Januar 2004 Aktionswoche Berlin


Französisch-deutsche Mobilisierung für einen wahren US-Präsidenten

LaRouche-Jugendbewegung. An die Aktionswoche der LaRouche-Jugend in Paris und den Europaparteitag der BüSo schloß sich eine weitere Aktionswoche in Berlin an, bei der die jungen Leute zahlreiche neue Aktionsformen ausprobierten.


Demo mit Jacques und Helga
Neue Aktionsformen

Parteien hinter Glas

Monge-Brigaden

Fahrt in unbekannte Gewässer

Die Aktivitäten der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo) in Deutschland sind von der Kampagne ihrer französischen Schwesterpartei Solidarité et Progrès (Solidarität und Fortschritt) oder von Lyndon LaRouches Präsidentschaftswahlkampf in den USA gar nicht zu trennen. Jeder vernünftig denkende Mensch wird einsehen, daß rein nationale Initiativen nicht ausreichen werden, auch nur die Probleme im eigenen Land zu lösen.

Auch Lyndon LaRouche, der Präsident des mächtigsten Landes der Welt werden will, verbringt einen beträchtlichen Teil seiner Zeit außerhalb der USA, da es nicht reicht, einfach nur Präsident zu werden, um dann bestimmte nützliche Dinge zu tun. Vielmehr ist es nötig, ein internationales "Konzert" zu erschaffen und zu dirigieren, das schon jetzt Schritte in die richtige Richtung unternimmt - wie z.B. die Resolution des italienischen Parlaments für ein Neues Bretton Woods - um dann ab dem ersten Tag einer LaRouche-Administration die vorbereiteten Maßnahmen zur Überwindung der Weltwirtschaftskrise einzuleiten.

Deshalb ist es sehr wichtig, daß die Europäer erstens über LaRouches Maßnahmenkatalog zur Überwindung der Wirtschaftskrise informiert sind, und zweitens ihn auch verstehen. Es hat keinen Sinn, daß der Finanzfaschismus namens Spar- oder Reformpolitik weitergeführt wird. Es ist utopisch zu glauben, daß die Billionenschulden, die nicht nur Deutschland und Frankreich haben, durch Budgetkürzungen eingesammelt werden können, ohne daß vorher die ganze Gesellschaft in Chaos versinkt. Wenn Jacques Chirac, Gerhard Schröder und ihre Mitarbeiter nur etwas Überlebensinstinkt haben (von sozialem Gewissen ganz zu schweigen), dann sollten sie ihre Politik schleunigst ändern, alle sozialen Kürzungen stoppen und zusammen mit der BüSo hier und LaRouche in den USA einen "New Deal" in der Art FDRs durchführen. Eine Zusammenfassung davon finden sie in den "Zehn Thesen" der BüSo zur Europawahl 2004.

Noch eine Anmerkung zu den europäischen Besonderheiten, die ursprünglich von Helga Zepp-LaRouche formuliert wurde: In Frankreich gibt es - im Gegensatz zu Deutschland - so gut wie keine Grünen. Die wenigen Kernkraftgegner, die es gibt, haben praktisch keinen Einfluß auf die französische Kultur. Vielmehr hat man eine gegenüber technologischen und wissenschaftlichen Fortschritt freundliche Gesellschaft, während in Deutschland die grün-malthusianische Gehirnwäsche die meisten Menschen - wie früher auch mich selbst - so weit indoktriniert hat, daß ein totaler Kollaps der essentiellen Bereiche der Wirtschaft sicher wäre.

Andererseits hat Frankreich nie den Reichtum an klassisch-humanistischer Kultur erreicht, der in den Köpfen der Deutschen durchaus vorhanden ist, der nur zur Zeit schlummert und darauf wartet, geweckt zu werden. Also gibt es genug Stoff für deutsch-französischen bzw. französisch-deutschen Austausch.

Soviel zu den Gründen, warum die europäische - d.h. zur Zeit dänische, deutsche, französische, italienische und schwedische - LaRouche-Jugend sowie eine Delegation der amerikanischen LaRouche-Jugendbewegung das Jahr 2004 mit zwei Aktionswochen - eine in Paris und eine in Berlin - begann. Über die Pariser Aktionswoche vom 16.-23. Januar wurde hier bereits berichtet. Im Folgenden der Bericht zur Berliner Aktionswoche vom 24.-30. Januar.

Demo mit Jacques und Helga

Nach der Pariser Aktionswoche kamen etwas mehr als 50 Aktivisten nach Berlin. Der Samstag wurde zur Belcanto-Stimmbildung und um Banner und Schilder vorzubereiten genutzt. Am Sonntag ging es dann zum Europaparteitag der BüSo (siehe Neue Solidarität 6/2004).

Am Montag fand eine Demonstration durch das Berliner Regierungsviertel statt: Vom Reichstag ging es durchs Brandenburger Tor an der französischen Botschaft vorbei, Unter den Linden zur Friedrichstraße weiter zum Gendarmenmarkt, wo das Friedrich-Schiller-Denkmal steht. Danach gab es eine Kundgebung mit Helga Zepp-LaRouche und Jacques Cheminade, dem Präsidenten der Solidarité et Progrès, am Breitscheidplatz, wo der Ku'damm beginnt. Für viele der jungen Aktivisten war es etwas besonderes, zusammen mit Jacques und Helga die Bevölkerung zu organisieren.

Neue Aktionsformen

Etwas absolut Neues stellte das Organisieren in der Métro bzw. der U-Bahn dar - auf dem Weg zu Kundgebungen muß man ja nicht passiv sein. Es stellte sich als recht wirksam heraus, wenn zehn Leute mit umgehängten Postern in der Bahn ein Lied wie "Le Chant du départ", "Oh Freedom" oder "Die Gedanken sind frei" singen, ein politisches Briefing in mehreren Sprachen geben und die Neue Solidarität oder Flugblätter verteilen. Wenn das gut läuft, kommen die Leute fast schon von selbst, fragen nach Literatur und wollen angerufen werden. Man erreicht auf diese Weise viele Leute, die an keinem Informationstisch stehen bleiben würden.

Eine andere sehr lustige Sache ist es, an den Universitäten zu intervenieren. Stell dir vor, du sitzt zusammen mit 1000 weiteren Studenten und Professoren in der Mensa und schlürfst wie jeden Tag deinen Eintopf, während ein Belcanto-Chor von 50 Sängern und Sängerinnen hereinspaziert, Bachs "Jesu meine Freude" vorträgt, über Megaphon etwas von deiner Kraft zur Veränderung der Welt erzählt, von Tisch zu Tisch geht, Literatur verteilt und Telefonnummern einsammelt. Wir intervenierten auch in mehrere Vorlesungen und waren mit Sicherheit das Gesprächsthema Nummer Eins an den Pariser und Berliner Universitäten!

Parteien hinter Glas

Am Donnerstagabend gab es gleichzeitig fünf verschiedene Veranstaltungen von Parteien, Wirtschaftstreffen und dergleichen. Wir entschlossen uns spontan, bei allen diesen Gelegenheiten zu intervenieren, um auf einen Schlag einen hohen Bekanntheitsgrad beim Berliner Establishment zu erzielen.

Bei einem Bankierstreffen gelang es einem neuen Mitglied aus Sachsen, das einmal bei einer Cateringfirma gearbeitet hatte, auf jeden Platz die Ausgabe der Neuen Solidarität mit dem Artikel "LaRouche contra Greenspan" und das amerikanische Heft Children of Satan II zu verteilen. Kurz vor Beginn der Veranstaltung sahen wir nach, ob die Veranstalter auch nichts weggeräumt hatten - und zu unserem Erstaunen stellten wir fest, daß die offizielle Broschüre zu unserem Material dazugelegt wurde! Professioneller geht's nicht.

Der Architekt des Willy-Brandt-Hauses, der Berliner SPD-Zentrale, scheint zwar keine Erziehung über klassische Schönheitsprinzipien genossen zu haben, aber die SPDler sitzen dort in ihrem modernistischen Glashaus wie Goldfische im Aquarium - wie geschaffen, um sich draußen mit Bannern, Schildern und Gesang zu zeigen.

Im Erdgeschoß fand ein Vortrag des Spitzenkandidaten der SPD für die Europawahl, Martin Schulz, statt. Aber das Publikum beobachtete an diesem Abend mit großen Augen, was sich draußen vor der Glaswand abspielte. Drinnen stieg die Nervosität, da die Fragen aus dem Publikum in wunderbarer Harmonie mit der Demonstration draußen waren. Genauer gesagt: Nicht nur, daß das Publikum ohnehin sehr kritische Fragen zu stellen hatte, eine Delegation von "LaRouchies" stellte sicher, daß die wichtigen Themen ausreichend diskutiert wurden. Jedesmal, wenn das "L-Wort" - LaRouche - fiel, ging ein Raunen durch den Saal. Es gab einige 68er, die sich darüber ärgerten, aber nachher kamen Leute zu uns, die uns für unsere Intervention beglückwünschten und mehr über LaRouche erfahren wollten.

Außerdem konnten wir in zwei CDU-Veranstaltungen intervenieren - eine mit Angela Merkel, die andere mit Wolfgang Schäuble. Beide flippten über die Präsenz der LaRouche-Jugendbewegung aus, vor allem über die Frage: "Herr Schäuble, wie christlich ist es eigentlich, Cheneys Doktrin präemptiver Nuklearkriege zu unterstützen?" Wir konnten viel Literatur verteilen, und vielen Gästen über LaRouches New Deal und den Kampf gegen Cheney berichten. Ein Gast meinte, er habe von unserer Intervention bei der UNESCO in Paris gehört.

Im allgemeinen nahmen die Sicherheitsdienste bzw. die Polizei unsere Interventionen und Spontandemonstrationen sehr gelassen, und meinten nicht selten: "Ihr habt recht mit dem, was ihr macht, aber vergeßt nicht: Ich mache meine Arbeit, ihr macht eure."

Monge-Brigaden

Wenn es keine Interventionen gab, versammelten wir uns abends in der Herberge. Wir bildeten sogenannte "Monge-Brigaden". Das sind eigentlich Gruppen von etwa 15-25 Leuten, die miteinander und voneinander lernen, bei uns waren es je ca. zehn. Dieses System wurde von Gaspard Monge und Lazare Carnot während der Französischen Revolution entwickelt und diente auch zum Aufbau der Ecole Politechnique. (Das ganze Thema der Ecole Politechnique verlangt sicherlich genauere Ausführung, das würde aber den Rahmen dieses Artikels sprengen.)

Jedenfalls bildeten wir diese Monge-Brigaden, um in diesem Rahmen LaRouches neueste Schrift "On the Subject of Tariffs and Trade" (Über Zölle und Handel), die Broschüre Children of Satan II über Cheney und den Synarchismus sowie Gauß' ersten Beweis des Hauptsatzes der Algebra zu studieren und zu besprechen. Natürlich gab es auch über die strategischen Entwicklungen, besonders den amerikanischen Wahlkampf und Cheneygate, rege Diskussionen.

An zwei Abenden hielt Jonathan Tennenbaum Vorträge. Der eine behandelte die Bedeutung des Mond-Mars-Projektes für den menschlichen Fortschritt. Wie langweilig wäre die menschliche Existenz, wenn es keine Sprünge ins Ungewisse mehr gäbe? Wißt Ihr eigentlich, wie viele Probleme auf der Erde zu lösen wären, um einen Menschen zum Mars und lebend wieder zurückzubringen? Der zweite behandelte das Prinzip der Inversion in der klassischen Komposition bei Johann Sebastian Bach und Martin Luther King. Wir hörten Klavierstücke von Bach und Mozart, Martin Luther Kings Mountain-Top-Rede und Lyndon LaRouches Ansprache zum Martin-Luther-King-Tag.

Fahrt in unbekannte Gewässer

Diese Wochen waren für uns alle eine Fahrt in unbekannte Gewässer, da weder wir noch irgendjemand sonst jemals diese Art von politischer Mobilisierung durchgeführt hat. Darin liegt eine der Stärken der LaRouche-Bewegung. Wir legen uns nicht auf irgendeine Wahlkampftaktik fest. Wir sind eine Bewegung, die menschliche Kreativität in den Mittelpunkt stellt. Wenn das Ziel einmal klar ist, kann der Weg jeden Tag neu definiert werden, und heute könntest du auf uns an einem Ort stoßen, von dem selbst wir gestern noch nicht wußten, daß er politisiert werden könnte.

Daniel Buchmann



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