Spanien: Brückenkopf der Eurasischen Landbrücke nach Afrika
Von Dennis Small
Spanien - heute als Epizentrum des bankrotten transatlantischen
Finanzsystems und mit einer schockierenden Jugendarbeitslosigkeit von über 50%
in den Schlagzeilen - wird morgen in einer sich belebenden Weltwirtschaft
eines der wichtigsten geographischen und wirtschaftlichen Brückenländer
zwischen Europa und Afrika sein. Es wird eine zentrale Rolle einnehmen, um
insbesondere in Nordafrika die Entwicklung von Wissenschaft, Infrastruktur,
technischen Einrichtungen und Kapitalgütern in Gang zu setzen. Dabei werden
gleichzeitig die eigenen, massiv un-, unter- und fehlbeschäftigten
Arbeitskräfte - besonders unter den Jugendlichen - in Spanien selbst wieder
produktive Arbeitsplätze finden.
Um mehr als 10 Mio. neue produktive Arbeitsplätze in Spanien zu schaffen
und Millionen weitere Jobs im gesamten Mittelmeerraum schaffen zu helfen, muß
Spanien zusammen mit seinem Nachbarn auf der Iberischen Halbinsel, Portugal,
große Entwicklungsprojekte in folgenden Bereichen in Angriff nehmen:
- Bahn: Spanien wird entlang von etwa 15.000 Kilometern neuer
Hochgeschwindigkeitsbahnstrecken (darunter auch Magnetbahnsysteme) in ganz
Spanien und Portugal Entwicklungskorridore mit modernsten Industrieanlagen
bauen und diese über Südfrankreich an die Weltlandbrücke anbinden.
- Tunnel unter der Straße von Gibraltar: Die europäischen
Bahnkorridore werden über einen 40 km langen Tunnel unter der Straße von
Gibraltar an das zukünftige nordafrikanische Bahnnetz angebunden. Ein solches
Projekt hat die gleiche Bedeutung wie der Beringstraßentunnel und das Projekt
zur Schließung der Darien-Lücke, da damit ein gesamter Kontinent Anschluß an
die Weltlandbrücke erhält.
- Wasser: Spanien wird wichtige Flußumleitungspläne wie
das Ebro-Projekt aus der Schublade holen, um u.a. einen Kubikkilometer Wasser
pro Jahr in die Trockengebiete an der Mittelmeerküste zu leiten; zudem werden
bis zu 1,5 Kubikkilometer Frischwasser pro Jahr mit nuklearen
Entsalzungsanlagen erzeugt werden.
- Kernkraft: Neben den für die Entsalzung benötigten
Kernkraftwerken wird Spanien moderne Kernkraftwerke der vierten Generation
bauen, um die derzeit mit seinen acht alten Anlagen jährlich erzeugten 7500 MW
zu verdreifachen. Damit kann sich Spanien von der wirtschaftlich destruktiven
(und wissenschaftlich inkompetenten) Ausrichtung auf Wind- und Sonnenenergie
befreien, die dem Land auf Geheiß des Britischen Empire vom World Wildlife
Fund (WWF) aufgenötigt wurde.
- Erforschung des Weltraums: Die Kanarischen Inseln sind der
ideale Ort für ein neues euro-afrikanisches Raumfahrtzentrum, eine
Wissenschaftsstadt und eine Startbasis für Satelliten. Wichtige
Forschungsarbeiten könnten hier in Absprache mit Griechenland, Italien und
anderen Ländern zur Früherkennung von Erdbeben und für andere Projekte im
Rahmen des Programms zur Verteidigung der Erde geleistet werden.
Nicht zum ersten Mal in seiner Geschichte würde Spanien damit eine
Katalysatorfunktion am Schnittpunkt verschiedener Zivilisationen übernehmen.
Unter der persönlichen Anleitung von Alfons X. („der Weise“), König von
Kastilien und Léon von 1252-1282, entwickelte sich die kastilische Hauptstadt
Toledo zum wichtigsten Wissenschaftszentrum Europas der damaligen Zeit, wo die
griechische Klassik und die größten Errungenschaften der arabischen
Renaissance Eingang in das kontinentale Europa fanden. Bekannt wurde Alfons
insbesondere wegen seiner astronomischen Leistungen und der Gründung einer
Übersetzerschule in Toledo, in der die hervorragendsten Gelehrten der drei
großen monotheistischen Weltreligionen, des Islam, des Christentums und des
Judentums, zusammenkamen, um die wichtigsten religiösen und wissenschaftlichen
Texte in die Sprachen der jeweils anderen Kulturen zu übertragen.
Es ist höchste Zeit für eine neue „Alfonsinische Ära“!
Quelle: Spanisches Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei und
Ernährung

Karte 1: Bevölkerungsdichten in der Europäischen Union
Unterbevölkert...
Da die Entwicklung der produktiven Arbeitskraft die einzige Quelle
wirklichen Reichtums in einer Volkswirtschaft ist, muß unsere Diagnose und
Therapie für die spanische Gesellschaft an der Demographie ihrer Arbeitskräfte
ansetzen.
Spanien hat eine Gesamtbevölkerung von 46,2 Mio. Menschen und eine
Bevölkerungsdichte von 91 Einwohnern pro Quadratkilometer. Die Bevölkerung
verteilt sich jedoch sehr ungleichmäßig über das Land, wobei sich die größten
demographischen Konzentrationen entlang der Mittelmeerküste und um die
Hauptstadt Madrid befinden. Das gesamte zentrale Gebiet, etwa die Hälfte der
Landesfläche, hat hingegen eine Bevölkerungsdichte von weniger als 25 pro
Quadratkilometer. Durchschnittswerte haben allerdings in der realen Welt der
physischen Ökonomie nur wenig Bedeutung.
Wie aus Karte 1 ersichtlich ist, schneidet Spanien bei der
Bevölkerungsdichte im Vergleich mit dem übrigen Westeuropa schlecht ab, dünn
besiedelte Länder wie Schweden und Finnland ausgenommen.
Während des 20. Jahrhunderts hat sich die Gesamtbevölkerung Spaniens zwar
verdreifacht, aber 11 von 50 Provinzen erlebten in diesem Zeitraum einen
absoluten Bevölkerungsrückgang, da es immer weniger möglich wurde, mit
traditioneller Landwirtschaft zu überleben und in diesen Gegenden keine neuen
Arbeitsplätze entstanden. Infolgedessen wanderten die Menschen in die
Küstenregionen und die Großstädte ab, wo es heute Arbeitslose in großer Zahl
gibt.
Eine Karte der jährlichen Niederschläge (Karte 2) zeigt ein
ähnliches Problem: Etwa die Hälfte des Landes - besonders das mittelspanische
Hochland (Meseta) - sind Halbtrockengebiete mit weniger als 500 mm
Niederschlag im Jahr. Das Fehlen größerer Bewässerungsprojekte, um Wasser (und
damit Entwicklung und Menschen) in diese Regionen zu bringen, ist einer der
Hauptgründe für die historische Unterentwicklung des Landes.
Eine Karte des Schienennetzes (Karte 3) zeigt einen interessanten
Gegensatz. Spanien verfügt über ein 19.000 km langes Eisenbahnnetz, wovon 2600
km Hochgeschwindigkeitsstrecken sind. Damit nimmt Spanien in Europa den ersten
Platz beim Betrieb von Hochgeschwindigkeits-Schienenkilometern ein und den
zweiten Platz in der Welt nach China.
... und unterbeschäftigt
Die spanische Wirtschaft hat eine destruktive Schieflage in Richtung
Tourismus und Immobilien, wobei nach offiziellen Statistiken 69% der
Beschäftigten im sogenannten Dienstleistungssektor tätig sind (darunter
370.000 „gemeldete“ Prostituierte). Nur 13% arbeiten im produzierenden
Gewerbe, 9% im Bau und Bergbau, 5% im Transportwesen und 4% in der
Landwirtschaft. Wenn es nach dem Willen des Britischen Empire ginge, würde das
gesamte Land bald zu einer „Hurenkultur“ werden.
Am deutlichsten in dieser Hinsicht war das Angebot von Sheldon Adelson, dem
größten Betreiber von Spielkasinos in der Welt, darunter das Las Vegas Sands.
Im April 2012 machte er das Angebot, für eine Gesamtsumme von 35 Mrd. Dollar
in Spanien 12 Kasino-Resorts mit jeweils 3000 Zimmern zu bauen, die 11
Millionen neue Touristen im Jahr anlocken sollen. Dadurch würden in Spanien
300.000 neue Jobs entstehen, behauptete Adelson, der sich auch einen Namen als
Großspender für Newt Gingrichs gescheiterte Präsidentschaftskandidatur gemacht
hat und ein enger Freund des kriegswütigen israelischen Ministerpräsidenten
Bibi Netanjahu sowie ein Hauptakteur in den Kreisen um das britische
Schwarzgeld- und Verbrechersyndikat Dope Inc. ist. Gegen dieses „Angebot“
regte sich in Spanien verständlicherweise Widerstand, denn auf diesem Wege
würde sich die Prostitution in Spanien dramatisch weiter erhöhen - über die
370.000 hinaus, die bereits jetzt legal in der „Prostitutionsindustrie“
beschäftigt sind.
Die Arbeitslosigkeit in Spanien liegt offiziell bei 24,4% und bei über 50%
unter den 16-24jährigen - die schlechtesten Zahlen in ganz Europa. Die
regionale Verteilung zeigt, daß drei der 17 autonomen Regionen über 30%
Arbeitslosigkeit haben: Andalusien 33,2%, Kanarische Inseln 32,3% und
Extremadura 32,1%. Andalusien ist davon mit fast 8,3 Mio. Einwohnern die
bevölkerungsreichste Gegend im Land.
So schlecht wie die offizielle Arbeitslosenstatistik klingt, sie ist noch
nichts im Vergleich mit der realen Arbeitslosigkeit, die sich nach dem
realwirtschaftlichen Maßstab von Lyndon LaRouches pädagogischem Balkendiagramm
errechnet.1
Von der Gesamtbevölkerung von 46,2 Mio. befinden sich 30,7 Mio. im
arbeitsfähigen Alter (16-64 Jahre). Davon gelten nur 23,1 Mio. als Teil der
Erwerbsbevölkerung (siehe Tabelle 1), und zwar 18,1 Mio. als
beschäftigt (vor vier Jahren waren es noch 20,2 Mio.) und 5 Mio. als
arbeitslos (gegenüber 2,6 Mio.). Tatsache ist jedoch, daß nicht weniger als
die Hälfte davon in Bereichen wie Tourismus, Einzelhandel, Verwaltung usw.
unproduktiv beschäftigt ist (berechnet pro Sektor nach den offiziellen
Beschäftigungsstatistiken des spanischen Statistikamtes INE).
Tabelle 1: Wirtschaftlich aktive Bevölkerung (WAB) und Beschäftigung (in Mio.)
|
Jahr
|
2008
|
2009
|
2010
|
2011
|
WAB gesamt
|
22,8
|
23,0
|
23,1
|
23,1
|
beschäftigt
|
20,3
|
18,9
|
18,5
|
18,1
|
produktiv beschäftigt
|
10,7
|
9,7
|
9,4
|
9,0
|
Anteil der produktiv Beschäftigten
an der WAB
|
47%
|
42%
|
41%
|
39%
|
Junge Erwerbsbevölkerung
(16-24 Jahre)
|
2,4
|
2,2
|
2,0
|
1,9
|
beschäftigt
|
1,8
|
1,4
|
1,2
|
1,0
|
produktiv beschäftigt
|
0,8
|
0,6
|
0,5
|
0,4
|
Anteil der produktiv Beschäftigten
an der jungen WAB
|
35%
|
27%
|
24%
|
20%
|
Quelle: INE, EIR
|
So gesehen liegt die reale Arbeitslosigkeit in Spanien heute wahrscheinlich
über 60%. Es läßt sich zwar darüber streiten, ob ein kleiner Teil der
unproduktiv Beschäftigten gesellschaftlich notwendige Tätigkeiten verrichtet
und somit in die Kategorie realer Beschäftigung fällt, doch dieser Faktor wird
durch die versteckte Arbeitslosigkeit in der Altersgruppe der 16-64Jährigen,
die formal nicht mehr zur Erwerbsbevölkerung zählen, wohl mehr als
überkompensiert; das sind all jene, die es aufgegeben haben, überhaupt noch
nach Arbeit zu suchen.
Betrachtet man die gleichen Kategorien für die Altersklasse der Jugend
(16-24), sieht man, daß die gesamte Jugenderwerbsbevölkerung von 2,4 Mio. im
Jahr 2008 auf heute 1,9 Mio. abgenommen hat - ein Rückgang um 21%. Das zeigt
eine riesige versteckte Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen, die einfach aus
der Erwerbsbevölkerung ausgeschieden sind. Die offizielle Jugendbeschäftigung
ist von 1,8 Mio. auf heute 1,0 Mio. gesunken (ein Rückgang von 44%), während
die produktive Beschäftigung von Jugendlichen von 836.000 auf 390.000 gesunken
ist (eine Abnahme von 55%). Unter der derzeitigen EU-Diktatur verschleudert
Spanien seine eigene Jugend und damit seine Zukunft.
Wenn somit die derzeitige Erwerbsbevölkerung 23,1 Mio. zählt, doch davon
nur 9 Mio. tatsächlich produktiv beschäftigt sind, bedeutet dies umgekehrt,
daß in Spanien sehr schnell bis zu 14 Mio. neue, produktive Arbeitsplätze
geschaffen werden müssen, davon mindestens 2 Mio. für junge Leute.
Die derzeitige Abwanderung hochqualifizierter Arbeitskräfte aus Spanien und
Portugal muß gestoppt und umgekehrt werden. Die Politik der EU hat zur Folge,
daß die wertvollste Ressource, die Spanien und Portugal haben, nämlich ihre
Jugend, tatkräftig ermuntert wird, ihre Heimat zu verlassen, um irgendwie zu
überleben. Im Fall von Portugal, das eine der größten Auswanderungswellen
seiner Geschichte erlebt, wo zahllose Bürger im Ausland nach Arbeit suchen,
die sie zu Hause nicht finden, hat Ministerpräsident Pedro Passos Coelho im
Dezember 2011 erklärt, arbeitslose Lehrer sollten aufhören, „sich zu
beschweren und lieber in portugiesischsprachige Länder wie Angola, Mosambik
oder Brasilien auswandern.“ Portugal hat die kürzeste Schulausbildungszeit in
Europa, wobei die unter 25Jährigen im Durchschnitt nur 7,7 Jahre eine Schule
besucht haben. Aber nach den Äußerungen der derzeitigen Regierung könnten sich
„die Lehrer ja auf dem gesamten portugiesischsprachigen Markt umschauen und
eine Alternative finden“.
Die Äußerung löste eine Welle des Protests im Land aus und viele riefen:
„Herr Ministerpräsident: Nicht wir, sondern Sie wandern aus!“
Die Politik des spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy unterscheidet
sich davon kaum; er ist genauso nur ein Befehlsempfänger von EU und IWF. Seine
Regierung verfügte eine Kürzung der Bildungsausgaben um 22% - wobei die Mittel
für Vor- und Grundschulen um 37% sinken. Angesichts von über 50%
Jugendarbeitslosigkeit verlassen spanische Jugendliche das Land en masse,
sobald sie die Schule oder Universität durchlaufen haben. In einem Offenen
Brief an die Regierung warnten spanische Wissenschaftler Mitte März 2012 vor
einem „Braindrain“ und einem Kollaps der Forschung in Spanien.
Nach der jüngsten Sparrunde in Spanien sollen sich die Studiengebühren an
den öffentlichen Universitäten verdoppeln, während gleichzeitig die
Anforderungen für die Gewährung eines staatlichen Stipendiums so
hochgeschraubt wurden, daß sie praktisch nicht mehr zur Verfügung stehen. Wie
aus Professorenkreisen verlautete, rechnen die Universitätsverwaltungen damit,
daß sich im nächsten Jahr 30% weniger Studenten einschreiben und ein Drittel
der Professoren entlassen werden. Andere Universitäten rechnen sogar mit der
kompletten Schließung.
Um diese tödliche Flucht hochqualifizierter Arbeitskräfte zu stoppen,
brauchen Spanien und Portugal einen Wiederaufbauplan, der ihrer Rolle als Teil
der Weltlandbrücke und ihrer besonderen Rolle als Brücke zwischen Europa und
Afrika gerecht wird. Spanien muß daran gehen, seine eigene Wirtschaft wieder
aufzubauen, indem es wichtige Infrastruktur- und Kapitalgüter nach Afrika
liefert.
Quelle: INE, EIR

Karte 2: Jährliche Niederschläge in Spanien und der Nationale Wasserwirtschaftsplan
Wassergroßprojekte
Der in Spanien fallende Niederschlag erzeugt etwa 112 km3 Wasser
pro Jahr, was umgerechnet etwa 2700 m3 pro Kopf und Jahr bedeutet.
Im Vergleich dazu hat ganz Europa im Schnitt 10.600 m3 pro Kopf und
Jahr zur Verfügung. Von dieser verfügbaren Gesamtmenge werden 875
m3 tatsächlich genutzt (Entnahme), was in etwa auf gleicher Höhe
wie im restlichen Europa liegt. Doch auch hier verschleiert der
Durchschnittswert die Tatsache, daß das zentrale Hochland und die spanische
Mittelmehrküste an massivem Wassermangel leiden. Infolgedessen wird in den
Trockenregionen schwerer Raubbau an den Grundwasserschichten verübt.
In Spanien insgesamt gibt es durchschnittlich 650 mm Niederschlag, aber ein
Großteil des zentralen Hochlands und die Mittelmeerküste bekommen unter 500 mm
und häufig sogar weniger als 300 mm (siehe Karte 2). Die Provinz
Almería in Andalusien ist wahrscheinlich die trockenste Gegend in ganz Europa;
im dortigen Cabo de Gata fallen kaum 125-150 mm Regen im Jahr. (Trocken- oder
Wüstengebiete erhalten nach gängiger Einstufung 0-250 mm Niederschlag pro
Jahr; Halbtrockengebiete zwischen 250 und 500 mm.)
Spanien hat eine erhebliche Anzahl von Staudämmen gebaut (die Gesamtzahl
stieg von 60 Anfang des 20. Jahrhunderts auf etwa 1000 heute) und verfügt über
Stauseen, die etwa 54 km3 Wasser speichern können - fast die Hälfte
des jährlichen Abflusses, was der höchste Anteil in ganz Europa ist. Etwa 80%
der Wasserentnahme wird in der spanischen Landwirtschaft genutzt, besonders in
dem intensiven Landbau im Südosten. Etwa 20% der Agrarfläche wird bewässert,
und man schätzt, daß auf diesem Land etwa die Hälfte des gesamten
Nahrungsmittelertrags des Landes produziert wird.
Im Juni 2001 hatte die spanische Regierung einen sehr bescheidenen
Wasserwirtschaftsplan vorgelegt, der vorsah, etwa 1 km3 Wasser pro
Jahr vom Ebro im Nordosten des Landes an die Mittelmeerküste umzuleiten,
ergänzt durch ein halbes Dutzend Entsalzungsanlagen. Doch die Umsetzung dieses
Plans wurde vom WWF und seinen grünen Gefolgsleuten in Spanien kurzerhand
gestoppt.
Von allen spanischen Flüssen führt der Ebro das meiste Wasser. Der
durchschnittliche Abfluß, der an der Meßstelle von Tortosa 48 km vor der
Mündung ermittelt wird, lag zwischen 1960 und 1993 bei 13,8 km3 pro
Jahr, was einem durchschnittlichen Durchfluß von 425 m3/s
entspricht, der aber im Jahresverlauf starken Schwankungen unterliegt. Über
die Jahre hat sich diese Menge jedoch verringert, da flußaufwärts mehr Wasser
entnommen wurde. Zwischen 2000 und 2008 wird der Durchfluß in Tortosa mit 8,8
km3 angegeben; zwei oder drei Jahrzehnte zuvor waren es noch 13,8
km3.
Seit den dreißiger Jahren wurden am Flußlauf des Ebro 138 Stauseen mit
einer Gesamtspeicherkapazität von 6,8 km3 gebaut - mehr als die
Hälfte des durchschnittlichen jährlichen Abflusses zwischen 1960 und 1990.
Der Wasserwirtschaftsplan von 2001 (siehe Karte 2) sah vor, 1,05
km3 pro Jahr oder etwa 12% der jährlichen Abflußmenge von 8,253
km3 abzuleiten. Von dieser Gesamtmenge sollten 0,19 km3
nach Barcelona im Norden, 0,315 km3 nach Valencia, 0,45
km3 nach Murcia und 0,095 km3 nach Almería im Süden
geleitet werden. Dazu sollten neben mehreren Kanälen und Pumpstationen 120
weitere Staudämme gebaut werden. Außer der für das Stadtgebiet von Barcelona
im Norden bestimmten Menge sollte das übrige Wasser hauptsächlich in der
Landwirtschaft verwendet werden.
Nach internationalen Maßstäben ist das Ebro-Projekt mit einer Umleitung von
1 km3 Wasser pro Jahr äußerst bescheiden. Nur um einen Vergleich
anzustellen: Das NAWAPA-Projekt der Nordamerikanischen Wasser- und
Stromallianz würde 165 km3 Wasser pro Jahr umleiten, und selbst bei
dem relativ kleinen PLHINO-Projekt im Nordwesten Mexikos wären es noch 7
km3 im Jahr.
Die spanische Regierung unter José Luis Rodríguez Zapatero stellte den
Wasserwirtschaftsplan jedoch 2004 ein und verfolgte statt dessen ein Vorhaben,
mit Hilfe von Entsalzungsanlagen weit weniger Wasser (0,715 km3) an
die Mittelmeerküste zu leiten. Wie abzusehen war, kam das Projekt nie in Gang.
Der Hauptakteur hinter der Sabotage des Ebro-Projekts war Prinz Philips WWF,
der grundsätzlich gegen jede Art von Wassertransfer von einem Flußlauf zu
einem anderen irgendwo auf der Welt ist.
2004 veröffentlichte der WWF einen Bericht, worin Spanien als eines der
drei europäischen Länder eingestuft wurde, die am schlechtesten mit Wasser
umgingen. In einer Presseerklärung des WWF mit der Überschrift „Sieben Gründe,
den spanischen Wasserwirtschaftsplan zu stoppen“ hieß es damals, dieser Plan
sei „nach EU-Gesetzen illegal“, „wirtschaftlich nicht gerechtfertigt“ und -
natürlich - „umweltschädlich“. Dadurch wurde eine Untersuchung des
Europaparlaments ausgelöst, in der die Planung des spanischen Projekts mit dem
„alten Sowjetstil der Wasserwirtschaft“ verglichen wurde; und die spanische
Regierung sollte gefälligst zu den Vorwürfen des WWF Stellung nehmen. Das Ende
vom Lied war, daß das Projekt eingestellt wurde.
Im Rahmen unseres Entwicklungsprogramms für den Mittelmeerraum wird das im
früheren spanischen Wasserwirtschaftsplan vorgesehene
Ebro-Wassertransferprojekt sofort wiederbelebt, wozu es jedoch erforderlich
ist, den WWF und seinen Einfluß aus dem Land zu verbannen. Das hätte mehrere
willkommene Nebeneffekte: Die grüne Gehirnwäsche der spanischen Jugend wäre
vorbei, und möglicherweise bedeutete es sogar das Ende der spanischen
Monarchie, denn immerhin ist König Juan Carlos einer der Ehrenpräsidenten des
WWF.
Das Ebro-Projekt allein ist jedoch unzureichend, um die Wasserknappheit
fast überall im Lande zu beheben. Ein ehrgeiziges nukleares
Entsalzungsprogramm sollte eingeleitet werden, um Frischwasser buchstäblich zu
produzieren.
Die beste Energiequelle, um eine Entsalzungsanlage zu betreiben, ist die
Kernenergie. Am besten kommt hierfür der modulare gasgekühlte
Hochtemperaturreaktor in Frage, der 350 MW erzeugen kann. In einem Verbund von
vier solchen HTRs könnten insgesamt 1400 MW erzeugt werden. Mit einer solchen
Energiemenge ließen sich in einer Entsalzungsanlage mit mehrstufiger
Entspannungsverdampfung etwa 145 Mio. m3 Frischwasser pro Jahr
herstellen. Darüber hinaus könnten noch 446 MW Strom erzeugt werden.
Wenn in Spanien vor allem entlang der Mittelmeerküste 10 solche
HTR-Verbünde mit angeschlossenen Meerwasserentsalzungsanlagen gebaut werden,
könnten 1,5 km3 Frischwasser pro Jahr erzeugt werden - 50% mehr als
die vom Ebro abgeleitete Menge. Damit könnte die moderne Landwirtschaft in
Spanien wirklich Fuß fassen und zahlreiche nachgelagerte Industriezweige
mitziehen.
Tabelle 2: Stromerzeugung in Spanien, 2010 (in 1000 GWh)
|
Energieträger
|
Menge
|
Anteil (%)
|
Erdgas
|
96
|
32%
|
Kernkraft
|
62
|
21%
|
Wind
|
44
|
15%
|
Sonne und andere „Erneuerbare“
|
17
|
5%
|
Wasserkraft
|
39
|
13%
|
Kohle
|
26
|
9%
|
Gasöl
|
16
|
5%
|
Gesamt
|
300
|
100%
|
Quelle: INE
|
Tabelle 3: Primärenergieverbrauch, 2010 (in Mio. Tonnen Öleinheiten)
|
Energieträger
|
Verbrauch
|
% d. Verbrauchs
|
Erzeugung
|
% d. Erzeugung
|
% d. Verbrauchs
|
Erdöl
|
62,5
|
47%
|
0,1
|
0%
|
0%
|
Erdgas
|
31,0
|
23%
|
0,1
|
0%
|
0%
|
Kernkraft
|
16,2
|
12%
|
16,2
|
47%
|
100%
|
Erneuerbare
|
14,7
|
11%
|
14,7
|
43%
|
100%
|
Kohle
|
8,5
|
6%
|
3,0
|
9%
|
36%
|
Gesamt
|
132,1
|
100%
|
34,3
|
100%
|
26%
|
Quelle: INE
|
Wende zur Kernenergie
Spanien wird sich nie entwickeln, wenn es sich nicht von der grünen
Ideologie des Britischen Empire löst, die sich im ganzen Land, vor allem unter
der Jugend verbreitet und das Land zu einem Spitzenreiter der klinisch
verrückten Förderung von Sonnen- und Windenergie gemacht hat.
Es hatte alles einmal vielversprechender angefangen, als 1964 in Spanien
der Bau des ersten Kernkraftwerks begann, das 1968 ans Netz ging. In den
siebziger und Anfang der achtziger Jahre nahmen insgesamt acht Kernkraftwerke
den Betrieb auf. Doch 1983 verhängte die sozialistische Regierung unter Felipe
Gonzalez ein Moratorium für den weiteren nuklearen Ausbau. Das Moratorium
wurde 1994 erneut bekräftigt, und fünf Blöcke, die bereits im Bau waren,
wurden aufgegeben.
Heute betreibt Spanien acht veraltete Kernkraftwerke, die 2010 21% der
Stromerzeugung des Landes übernahmen. Mit Erdgas wurden 32% und mit Kohle 9%
des Stroms erzeugt. Beträchtliche 15% des Stroms kommen von Windmühlen, 5% von
Sonnenkollektoren und anderen sogenannten erneuerbaren Quellen (Tabelle
2). Anders gesagt, mit den katastrophal niedrigen Energieflußdichten von
Wind und Sonne wird heute in Spanien genauso viel Strom erzeugt wie mit
Kernkraft.
Aufgrund der massiven finanziellen Förderung von Wind und Sonne hat die
installierte Kapazität in diesem Bereich in den letzten Jahren gewaltig
zugenommen. Allerdings hat die Regierung die Subventionen für Solaranlagen
zurückgefahren, als seit 2010 die Haushaltkürzung absolute Priorität
erhielt.
Der Stromverbrauch hatte in Spanien bis 2008 ständig zugenommen, fiel dann
jedoch auf das heutige Niveau von 5600 KWh/Jahr und Kopf zurück. Der gesamte
Energieverbrauch erreichte ebenso 2007 seinen Höhepunkt und nahm danach um 15%
pro Kopf ab. Bei seiner Energieversorgung ist Spanien extrem stark von
Ölimporten abhängig. Öl macht 47% des gesamten Energieverbrauchs aus, Erdgas
weitere 23% - und beides muß importiert werden. Kernkraft macht 12% des
Gesamtenergieverbrauchs aus, und diese wird zu 100% in Spanien selbst
hergestellt. Insgesamt produziert Spanien also nur ein Viertel der gesamten
Energie, die es verbraucht, selbst (Tabelle 3).
Im Rahmen unseres Entwicklungsprogramms wird die Kernenergie an die Stelle
des wahnwitzigen Ausbaus von Sonnen- und Windenergie treten, die weder die
Energiemengen noch die für eine moderne Gesellschaft erforderlichen
Energieflußdichten erzeugen. Selbst der verwirrte Don Quixote hatte
verstanden, daß der Kampf gegen die Windmühlen das Gebot der Stunde war.
Derzeit erzeugen Kernkraftwerke in Spanien etwa 7500 MWe, ein
Fünftel der gesamten Strommenge. Die vorgeschlagenen 10 HTR-Verbünde zur
Meerwasserentsalzung sind ein guter Anfang zur Verbesserung der Lage. Sie
würden 14.000 MWe pro Jahr erzeugen und so eine Verdreifachung der
Gesamtleistung bewirken. Davon wären 9500 MWe für die Entsalzung
zweckgebunden, und 4500 MWe wären als elektrischer Strom für
allgemeine Zwecke verfügbar. Ein Dutzend oder mehr Kernkraftwerke der vierten
Generation müßten im Landesinneren gebaut werden, um etwa 20.000
MWe pro Jahr zusätzlich zu erzeugen. Dadurch könnte in Spanien mit
dem wirtschaftlich destruktiven Vorrang von Wind- und Sonnenenergie Schluß
gemacht und auch die starke Abhängig von Öl- und Gasimporten abgebaut
werden.
In Portugal müssen an der Südküste ebenso mindestens drei solche
HTR-Verbünde gebaut werden, um Wasser zu entsalzen und zusätzlichen Strom zu
erzeugen.
Die Brücke nach Afrika bauen ...
Einer der positiven Aspekte der physischen Wirtschaft Spaniens ist sein
Eisenbahnsektor, sowohl, was die bestehende Infrastruktur angeht, als auch in
Bezug auf seine weltweit führenden Entwicklungs- und Produktionskapazitäten
für Eisenbahntechnik. Auf 2600 km des spanischen Schienennetzes sind
Hochgeschwindigkeitsbahnen im Einsatz, und es sind bedeutende weitere Strecken
im Bau. Nach den gegenwärtigen Plänen der Regierung - die im Rahmen der
Euro-Zwangsjacke niemals realisiert werden könnten - sollen bis 2020 10.000 km
für den Hochgeschwindigkeitsverkehr ausgebaut sein.
Spanien hat traditionell eine andere Spurweite (1668 mm) als die meisten
übrigen Länder Europas (1435 mm), was bis vor kurzem ein Umsteigen der
Passagiere bzw. ein Umladen der Fracht an der französischen Grenze
erforderlich machte. Portugals noch etwas größere Spurweite von 1774 mm ist
mit der spanischen kompatibel, sodaß die beiden oft als „iberische Spurweite“
bezeichnet werden. Die Spurweite ist auch ein großes Problem, wenn man nach
Osten in die Ukraine, Weißrußland und Rußland fährt, die wiederum eine andere
Spurweite haben (1520 mm).
Schon die Idee der Weltlandbrücke, vor allem, wenn man daran geht,
Magnetbahnen und andere Hochgeschwindigkeitsbahnen zu bauen, verlangt eine
Lösung dieses Problems. Neue Strecken können und sollten nach einem
einheitlichen Standard gebaut werden, aber man braucht auch Übergangslösungen,
um die bestehenden Eisenbahnnetze mit ihren verschiedenen Spurweiten zu
verbinden. Anstatt Passagiere und Fracht von einem Zug auf den anderen zu
transferieren (und die Lokomotiven zu wechseln), was sehr ineffizient ist,
gibt es nun eine von spanischen Unternehmen entwickelte Technologie, die
Spurweite der bestehenden Achsen automatisch während der Fahrt des Zuges zu
ändern (bei ungefähr 15 km/h). Dazu sind speziell für diesen Zweck gebaute
Achsen erforderlich.
Spaniens Talgo-Konzern leistet in diesem Bereicht Pionierarbeit und
entwickelte schon 1969 das erste Spurwechselsystem für den kommerziellen
Einsatz. Ein zweites spanisches Unternehmen, CAF, entwickelte 2003 sein
eigenes System. Weitere Länder, in denen entsprechende Systeme produziert
werden, sind Polen (SUW 2000, seit dem Jahr 2000), Japan (seit 2007) und
Deutschland (Rafia, bisher noch nicht im kommerziellen Einsatz).
1988 beschloß Spanien, sein gesamtes Netz von Hochgeschwindigkeitsstrecken
mit der europäischen (UIC-) Spurweite zu bauen. Derzeit sind dies im
wesentlichen vier Strecken: Madrid-Barcelona, Madrid-Valencia,
Madrid-Valladolid und Madrid-Sevilla/Malaga (siehe Karte 3).
Quelle: TEN-T Executive Agency

Karte 3: Auszubauende Eisenbahnstrecken in Spanien laut EU-Prioritäts-Projekt 19
Quelle: TEN-T Executive Agency

Karte 4: Auszubauende Frachteisenbahnstrecken in Spanien und Portugal laut EU-Prioritäts-Projekt 16
Quelle: SECEGSA (Spanien)

Karte 5: Geplanter Tunnel unter der Straße von Gibraltar (Spanien liegt auf dieser Karte links, Marokko rechts)
Es gibt eine Reihe spanischer Unternehmen, die heute im
Hochgeschwindigkeitssektor tätig sind, wie Talgo, Renfe, CAF, AVE etc. CAF
bekam kürzlich den Auftrag, fünf Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnstrecken in der
Türkei zu bauen. Talgo baute und betreibt Eisenbahnstrecken in Kasachstan,
Argentinien, den Vereinigten Staaten und auf dem Korridor
Portugal-Spanien-Frankreich-Schweiz-Italien. Sie haben auch gerade 17 Waggons
und eine Lokomotive an die Russischen Eisenbahnen verkauft, die nun im
durchgängigen Verkehr zwischen Moskau (russische Spurweite) und Berlin
(UIC-Spurweite) im Einsatz sind. Die bestehenden Hochgeschwindigkeitsstrecken
verbinden Berlin auch mit Paris und Perpignan, von wo aus sie künftig durch
einen neuen Eisenbahntunnel unter den Pyrenäen nach Figueras auf der
spanischen Seite und von dort weiter nach Barcelona und Madrid führen
werden.
Der Erfolg des gesamten Marshallplans für den Mittelmeerraum wird davon
abhängen, daß Spanien seine Stärken ausspielt und eine führende Rolle bei der
Planung, dem Bau und im Export von Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnsystemen
übernimmt. Dazu wird es gleichzeitig die entsprechenden Zuliefer-Industrien im
Bau- und Stahlsektor, in der Metallverarbeitung, der Elektro- und
Elektronikindustrie, der Telekommunikation etc. ausbauen und in den Bereich
der Magnetbahntechnik einsteigen müssen. Die so geschaffenen neuen,
produktiven Hochtechnologie-Arbeitsplätze werden einen wesentlichen Beitrag
dazu leisten, die derzeitige Arbeitslosigkeit abzubauen.
Es gibt schon heute einige Eisenbahnstrecken, die Spanien und Portugal mit
dem übrigen Europa verbinden, die weiter ausgebaut werden müssen. Dazu gehören
(neben dem Korridor Madrid-Barcelona, der bereits in Betrieb ist):
- ein atlantischer Zweig: Madrid-Valladolid (bereits in Betrieb)
-Burgos-Vitoria -Bilbao/San Sebastián-Dax-Bordeaux-Tours (-Paris)
- ein iberischer Zweig: Madrid-Lissabon-Porto
Auch das Vorrangige Vorhaben Nr. 16 im Rahmen der Transeuropäischen Netze
der Europäischen Union zum Bau einer Frachtbahnstrecke auf der Achse
Sines/Algeciras-Madrid-Paris verbindet die wichtigen Häfen Sines in
Südwest-Portugal und Algeciras (Südspanien) mit Mitteleuropa (siehe Karte
4). Dazu ist der Bau eines Hochgeschwindigkeits-Frachtkorridors notwendig,
vor allem der Bau einer Pyrenäen-Querung für den Frachtverkehr mit hoher
Kapazität, wozu der Bau eines langen Basistunnels durch die Pyrenäen
erforderlich ist.
Dies ist zwar technisch machbar, aber aufgrund der derzeitigen Lage liegen
diese Projekte der EU finanziell und politisch auf Eis und werden nicht
verwirklicht werden, solange das Maastricht-Diktat fortbesteht.
Was Portugal angeht, so wurde das Abkommen mit Spanien zum Bau einer
Hochgeschwindigkeitsstrecke von Madrid nach Lissabon von der derzeitigen
Regierung Passos Coelho 2011 auf Anweisung der Troika suspendiert. Nicht nur
diese Strecke sollte gebaut werden, sondern auch die bestehenden spanischen
Pläne zur Verbindung der beiden Länder durch vier Hochgeschwindigkeitsstrecken
(Vigo-Porto, Palamanca-Porto, Madrid-Huelva-Lissabon und Sevilla-Huelva-Faro)
sollten realisiert werden, außerdem die Hochgeschwindigkeitsstrecken von
Lissabon nach Porto und von Lissabon nach Faro innerhalb Portugals - mit
UIC-Spurweite (siehe Karte 3).
Der südlichste Punkt dieses Netzwerks in Spanien ist Algeciras. Von hier
aus wird eine neue Hochgeschwindigkeitsstrecke nach Tarifa und Cádiz gebaut
werden, denn Tarifa wird der spanische Endpunkt eines Tunnels sein, durch den
eine Hochgeschwindigkeitsbahn unter der Straße von Gibraltar hindurch nach
Tanger in Marokko und damit zum afrikanischen Teil der Weltlandbrücke führen
wird.
Der Bau eines solchen Tunnels wurde erstmals 1930 in Spanien vorgeschlagen,
und seither wurden verschiedene Möglichkeiten untersucht, darunter der Bau
einer feststehenden Brücke (was aufgrund der Unmöglichkeit, die Stützpfeiler
in mehr als 300 m Wassertiefe zu gründen, wieder verworfen wurde), einer
schwimmenden Brücke (was aufgrund der starken Strömungen in der Straße von
Gibraltar wieder verworfen wurde) und eines am Meeresgrund verankerten Tunnels
(was aufgrund der starken Strömung und der Instabilität des Meeresgrundes in
der Region ebenfalls verworfen wurde).
2003 vereinbarten Spanien und Marokko daher, den Bau eines festen Tunnels
zu untersuchen, und 2006 beauftragten die staatlichen Unternehmen SECEGSA
(Spanien) und SNED (Marokko) die bekannte schweizerische
Tunnelbau-Ingenieurfirma Lombardi, einen Plan für das Projekt auszuarbeiten.
2009 wurde der Lombardi-Vorschlag der EU vorgelegt - und seither geschah
überhaupt nichts mehr, weil die gesamte Eurozone und das Weltfinanzsystem
dabei sind zu kollabieren.
Auch der Lombardi-Vorschlag erwog den Bau einer Brücke am engsten Punkt
zwischen den beiden Kontinenten (14 km), aber da der Meeresboden hier bis zu
900 m tief ist, wurde dies als nicht machbar aufgegeben. Die ausgewählte Route
verläuft weiter westlich, von Tarifa/Spanien nach Tanger/Marokko, eine Route,
wo der Meeresboden „nur“ 300 m tief ist - womit der Tunnel immer noch der
tiefstgelegene Unterseetunnel der Welt wäre. Der Tunnel wäre etwa 40 km lang
(siehe Karte 5) und bestünde aus zwei Röhren für die Passagier- und
Frachtzüge sowie einem dazwischen liegenden Notfall- und
Versorgungstunnel.
Lombardi schätzt angesichts der beim Bau zu lösenden Probleme, daß es etwa
15 Jahre dauern wird, diesen Tunnel zu bauen. Zu diesen Problemen gehören u.a.
die Tatsache, daß der Tunnel durch eine der seismisch aktivsten Zonen der
Welt, die Azoren-Gibraltar-Verwerfungszone, führen würde, sowie
Schwierigkeiten in der Schichtung des Untergrundes, der als eine Art „Cocktail
aus Sand, Gestein und Schlamm“ beschrieben wird - „der Alptraum eines
Tunnelbauers“. Tatsächlich mußten die Ingenieure angesichts der
Gesteinsformationen und der starken Meeresströmung bereits neue Bohrmethoden
entwickeln, bloß um Probebohrungen durchführen zu können.
Zum Vergleich: Der Tunnel unter dem Ärmelkanal liegt nur 50 m unter dem
Meeresspiegel, und er ist 49 km lang. Der Beringstraßen-Tunnel würde etwa
gleich tief liegen (54 m) und insgesamt 85 km lang sein, aber dabei würde man
sich die Diomeden-Inseln als „Zwischenstationen“ zunutze machen, sodaß die
längste Tunnelstrecke hier etwa 35 km lang wäre.
Wenn der Gibraltartunnel gebaut und an das
Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnnetz angeschlossen ist, wird man 1,5 h
benötigen, um von Casablanca nach Tanger zu gelangen, 30 min für die Querung
der Straße von Gibraltar nach Tarifa/Spanien, von dort knapp 3,5 h nach Madrid
und weitere 2,5 h bis Barcelona. Man käme also in nur 8 h von Casablanca nach
Barcelona!
Auf der gemeinsamen Internetseite von SECEGSA und SNED wird das Konzept des
Projektes wie folgt zusammengefaßt: „Die feste Verbindung durch die Straße von
Gibraltar kann man als die entscheidende Verbindung zwischen zwei Kontinenten
und zwei großen Meeren betrachten, wodurch ein bis dahin nicht gekanntes
Verkehrssystem zwischen Europa und Afrika und um das Mittelmeer herum
geschaffen wird.“
Als Teil dieses Projektes wäre es angemessen, die Halbinsel Gibraltar, die
Großbritannien seit dem 18. Jahrhundert besetzt hält, an Spanien
zurückzugeben.
Auf marokkanischer Seite wird der Tunnel durch die Straße von Gibraltar mit
einem nordafrikanischen Netz von Hochgeschwindigkeitsbahnen verbunden sein.
Die Franzosen bauen schon jetzt Hochgeschwindigkeitsbahnen in Marokko, und das
ganze nordafrikanische Eisenbahnprojekt ist ideal geeignet für eine
Zusammenarbeit zwischen Frankreich, Spanien und den betreffenden Ländern.
... und weiter zu anderen Planeten!
Aber um diese ehrgeizigen Projekte auf dem Planeten Erde verwirklichen zu
können, muß die junge Generation für die wahre Mission der Menschheit, ihren
extraterrestrischen Imperativ, begeistert werden. Die wissenschaftlichen
Durchbrüche und der damit verbundene Optimismus, der heute vermißt wird,
können nur durch einen solchen Fokus und eine solche Mission bewirkt
werden.
Aus diesem Grund werden im Rahmen unseres Marshallplans für das
Mittelmeerbecken auch ein europäisch-afrikanischer Weltraumbahnhof und eine
damit verbundene Wissenschaftsstadt auf den Kanarischen Inseln entstehen.
Dieser Ort - 100 km vor der Westküste Marokkos und auf gleicher Breite wie das
amerikanische Cape Kennedy - ist ideal für ein solches Projekt.
Tatsächlich laufen auf den Kanaren schon jetzt etliche sehr
fortgeschrittene Forschungsprojekte, denn die Inseln sind Standort einer Reihe
von Observatorien. Als jüngstes und größtes wurde am 21. Mai 2012 das
Sonnenteleskop GREGOR in Betrieb genommen. Dieses größte Teleskop Europas wird
hier, auf einer Hochebene unterhalb des 3718 m hohen Vulkans Teide, von einem
Forschungskonsortium des Kiepenheuer Instituts für Sonnenphysik, dem
Astrophysischen Institut Potsdam, dem Institut für Astrophysik Göttingen und
anderen internationalen Partnern betrieben, die 2000 mit dem Bau des
GREGOR-Sonnenteleskops begannen.
Die Wissenschaftler werden mit dem GREGOR-Teleskop nicht direkt in die
Sonne schauen - das werden elektronische Meßgeräte tun, wie z.B.
Spektrographen, Polarimeter, Interferometer und Kameras. Durch drehbare
Spiegel wird der mehrfach reflektierte, gebündelte Lichtstrahl zu den
verschiedenen Instrumenten gelenkt. Ihr Zweck ist es, die verschiedenen
physischen Parameter der Sonne mit bisher unbekannter Präzision zu messen,
nicht zuletzt das Magnetfeld der Sonne, und so auch kleine Strukturen bis
hinab zu einer Größe von 70 km sichtbar zu machen - eine erstaunliche hohe
Auflösungskraft angesichts der Tatsache, daß die Sonne ungefähr 150 Mio. km
von der Erde entfernt ist.
Teneriffa ist auch Standort einer ganzen Reihe weiterer astronomischer
Observatorien, und es wird künftig einen größeren wissenschaftlichen Komplex
und eine Weltraumstadt beherbergen, die durch eine Magnetbahn mit dem
Flughafen verbunden sein werden - nicht zuletzt, weil das Gelände äußerst
gebirgig ist und somit kaum geeignet für gewöhnliche schienengebundene
Systeme. Das deutsche Eisenbahn-Forschungsinstitut in Berlin hat bereits eine
Machbarkeitsstudie für den Bau einer Magnetbahn durchgeführt.
Die Insel Lanzarote, deren von Lava beherrschte Oberfläche stark an die
Oberfläche von Mond und Mars erinnert, könnte als Testgelände für zukünftige
europäisch-afrikanische Weltraummissionen dienen - die wahre Bestimmung der
Menschheit.
Anmerkung
1. Lyndon H. LaRouche, Jr., Dialectical Economics: An Introduction to
Marxist Political Economy, Heath, New York 1975.