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  Juli 2008 Journal (Texte)

Die drei Phasen einer Lösung

Am 26. Juli hat Lyndon LaRouche über eine Telefonkonferenzschaltung an einem privaten Seminar des Schiller-Instituts mit ausgewählten Persönlichkeiten aus Europa, Afrika und Südwestasien teilgenommen und die abschließende Diskussionsrunde eingeleitet. Es folgen LaRouches einleitende Bemerkungen und Auszüge aus dem anschließenden Dialog.

Die Lage ist folgende. Wir brauchen als allererste dringende Maßnahme das Gesetz zum Schutz der Eigenheimbesitzer und Banken (HBPA). Ohne das wird nichts mehr gehen.

Als nächstes brauchen wir ein zweigleisiges Kreditsystem; das bedeutet für die amerikanische Seite einen Zins von 4% auf Bankkredite und einen niedrigeren Zins im Bereich von 1-2% für besondere, staatlich geschützte Kredite. Das dient dazu, den Dollar zu schützen, damit nicht sämtliches Geld aus den Banken abfließt. Der Zins in den USA sollte ein wenig unter dem europäischen und deutlich unter dem britischen Zinssatz liegen. Da die Vereinigten Staaten den Vorteil haben, als Nation investieren zu können, wozu Europa derzeit unter Maastricht nicht fähig ist, besteht das wichtigste darin, die Briten zu unterbieten. Mit 4% könnten wir unser Bankensystem retten.

Danach geht es in der dritten Phase darum, daß die Vereinigten Staaten, Rußland, China und Indien einen Vorschlag ausarbeiten, und wenn diese vier Länder zusammenarbeiten, kann die Gruppe auch auf andere Länder ausgeweitet werden.

Dabei ist es wichtig, sich klarzumachen, daß man das internationale System nur retten kann, wenn die Initiative dazu von den Vereinigten Staaten ausgeht. Es funktioniert nur mit diesen vier Ländern und mit keiner anderen Kombination. Wenn die Vereinigten Staaten nicht beteiligt sind, wäre es unmöglich, das System zu retten, und der vollständige Einsturz des Weltsystems steht bevor.

Der Hauptgrund hierfür ist, daß die USA kein reines Geldsystem, sondern von der Verfassung her ein Kreditsystem haben, d.h. wenn die Vereinigten Staaten Währung ausgeben bzw. dies autorisieren oder entsprechende Verträge schließen, können alle Vertragsparteien unmittelbar davon ausgehen, in einem System fester Wechselkurse zu operieren. Nur wenn die Vereinigten Staaten an einer solchen Vereinbarung teilnehmen, ließe sich auf dieser Grundlage damit beginnen, eine wirtschaftliche Erholung zu organisieren.

Solange nicht diese drei von mir eben beschriebenen Bedingungen erfüllt sind, befinden wir uns an einem Punkt, wo die Lage des heutigen Weltwährungs- und -finanzsystems als hoffnungslos betrachtet werden muß. Dieses System ist am Ende, wenn nicht ein solches Abkommen geschlossen wird - was ohne weiteres möglich wäre.

Bisher tun die Vereinigten Staaten von offizieller Seite nichts in diese Richtung. Es gab im Land viele Resolutionen für das Gesetz zum Schutz der Eigenheimbesitzer und Banken, auch kam aus bestimmten Bankenkreisen starke Unterstützung für meine Idee eines zweigleisigen Kreditsystems. Und in Rußland, China und Indien wird zustimmend über die dritte Bedingung diskutiert.

Das Problem muß hier in den USA angepackt werden, denn aus unserer Sicht besteht derzeit keine Hoffnung, daß eine solche Initiative von West- und Mitteleuropa ausgeht. Europa kann in gewissem Sinn ein passiver oder untergeordneter Partner, aber nicht der Initiator sein. Das Maastricht-Abkommen muß insgesamt weg, damit Europa wieder funktionieren kann.

Die große Schwierigkeit ist jetzt natürlich die Wahl in den USA. Wenn Obama nominell Kandidat wird, wäre die Lage für die Zivilisation hoffnungslos. Wenn es McCain bei den Republikanern wird, wie er derzeit ist, wäre die Lage ähnlich. Jedoch gibt es in den Vereinigten Staaten institutionelle Faktoren, die sich verschieben könnten. Und wenn Hillary Clinton die Kandidatin für die Demokraten würde, wäre sie wahrscheinlich bereit, als Präsidentschaftskandidatin einen Vorschlag zu unterbreiten, der die Diskussion mit Rußland, China und Indien in Gang bringen würde.

In jeder Beziehung befinden wir uns in einer gefährlichen Lage, in der man nur den Schluß ziehen kann, daß das weltweite Finanz- und Währungssystem eine Zusammenbruchskrise erlebt - keine Depression, sicherlich keine Rezession, sondern eine allgemeine Zusammenbruchskrise, in die alle Währungen hineingezogen würden.

Wir befinden uns somit in einer Situation, die der in Deutschland im Herbst 1923 ähnelt. Die allgemeine Zusammenbruchskrise hat auf globaler Ebene einen Punkt erreicht, der grob mit den Ereignissen in Deutschland vom Herbst 1923 vergleichbar ist. Nur ein Wunder kann die Dinge noch ändern - und das versuchen wir. Die Initiative hierzu muß von den Vereinigten Staaten ausgehen. Das bedeutet, Obama muß aus dem Weg sein; wir brauchen also einen anderen Kandidaten, und hierfür ist der Monat August entscheidend. Entweder sehen wir bis Anfang September bestimmte Fortschritte in diese Richtung, oder die Weltlage wäre bis auf weiteres hoffnungslos.

Frage: Ich komme aus dem Nahen Osten. Was ist die Lage dort? Bisher ist dieses Thema noch nicht zur Sprache gekommen.

LaRouche: Der Nahe Osten ist in diesem Sinne kein Faktor, denn die Lage dort ist völlig vom weltweiten Umfeld abhängig. Die Initiative, die von den Vereinigten Staaten in Zusammenarbeit mit Rußland, China und Indien ausgehen muß, ist für jeden Teil der Welt entscheidend. Es gibt keine lokalen Lösungen.

Das heißt jedoch nicht, daß man im Nahen Osten die Hände in den Schoß legen sollte. Trotz aller Komplikationen besteht die Möglichkeit, um Syrien herum eine Reihe von Abkommen - im wesentlichen Friedens- und Kooperationsabkommen - zu erreichen, die das gesamte Gebiet stabilisieren könnten. Es ist zum Beispiel im Libanon gelungen, eine Regierung zusammenzubekommen; Syrien und Israel führen indirekte Verhandlungen, die nicht weit von den Maßgaben einer möglichen Einigung entfernt sind; es besteht die Möglichkeit einer Einigung zwischen Israelis und Arabern wie auch vielen arabischen Staaten unter sich; und der Iran und die Türkei ließen sich in das Geflecht von Vereinbarungen einbinden: So besteht die Aussicht auf einen regionalen Plan friedlicher Zusammenarbeit, der das Problem lösen könnte. Hierfür muß jedoch der richtige breitere Kontext geschaffen werden, und dieser Kontext muß ein neues Weltwährungs- und Finanzsystem sein. Denn ohne ein neues internationales Währungs- und Finanzsystem lassen sich die Probleme auf der Welt insgesamt keinesfalls lösen.

Was mich betrifft, steht der Nahe Osten somit auf der Tagesordnung... Ich meine nur, wir müssen den größeren Zusammenhang herstellen, wo laufende Bestrebungen für eine friedliche Kooperation günstigere Bedingungen und Unterstützung finden.

Frage: Heute morgen ist die Frage aufgetaucht, daß Regierungen und die offiziellen Institutionen eigentlich gar nicht die wirkliche Macht darstellen, sondern daß andere Mächte hinter diesen Institutionen das Sagen haben. Wie geht man angesichts der mächtigen Finanzoligarchie damit um? Und wie läßt sich unser derzeitiges Eingreifen in die Geschichte zielgerechter machen, wenn man dieses Problem berücksichtigt?

LaRouche: Die Lage ist sicherlich nicht einfach. In den Vereinigten Staaten sind verschiedene Kräfte in Bewegung gekommen, woran ich wesentlich beteiligt bin, und die Dinge sind keineswegs völlig entschieden. Vor allem muß man verstehen, daß noch kein Präsidentschaftskandidat endgültig nominiert ist. Das ganze Trara über Obama bedeutet noch lange nicht, daß er die Nominierung der Demokraten schon in der Tasche hat. Auch in der Frage McCains gibt es keine abschließende Sicherheit, seine Nominierung erscheint nur etwas sicherer als die Obamas. Beide haben auch noch keine Kandidaten für die Vizepräsidentschaft...

Die Lage ist also nicht so, daß man verläßliche Rechnungen aufmachen kann, wer was ist. Die Umstände ändern sich rapide und grundlegend. Das gesamte internationale Bankensystem befindet sich im Prozeß des Auseinanderbrechens. Im September könnte die Lage so sein, daß es kein stabiles Bankensystem auf der Welt mehr gibt und das völlige Chaos herrscht! Alle Berechnungen, die auf statistischen Projektionen derzeitiger Trends basieren, sind inkompetent. Und das meiste, was über den Zustand der Banken berichtet wird, ist nicht nur inkompetent, sondern dabei noch erlogen. Die Leute erzählen Lügen, aber sie wissen nicht, mit welchen Lügen sie auf die Dauer weitermachen sollen.

Es gibt also keine Sicherheit. Man ist in der gleichen Lage wie ein Befehlshaber im Krieg: Man kennt die Faktoren vor Ort, man weiß, wo die Truppen stehen, man weiß, wie viele Optionen man hat, gleichzeitig muß man aber sehr schnell Befehlsentscheidungen treffen, je nachdem, wie sich die Gewichte der Optionen verlagern. Man muß mit Zuversicht über den Dingen stehen und bestimmen, aus welcher Stellung heraus man gewinnt. Außerdem braucht man eine Befehlsstruktur mit den gleichen Funktionen wie die Befehlsstruktur einer kompetenten Führung im Krieg.

Es gibt also keine Projektionen, die sich auf Grundlage sogenannter Wahrscheinlichkeit vorausberechnen ließen. Wir leben in einer realen, keiner hypothetischen Situation.

Wichtig ist, daß in den Vereinigten Staaten alle die Leute, die heute politische Entscheidungen treffen, durch die Krise diskreditiert werden. Und das ist gut so, denn solange die derzeitigen politischen Kombinationen das Sagen haben, gibt es für die Zivilisation keine Hoffnung. Doch die Krise ist so schwer und die Diskreditierung der Institutionen schreitet so schnell voran, daß man sehr bald überall in Europa und den Vereinigten Staaten Verwerfungen in der politischen Lage erwarten muß. In Asien ist die Lage etwas anders, in dem Sinne, daß Rußland, China, Indien und einige andere Länder politisch relativ stabil sind, verglichen mit der chaotischen Lage im Westen...

Meine jüngsten Erfahrungen geben mir Anlaß zur Hoffnung, daß wir in den Vereinigten Staaten bald einen politischen Aufruhr erleben könnten. Dann könnte es sogar sein, daß Hillary Clinton wiederkommt - immerhin ist sie immer noch Kandidatin. Etwas in der Art oder etwas anderes mit ähnlicher Wirkung kann geschehen, aber es müßte noch im August sein.

Bis wir diese Hürde genommen haben, bleibt nur die Hoffnung, daß die Aufnahmebereitschaft für meine Vorschläge wächst. Das Potential liegt insbesondere bei wichtigen Leuten in wichtigen Institutionen, die mir immer weitergehend zustimmen. Das findet hinter den Kulissen statt, nicht vorn auf der Bühne. Wenn die Dinge von hinter den Kulissen nach vorn auf die Bühne drängen, dann werden sich Möglichkeiten eröffnen, die ich für unseren Zweck brauche. Ohne solche Möglichkeiten wäre die Situation für die ganze Erde ziemlich hoffnungslos.

Frage: Ich habe das Gefühl, daß Afrika nach 50 Jahren Unabhängigkeit heute noch in der gleichen Lage ist wie zur Zeit der Berliner Konferenz im 19. Jahrhundert. Man kann sogar den Eindruck haben, Afrika sei noch weiter zurückgefallen, weil es nichts eigenständig entscheiden kann und aus dem Konzert der Nationen ausgeschlossen ist. Wie sehen Sie die Zukunft Afrikas angesichts des Endes der Globalisierung, das wir heute erleben?

LaRouche: Wenn die Globalisierung bis zum Ende durchgehalten wird, gibt es für Afrika keine Hoffnung. Meine Absicht ist es, die Globalisierung abzubrechen, sie zu zerschlagen und in der Welt eine Ordnung souveräner Nationalstaaten zu schaffen, so wie es Franklin Roosevelt vorgehabt hatte, wenn er nach dem Zweiten Weltkrieg weitergelebt hätte.

Die Situation mit Blick auf die Länder Afrikas heute ist folgende. Die politischen Absichten wurde Mitte der siebziger Jahre formuliert, während einer bestimmten Phase der US-Regierung Ford. Die anglo-amerikanischen Mächten beschlossen unter britischer Führung eine Politik - Henry Kissinger hat damals ein entsprechendes Dokument unterzeichnet, er war aber nur der Mittelsmann, die Politik war nicht allein seine Idee. Es wurde die Linie ausgegeben, daß die Afrikaner die Rohstoffe Afrikas nicht selbst verbrauchen dürften, sondern daß die Rohstoffe für den zukünftigen Verbrauch der Anglo-Amerikaner erhalten bleiben müßten. Das ist noch heute die Politik.

Das ist zwar vor allem die Politik der Briten, aber die Amerikaner haben sich drangehängt. Aktuelle Beispiele sind die Angriffe gegen Simbabwe, gegen den Sudan und gegen den südafrikanischen Präsidenten Mbeki. Es gibt verschiedene Situationen, aus denen man schließen kann, daß dahinter die Absicht steht, daß Afrika seinen derzeitigen Bevölkerungsstand nicht beibehalten darf. Die Bevölkerung soll schrumpfen. Afrika soll keinerlei Souveränität erhalten. Es soll seine Rohstoffe nicht für den eigenen Bedarf erschließen, ausbeuten und verbrauchen.

China ist wohl das einzige große Land, das erhebliche Beiträge zur Kooperation leistet, um die Infrastruktur und anderes in Afrika aufzubauen, besonders in Ostafrika. Wenn man genau hinschaut, gibt es sonst keinerlei nennenswerte Bestrebungen, die es afrikanischen Ländern erlauben würden, ihre Ressourcen zum eigenen Überleben zu nutzen. Die jetzige Linie ist Völkermord - entweder direkt oder indirekt, indem man in Afrika Chaos schafft. Im Rahmen der Globalisierung würde sich diese Politik vollkommen durchsetzen!

Somit gibt es keine Hoffnung für Afrika, wenn die Globalisierung weiter wie jetzt ihren Lauf nehmen darf.

Die einzige Hoffnung liegt darin, zum Grundsatz des souveränen Nationalstaats zurückzukehren, zu jener Politik, die Franklin Roosevelt für die Nachkriegszeit vorgesehen hatte, an deren Stelle aber sein Nachfolger Truman eine pro-britische Politik betrieb.

Afrika braucht vor allen Dingen Entwicklung, d.h. den umfangreichen Aufbau von Infrastruktur. Diese Entwicklung kann vor allem in Form eines weltweiten Aufbaus von Eisenbahnlinien, Kraftwerken und Wasserprojekten entstehen. Es gibt den Plan der Eurasischen Landbrücke, die sich über die Beringstraße bis auf den amerikanischen Kontinent erstrecken wird. Wenn Anstrengungen unternommen werden, eine ähnliche Infrastrukturentwicklung auf Afrika auszudehnen - wo sie sich mit den chinesischen Bemühungen trifft -, öffnete sich ein Tor der Hoffnung für die langfristige Entwicklung souveräner afrikanischer Staaten.

Dafür müssen wir arbeiten. Wir sollten nicht passiv dasitzen und abwarten nach dem Motto: „Was wird wohl aus uns werden?“ Ich meine, wir sollten aktiv eingreifen und bestimmen, was geschieht.

Ich halte die Weltfinanzkrise, die jetzt heranzieht, für so schwer, daß kein Teil der Welt sie ohne Kooperation überleben kann. Wenn es zu einer solchen Kooperation kommt, wird sie sich vor allem auf Kernenergie, Wasser- und Verkehrsprojekte konzentrieren. Dazu gehören in Afrika Verkehrsnetze mit Magnetschwebebahnen und anderen Transportsystemen, das ist ganz natürlich. Entwicklung in diesen Bereichen Kernkraft, Transport und Wasser wird eine Basis von Investitionen und Entwicklung der afrikanischen Nationen eröffnen helfen. Für eine solche globale Perspektive mit einem Schwerpunkt auf Afrika zu kämpfen, und dazu die Menschen in Afrika intellektuell zu mobilisieren, das ist meiner Ansicht nach praktisch die einzige realistische Hoffnung auf Veränderung.

Frage: Ist es wirklich ein realistisches Szenario, daß Hillary Clinton doch noch die Präsidentschaftskandidatin der Demokratischen Partei werden wird? Und wenn, was muß geschehen, damit dieses Szenario eintrifft? Zweitens, wenn dem nicht so ist, wer wird dann Obamas Vizepräsidentschaftskandidat?

LaRouche: Ich weiß nicht, was in den Vereinigten Staaten passieren wird. Ich versuche es zu beeinflussen, wobei ich sagen muß, meine Kräfte sind nicht unendlich groß. Ich denke, mein Einfluß ist in letzter Zeit erheblich gewachsen; immer mehr Leute schließen sich meinem Lager an, darunter auch einige aus der Finanzwelt, einfach weil sie erkennen, daß ich recht habe und die anderen herumspinnen. Ich habe eine wachsende Anhängerschaft unter Bankern, die meine Vorschläge für eine Geld- und Finanzreform für richtig halten, während meine Gegner immer mehr diskreditiert sind.

Was Hillary betrifft, ist die Sache ungewiß. Es gibt hierbei zwei Aspekte. Erstens ist sie jetzt wohl die einflußreichste Person im amerikanischen Senat, denn sie hat als Präsidentschaftskandidatin mehr als 18 Millionen Stimmen erhalten, mehr als Obama! Jedenfalls ist sie eine Person, mit der man im Senat oder als Kandidatin rechnen muß. Auch als Vizepräsidentin? Nein, das wäre wahrscheinlich nichts für sie.

Obama wird es meines Erachtens nicht schaffen. Und wenn er gewinnt, verliert Amerika. So kann man es wohl am besten sagen. Die USA wären am Ende. Und was die Vizepräsidentschaftskandidaten betrifft: Niemand hat bisher eine Entscheidung getroffen. Es gibt alle möglichen Gerüchte, aber die Lage ist höchst unsicher, instabil und hysterisch. Man muß dabei sehen, daß das gesamte Bankensystem der Welt untergeht. Ganz West- und Mitteleuropa, England eingeschlossen, ganz Nordamerika sind bankrott.

Für mich als Ökonom ist das keine große Herausforderung, denn ich weiß, wie man einen Konkurs richtig handhabt. Wenn Regierungen entschlossen sind, die Banken zu verteidigen, weil sie für die Wirtschaft gebraucht werden, dann werden die Banken funktionieren. Sie müßten zwar ein Konkursverfahren durchlaufen, aber sie werden ihre Arbeit tun. Regierungen, die nicht auf den Kopf gefallen sind, werden dafür sorgen, daß sie das tun, um die Stabilität der Gesellschaft zu gewährleisten.

Im Augenblick ist meine einzige Hoffnung, daß die Krise, die jetzt mit großer Macht heraufzieht, in den Institutionen den Widerstand gegen meine Vorschläge bricht. Manchmal ist das auch in einer Schlacht im Krieg so: Man hält eine Weile inne und fragt sich, was zu tun sei: „Ich muß darauf warten, daß sich der Feind selbst vernichtet. Erst dann kann ich selbst handeln.“

In dieser Situation befinden sich nicht nur ich, sondern viele von uns in den Vereinigten Staaten. Es gibt in diesem Land eine Minderheit, die in die von mir vorgeschlagene Richtung gehen würde. Aber wir können nicht handeln, bevor wir nicht den Willen der Leute gebrochen haben, die heute noch das Sagen haben. Und das, was diesen Willen brechen wird, ist nur ihr eigenes Versagen - der Ruin, in den sie sich selbst und alle anderen hineinreiten. Diese besondere strategische Lage muß man verstehen.

Meine Haltung gegenüber der übrigen Welt basiert auf der gleichen Überlegung. Ich sage: Verliert nicht die Nerven! Der Feind ist im Anmarsch, er ist schrecklich, er versucht alles zu vernichten. Seid auf der Hut. Aber seid bereit! Der Feind wird sich selbst aufreiben, und wir müssen im voraus zum schnellen Handeln entschlossen sein und Ideen haben, die der Situation angemessen sind. Das ist meine größte Hoffnung außerhalb der Vereinigten Staaten an sich.

Wenn im August der große Einbruch kommt, der fürchterliche Einsturz des Weltfinanzsystems, einschließlich des US-Finanzsystems, dann kann sich in den Vereinigten Staaten etwas grundlegend ändern, und wir wären im September in der Lage, durchzusetzen, was ich vorschlage. So könnte es gehen, es ist das Beste, was wir tun können.

Als einer der besten Prognostiker auf der Welt in diesen Dingen sehe ich keine andere Perspektive für den Planeten. Meine Sorge ist jetzt, daß wir nicht die Nerven verlieren und unsere Kräfte zusammenhalten, um bereit zu sein, zuzupacken, wenn sich uns die Möglichkeit bietet.


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