Die Bedeutung der Neuen Seidenstraße für Äthiopien und Afrika
Von Mehreteab Mulugeta Haile,
äthiopischer Generalkonsul in Frankfurt/Main
Der äthiopische Generalkonsul in Frankfurt/Main, Mehreteab
Mulugeta Haile, hielt den folgenden Vortrag am 21. Oktober bei der Konferenz
des Schiller-Instituts in Essen. Der Power-Point-Vortrag wurde aus dem
Englischen übersetzt und für den Abdruck leicht bearbeitet.
Ich möchte zunächst Herrn und Frau LaRouche besonders anerkennen, und ich
möchte auch dem Schiller-Institut und den Veranstaltern dieses Forums dafür
danken, daß sie uns wieder die Gelegenheit bieten, zu Ihnen zu kommen, um im
Namen meines Landes Äthiopien zu Ihnen zu sprechen. Heute möchte ich über
folgendes Thema sprechen: „Die Strategie Ein Gürtel, eine Straße: ihre
Bedeutung für Äthiopien und Afrika“.
Bevor ich darauf eingehe, möchte ich Ihnen eine kleine Einführung über
Äthiopien geben, damit Sie, wenn wir zum Ende kommen, eine Vorstellung haben,
warum diese Initiative oder dieses Programm für uns in Afrika, in Äthiopien
und der Unterregion Bedeutung hat.
Abb. 1: Äthiopien mit seinen ostafrikanischen Nachbarstaaten.
Wie Sie auf der Karte sehen können (Abbildung 1), liegt Äthiopien im
östlichen Teil Afrikas, dem, was man das Horn von Afrika nennt, benachbart zu
fünf Ländern. (Der Sudan ist heute geteilt, es sind Sudan und Südsudan daraus
geworden.)
Es sind etwa 1,4 Mio. Quadratkilometer, und Äthiopien hat eine Bevölkerung
von etwa 100 Millionen Menschen, zusammen mit den Nachbarländern sind es etwa
250 Millionen. Es liegt neben dem Nahen Osten, unmittelbar gegenüber von Jemen
und Saudi-Arabien, etwas weiter sind Ägypten und das Mittelmeer. Es liegt auch
nicht weit entfernt vom Roten Meer und dem Indischen Ozean.
Nur um denjenigen, die mit Äthiopien nicht vertraut sind, einen ersten
Einblick zu geben: Wir haben als politisches System eine Bundesrepublik mit
neun Bundesstaaten und zwei selbständigen Städten, und wir haben eine
Bundesversammlung mit dem Rat der Volksvertreter mit 547 Mitgliedern und dem
Bundesrat mit 110 Mitgliedern. Das System ist ähnlich wie das der
Bundesrepublik Deutschland: Wir haben einen Präsidenten als Staatsoberhaupt
und einen Ministerpräsidenten als Regierungschef, und jede Region hat ihre
eigene Versammlung, ihren eigenen Regionalpräsidenten und eigenen Regionalrat
sowie Leiter von Regionalämtern.
Die Temperatur in Äthiopien liegt im Hochland, dem Großteil des Landes,
zwischen 20 und 30°C, und in einigen Gebieten steigt sie auf bis zu 45°C.
Zur Topographie: Äthiopien ist ein hochgelegenes Zentralplateau, die Höhe
variiert von 2000 bis 3000 Metern über dem Meeresspiegel. Sie sehen, wie
schwierig und bergig das Land ist, und man versteht die Schwierigkeiten für
die Regionen und Städte in verschiedenen Teilen des Landes.
Was die Religion angeht, ist Äthiopien mehrheitlich ein christliches Land,
es gibt die orthodoxen Christen (43,5%), eine muslimische Bevölkerung von etwa
34%, Protestanten (18,5%) und traditionelle Religionen (2,7%). Es ist also
überwiegend ein christliches Land, aber wir haben keine Probleme mit unseren
muslimischen Brüdern, wir leben mit ihnen und es gibt viele gemischte Ehen mit
der muslimischen Gemeinschaft.
Wenn Sie sich die Wirtschaft des Landes betrachten: Ich möchte nur über die
letzten 25 Jahre sprechen, obwohl wir in Äthiopien, wie einige von Ihnen
vielleicht wissen, eine dreitausendjährige Geschichte haben. Ich will aber
nicht 3000 Jahre zurückgehen, sondern nur kurz auf die 25 Jahre seit dem Sturz
der letzten Diktatur.
Wir haben ein neues Wirtschaftssystem geschaffen, und Äthiopien ist zwar
überwiegend ein Agrarland, immer noch abhängig von der Landwirtschaft, aber
seit 15 Jahren erleben wir einen Strukturwandel in der Wirtschaft, von der
Landwirtschaft zum Bauwesen.
Ein besonderer Schwerpunkt ist der Industriesektor, die Industrie soll mehr
zur Volkswirtschaft beitragen, und wenn man sich den Industriesektor näher
betrachtet, konzentrieren wir uns dort mehr oder weniger auf den Unterbereich
des Bauwesens. Die Regierung bestärkt die private Wirtschaft darin, die
Aktivitäten zu diversifizieren, von örtlichen Dienstleistungen hin zur
Produktion.
Wir haben auch unsere Bildungssysteme weiterentwickelt, beispielsweise
machen gegenwärtig jedes Jahr etwa 70.000 Studenten Abschlüsse in
Ingenieurswesen und Naturwissenschaften. Diese Absolventen helfen dem Land,
die verschiedenen Industriezweige und Produktionsbereiche zu schaffen, sowie
die verschiedenen Infrastrukturbauten, die im Land vor sich gehen. Sie bauen
die Kapazitäten auf und übernehmen die Entwicklung und den Betrieb dieser
Infrastrukturprodukte.
Das Land erschließt auch seine erneuerbaren Energiequellen. Wir rechnen
damit, daß wir bis Ende 2017/2018 etwa 10.000 MW Strom aus
Wasserkraftprojekten erzeugen werden.
Bis 2025 ein Land mit mittlerem Einkommen
Abb. 2: Großprojekte in Äthiopien: (a) Die Erweiterung des Flughafens von
Addis Abeba,
(b) die neue Bahnstrecke von Addis Abeba zur Hafenstadt
Dschibuti,
(c) der Renaissance-Damm.
Ich sage Ihnen nur ein wenig zum Hintergrund der Wirtschaft, was dort
abläuft. Unsere Wirtschaft wächst seit einem Jahrzehnt mit zweistelligen
Raten, und in der Hoffnung, daß wir dieses zweistellige Wachstum fortsetzen
können, ist unsere Vision, die wir bis zum Jahr 2025 verwirklichen möchten,
ein Land mit mittlerem Einkommen zu werden, nachdem Äthiopien lange als ein
armes und rückständiges Land bekannt war. Zu diesem Zweck bauen wir große
Projekte in Afrika auf. Die meisten Großprojekte in Afrika, die man hier
aufzählen kann, befinden sich in Äthiopien.
Eines davon ist der Große Äthiopische Renaissance-Damm (GERD) am Nil, der
einmal 6000 MW Strom erzeugen soll und nach seiner Fertigstellung eines der
größten Wasserkraftwerke in Afrika sein wird. Hier sehen Sie links die
Erweiterung des Flughafens in Addis Abeba (Abbildung 2a), in der Mitte
ist die neue Eisenbahn (Abbildung 2b), die Äthiopiens Hauptstadt Addis
Abeba mit dem Nachland Dschibuti verbindet. Die Eisenbahn wird mit Beteiligung
und Unterstützung der chinesischen Regierung und des chinesischen Volkes
gebaut. Rechts ist der Renaissance-Damm (Abbildung 2c). Der Bau steht
jetzt zu fast 52 Prozent.
Wenn ich Ihnen diese Megaprojekte vorstelle, möchte ich Ihnen damit zeigen,
wie stark wir uns auf den Aufbau von Infrastruktur konzentrieren. Dieser
Infrastrukturbau erfordert natürlich die Entwicklung von Straßen, Eisenbahnen
und Luftverkehrsverbindungen.
Wir haben unterschiedliche Megaprojekte, darunter Windkraftprojekte zur
Stromerzeugung, Wohnungsbauprojekte und den Aufbau unserer Kohle- und
Düngerfabriken, ebenso wie den Aufbau der „Autobahn“, wie man in Deutschland
sagt, als Verbindung der äthiopischen Großstädte zu den Nachbarländern, sowie
den Bau von Gaspipelines zu den Nachbarländern.
Von diesen Megaprojekten profitiert nicht nur Äthiopien, da sie auch mit
den Nachbarländern verbunden sind. So fangen wir bspw. jetzt an, eine gewisse
Menge Strom in unsere Nachbarländer Dschibuti und Sudan zu verkaufen, und wir
legen die Leitungen nach Kenia und die Gasröhren von Äthiopien zum Hafen
Dschibuti.
Um an diesen Megaprojekten zu arbeiten und sie verwirklichen zu können,
brauchen wir die Kooperation und Unterstützung von Entwicklungspartnern sowie
die Kooperation der Länder in der Region.
Als ein weiteres Megaprojekt, das in Äthiopien geschaffen wird, bauen wir
Industriegebiete im Land. Es sind insgesamt zwölf Industriezonen. Diese Zonen
entstehen im ganzen Land, nicht nur in der Hauptstadt, sondern überall, im
Süden, Osten, Norden und Westen des Landes, sie dienen dem Aufbau von
Industrie in Äthiopien. Diese Industriezonen liegen in der Nähe des
Eisenbahnnetzes, das innerhalb Äthiopiens und als Verbindung zu den
Nachbarländern entsteht.
Aufschwung des Handels
Wenn wir nun diese Projekte betrachten, was verbindet sie? Ich möchte hier
darauf hinweisen, daß man dank solcher Programme, solcher wirtschaftlicher
Entwicklung, einen Aufschwung des Handels zwischen den afrikanischen Ländern
und zwischen Afrika und dem Osten bemerkt. Es laufen viele Exporte und
Importe, besonders nach China, Indien, dem Fernen Osten und dem Nahen
Osten.
Diese Nutzung der Handelsbeziehungen erfordert Initiativen verschiedener
Art. Die Strategie „Ein Gürtel, eine Straße“ bedeutet hier, die
wechselseitigen Vorteile eines erweiterten Handels zwischen Nationen weiter zu
fördern. Wissen Sie, mit der Vernetzung durch die Eisenbahnnetze, der
Vernetzung der verschiedenen Infrastrukturen zwischen den Ländern hilft der
eine oder andere bei der Stärkung der wechselseitigen Vorteile dieser Länder.
Und diese Politik ist, auch wenn wir sie nicht direkt „Ein Gürtel und eine
Straße“ nennen, ein Instrument für die rasche wirtschaftliche Entwicklung von
Nationen, und gleichzeitig wird sie auch dazu beitragen, Beziehungen zum
wechselseitigen Vorteil zwischen den Nationen zu schaffen.
Abb. 3: In Äthiopien entsteht in den nächsten fünf Jahren in zwei Phasen
ein Eisenbahnnetz, das das Land mit seinen Nachbarstaaten verbindet.
Eines der Programme zu diesem Zweck in Äthiopien ist die Vernetzung durch
die Bahn. Das ist das Netz der Bahnverbindungen, das wir innerhalb der
nächsten fünf Jahre umzusetzen planen (Abbildung 3). Die grün
markierten Strecken werden im ersten Stadium realisiert, und die roten sind
diejenigen, die in der zweiten Phase gebaut werden. Insgesamt sind es etwa
5000 Kilometer, und wie Sie auch sehen können, führen alle Bahnverbindungen in
Nachbarländer: nach Westen, zum Sudan und dann zum Südsudan, und weiter unten
auf der Landkarte geht es nach Kenia und Richtung Osten nach Dschibuti. Obwohl
also dieses Bahnnetz im wesentlichen in Äthiopien gebaut wird, ist das Ziel
dabei, die Nachbarländer mit Äthiopien zu verbinden, damit wir Handel und
Bewegung von Menschen haben können. Damit wird es nicht nur den Handels- und
Wirtschaftsbeziehungen helfen, sondern auch den Beziehungen zwischen den
Völkern und dem kulturellen Austausch.
Wie Sie in der ersten Abbildung sehen konnten, ist Äthiopien ein von fünf
Ländern umschlossenes Land, und im Rahmen der Wachstumsstrategie konzentriert
Äthiopien sich auf Infrastrukturausbau und Investitionen, weil wir wissen, daß
man als ein entwickeltes Land Wege nach außen braucht, nicht nur als Anbindung
an Häfen und ähnliches, sondern wir sind auch überzeugt, daß wir einen Ausbau
der Infrastruktur im Inland brauchen, um Handel zu ermöglichen und damit die
Menschen sich der Vorteile wirtschaftlicher Entwicklung erfreuen können. Wegen
des Mangels an Entwicklung haben wir bisher immer noch keine guten Straßen,
nur unbefestigte Straßen oder solche in schlechtem Zustand, aber wegen der
Kosten, die das für die Unternehmen bedeutet, und wegen anderer Engpässe bauen
wir unser Netz aus - das Bahnnetz wie die Straßenverbindungen -, weil das ein
entscheidender Engpaß für die regionale Integration und ebenso für die
wirtschaftliche Entwicklung ist.
Ausbau der Eisenbahnen
Das Bahnnetz ist auch verbunden mit den Häfen Dschibuti, Port Sudan und
Mombasa, wo es Anschluß an die Meeresverbindungen gibt. Für die verschiedenen
Investoren, die nach Äthiopien und auch nach Dschibuti kommen - entweder aus
Europa, den USA oder Asien -, hilft diese Vernetzung, von diesen Bahn- und
Straßenverbindungen zu profitieren.
Das hier (Abbildung 3) sind die Pläne für die Bahnen. Es sind fünf
Abschnitte. Der erste ist die Eisenbahn von der Hauptstadt Addis Abeba in
unser Nachbarland Dschibuti, die seit Anfang des Monats bereits fertiggestellt
ist. Die zweite verläuft von Mekele zum Hafen Tadjourah in Dschibuti. Die
dritte verläuft von Addis Abeba nach Westen und endet mit der Anbindung an
Juba, die Hauptstadt des Südsudan. Die nächste verläuft auch nach Nordosten,
nach Dschibuti, und die Bahn Mojo-Shashemene-Arbaminich-Weyto schließlich
verläuft nach Kenia.
Die Infrastruktur soll also nicht allein die binnenwirtschaftliche
Aktivität tragen, sondern es dreht sich auch darum, uns mit anderen
afrikanischen bzw. ostafrikanischen Märkten zu verbinden.
Welche Bedeutung hat die Strategie „Gürtel und Straße“ für unser
Eisenbahnnetz?
Die Bahnstrecke Addis Abeba-Dschibuti ist 750 km lang, und sie hat am 5.
Oktober formell den Betrieb aufgenommen. Die Bahn wurde mit Hilfe der Chinesen
gebaut, und sie ist unser Maßstab für diese Technik geworden. Sie wird mit
Sicherheit nicht die letzte sein. Sie ist eine gemeinsame Anstrengung von
Äthiopien, Dschibuti und China, und sie trägt zum wirtschaftlichen Wohlergehen
Äthiopiens und Dschibutis bei.
Die Addis Abeba-Dschibuti-Bahn trägt nicht nur zu regionalweiten Vernetzung
bei, sie dient auch als bewegliches Labor für alle Afrikaner, um ihre
Arbeitskräfte auszubilden und sich eine eigene Blaupause für Bahnnetze zu
machen.
Wir haben im Rahmen dieses Eisenbahnprojekts in Äthiopien nicht nur die
Bahnstrecke errichtet, wir haben auch mit Hilfe der chinesischen Regierung das
Ausbildungszentrum gegründet, auch für andere afrikanische Länder, die ihre
Ingenieur-Studenten nach Äthiopien schicken können, damit sie das Wissen über
Eisenbahntechnik und andere Faktoren erwerben können, dadurch selbst teilhaben
und ihre eigenen Eisenbahnprogramme schaffen können.
Sie sehen also, daß es nicht nur darum geht, die Schienen zu legen oder die
Lokomotiven zu liefern, sondern auch darum, die Kapazität zu schaffen,
Technologie zu transferieren und mit Hilfe der chinesischen Regierung die
Menschen Afrikas miteinander zu verbinden.
Ausbau des Straßennetzes
Betrachten wir nun den laufenden Straßenbau in Äthiopien. Vor etwa zehn
Jahren hatten wir ungefähr 26.000 km Straßen, aber inzwischen ist dies auf
etwa 99.500 km angewachsen, und davon sind 70% in einem guten, brauchbaren
Zustand. Die staatlichen Ausgaben für Straßen machen ein Viertel des
jährlichen Infrastrukturbudgets aus, die Regierung gibt etwa 4 Mrd.$ aus, um
in den nächsten zehn Jahren Straßen zu bauen, auszubauen und zu reparieren.
Das läuft unter dem Straßensektor-Entwicklungsprogramm (Road Sector
Development Program, RSDP). Es dient dem Zweck, die Fernstraßen, die
Verbindungsstraßen und die regionalen Straßen zu erhalten, zu reparieren und
auszubauen.
Diese Straßen verbinden nicht nur die Großstädte im ganzen Land, es werden
auch Straßen in die Dörfer und die Kleinstädte gebaut. Und wie ich sagte, ist
Äthiopien ein landeingeschlossenes Land, daher brauchen wir die Straßen als
Verbindung zu den Häfen in den Nachbarländern, damit die Importe und Exporte
auf die Straße kommen können.
Es handelt sich also nicht nur um Straßen in Äthiopien, sondern auch um
Verbindungsstraßen, sie verlaufen von Addis Abeba nach Westen und nach
Dschibuti. Die Straße folgt also der Bahnverbindung, und dahinter steht die
Idee der regionalen Integration. Und so, wie ich es in dem Teil über die
Eisenbahn schon gesagt habe, geht man davon aus, daß die Straße den Handel und
die regionale Integration fördert und die Armut verringert, indem
Autobahninfrastruktur geschaffen wird und Handelskorridore auf der Grundlage
von Straßen in Ost- und Zentralafrika organisiert werden.
Ich möchte dazu einige Beispiele erwähnen. Das eine ist das Projekt des
Korridors Mombasa-Addis Abeba, der Teil des Transafrikanischen Autobahnnetzes
ist. Wir haben in Afrika ein Programm, das sich Transafrikanische Autobahn
nennt, das in Nord-Südrichtung von Kairo bis nach Kapstadt und in
Ost-Westrichtung von Dschibuti nach dem Senegal verläuft. Die
Straßenverbindung, die jetzt zwischen Kenia und Äthiopien geschaffen wird, ist
ein Teil dieser Vernetzung. Sie sehen hier also die Bedeutungen des Projektes,
das wir „Ein Gürtel und eine Straße“ nennen können.
Das andere Beispiel, die Straße von der südsudanesischen Hauptstadt Juba
nach Addis Abeba, ist ebenfalls Teil des Transafrikanischen Autobahnnetzes, in
dem Fall von Osten nach Westen. Eine weitere Autobahn verläuft vom Hafen Lamu
im Süden Kenias in den Süden Äthiopiens und dann weiter bis zum Südsudan. Auch
hier sehen Sie also bei diesen Straßenprojekten, daß sie Teil der regionalen
Integration und der Vernetzung und Entwicklung der Länder in diesen Gebieten
sind.
Man geht davon aus, daß diese Infrastrukturprogramme, die Äthiopien mit
Kenia, Dschibuti, Sudan und Südsudan initiiert hat, eine sehr viel breitere
Wirkung haben werden, in Hinsicht darauf, den Geist der Zusammenarbeit hin zu
einer besseren regionalen Integration zu gewinnen.
Es steigert den Anteil der Bevölkerung mit Straßenanschluß, der in Afrika
um 34% liegt, verglichen mit 50% in anderen Entwicklungsländern. Und es
schafft die Verbindung zwischen Nachbarländern für eine tragfähigere und
integrierte Entwicklung.
Integration Afrikas
An dieser Stelle möchte ich auch erwähnen, daß die Staatsoberhäupter der
Afrikanischen Union (AU) dieser regionalen Integration, diesem Programm zur
Vernetzung afrikanischer Länder große Aufmerksamkeit widmen, um ein
effizientes und integriertes Verkehrsnetz zu schaffen und den Handel zwischen
den afrikanischen Ländern zu fördern. So rechnet man damit, daß in den
nächsten zehn Jahren die Investitionen in die Straßen massiv steigen werden,
getrieben von der Notwendigkeit, die Märkte und Ressourcen des Kontinents zu
erschließen. Die Verkehrsinfrastruktur soll allgemeinen Zugang für alle
afrikanischen Länder schaffen, indem die Lücken bei der Infrastruktur
geschlossen werden.
Laut dem Bericht über Afrikas Wettbewerbsfähigkeit (Africa
Competitiveness Report) können die afrikanischen Volkswirtschaften den
Prozeß der engeren Integration beginnen, wenn ihre Infrastrukturnetze so
entworfen sind, daß Produktions- und Verteilzentren auf dem ganzen Kontinent
miteinander verbunden sind. Eine solche Infrastruktur wird es Afrika
ermöglichen, wirklich konkurrenzfähig zu sein, regionale Märkte zu erschließen
und durch Investitionen und Handel von der Globalisierung zu profitieren.
Sie sehen also als Quintessenz, wie dieser Aufbau von Straßen, Bahnen und
Infrastruktur allgemein in diesem Teil Afrikas unserer Vorstellung von „Ein
Gürtel, eine Straße“, der Weltsicht der Neuen Seidenstraße entspricht.
Vielen Dank.