Europas Rolle beim Wiederaufbau Afrikas
Von Portia Tarumbwa-Strid
Die folgende Rede hielt die Autorin bei der
BüSo-Konferenz „Wiederaufbau der Weltwirtschaft nach dem Systemkrach“ am 20.
März in Berlin.
Ich möchte mit der Feststellung beginnen: Hätte Europa im
Jahr 1976 auf die Stimme der Entwicklungsländer bei dem Gipfel der
Blockfreienbewegung in Colombo (Sri Lanka) gehört, die ganz deutlich die
Politik von Lyndon LaRouche und Helga Zepp-LaRouche forderten, dann wäre die
Welt nicht in dieser Krise gelandet, die, wie jeder zugibt, mit einer
atemberaubenden Geschwindigkeit einschlägt.
Warum sage ich das? Das war ein moralisches Versagen
Europas damals, als Frau Zepp-LaRouche von der Konferenz in Colombo zurückkam
und die Medien und politischen Institutionen über die Resolution der
Blockfreienbewegung informierte, diese aber sagten, sie hätten daran kein
Interesse: Ich behaupte, daß diese Haltung die Ursache der heutigen Krise ist!
Schließlich hatte damals die Mehrheit der Weltbevölkerung
(85 Länder) für ein neues Finanzsystem gestimmt! Es handelte sich um ein
Schuldenmoratorium für Entwicklungsländer, d.h. die fiktiven Schulden, die der
IWF and die Weltbank den Entwicklungsländern aufgezwungen hatten, müßten - wie
heute - gestrichen werden, damit den Weg frei wird für Nord-Süd-Technologietransfer
als unabdingbare Rahmenbedingung für den Wiederaufbau der sog. Dritten Welt.
Daß statt dessen entschieden wurde, den Entwicklungsländern
Industrialisierung zu verweigern, hatte furchtbare Konsequenzen. Rein
demographisch stirbt Afrika. Es herrscht genau die zynische Politik, die Aldous Huxley
in seinem Buch Schöne Neue Welt beschrieben hat und die vom
Britischen Empire unterstützt wurde. Die Menschen in Afrika leiden an
Krankheiten oder sterben an Seuchen, die in der westlichen Welt größtenteils
zuletzt im Mittelalter vorkamen, weil sie ein Produkt von Unterentwicklung sind.
So sind zum Beispiel von den 922 Millionen Menschen, die
gegenwärtig in Afrika leben, 20% unterernährt, die meisten davon sind Kinder
unter 15 Jahren. Unterernährung oder Mangelernährung bei Kindern bedeutet, daß
ihr Körper nicht richtig wachsen kann, und sie können ihr geistiges Potential
nicht ausschöpfen, weil Hunger über längere Perioden die Folge hat, daß man
sich nicht konzentrieren kann oder sogar dauerhaft geistig geschädigt ist.
20% der afrikanischen Bevölkerung sind von Jodmangel
betroffen, der Kropf verursacht und lebensbedrohlich ist. Seit wir die
Globalisierung haben, ist Afrika südlich der Sahara der einzige Teil der Welt,
in dem in den letzten 20 Jahren Unterernährung zugenommen hat! Es sterben
15.000 Kinder am Tag in Afrika an Hunger!
Deshalb ist es eine Frage der moralischen
Überlebensfähigkeit der europäischen Zivilisation, ob wir diesen beispiellosen
Völkermord weiter zulassen oder nicht. Denn es gibt keinen Grund, Afrika weiter
verrecken zu lassen. Wir haben alle notwendigen Technologien, um aus Afrika den
Brotkorb der ganzen Welt zu machen!
Das heißt für Sie und mich, daß die üblichen Ausreden wie
„Ach, was können wir schon daran ändern?“ und „Die da oben machen sowieso, was
sie wollen“ kein Gehör mehr finden dürfen, wenn wir wirklich aus diese Krise
herauskommen möchten. Und alles, was man braucht, um diesen Pessimismus zu
heilen, ist eine starke Dosis von dem, was Schiller „Empfindungsvermögen“ nennt.
Wie er im 10. Brief zur ästhetischen Erziehung des Menschen meinte: „Wer
sich über die Wirklichkeit nicht hinauswagt, der wird nie die Wahrheit erobern.“
Deswegen möchte ich an dieser Stelle ein paar Beispiele
bringen, was man in Afrika alles unmittelbar in die Wege leiten kann, wenn
beide, Europa und Afrika diese Krise überleben sollen.
LaRouches physische Wirtschaft contra Britisches Empire
Die meisten Menschen, seien es Wirtschafts-Studenten oder
Otto Normalverbraucher, denken über Wirtschaft im Sinne von Geldsummen, von
Finanzströmen und Haushaltsbilanzen. Bewußt oder unbewußt wird alles reduziert
auf eine Milchmädchenrechnung, mit dem Credo: „Nur was man einnimmt, darf man
ausgeben“ - alles andere existiert nicht. So wird Profit fälschlich als rein
monetäres Wachstum definiert, sprich die Differenz zwischen dem, was ich billig
einkaufe und teurer verkaufe.
Man könnte sagen, diese Idee der Profitmaximierung, die der
„Philosophie der Märkte“ zugrunde liegt, ist genau das, was jetzt als
gescheitertes System zusammenbricht. LaRouche nennt es das Britische Empire,
denn die ganzen modernen Ideologien der Ära der Globalisierung fußen entweder
auf Thomas Malthus (dem Vater der grünen Bewegung) oder Adam Smith (dem Vater
des Neoliberalismus), beides bezahlte Theoretiker der Britischen
Ostindiengesellschaft. Es ist kein Wunder, daß der World Wildlife Fund und die
meisten Steueroasen für Hedgefonds in der Hand der britischen Monarchie sind!
Der Grundgedanke dieses britischen Denkens war, daß man die
Weltbevölkerung reduzieren müsse, um die Rohstoffe der Welt an sich raffen zu
können und die Weltherrschaft zu erlangen. Henry Kissingers berüchtigte Schrift
NSSM 200 sagte explizit aus: Wenn man zuließe, daß ein industrialisiertes
Afrika die eigenen Rohstoffe aufbraucht, dann gäbe es nicht genügend
Rohstoffreserven für die Anglo-Amerikaner; deshalb müsse man die Bevölkerung
Afrikas reduzieren und dafür Nahrungsmittel als Waffe einsetzen.
LaRouches Thesen beruhen im Gegensatz dazu auf der
physischen Wirtschaft. Wenn man in die Geschichte zurückblickt und die
Entwicklung von der einfachen Jäger-Sammler-Gesellschaft bis hin zur modernen
industrialisierten Gesellschaft anschaut, waren es nicht nur die
Nahrungsmittelmengen, die sich erhöhten, damit man eine größere Bevölkerung
ernähren konnte, sondern wesentlich war immer die Transformation der Art und
Weise, wie man an Nahrungsmittel und Rohstoffe kommt und sie anwendet.
Die Entwicklung grundlegender Infrastruktur ist dabei Ausdruck der bisher
erreichten Stufe der Technologie einer Gesellschaft. Das heißt, nicht Geld
regiert die Welt, sondern die Beherrschung von Naturprinzipien durch den
menschlichen Geist!
Im Grunde ist die Formel ganz einfach. Wenn die
Produktionskosten für Nahrung/Rohstoffe im Verhältnis zur Gesamtarbeitskraft
der Gesellschaft steigen, ist klar, daß das schlecht ist. Wenn die Kosten, an
Rohstoffe oder Nahrungsmittel zu kommen, für eine Gesellschaft zu hoch werden,
bricht die potentielle Bevölkerungsdichte ein. Deswegen sieht man: Wenn
Gesellschaften in der Geschichte untergegangen sind, war es immer, weil
technischer Fortschritt gefehlt hat, um eine höhere Bevölkerungsdichte adäquat
zu erhalten.
Hoffentlich findet man technologiefeindliche Relikte der
grünen Bewegung wie Photovoltaikzellen oder Windmühlen in der Zukunft im
Museum, denn wenn man mit dem Schwindel der angeblich kostenlosen Energie
weitermacht, wird die Weltbevölkerung drastisch reduziert. Es scheint also, daß
die grüne Bewegung in Wirklichkeit eine braune Bewegung ist!
Konkrete Projekte

Das heutige Eisenbahnnetz Afrikas (oben) ist genaugenommen gar kein Netz, da die Linien in der Regel nur von bestimmten Rohstoffvorkommen zum nächsten Hafen führen und keine einheitliche Spurweite haben. Ein künftiges Eisenbahn- bzw. Magnetbahnnetz (unten) sollte daher von vornherein als ein einheitliches Netz geplant und komplett neu gebaut werden.

Durch Staudämme und Kanäle kann das im Kongo-Becken überreichlich vorhandene Wasser genutzt werden, um die trockeneren Regionen im Norden und Süden Afrikas mit Wasser zu versorgen, insbesondere zur Entwicklung der Landwirtschaft. Gleichzeitig entstünde auf diese Weise ein Netz von Binnenwasserstraßen, ein wichtiger Beitrag zur Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur für eine Industrialisierung Afrikas.

Für die Entwicklung Afrikas ist sehr viel Energie notwendig; erst das Vorhandensein einer ausreichenden und verläßlichen Stromversorgung ermöglicht eine industrielle Entwicklung. Dazu sind Kernkraftwerke notwendig.

Das Vorhandensein einer entwickelten Zivilisation erkennt man aus dem Weltraum am besten bei Nacht: Dann sieht man aufgrund der zahlreichen Lichtquellen, wo große Städte und dichtbesiedelte Regionen liegen. In fünfzig Jahren könnte Afrika bei Nacht aus dem Weltraum ungefähr so aussehen.
Wollen wir uns nun ganz konkret die Projekte, die wir für
die Industrialisierung Afrikas vorschlagen, einmal anschauen. (Siehe dazu
auch die Abbildungen.)
Da, wie jeder weiß, die Sonne sich am liebsten in Afrika
aufhält, sollte man unbedingt das tolle Klima dort nutzen, um mehrere Ernten im
Jahr zu bekommen. Dies kann man nur tun mit Wasserwirtschaft, wie z.B. Kanälen
und Staudämmen, wie wir das seit langem vorschlagen.
Das muß man unbedingt sowohl für den Norden als auch für den
Süden des Kontinents machen. Man kann Wasser vom Kongofluß in den Norden
leiten, um die schwindenden Süßwasservorkommen im Tschadbecken aufzufüllen.
Staudämme, Schleusen und entsprechende Maschinen könnte unsere
Automobilindustrie, wenn man sie umrüstet, schon nach drei Monaten liefern. Es
wäre wirklich nicht schwer.
Das gleiche gilt für das Bahnnetz. Um vier Ernten im Jahr an
die Zielorte transportieren zu können, muß das noch aus der Kolonialzeit
stammende Schienennetz (das nur von den Minen zu den Häfen verläuft) stark
ausgebaut werden. Ich bin auch der Meinung, daß
der Transrapid statt konventioneller Eisenbahn dafür eingesetzt werden sollte.
Es gibt ohnehin keine einheitliche Spurbreite der Eisenbahnen in Afrika, und
wenn man ein transkontinentales Bahnnetz bauen möchte, was nun mal eine
Investition für die nächsten 50 bis 100 Jahre ist, wäre es viel billiger, sich
gleich eine Magnetschwebebahn anzuschaffen, weil das sowieso die
Zukunftsorientierung ist.
Kurz: Anstatt im britischen monetaristischem Profitdenken
gefangen zu bleiben, muß man wie ein LaRouche oder ein Franklin Roosevelt
denken und langfristig planen. Denn ironischerweise wird der wahre Profit nur
kommen, wenn man in menschliche Kreativität investiert und neue Ideen in der
Wirtschaft umsetzt.
Um dies zu verwirklichen, braucht man viel Energie. Optimal
wären um die 3 kWh pro Kopf, damit jeder Mensch drei Mahlzeiten am Tag und
fließendes Wasser haben kann, eine gute Bildung und vernünftige medizinische
Behandlung.
Um einen Menschen zu versorgen, braucht man (alles mitgerechnet)
zwischen 3000 und 5000 Liter Wasser am Tag. Afrika hat zwar dieses Wasser noch
nicht, aber man könnte dafür durch Umkehrosmose Meerwasser entsalzen. Um Wasser
in den Mengen zu produzieren, die man braucht, wären Solaranlagen oder
Windmühlen ungeeignet.
Kernkraftwerke der vierten Generation, also
Hochtemperaturreaktoren (Kugelhaufenreaktoren), wie sie Südafrika gemeinsam mit
den Chinesen schon baut, sind für afrikanische Länder das einzige Vernünftige,
weil bei ihnen das lästige Problem mit Atommüll oder Supergau gar nicht vorhanden ist.
Das Ironische dabei ist bloß, daß diese Technologie in
Deutschland von Professor Schulten entwickelt wurde, damit Entwicklungsländer
sich endlich entwickeln, aber hier in Deutschland ist sie verpönt!
Die heutige Tragödie stoppen!
Wenn wir nun wieder von der aktuellen Lage im Jahr 2009
ausgehen und näher anschauen, warum wir in diese Krise gekommen sind, so
merkt man, daß es unwahrscheinlich viel Augenwischerei gibt, was die Situation
Afrikas in dieser Finanzkrise betrifft. Das Argument der „Experten“ lautet:
„Afrika ist zum größten Teil nicht in die Finanzmärkte integriert und sollte
deswegen tendenziell weniger betroffen sein.“
Ich glaube aber, daß spätestens mit der Nahrungsmittelkrise
im letzten Jahr dieses Argument der Experten widerlegt wurde. Unruhen in mehr
als 40 Ländern weltweit entlarvten die üble Rolle von Biosprit, der „grüne“
Wertewandel wurde doch als menschenfeindlich erkannt. Mit Spekulation auf
Nahrungsmittel durch die sog. „Food-Futures“ wurde selbst das, was den Menschen
überhaupt am Leben erhält, nämlich die Nahrung, zum Objekt des Glückspiels gemacht!
Es hört aber da nicht auf, der weltweite Rückgang der
Rohstoffnachfrage verursacht in weiten Teilen Afrikas Produktionskürzungen oder
Schließungen von Rohstoffbetrieben. Im Kongo haben 61 Bergbaufirmen massive
Entlassungen durchgeführt, die rund 200.000 Arbeitslose in dem Bereich
zusätzlich verursachten. Nachdem die Kupfer-, Diamanten- und Uranpreise
abgestürzt sind, ist gestern in Namibia die Vorstellung des Haushalts vor dem
Parlament abgesagt worden. Der Präsident Namibias, Herr Pohamba, hat wegen
Überschwemmungen des Sambesi im Norden des Landes den Notstand ausgerufen, weil
fast die ganze Ernte vernichtet worden ist. Überschwemmungen geschehen dort
jedes Jahr, aber diesmal sind über 400.000 Menschen davon betroffen, und
Infrastrukturmangel ist der Hauptgrund dafür.
Es gibt ein Staudammprojekt, das dieses Problem in Namibia
lösen könnte und seit langem bekannt ist, aber es wurde noch nicht lanciert. Der
Plan der LaRouche-Bewegung für den infrastrukturellen Aufbau Afrikas, der Ende
der siebziger Jahre ausgearbeitet wurde, enthält ein Projekt, den
Wasserüberfluß gen Süden durchs trockene Botswana bis zum Limpopo zu
kanalisieren. Ich denke, Deutschland muß unbedingt mit diesem Projekt beginnen,
um den Auftragseinbruch im deutschen Maschinenbausektor rückgängig zu machen.
Im Sudan droht der Haftbefehl von einem illegalen
Gerichtshof, dem ICC, gegen den amtierenden Präsidenten, Herrn Al-Bashir, das
ganze Land wieder ins Chaos zu stürzen, denn die Regierung war kurz davor,
einen Friedensvertrag mit Darfur zu schließen. Jeder Afrikaner weiß, daß dieser
Gerichtshof eine neokolonialistische Politik betreibt, denn er klagt nur
Afrikaner an; außerdem wird er von privaten Nichtregierungsorganisationen
bezahlt, u.a. George Soros und seinem ehemaligen Geschäftspartner Lord
Malloch-Brown (zuständig für Afrika und Asien im britischen Außenministerium).
Die Afrikanische Union, die Arabische Liga und die
Blockfreie Bewegung wollen diesen Haftbefehl rückgängig machen, weil sie
wissen, daß er ein Angriff auf ihre Souveränität ist. Die Botschaft, die bei
denen ankam, lautete: „Wenn ein Staatschef der Dritten Welt nicht mehr im
System der Globalisierung mitmachen möchte, wird er von uns gestürzt.“
Dies wird deutlicher, wenn man weiß, daß unter Präsident
Al-Baschir vor kurzem das größte Bauprojekt in Afrika seit Jahrzehnten fertiggestellt
wurde, und daß er den Auftrag an die Chinesen gegeben hat, was der EU und ins
besondere Großbritannien nicht gefallen hat.
In Simbabwe hatte man ein ähnliches Vergeltungsprinzip: Die
Sabotage der internationalen Geldgeberinstitute stürzte die Wirtschaft in
diesem kleinen afrikanischen Binnenland in eine unglaubliche Inflation und hat
die Bevölkerung in die Knie gezwungen. Jetzt sind in Simbabwe wegen des
Zusammenbruchs der Infrastruktur mehr als 4000 Menschen an Cholera gestorben.
Und genau was in Simbabwe passiert - Hyperinflation - will
man jetzt weltweit durch die neuen Abkommen beim G20-Gipfel in London mit den
IWF-Sonderziehungsrechten machen! Die Choleraepidemie, die sich dort als Folge
des wirtschaftlichen Zusammenbruchs rasch ausgebreitet hat, ist eine Vorbotin
dessen, was LaRouche mit einem „neuen finsteren Zeitalter“ meint. Ich habe es in
Simbabwe persönlich erlebt, und sage an dieser Stelle: Das darf man einfach
nicht akzeptieren!
Afrika und Europa und die ganze Welt haben einfach zu viel
Potential und sind zu schön, um sie den Verzweiflungstaten einer gescheiterten
Elite zu überlassen, der egal ist, ob sie überleben oder nicht.
Die Afrikaner würden sich freuen, wenn die Deutschen und
Europäer aufhören würden, sich nur über die Chinesen in Afrika aufzuregen, und
statt dessen das gleiche täten. Die Chinesen kommen und sagen: „Wir wollen Rohstoffe.
Aber dafür werden wir für euch Infrastruktur aufbauen.“ Und man sollte sich
darüber im klaren sein, daß die Afrikaner nicht blöd sind. Sie wissen, daß die
Chinesen mehr für Menschenrechte tun, indem sie helfen, Hunger, Not und Elend
zu beseitigen, statt mit einem Katalog irgendwelcher Anweisungen zu kommen und
sie als Vorbedingung für Almosen aufzuzählen. Die Chinesen nennen aber, was sie
tun, nicht zynisch „Entwicklungshilfe“, sondern „Geschäfte“!
Und gerade wenn das ganze Weltwirtschaftssystem kollabiert,
mitsamt der Autoindustrie und sämtlichen Bereichen der Realwirtschaft, wäre die
einzige Lösung die Umrüstung der Autoindustrie, um Afrika beim Wiederaufbau zu
helfen.
Dieser Ansatz hat nichts mit Altruismus zu tun, denn der
reine Altruismus existiert nicht. Es hat zu tun mit dem, was Europa die längste
Periode des Friedens geschenkt hat - dem Prinzip des Westfälischen Friedens,
mit dem Credo, immer im Interesse des anderen zu handeln. Das ist genau das
Gegenteil von dem, was Adam Smith gepredigt hat, daß der egoistische Mensch
nach allem grapscht, und wenn jeder das tue, sei an alle gedacht - der Markt
würde alles durch die unsichtbare Hand regeln! Wir sehen heute, was man davon
hat... und im Gegensatz dazu steht die Idee, daß jeder Staat an die anderen
denkt und dadurch das eigene Potential ausschöpfen kann.
Man fragt sich wirklich, was man in Europa 1976 gedacht hat,
als die Vorschläge von Helga Zepp-LaRouche nicht angenommen wurden. Vielleicht
hatte Europa Angst, die anderen hochkommen zu lassen? Vielleicht hat es einfach
nicht gemerkt, daß es ohne die anderen selber nicht überleben kann. Heute geht
es aber „ans Eingemachte“! Die Industrieländer müssen den afrikanischen
Nationen helfen, Straßen, Häfen, Eisenbahnen zu bauen, denn das ist der Weg, wie
auch sie selber aus der Krise herauskommen können.
Ich bin fest davon überzeugt, daß wir es nur gemeinsam
schaffen. Europa muß die Lehre aus dem Amoklauf in Winnenden neulich ziehen und
sagen „Unsere junge Menschen brauchen eine Zukunft!“ Statt geisttötendem
Unterricht mit reinem Auswendiglernen müßte die klassische Bildung von Humboldt
und Schiller wieder her, damit die Kinder, die heute mehr Lust auf Ballerspiele
haben, wieder Lust an ihrer geistigen Entwicklung bekommen, und aus ihnen die
Ingenieure und Ärzte und Lehrer werden, die den Technologietransfer beim
Wiederaufbau Afrikas machen. Wenn wir Afrika abschreiben, schreiben wir auch
Europa ab!