Wo sind die Erwachsenen im Raum,
die Frieden schaffen?
Bericht vom 89. Treffen der Internationalen Friedenskoalition
Das 89. wöchentliche Internettreffen der Internationalen Friedenskoalition
(IPC) am 14. Februar war historisch, denn im Mittelpunkt stand ein Dialog
zwischen der Gründerin des Schiller-Instituts und IPC-Initiatorin Helga
Zepp-LaRouche und der ehemaligen südafrikanischen Außenministerin Dr.
Naledi Pandor, die für ihre Führungsrolle im gesamten Globalen Süden
bekannt ist – unter anderem für ihren persönlichen Einsatz bei Südafrikas Klage
gegen Israel vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) wegen des Völkermordes im
Gazastreifen.
Zepp-LaRouche eröffnete den zweieinhalbstündigen Dialog mit der Feststellung,
die Gefahr eines atomaren Weltkriegs sei zwar weiterhin groß, aber die jüngsten
dramatischen Veränderungen böten auch Hoffnung für die Zukunft. Als Anzeichen
für diese Veränderungen nannte sie das Telefongespräch zwischen den Präsidenten
Trump und Putin, Trumps Aufruf zu neuen Rüstungskontrollgesprächen zwischen den
USA, Rußland und China sowie die Erklärung der US-Regierung, die Ukraine könne
kein Mitglied der NATO werden. Dagegen sei Trumps Vorschlag für Gaza schrecklich
und völlig inakzeptabel. Dies sei ein weiterer Beweis dafür, daß LaRouches
Oasenplan1 dringend benötigt wird, verbunden mit einer
Zweistaatenlösung. Der von Ägypten vorgelegte Plan für den Wiederaufbau des
Gazastreifens sei ein guter Anfang, sollte aber mit dem Oasenplan kombiniert
werden, um den enormen Entwicklungsbedarf aller Länder der Region zu decken.
Zepp-LaRouche betonte, der Aufbau einer neuen globalen Sicherheits- und
Entwicklungsarchitektur2 sei ein notwendiger Schritt, um die vielen
Probleme zu lösen, mit denen die Menschheit konfrontiert ist.
Pandor unterstützte gleich zu Beginn ihres Beitrags den Oasenplan: Das sei
eine wichtige Idee und ein sehr nützlicher Vorschlag, den die gegnerischen
Parteien sorgfältig prüfen sollten. Sie erinnerte daran, daß die Südafrikaner
sich seit dem Beginn ihres Kampfes für die Befreiung von der Kolonialherrschaft
vor 30 Jahren einig waren, daß sie mit ihren Unterdrückern einen Dialog führen
müssen, ohne dabei die Bedürfnisse der Unterdrückten zu ignorieren.
Wirtschaftliche Entwicklung im Nahen Osten sei notwendig und müsse die
Palästinenser einbeziehen, gleichzeitig müsse man aber auch mit den Israelis und
mit den Unterstützern ihres Völkermordes im Westen reden. Man müsse die
Palästinenser fragen, was sie selbst sich für ihre Zukunft wünschen; Pläne, die
keine Souveränität für sie beinhalten, seien von vorneherein inakzeptabel. Fast
die ganze Welt sei für die Zweistaatenlösung, aber die Lage habe sich im Laufe
der Jahre dramatisch verändert, weil israelische Siedler große Teile des
palästinensischen Landes besetzt haben, auch mit Mord und Enteignung, was eine
Eigenstaatlichkeit Palästinas ohne die Räumung dieser illegalen Siedlungen
unmöglich mache. Heute herrsche große Wut zwischen beiden Seiten, die überwunden
werden müsse.
Später sagte Pandor in ihrer Antwort auf eine Frage, die Freiheitsbewegung in
Südafrika habe schon früh erkannt, daß sie die Afrikaner einen muß, gerade weil
die Kolonialpolitik darauf abzielte, sie zu spalten. Sie hätten gelernt, daß
Unterdrückung nicht nur auf Rassenidentität, sondern auch auf moralischen
Grundsätzen beruht und sie sich deshalb gegen die Apartheid, aber nicht gegen
die Weißen an sich wenden mußten. Man mußte beide befreien, Unterdrückte wie
Unterdrücker.
Sie forderte das Schiller-Institut und die IPC auf, einen Weg zu finden, den
Lösungsprozeß auszutesten – zu sehen, inwieweit Palästinenser bereit sind, sich
mit Israelis an einen Tisch zu setzen, und umgekehrt. Wir bräuchten „Erwachsene
im Raum“, aber sie sei sich nicht sicher, ob sie bisher schon viele ausgemacht
habe. Die IPC solle solche „Erwachsenen“, die sich für Frieden durch Entwicklung
einsetzen, in allen Ländern finden. Das Schiller-Institut und die IPC könnten
entscheidend dazu beitragen, diesen Prozeß einzuleiten, und dazu vielleicht eine
Reihe von Treffen abhalten, um diese Themen aufzugreifen.
Sie sprach auch die jüngste Exekutivanordnung von Präsident Trump gegen
Südafrika an. Die Buren (weißen Südafrikaner), denen Trump darin Zuflucht in den
USA anbietet, hätten das bereits abgelehnt. Diese Anordnung sei „ohne Recherche“
unterzeichnet worden und stelle die Politik ihres Landes völlig falsch dar. Sie
freue sich darauf, daß die IPC die „Erwachsenen“ findet und auch Trump davon
überzeugt, daß Südafrika ein verläßlicher Partner ist.
Frieden und Entwicklung sind unteilbar
Donald Ramotar, der ehemalige Präsident von Guyana, dankte Pandor und
sagte, in unserem gemeinsamen Kampf für den Frieden müßten wir etwas gegen die
ungerechten wirtschaftlichen Bedingungen in vielen Teilen der Welt tun. „Wir
brauchen einen kühnen Plan, wie den Win-Win-Ansatz von Xi Jinping, bei dem es
keine Verlierer gibt.“ LaRouches Oasenplan beruhe auf einer Kombination von
Frieden und Entwicklung. Chinas Gürtel- und Straßen-Initiative (BRI, Neue
Seidenstraße) sei Grund zur Hoffnung auf eine solche globale Lösung. Er
beklagte, daß Panama auf Druck von Trumps Regierung seine Beteiligung an der BRI
beendet. Der Oasenplan sei ein tragfähiger Plan für den Wiederaufbau des
Gazastreifens und die Region, und er könne ein zentraler Bestandteil eines
globalen Plans sein, an dem auf jeden Fall Rußland und China beteiligt sein
müßten. Er stimmte Dr. Pandors Ansicht zu, daß eine Zwei-Staaten-Lösung für
Palästina notwendig ist und daß die Vereinten Nationen in der Weltpolitik eine
zentrale Rolle einnehmen müssen, weil sie die einzige Institution sind, die alle
Nationen vertritt.
Dennis Fritz, Direktor des Eisenhower Media Network (EMN)3
und ehemaliger Command Chief Master Sergeant der US-Luftwaffe, sagte, er sei
optimistisch, was Trumps Beendigung des Krieges in Europa angehe, aber
pessimistisch in Bezug auf die Lage im Nahen Osten. Die Biden-Regierung sei „die
bösartigste, die ich erlebt habe, weil sie den Völkermord in Gaza zugelassen und
sich zu eigen gemacht hat“. Präsident G.W. Bush und die Neokonservativen hätten
Amerika in die Kriege im Irak, in Libyen und in Syrien gestürzt, Biden und die
Zionisten hätten uns die Katastrophe im Nahen Osten beschert. Das EMN lobe in
einem neuen Bericht Trump für seinen Anruf bei Präsident Putin und seine
Forderung nach Wiederaufnahme der Abrüstungsverhandlungen: „Er versucht,
erwachsen zu sein.“ Aber die Feinde des Friedens „werden versuchen, ihn zu Fall
zu bringen“. Fritz sprach Pandor besonderen Dank und Anerkennung für Südafrikas
Vorreiterrolle bei der Beendigung des Völkermords in Gaza aus und erklärte seine
Unterstützung für den Oasenplan.
Zepp-LaRouche sagte, wir dürften uns von den Problemen der Vergangenheit
nicht abschrecken lassen, sondern müßten diese Zeit als eine Chance für große
Veränderungen betrachten. „Wir stellen Trumps Regierung den Oasenplan vor, als
den einzigen Plan, der wirklich funktionieren kann.“ Ägypten seinerseits habe
einen nützlichen Plan vorgelegt, und man sollte versuchen, ihn mit dem Oasenplan
zu kombinieren. „Wir sitzen alle in einem Boot“, und wir sollten darüber
nachdenken, die gesamte Wüste von Nordafrika bis Zentralasien zu begrünen.
Pandor stimmte Präsident Ramotars Aussagen über den Zusammenhang zwischen
Frieden und Entwicklung zu. Große Teile der Welt litten immer noch unter Armut
und Hoffnungslosigkeit, und die Feindseligkeit gegenüber den Nationen des
Nordens nehme zu. „Wenn wir diesen Moment verpassen, kann ich mir das Chaos, das
dann entstehen könnte, gar nicht vorstellen.“ Wir müßten für eine Rückkehr zur
Vernunft sorgen. Dazu brauche man eine weltweite Koalition – positive Ratgeber,
deren Stimme in allen Nationen gehört wird. Der Oasenplan umfasse viele wichtige
Themen für ganz Afrika, wo Wasser und Strom sehr knapp sind. Afrikanische
Regierungen sollten sich den Bemühungen zur Annahme des Plans anschließen, der
große Entwicklungsplan „Afrika 2063“ und der Oasenplan ergänzten einander sehr
gut.
Helga Zepp-LaRouche schloß die Veranstaltung mit einem erneuten Aufruf zur
Gründung eines „Rats der Vernunft“ mit Persönlichkeiten aus allen Ländern, die
sich mit ihrem Lebenswerk für das Gemeinwohl eingesetzt haben.
Anmerkungen
1. Der Oasenplan: LaRouches Vision für Südwestasien, Video, Schiller-Institut.
2. Zehn Prinzipien für eine neue internationale Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur,
Helga Zepp-LaRouche, Schiller Institute.
3. Eisenhower Media Network.