eines einzigen Jahres gegraben wurde, so wie es
der Präsident angeordnet hatte, um der Welt zu beweisen, daß die Ägypter
derartige Riesenprojekte bewältigen können. Sie können das Geld dafür
aufbringen und sie können sie bauen. Natürlich bekamen sie technische Hilfe
von anderen Ländern, aber die Grundidee ist, daß Ägypten mit entsprechender
Unterstützung solche Dinge selbst schaffen kann.
Wir wurden auch auf eine Schiffahrt zur Besichtigung des neuen Suezkanals
mitgenommen.
Vor allem aber haben sie unsere Idee sehr begrüßt. Es war nicht das
erstemal, daß sie davon gehört haben, aber zum erstenmal verstehen sie, daß es
einem Konzept entspricht, das sie selbst im Kopf haben, von dem sie aber nie
gedacht hätten, daß es im Weltmaßstab Wirklichkeit werden könnte. Als wir dann
die Idee der Neuen Seidenstraße vorstellten - was die Chinesen tun, was die
BRICS-Nationen tun, und was die Ägypter selbst tun können -, da war die Lage
wie verwandelt. Wir hatten vier oder fünf Seminare, es gab jeden Tag Seminare,
auch Fernsehsendungen. Der Herr hier (Abbildung 11) ist der frühere
Ministerpräsident Ägyptens, Essam Scharaf. Er sagte: „Ich war gerade in China,
und ich bin sehr, sehr froh, diese Idee hier in Ägypten zu sehen.“ Er war
überrascht und er sagte: „Das ist der richtige Weg für Ägypten. Wir müssen das
studieren und umsetzen, weil wir 30 Jahre lang nicht genug für Ägyptens
Entwicklung getan haben.“
Wir hatten noch weitere Seminare, aber ich denke, hiermit lasse ich es
bewenden. Ich danke Ihnen vielmals.