"Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen.
Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst."
Friedrich Schiller
  Afrika

Green Deal ebnet den Weg für eine Hungerkatastrophe

Neue Studien und Schätzungen zeigen: Die EU-Agrarpolitik wird das globale Hungerproblem massiv verschärfen.

Schon jetzt leiden viele Millionen Menschen weltweit unter Hunger und Unterernährung. Aber die mittelfristige Zukunft für die weltweite Nahrungsmittelversorgung ist noch düsterer, wenn der „Green Deal“ der EU durchgesetzt wird. Eines der führenden europäischen Agrarforschungsinstitute kommt zu dem Schluß, daß der Green Deal die Nahrungsmittelknappheit im Laufe dieses Jahrzehnts noch viel schlimmer machen wird. In einer neuen Studie1 warnen Forscher der Wageningen University & Research (WUR) in den Niederlanden davor, daß die Pläne der Europäischen Union, die Verwendung von Agrochemikalien (Pestizide, Düngemittel) und landwirtschaftlichen Flächen bis 2030 deutlich zu reduzieren, die landwirtschaftlichen Erträge verringern und die Nahrungsmittelknappheit verschärfen werden. Über die Studie, die von CropLife Europe und CropLife International, dem internationalen Verband der Hersteller von Agrochemikalien, in Auftrag gegeben wurde, berichtete Wageningen am 19. Januar unter dem Titel „Green Deal führt wahrscheinlich zu geringeren landwirtschaftlichen Erträgen“.

Die EU behauptet, ihre grünen Forderungen müßten erfüllt werden, um das Klima und bedrohte Arten zu schützen. Aber der WUR-Bericht macht deutlich, daß die EU mit ihrem Green Deal für die Landwirtschaft ganz bewußt Hunger und Unterernährung vermehrt und abertausende landwirtschaftliche Familienbetriebe ruiniert. Und das, obwohl wir heute ganz im Gegenteil eine Mobilisierung für mehr Nahrungsmittelproduktion brauchen, um die Nothilfe für Millionen von Menschen von Afghanistan bis Haiti zu gewährleisten.

Die Wageningen-Forscher konzentrierten sich auf die spezifischen Auswirkungen der Strategien „Farm2Fork“ (F2F) und „Biodiversität“ (BD), die beide Teil des „Green Deal“ der EU sind. Sie untersuchten die Auswirkungen auf einjährige Kulturen (Weizen, Raps, Mais, Zuckerrüben, Hopfen und Tomaten) und mehrjährige Kulturen (Äpfel, Oliven, Trauben und Zitrusfrüchte).

Die Studie entwirft vier Szenarien, unter denen eine oder mehrere der im F2F-Programm geforderten spezifischen Maßnahmen umgesetzt werden. Das erste Szenario geht von einer Verringerung des Einsatzes von Pestiziden um 50% aus. Szenario 2 geht von einer Verringerung von Düngemitteleinsatz und anderen Maßnahmen gegen Nährstoffverluste um 20% aus. Szenario 3 geht davon aus, daß mindestens 25% der landwirtschaftlichen Flächen „ökologisch“ bewirtschaftet werden. Szenario 4 schließlich kombiniert die ersten beiden Maßnahmen mit einem weiteren Ziel der Grünen: die Stillegung von mindestens 10% der landwirtschaftlich genutzten Flächen als Naturschutzgebiet.

Die Forscher führten detaillierte Fallstudien in 25 landwirtschaftlichen Betrieben in der gesamten EU durch. Sie beschrieben für jeden davon, welche Anpassungen die Landwirte beim Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln vornähmen, wenn die neue EU-Politik Realität würde. Sie extrapolierten die Auswirkungen auf die Ebene der EU-Mitgliedstaaten und verwendeten Wirtschaftsmodelle, um die Auswirkungen auf den Markt zu bewerten.

Laut Johan Bremmer, einem der beteiligten Wissenschaftler, hat die Umsetzung der Strategien „Farm2Fork“ und „Biodiversität“ negative Auswirkungen. Szenario 4 „zeigt einen durchschnittlichen Produktionsrückgang von 10-20%“, bei einigen Kulturen könnten es sogar 30% sein.

Schon kurz nach der ersten Ankündigung der F2F-Strategie im Mai 2020 hatten Forscher des US-Landwirtschaftsministeriums mit anderen Methoden die gleichen Ergebnisse wie Wageningen prognostiziert.2 Sie kamen zu dem Ergebnis, daß jedes der Szenarien des Green Deal und der F2F-Agrarpolitik in diesem Jahrzehnt die weltweite Nahrungsmittelknappheit verschärfen würde, selbst wenn sie nur in Europa umgesetzt werden sollten.

Die Kalkulation eines deutschen Landwirts

Ein erfahrener deutscher Landwirt hat dazu eigene Berechnungen der kommenden weltweiten Nahrungsmittelknappheit und Hungersnöte angestellt, die der Green Deal der EU zur Folge hätte. Er reagierte auf Facebook auf das kurze Video des Schiller-Instituts „Warum dürfen Landwirte keine Lebensmittel produzieren?“3 Seine Schlußfolgerung ist, daß Lebensmittel für 400 Millionen Menschen nicht produziert werden können, wenn der Green Deal nicht gestoppt wird. Er schreibt in seinem Kommentar:

    „Die EU-Biodiversitätsstrategie, bzw. der Green Deal, der eingeführt werden soll, um Natur, Lebensräume und Tiere (vor allem Insekten) zu schützen, bringt schwerwiegende Folgen für die Welternährung mit sich. Bitte lesen Sie sich folgendes durch. Die Berechnungen basieren auf realistischen Werten, die zum Teil gerundet wurden:

    • Alleine durch die Forderung von 25% Biolandwirtschaft in Europa können 145 Millionen Menschen weniger ernährt werden. (Konventionelle Landwirtschaft benötigt ca. 2000 m², Biolandwirtschaft 6000 m², um einen Menschen zu ernähren).

    • 10% Stillegung europaweit nehmen 17,4 Millionen Hektar Nutzfläche aus der Produktion, wodurch nochmals 87 Millionen Menschen weniger ernährt werden können!

    • 50% Pflanzenschutzreduzierung wird nochmals 20% weniger Erträge bedeuten und somit weiteren 112,5 Millionen Menschen die Nahrung rauben!

    • 20% Düngung unter Bedarf fordern etwa nochmals 10% weniger Ertrag, was 56,25 Millionen Menschen entspricht.

    Das sind zusammen 400 Millionen Menschen nach europäischen Standard bzw. Verbrauch, die nach dieser EU-Verordnung weniger ernährt werden können. (Wenn man bedenkt, daß ein Afrikaner heute vielleicht nur mit der Hälfte auskommen muß, sind es schon 800 Millionen.) Dies zusätzlich zu den 24.000 Menschen, die heute täglich weltweit verhungern, die zusätzlich zum Verhungern verurteilt werden!

    Die 400 Millionen werden sicher nicht in Europa verhungern, da die reichen Länder das Essen den armen Ländern wegkaufen werden. Somit werden zusätzlich diese 400 bzw. 800 Millionen Menschen in den armen Ländern, für die Europäer fast unbemerkt, verhungern müssen.

    Damit geht die EU bestimmt in die Geschichte ein!

    Zum Vergleich: Im Zweiten Weltkrieg kamen in sechs Jahren 60 Millionen Menschen ums Leben!

    Jeder, der das fordert, muß auch Verantwortung dafür tragen!“

eir


Anmerkungen

1. Siehe https://www.wur.nl/en/research-results/research-institutes/economic-research/show-wecr/green-deal-probably-leads-to-lower-agricultural-yields.htm#:~:text=10%20to%2020%20percent%20lower,several%20farm%20to%20fork%20targets

2. Siehe https://www.ers.usda.gov/publications/pub-details/?pubid=99740

3. Siehe https://schillerinstitute.com/de/blog/2022/01/24/video-nahrungsmittelkrise-warum-duerfen-landwirte-keine-nahrungsmittel-produzieren/