"Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen.
Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst."
Friedrich Schiller
  Afrika

Brüssel will Afrika mit „grünem Wasserstoff“ irreleiten

Afrika. Während die EU eine „grün“ gefärbte Kolonialpolitik in Afrika verfolgt, setzt Frankreich auf eine Zusammenarbeit mit China.

Das Gipfeltreffen zwischen der EU und der Afrikanischen Union (AU) am 17.-18. Februar in Brüssel endete mit dem Versuch Brüssels, Afrika im Rahmen von „Global Gateway“, der angeblichen EU-Alternative zu Chinas Gürtel- und Straßen-Initiative, einen Plan zur Produktion von „grünem Wasserstoff“ für Europa zu verkaufen. Auf der abschließenden Pressekonferenz setzte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen das Ziel, „den Klimawandel zu beenden“, und dafür „braucht die Welt Afrika“.

Um ihre Dekarbonisierungsziele zu erreichen, möchte die EU Wasserstoff vom afrikanischen Kontinent importieren. In ihrer Wasserstoffstrategie 2020 sieht die Kommission bis 2030 insgesamt 40 GW an erneuerbaren Wasserstoff-Elektrolyseuren in der EU-Nachbarschaft vor, ein Großteil davon in Nordafrika. Die Installation dieser 40 GW erfordert nach EU-Angaben 77 GW an erneuerbarer Energiekapazität. Diese zusätzliche Kapazität würde ausschließlich dem EU-Bedarf dienen, obwohl 600 Millionen Menschen in Afrika überhaupt keinen Zugang zu Strom haben. Sagte da jemand: Kolonisierung?

Das Konzept des grünen Wasserstoffs wurde vom Club of Rome entwickelt, dessen deutsches Büro die Idee hatte, die Sahara mit Solarzellen vollzustopfen, um Strom für Europa zu erzeugen. Aus dieser Idee wurde 2009 die Desertec Industrial Initiative (DII), die schließlich Anfang 2020 die MENA Hydrogen Alliance ins Leben rief, um Energieprojekte im Nahen Osten und Nordafrika zu unterstützen, die Wasserstoff für den Export produzieren.

Als erstes Paket von Global Gateway versprach von der Leyen 150 Mrd.€ für Investitionen in Afrika über die nächsten sieben Jahre. In Wirklichkeit stammen aber nur 36,8 Mrd.€ aus dem EU-Haushalt und 20 Mrd.€ aus Zusagen der Mitgliedstaaten, der Rest sind nur Garantien für private Investoren - falls sich solche finden. Der größte Teil des Geldes wird also in Form von Privatkrediten vergeben, geknüpft an die Bedingung, daß das Geld in Projekte des „grünen Wende“ investiert werden muß.

Einige afrikanische Länder werden vielleicht in die Falle dieser neuen Version der Praxis der Konquistadoren tappen, Modeschmuck gegen Gold zu tauschen, aber viele werden die Erschließung ihrer Gas- und Ölfelder nicht aufgeben, wie der senegalesische Präsident und amtierende AU-Vorsitzende Macky Sall am 10. Februar öffentlich gegenüber von der Leyen erklärte.

Frankreich und China starten erstmals gemeinsame Infrastrukturprojekte in Afrika

Während die EU in Afrika eine Neuauflage der Kolonialpolitik „im grünen Gewande“ betreibt, setzt Frankreichs Präsident Macron auf eine Zusammenarbeit mit China in tatsächlichen Entwicklungsprojekten. Zwei Tage vor dem Telefonat Macrons mit seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping am 16. Februar unterzeichneten Beamte der Wirtschaftsministerien beider Länder eine Vereinbarung über die Finanzierung von sieben gemeinsamen Projekten in Drittländern, davon sechs in Afrika. Die Projekte im Wert von mehr als 1,5 Mrd.€ betreffen Infrastruktur, Umweltschutz und Energie.

Die Ankündigung erfolgte durch das chinesische Ministerium, die französische Regierung äußerte sich nicht. Wahrscheinlich wollte Paris die bilaterale Zusammenarbeit unmittelbar vor dem EU-Afrika-Gipfel nicht hervorheben, auf dem Brüssel seine Initiative „Global Gateway“ vorstellen wollte, die ausdrücklich als Konkurrenz zu Chinas Gürtel- und Straßen-Initiative gedacht ist.

Macron und Xi vereinbarten auch eine intensivere Zusammenarbeit bei der Nutzung des grenzüberschreitenden Interbank-Zahlungssystems in Renminbi (RMB) durch französische Finanzinstitute, insbesondere für den bilateralen Handel. Chinesischen Ökonomen zufolge könnten Frankreich und später auch die EU den Yuan unter ihre Reservewährungen aufnehmen und so ihre Reserven diversifizieren, um Risiken aus dem instabilen Dollarsystem zu vermeiden.

Die beiden Staatsoberhäupter erörterten insbesondere den Handel in den Bereichen Landwirtschaft und Finanzen. Laut der französischen Zusammenfassung werden beide Länder „ihre Anstrengungen zur Förderung von Projekten in den Bereichen Luftfahrt, zivile Kernkraft und Raumfahrt verdoppeln“.

Die sieben angekündigten Projekte sind:

  • Abwasserbehandlung in Dakar, ein Projekt, das von der französischen Entwicklungsagentur und der chinesischen Entwicklungsbank unterstützt wird.

  • Drei Wasserkraftprojekte in Gabun, an denen das chinesische Unternehmen Sinohydro und die französischen Unternehmen Meridiam und Eranove arbeiten werden.

  • Modernisierung eines Hafens in der Elfenbeinküste dank der Zusammenarbeit zwischen dem chinesischen Unternehmen China Harbor und Cacib (Investitionsbank von Crédit Agricole).

  • Straßenausbau in Guinea durch das chinesische Unternehmen CRBC und das französische Unternehmen Egis.

  • Ein Windpark in Griechenland, bei dem China Energy Investment und EDF zusammenarbeiten.

eir