"Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen.
Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst."
Friedrich Schiller
  Afrika

USA betreiben Regimewechsel gegen die Partner der BRICS

Die Aufbaupolitik der BRICS-Staaten ist dem Westen ein Dorn im Auge. Er versucht, ihre Partner in Südamerika und Afrika zu destabilisieren.

Eines der großen Probleme der imperial denkenden Kreise in der transatlantischen Welt ist, daß das chinesische Modell des schnellen wirtschaftlichen Aufbaus durch Großprojekte zur Entwicklung der Infrastruktur für die Nationen der Dritten Welt (und für den produzierenden Sektor der früheren Industrienationen des Westens) sehr viel attraktiver ist als die Politik des Westens, den bankrotten Bankensektor durch die finanzielle Plünderung der übrigen Wirtschaftssektoren und anderer Staaten sowie durch die Senkung des Lebensstandards der Bevölkerung zu stützen, sodaß dem Westen ein Verlust seines Einflusses in den betreffenden Ländern droht. Dies zeigte sich in den letzten beiden Jahren bei den Gipfeltreffen der BRICS-Staaten (Brasilien, Rußland, Indien, China, Südafrika) in Fortaleza/Brasilien und in Ufa/Rußland sowie beim China-Afrika-Gipfel in Johannesburg/Südafrika, bei denen nicht nur einzelne Nationen, sondern quasi ganze Kontinente - Lateinamerika, Afrika und Asien - zum russisch-chinesischen Wirtschaftsblock „überliefen“, um ihren Ländern endlich die wirtschaftliche Entwicklung bieten zu können, die ihnen der Westen verweigerte.

Auf der Grundlage der Vorschläge des chinesischen Präsidenten Xi Jinping, die Nationen der Welt durch die Schaffung von Infrastrukturkorridoren - zusammengefaßt unter der Bezeichnung „Wirtschaftsgürtel der Neuen Seidenstraße“ und „Maritime Seidenstraße des 21. Jahrhunderts“ (kurz „Gürtel und Straße“) - zu erschließen und zum gemeinsamen Vorteil („Win-Win“) aller Nationen zu entwickeln, wurden in den letzten beiden Jahren zahllose Verträge über die Zusammenarbeit bei konkreten Aufbauprojekten geschlossen. Insbesondere der Ausbau von Eisenbahnstrecken und die Zusammenarbeit im Hochtechnologiesektor stehen dabei im Mittelpunkt.

Eisenbahnpläne in Südamerika werden vorangetrieben

So gab Boliviens Planungsminister Rene Orellana, wie La Razon am 20. Februar berichtete, bekannt, daß der peruanische Vizeaußenminister Juan Carlos Alurralde um ein Treffen auf Ministerebene gebeten habe, um über die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens zu sprechen, das den Biozeanischen Zentralen Eisenbahnkorridor (CFBC) schaffen soll. Der CFBC würde nach seiner Realisierung von der brasilianischen Hafenstadt Santos am Atlantik quer durch Brasilien, Bolivien und Peru zur peruanischen Hafenstadt Ilo an der Pazifikküste führen.

Am 23. Februar kamen Delegationen des brasilianischen Planungsministeriums und des bolivianischen Ministeriums für öffentliche Werke und Planung zu einer dreitägigen Konferenz in Santa Cruz zusammen, um über die technische, wirtschaftliche und finanzielle Machbarkeit des CFBC-Megaprojektes zu sprechen. Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff hat erklärt, sie unterstütze das CFBC-Projekt als „Ergänzung“ zu der nördlichen biozeanischen Route, die von Brasilien unter Umgehung Boliviens direkt nach Peru führen soll. Aber Boliviens Präsident Evo Morales setzt sich entschieden für den CFBC-Korridor ein und betont dessen wirtschaftliche Vorteile auch für andere Staaten Lateinamerikas wie Argentinien, Uruguay, Paraguay und Chile.

Am 18. Februar besuchte der Generalsekretär der Union Südamerikanischer Nationen (UNASUR), Ernesto Samper, Bolivien und gab bekannt, daß die UNASUR beschlossen habe, „die biozeanische Eisenbahn zu unterstützen, die von Peru aus Bolivien durchqueren und sich bis zum brasilianischen Hafen Santos erstrecken wird“. Boliviens Minister für Öffentliche Werke und Planung, Milton Claros, berichtete, der Südamerikanische Rat für Infrastruktur und Planung (Cosiplan) der UNASUR habe die CFBC als eines der vorrangigen Projekte in der Region anerkannt. Claros und Planungsminister Orellana trafen sich privat mit Samper, um Einzelheiten des Projektes zu besprechen.

Wichtig ist dabei, daß diese Gespräche über die regionale Integration auch inmitten der globalen Finanzkrise fortgesetzt werden, trotz der Wirtschaftskrise und Destabilisierungen in den beteiligten Staaten.

Destabilisierungen

Die Antwort der westlichen Welt besteht darin, Regierungen, die zu einer solchen Zusammenarbeit mit China bereit sind, zu destabilisieren und womöglich zu beseitigen. Dabei stehen die BRICS-Staaten selbst, die in ihren jeweiligen Kontinenten eine Führungsrolle bei der Umsetzung der Aufbaupolitik spielen, im Mittelpunkt, und dies bekommen insbesondere Brasilien und Südafrika zu spüren. Aber auch andere Nationen wie Argentinien und Bolivien sind im Visier einer systematischen wirtschaftlichen und politischen Kriegführung des Westens, um dort Regimewechsel herbeizuführen - was in Argentinien bereits zu einem Regimewechsel führte, der schon zwei Monate nach Amtsantritt des neuen Regimes dramatische Folgen für das Land hat.

Die argentinische Regierung war der Finanzwelt schon lange ein Dorn im Auge, denn sie hatte unter Präsident Nestor Kirchner und dessen Ehefrau und Nachfolgerin Cristina Fernandez bei den internationalen Gläubigern des Landes einen Schuldenschnitt von ca. 70% durchgesetzt und dann einen Kurs des nationalen Aufbaus verfolgt. Die Antwort der Finanzwelt war ein Wirtschaftskrieg gegen Argentinien - mit Unterstützung aus den Wirtschaftskreisen des Landes. Die neue Regierung unter Präsident Mauricio Macri hat den Widerstand gegen die Forderungen der Finanzwelt aufgegeben und anstelle der Aufbaupolitik seiner Vorgänger einen neoliberalen Sparkurs eingeschlagen.

Deshalb haben 7000 argentinische Wissenschaftler eine Erklärung unterschrieben, in der sie die neoliberale Wirtschaftspolitik von Präsident Macri entschieden verurteilen und warnen, die Vergangenheit habe gezeigt, daß Monetarismus mit wirklicher wissenschaftlicher Entwicklung und Kreativität unvereinbar ist. Die Zeitung Pagina 12 zitierte die Erklärung, Argentinien befinde sich im Griff einer „konservativen Restauration“.

Neoliberalismus und Wissenschaft „sind ein Widerspruch“, erklärte Dora Barrancos, die Vorsitzende des Nationalen Rates für Wissenschaftliche und Technologische Forschung (Conicet). „Wir haben das bereits unter [José] Martinez de Hoz erlebt“ - dem Finanzminister der Militärdiktatur zwischen 1976 und 1983, der darauf hinarbeitete, den britischen Traum eines agrarischen statt industriellen Argentinien zu verwirklichen. Industrie und Wissenschaft kamen damals auf die Schlachtbank, und in den Wissenschaftskreisen herrsche die große Sorge, daß Macri die Finanzierung der Wissenschaft einstellen werde, sagte Barrancos.

Destabilisierung Südafrikas

Aber nicht nur in Lateinamerika strebt der Westen Regimewechsel an, die gleiche Politik wird auch in Afrika verfolgt. Die südafrikanische Regierungspartei, der Afrikanische Nationalkongreß (ANC), hat diese Politik nun ganz ausdrücklich angeprangert und den Vereinigten Staaten vorgeworfen, daß sie auf einen Regimewechsel in Südafrika hinarbeiten. Kurz zuvor, am 11. Februar, hatte Präsident Jacob Zuma in seiner Rede zur Lage der Nation seine Politik der Zusammenarbeit mit China und den BRICS-Staaten verteidigt und darauf hingewiesen, daß Chinas Investitionen in Südafrika Arbeitsplätze für das Land bedeuten.

EIR hatte schon im Juli 2014 gewarnt, daß das transatlantische System alles versuchen werde, um Südafrika an einer Beteiligung an der BRICS-Gruppe und am Bau weiterer Kernkraftwerke zu hindern, und im Januar 2015 weitere Analysen veröffentlicht. Im Juni 2015 veröffentlichte Ramasimong Phillip Tsokolibane, ein führendes Mitglied der LaRouche-Bewegung in Südafrika, auf der Internetseite News24 nähere Details zu Regimewechselplänen gegen die südafrikanische Regierung. Diese waren so explosiv, daß sie schon nach 24 Stunden - möglicherweise auf Betreiben der Amerikaner - wieder gelöscht wurden.

Am 19. Februar erklärte dann der Generalsekretär des ANC, Gwede Mantashe, wie Independent Online berichtete, bei einer Kundgebung in Pretoria, der ANC wisse „von regelmäßigen Treffen in der US-Botschaft in Pretoria, bei denen es um eine Mobilisierung für einen Regimewechsel ging“. Der ANC wisse auch von einem Programm, bei dem junge Menschen für sechs Wochen in die USA geholt werden, die dann zurückkommen und überall einschleust werden, auch an Universitäten.“

Das Programm, von dem Mantashe sprach, ist das „Mandela Washington Fellowship Program“, das im Oktober 2014, zur Zeit von Obamas Washingtoner African Leadership Summit, in Gang gesetzt wurde. Laut News24 sagte Mantashe, daß solche Treffen in der US-Botschaft täglich stattfinden.

ANC-Sprecher Keith Khoza erklärte am 20. Februar, man werde „diese Angelegenheit auf die formelle Ebene anheben“.

US-Botschafter Patrick Gaspard reagierte auf die Vorwürfe mit verächtlichen Twitter-Kommentaren. Am 19. schrieb er beispielsweise: „Ich bin so enttäuscht, weil ich immer glaubte, wenn ich einen Putsch organisiere, würde das aussehen wie beim Mardi Gras - Essen, Musik, Tanz.“ Ein anderer „Tweet“ von Gaspard lautete: „Du bekommst einen Putsch, und du bekommst einen Putsch und du bekommst einen Putsch. Alle bekommen einen Putsch!!!!“ Independent Online berichtete dazu: „Weekend Argus versuchte am Samstag mit Gaspard zu sprechen, aber eine Sprecherin der US-Botschaft sagte, seine Tweets würden seine Reaktion ausreichend vermitteln.“

eir