"Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen.
Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst."
Friedrich Schiller
  Afrika

Die Bedeutung der Neuen Seidenstraße für Südwestasien und Afrika

Von Hussein Askary

Die folgende Rede hielt Hussein Askary auf dem EIR-Seminar „Mit der Neuen Seidenstraße die Wirtschafts- und Flüchtlingskrise lösen!“ in Frankfurt/Main am 23. März 2016.

Mein Name ist Hussein Askary; ich bin Mitglied des Schiller-Instituts und Mitarbeiter des Executive Intelligence Review, die dieses Seminar veranstalten. Ich bin vor zwei Tagen von einem einwöchigen Besuch in Ägypten zurückgekehrt, mit dem die arabische Übersetzung des EIR-Sonderberichts The New Silk Road Becomes the World Land-Bridge (Die Neue Seidenstraße wird zur Weltlandbrücke) vorgestellt wurde. Ich hatte zusammen mit einigen anderen entschieden, daß Ägypten am besten geeignet wäre, um von dort aus die arabische Übersetzung dieses gewaltigen globalen Entwicklungskonzepts zu verbreiten, weil Ägypten eine ganz besondere Bedeutung hat. Ägypten ist das wichtigste arabische Land, aber auch eines der wichtigsten Länder in Afrika.

Zudem wurden die Idee des Berichts und die Beteiligung an der Seidenstraße auf der höchsten Ebene der ägyptischen Regierung sehr begrüßt. Man hat dort nämlich jetzt erkannt, daß dies die einzige Lösung für die schwere Wirtschaftskrise in Ägypten ist, aber auch für ganz Südwestasien, den sog. Nahen Osten und Afrika: daß man sich mit China und den BRICS-Ländern zusammentut, um diese von innen zu entwickeln, indem man die Verbindung herstellt zur Entwicklung der Weltwirtschaft mit der Entwicklungsdynamik, die China mit der Idee der Neuen Seidenstraße eingebracht hat.

Helga (Zepp-LaRouche) erwähnte den jüngsten saudischen Bombenangriff in Jemen. In diesem Augenblick findet heute ein ähnliches Seminar in der Hauptstadt Jemens statt, in Sanaa, wo eine Gruppe jemenitischer Experten und Patrioten ebenfalls die arabische Übersetzung vorstellt, sie haben die arabische Version gedruckt.

Das Seminar wird von unserem Freund Fouad al-Ghaffari organisiert und von einem der besten zeitgenössischen jemenitischen Dichter, Abdulasis Al-Makaleh, geleitet. Direkt unter dem saudischen Bombardement gründeten sie ein Komitee für die Koordination mit den BRICS, und jetzt werben sie für die Idee der Neuen Seidenstraße und wie Jemen davon profitieren wird. Und das inmitten dieser saudischen Bombenangriffe! (Applaus)

Hier sind einige der Ideen, die ich in Ägypten vorgestellt habe. Die Buchvorstellung wurde vom ägyptischen Verkehrsministerium veranstaltet, unter der persönlichen Anwesenheit des Verkehrsministers, Saad el-Geyoushi. Ich betonte dort, daß unsere Idee nicht nur ist, die Neue Seidenstraße aufzubauen - die Idee der Neuen Seidenstraße haben wir schon vor 25 Jahren vorgestellt, wie Helga schon sagte, und China hat sie als seine Politik angenommen -; sondern unsere Idee ist, von der Neuen Seidenstraße zur Weltlandbrücke voranzuschreiten, indem man Afrika und die Amerikas mit der Eurasischen Landbrücke verbindet. Das ist die Grundidee.

Karte: EIR

Abb. 1: Die Infrastrukturkorridore der Weltlandbrücke

Die roten Linien auf der Karte (Abbildung 1) zeigen, wo es ein Defizit an Infrastruktur und Entwicklung gibt. Man sieht da vieles, was uns auf der Weltkarte noch fehlt, aber es fehlt heute auch vieles in Amerika, sogar in Nordamerika, und in Europa.

Das ist das neue Konzept: Es ist nicht bloß die Neue Seidenstraße, es ist die Weltlandbrücke. Wir können alle Nationen der Welt um das Konzept wirtschaftlicher Entwicklung und Zusammenarbeit herum vereinen.

Ich habe die Ehre, schon seit 1996 beim Schiller-Institut und EIR mitzuwirken, als es erstmals um die Eurasische Landbrücke oder Neue Seidenstraße ging. Ich habe mit Helga und anderen zusammengearbeitet. Ich war damals noch ein junger Mana, aber die Idee hat mich völlig verwandelt.

Der Grund, warum ich mich 1994 dem Schiller-Institut anschloß, ist folgender: Ich lebte damals in Norwegen, und das Schiller-Institut kam nach Oslo, wo Arafat und Rabin und Peres sich trafen, und die Leute vom Schiller-Institut sagten: „Wenn wir nicht die Wirtschaft der Palästinenser entwickeln, der Jordanier, der Libanesen und der Israelis, dann wird es keinen Frieden geben.“ Da machte ich sofort mit, weil das genau die richtige Herangehensweise ist.

Es gibt Probleme im Nahen Osten und Afrika, und manche Leute sagen: „Das Problem ist das Regime, und wenn wir das Regime loswerden, dann wird alles gut.“ Man müsse die Politik verändern, dann werde sich das mit der Wirtschaft von selbst lösen. Aber das ist eine große Lüge. In diese Richtung kommt der Druck Europas und der Vereinigten Staaten.


Abb. 2: LaRouche 2002 bei einer Konferenz in Abu Dhabi

Die Leute in Ägypten haben sehr gut verstanden, daß es bei der Neuen Seidenstraße nicht bloß um Handel geht, darum, Güter von A nach B zu transportieren. Die Idee ist, Entwicklungskorridore aufzubauen, um das gesamte Gebiet zwischen A und B zu entwickeln. Das ist das Konzept eines Entwicklungskorridors. All diese Korridore sollten 100-150 km breit sein, mit Verkehr, Energie, Strom, Öl und Gas, Wasser, und dem Bau neuer Landwirtschafts- und Industriezentren.

Lyndon LaRouche war 2002 in Abu Dhabi in einer Konferenz über Öl und Gas, vier Ölminister waren dort (Abbildung 2). Hier sieht man den Ölminister der Vereinigten Arabischen Emirate. Und Herr LaRouche schockierte alle Anwesenden, indem er sagte, die Golfstaaten sollten nach und nach damit aufhören, Rohöl zu exportieren - sie sollten das Öl lieber als Grundstoff in der Industrie verwenden, für petrochemische und chemische Produkte, Plastik und vieles mehr. Dann wäre der Wert eines Fasses Öl, aus dem man ein Industrieprodukt herstellt, um ein Vielfaches höher, als wenn man das Rohöl verkauft oder verbrennt. Und LaRouche sagte auch, sie sollten ihre Lage als Wegkreuzung der Welt nutzen.

Und das ist genau der Punkt, wofür wir in Südwestasien werben. Denn es ist wirklich eine einzigartige Region. Kein anderer Ort auf der Erde besitzt die einzigartigen Eigenschaften dieser Region. Sie liegt zwischen drei Kontinenten. Dort sind mehr als zwei Drittel der Öl- und Gasvorkommen der Welt. Aber noch wichtiger, dort leben mehr als 450 Millionen Menschen, und die meisten von ihnen sind unter 30 Jahre alt. Sie haben also noch die ganze Zukunft vor sich. Sie haben auch natürliche Rohstoffe. Aber es sind auch sehr alte Nationen mit uralten Kulturen: Ägypten, Äthiopien, Iran, Irak, Syrien. Diese Menschen haben eine sehr klare Vorstellung ihrer Kultur und ihrer Zivilisation. Und sie wissen, daß Entwicklung aus Wissenschaft kommt und daß Entwicklung der Weg in die Zukunft ist.

Leider wurden aber all die Vorteile dieser Region in Nachteile verwandelt, sie ist heute das Zentrum der globalen Konflikte und Stellvertreterkriege.

Trotzdem schlagen wir für diese Region in dem arabischen EIR-Bericht die Gründung einer Arabischen Infrastruktur-Investitionsbank vor. Die Nationen der Region, die Golfstaaten, haben nicht nur Öl, die Staatsfonds dieser Golfstaaten haben etwa 2,5-3 Billionen Dollar in harten Währungen, die sie auf den Finanzmärkten einsetzen oder auf dem Immobilienmarkt in London, in der Schweiz, New York usw. Sie sollten lieber eine gemeinsame Entwicklungsbank gründen, so wie die Chinesen es mit der Asiatischen Infrastruktur-Investitionsbank tun. Diese Region hat einzigartige Voraussetzungen, um sich sehr schnell wirtschaftlich radikal zu verändern. Sie sollten dazu aber der Idee der Neuen Seidenstraße folgen.

Helga erwähnte den Besuch von Präsident Xi Jinping im Januar in Ägypten, dem Iran und Saudi-Arabien. Iran und Saudi-Arabien standen in dem Moment kurz davor, Krieg gegeneinander zu führen, und die Chinesen intervenierten mit der Idee der Neuen Seidenstraße. Es war nicht direkt eine Warnung, aber sie sagten: „Was zum Teufel tut ihr da? Ihr werdet die Weltwirtschaft runieren! Das ist keine Lösung, diese verrückten religiösen Konflikte! Ihr solltet zusammenarbeiten. Wir werden dabei helfen, eure Länder aufzubauen, und auch helfen, für Entwicklung zu kooperieren.“

In Ägypten etwa hieß es jahrelang über den Vorschlag der Neuen Seidenstraße, die Seidenstraße wäre eine Konkurrenz zum Verkehr auf dem Suezkanal. So wurde die Neue Seidenstraße in Ägyptens Politik und Medien totgeschwiegen. Nun aber hat Präsident Xi Jinping die Idee der Neuen Seidenstraße wieder auf die Tagesordnung gesetzt als etwas, was tatsächlich ein großer Vorteil für Ägypten ist. Das läßt sich schnell erklären.

In der arabischen Version des Reports steht der Wiederaufbauplan für Syrien. Wie ich sagte und Helga sagte, wird es keinen Frieden geben, kein Ende des Terrorismus, kein Ende politischer Unterdrückung, wenn wir diese Region nicht wirtschaftlich entwickeln. So könnte ironischerweise ausgerechnet Syrien der am besten geeignete Ort sein, um die neuen ökonomischen Ideen, die wir in diesem Bericht entworfen haben, einzuführen und zu praktizieren - wobei man Syriens geographische Position als Kreuzung zwischen Afrika, Europa und Asien nutzt, aber auch ausnutzt, daß es ein Land ist, das gerade einen Krieg hinter sich hat und in keiner Weise verpflichtet ist, auf den IMF, die Weltbank, die EU, die USA oder irgendjemand anderes zu hören! Sie können ihre eigene Entwicklungsbank gründen und ihren eigenen Kredit ausgeben, sie müssen gegenwärtig keine Schulden zurückzahlen.

Dies versetzt Syrien in eine perfekte Ausgangslage, um eine ganz neue Wirtschaftspolitik anzufangen. Und dann kann man von Syrien tatsächlich die Idee in viele andere Nationen projizieren: Wenn ihr Syrer Erfolg habt, dann werden es viele andere Länder genauso machen.

Wir werden hier nicht allzu sehr in Einzelheiten gehen, weil die Zeit knapp ist, aber auch in Ägypten gibt es das ägyptische Modell, das ein Vorbild werden kann. Denn Ägypten ist ein sehr wichtiges Land. Und seit Präsident Al-Sisi an die Macht kam, veränderte Ägypten sehr stark sein Selbstverständnis und die Vorstellung, was es tun soll, um die über 30 Jahre angehäuften wirtschaftlichen und sozialen Probleme zu überwinden. Sie sind sich dort aber noch nicht einig, ob sie lieber auf kleine Lösungen hier und dort setzen sollen, oder auf die ganz große Veränderung. Heute denke ich, daß Ägyptens Präsident und Staatsführung, so wie ich es sehe, sich für die große Veränderung entscheiden, anstatt für kleinere Projekte hier und da, mit Hilfen von NGOs, Zuschüssen der EU usw.


Abb. 3: Verteilung der Bevölkerung in Ägypten: 95% der Ägypter leben auf nur 5% der Fläche des Landes


Abb. 4: Die wichtigsten Infrastrukturprojekte der ägyptischen Regierung


Abb. 5: Der von dem ägyptischen Wissenschaftler Farouk el-Baz vorgeschlagene Entwicklungskorridor westlich des Nils, von Wadi Halfa nach El-Alamein. In den eingekreisten Regionen im Westen des Landes will die ägyptische Regierung 4 Mio. ha Land neu erschließen.


Abb. 6: Der geplante ostafrikanische Verkehrskorridor Kairo-Kapstadt

Abb. 7: Das Afrika-Pass-Projekt sieht die Schaffung von Infrastrukturkorridoren von der ägyptischen Mittelmeerküste nach Süden in die Region der großen Seen und an die ostafrikanische Küste vor.

Sie werden statt dessen auf Megaprojekte setzen, so wie den neuen Suezkanal, den sie innerhalb eines Jahres statt in acht Jahren bauten. Sie werden neue agro-industrielle Zonen in der Wüste aufbauen und Ägyptens Wüste für demographische Expansion zurückgewinnen. Sie werden Hochtechnologie einsetzen. Sie haben eine neue Vereinbarung über den Bau von Kernkraftwerken mit Rußland, das den ersten Reaktor errichten wird, aber auch Hochgeschwindigkeitsbahnen usw. Sie werden also nicht bei null anfangen, sondern von dem ausgehen, was China und andere Nationen erreicht haben, und diese Technologie nutzen, statt ganz von vorne anzufangen.

Dazu kommt die Idee der eigenen Finanzierung: Der neue Suezkanal wurde vom ägyptischen Volk gebaut, das von seiner Regierung mobilisiert wurde, das Geld dazu im Inland aufzubringen - 8 Mrd.$, um das Projekt innerhalb eines Jahres zu vollenden. Genauso macht es Äthiopien mit den Staudammprojekten, dem Millennium-Damm und anderen Entwicklungsvorhaben, und das ist das richtige Konzept.

Es gibt aber noch eine Auseinandersetzung darüber, wie man mit den anderen Projekten verfahren soll: ob mit ägyptischer Finanzierung, oder ob man ausländische Investitionen braucht oder Kredite von IWF und Weltbank. Es gibt also in Ägypten noch eine Auseinandersetzung darüber, welchen Weg man wählt, aber sie haben im Grunde die richtige Idee.

Und natürlich steht jetzt auf der Tagesordnung - besonders nach meinem Besuch -, Ägyptens Lage zwischen Asien, der arabischen Welt und Afrika zu nutzen.

Diese Karte (Abbildung 3) zeigt die verheerenden demographischen Verhältnisse in Ägypten: 90 Millionen Menschen, davon leben 95% auf nur 5% des Landes, und 95% des Landes sind leer. Dabei haben die USA Milliarden von Dollars ausgegeben, um durch Programme zur Familienplanung und ähnliches Ägyptens Bevölkerung zu verringern. Man dachte nicht daran, neue Gebiete zu erschließen, wo die Bevölkerung leben könnte! Die Lösung sei, Ägyptens Bevölkerung zu reduzieren, hieß es. Das haben der IWF, die Weltbank, die UN und the USA mit Milliarden über Milliarden Dollars vorangetrieben, anstatt neue Entwicklungsprojekte zu bauen.

Aber die Ägypter denken anders. Hier sieht man einige ihrer wesentlichen Projekte (Abbildung 4), wie den Neuen Suezkanal. Um den Suezkanal herum wird eine Industriezone gebaut, und er wird als Entwicklungskorridor für den ganzen Sinai benutzt. Aber auch östlich von Kairo gibt es neue Industrie.

Wir fügten dem noch das Konzept hinzu, das der ägyptische Verkehrsminister selbst so beschrieb: Wir machen die Erweiterung nach Afrika, wir erweitern das nach Nordafrika, und wir müssen jetzt auch daran denken, es mit der Arabischen Halbinsel zu verbinden, und dabei die Gebiete entlang der Strecke zu entwickeln.

Hier (Abbildung 5) ist eine Idee des ägyptischen Wissenschaftlers Dr. Farouk el-Baz, der bei der NASA gearbeitet hat, für ein Entwicklungsgebiet parallel zum Nil, um die Bevölkerungskonzentration vom Niltal zu einem Neuen Niltal zu verlagern. Dazu sollen Eisenbahnen und Straßen als Verbindung zwischen den großen Städten gebaut werden.

Ich habe noch die grünen Zonen hinzugefügt, wo die ägyptische Regierung 4 Mio. Hektar Land neu erschließen will, das man jungen Menschen und Unternehmen für die Ansiedlung zur Verfügung stellt. Es werden Häuser für sie gebaut, die Infrastruktur, und sie bekommen einen Kredit für die ersten drei Jahre, damit sie Nahrungsmittel anbauen und andere kleine Betriebe gründen können. Der Entwicklungskorridor sollte also etwas weiter in die Wüste verlaufen, damit man die demographische und wirtschaftliche Situation in Ägypten grundlegend verändern kann.

Dazu kommt dann die Idee, Ägypten mit ganz Afrika zu verbinden (Abbildung 6). Es gibt Projekte, die schon seit den 70er Jahren geplant werden, etwa im Lagos-Plan, aber niemand hat etwas getan, um sie tatsächlich zu bauen. Das haben aber jetzt die ägyptische Regierung und die südafrikanische Regierung vor, sie möchten den Plan vorantreiben, ganz Ostafrika in Nord-Süd-Richtung zu verbinden: das ist die Eisenbahn Kairo-Kapstadt. Darüber wird nun ernsthaft nachgedacht. Dies verläuft natürlich durch Äthiopien, Sudan, Länder ohne Meereszugang, Kenia hat eine Küste, aber nicht Uganda, Ruanda, Burundi, der östliche Kongo, usw. Alle diese Nationen müssen an das neue Verkehrsnetz angeschlossen werden, damit sie Zugang zum Weltmarkt haben.

Dann könnte man den Nil und die anderen Flüsse in Afrika miteinander verbinden, als Nord-Süd-Wasserkorridor, ähnlich wie heute Rhein, Main und Donau für den Transport zwischen Ost- und Westeuropa verbunden sind. Die Grundidee ist die gleiche.

Wir haben einen Freund, einen Ingenieur in Ägypten, der einen Plan entworfen hat, den er „Afrika Pass“ nennt (Abb. 7), das verläuft nahe der libyschen Grenze. Heute ist dort nur Wüste, aber es gibt dort gewaltige Wasserresourcen, es gibt fruchtbares Land, und es gibt keinen Grund, diesen Teil Ägyptens nicht zu entwickeln. Wenn man sich dann noch bemüht, Abzweigungen zu den Ländern in der Region der Großen Seen zu schaffen, für Export und Importe von Gütern wie von Technologien, dann erschließt man diese ganze Region für Entwicklung.


Abb. 8: Der Ost-West-Korridor von Port Sudan am Roten Meer nach Dakar am Atlantik

Im Gespräch ist auch an eine Ost-West-Verbindung, von Port Sudan im Sudan oder Dschibuti nach Dakar im Senegal, um die ganze Sahelzone mit moderner Infrastruktur zu vernetzen (Abbildung 8). Diese Idee wird von der Organisation der Islamischen Konferenz unterstützt, aber es wurde noch keine Finanzierung bereitgestellt.

Nun jedoch kommt China ins Bild und verändert völlig die Lage. Die Chinesen sagen: Hier ist ein enormes wirtschaftliches Entwicklungspotential. Das Gebiet ist reich an Rohstoffen. Es hat auch eine große Bevölkerung, Landwirtschaft, jeden Aspekt, den man in der Region entwickeln kann, aber es fehlt die Infrastruktur. Deshalb bieten die Chinesen an, diese Verkehrskorridore zu bauen, von den Häfen in Mombasa und Lamu am Indischen Ozean aus, und alle diese landeingeschlossenen Länder zu erschließen: Äthiopien, Südsudan, Kongo, Uganda, Ruanda und Burundi. Diese Nationen müssen einfach nur Infrastruktur bauen und Arbeitskräfte ausbilden. Die Chinesen bilden sogar Ugandas Armee aus, um daraus ein Pionierkorps zu machen, so daß sie, statt Menschen zu schlagen oder auf sie zu schießen, die Eisenbahnen bauen können!

Und dann gibt es das Transaqua-Projekt, dazu werde ich nicht viel sagen, denn (der anwesende) Dr. Vichi ist der Mann, der sich das ausgedacht hat. Aber das ist die Art von Plänen, die ich in Ägypten vorgestellt habe.

Ich sagte damit: Die Zeit der Megaprojekte ist wieder gekommen! Die Chinesen haben es bewiesen. Ihr könnt diese riesigen Infrastruktur- und Entwicklungsprojekte bauen, die vom Westen mit dem Argument sabotiert wurden, diese Megaprojekte seien nur Träume. Wenn ein Militärdiktator in die Geschichte eingehen will, baut er ein riesiges Fußballstadion und nennt es „Präsident So-und-so-Stadion“. Statt dessen sollte man lieber die Megaprojekte bauen. Megaprojekte sind wieder in, es gibt die Möglichkeit, sie alle zu verwirklichen. Und das (Transaqua) ist die Idee, wie man den Tschadsee rettet.


Abb. 9: Ägyptens Verkehrsminister Dr. Saad el-Geyoushi (links) bei der Vorstellung der Studie, rechts Hussein Askary.


Abb. 10: Hussein Askary überrecht dem Leiter der Suezkanalbehörde, Admiral Mohab Mamisch, ein Exemplar der Studie über die Weltlandbrücke.


Abb. 11: Der frühere ägyptische Ministerpräsident Essam Scharaf (Bildmitte) sprach im ägyptischen Fernsehen über die EIR-Studie und den chinesischen Vorschlag der „Neuen Seidenstraße“.

Dann kann Afrika vom kolonialen System zum modernen System einer Gemeinschaft souveräner Nationen umgewandelt werden.

Dies ist aus dem Videobericht der Konferenz in Kairo (Abbildung 9); hier ist der Verkehrsminister Ägyptens, Dr. Saad el-Geyoushi. Er hat von sich aus gesagt: „Ich muß diesen Bericht dem ägyptischen Volk vorstellen.” Er kündigte in der Pressekonferenz aber auch zum erstenmal an, daß Ägypten in the nächsten 14 Jahren eine Billion Ägyptische Pfund (EGP), das sind etwa 100 Mrd. $, in Straßen, Eisenbahnen und Logistikzentren investieren will. Er kündigte auch an, daß Ägypten mit anderen Ländern in Afrika darüber spricht, ein Netz von 50.000 km Straßen und Bahnen zu bauen, darüber wird verhandelt. Diese Information wurde zum erstenmal bekannt. Er sagte aber auch, wir beabsichtigen, Ägyptens Vision für unsere Entwicklung im Inneren - sie haben dazu einen Plan bis 2030 - mit der Idee der Neuen Seidenstraße zu kombinieren. Das sind eindeutige Absichten.

Wir wurden auch von der Suezkanalbehörde eingeladen; hier ist Admiral Mohab Mamisch (Abbildung 10). Das ist der Mann, ein Marineadmiral und enger Freund von Präsident Al-Sisi, der damit beauftragt wurde, sicherzustellen, daß der neue Suezkanal innerhalb eines einzigen Jahres gegraben wurde, so wie es der Präsident angeordnet hatte, um der Welt zu beweisen, daß die Ägypter derartige Riesenprojekte bewältigen können. Sie können das Geld dafür aufbringen und sie können sie bauen. Natürlich bekamen sie technische Hilfe von anderen Ländern, aber die Grundidee ist, daß Ägypten mit entsprechender Unterstützung solche Dinge selbst schaffen kann.

Wir wurden auch auf eine Schiffahrt zur Besichtigung des neuen Suezkanals mitgenommen.

Vor allem aber haben sie unsere Idee sehr begrüßt. Es war nicht das erstemal, daß sie davon gehört haben, aber zum erstenmal verstehen sie, daß es einem Konzept entspricht, das sie selbst im Kopf haben, von dem sie aber nie gedacht hätten, daß es im Weltmaßstab Wirklichkeit werden könnte. Als wir dann die Idee der Neuen Seidenstraße vorstellten - was die Chinesen tun, was die BRICS-Nationen tun, und was die Ägypter selbst tun können -, da war die Lage wie verwandelt. Wir hatten vier oder fünf Seminare, es gab jeden Tag Seminare, auch Fernsehsendungen. Der Herr hier (Abbildung 11) ist der frühere Ministerpräsident Ägyptens, Essam Scharaf. Er sagte: „Ich war gerade in China, und ich bin sehr, sehr froh, diese Idee hier in Ägypten zu sehen.“ Er war überrascht und er sagte: „Das ist der richtige Weg für Ägypten. Wir müssen das studieren und umsetzen, weil wir 30 Jahre lang nicht genug für Ägyptens Entwicklung getan haben.“

Wir hatten noch weitere Seminare, aber ich denke, hiermit lasse ich es bewenden. Ich danke Ihnen vielmals.